Hallo,
Zum Thema Waldorf kann ich nichts beitragen. Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Kinder nun mal unterschiedlich sind - auch Geschwister
Ich habe zwei Kinder, die als Babys und Kleinkinder unterschiedlicher nicht hätten sein können.
Meine Tochter hat die ersten 7 Monate ihres Lebens quasi komplett verschlafen. Sie hat wirklich von der ersten Nacht an mindstens 8 Stunden durchgeschlafen, ist beim Stillen ständig eingeschlafen, hat nie "gespielt". Diese 7 Monate bestanden bei ihr aus Schlafen, Stillen, Wickeln, Schlafen. Das Kind hat sich mit 7 Monaten nicht gedreht, hat nicht "gebabbelt", nicht an den Füßen gespielt usw.
Man konnte dieses Baby ab dem ersten Tag ins eigene Bettchen legen und sie hat geschlafen.
Dann von einem Tag auf den anderen saß unsere Tochter plötzlich aufrecht auf der Spieldecke. Was musste ich mir von allen Leuten anhören: Das ist nicht gut, wenn das Kind so früh sitzt, der Rücken wird krumm usw. Aber was soll ich denn machen, wenn sich das Kind allein hinsetzt? Ich kann es ja schlecht wieder umschmeißen und am Boden festtackern
Mit 8 Monaten stand meine Tochter aufrecht, mit 10,5 Monaten ist sie frei gelaufen und fing an zu sprechen. Mit 12 Monaten ist sie auf dem Klettergerüst herumgeturnt und mit 13 Monaten balancierte sie rückwärts auf dem Rand vom Sandkasten. Sie sprach auch schnell 2- und 3-Wortsätze - als Gleichaltrige noch mit Mama, Papa und "Da" Mühe hatten. Relativ viel hat meine Tochter immer noch geschlafen, allerdings ab dem Zeitpunkt wo sie mobil wurde, nur noch nachts.
Mein Sohn dagegen hat bis er 4,5 Jahre alt war, keine einzige Nacht durchgeschlafen. Er wohnte als Baby im Tragetuch, hat im Kinderwagen gebrüllt und schlief die ersten 14 Monate nur in meinem Bett (oder im Tragetuch) - vorzugsweise in meinem Arm. Er hat anscheinend alle Baby-Ratgeber gelesen, denn er hat sich "vorbildlich" gedreht, vor sich hin gebabbelt, ist gekrabbelt usw. Nur schlafen wollte er nicht - vor Allem nicht nachts.
Besonders "schön" war die Zeit, als mein Sohn nach durchwachter Nacht morgens um 6 Uhr endlich eingeschlafen ist und meine Tochter um 6.30 Uhr ausgeschlafen hatte
Da habe ich dann meine Tochter in die Kita gebracht und mich erst mal schlafen gelegt bis der Sohn wieder wach war
Meine Tochter konnte sich auch nie allein beschäftigen. Sie brauchte immer einen Animateur und jemanden, der alles bewundert was sie macht. Mein Sohn hat schon als Baby allein gespielt. Er konnte z.B. während Autofahrten eine Stunde lang seine Rassel in den Händen drehen ohne einen Mucks von sich zu geben. Wir dachten dann immer, dass er schläft - aber wenn man hingeschaut hat, dann hat er einen putzmunter angelächelt.
Bei meinem Sohn haben die Erzieher auch sehr früh gesagt, dass er "anders" ist. Meine Tochter hat sich in der Kita angepasst und ist nur durch Kleinigkeiten aufgefallen - z.B. dass sie bereits mit 2,5 Jahren versucht hat, sich herauszureden, wenn sie bei etwas Unerlaubtem erwischt wurde - anstatt einfach loszuweinen, wie es alle anderen machen
"Kluge Ratschläge" haben wir im Baby- und Kleinkindalter auch ausreichend bekommen. Links rein, rechts raus. Kann man lernen. Es sind unsere Kinder. Wir sind die Eltern. Was für andere Kinder gut ist, muss es noch lange nicht für unsere sein.
Was habe ich für verständnislose Blicke geerntet, wenn ich erwähnte, dass unser damals 3-jähriger Sohn abends selbst entscheidet, wann er ins Bett gehen möchte
Tja, er ist jetzt 10 Jahre alt - und entscheidet immer noch selbst, wann er schlafen möchte
Ich kann Euch nur raten, dass ihr ruhig Eurem Baugefühl vertrauen und euch ein "dickeres Fell" zulegen solltet. Macht Euch nicht so viel Stress, weil Eure Tochter "anders" ist. "Anders" ist nicht unbedingt schlecht oder krank. Oft ist es auch einfach nur "anders"