Kennt das jemand?

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
Boebae
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Re: Kennt das jemand?

Beitrag von Boebae »

charlotte12 hat geschrieben: Wir haben damals die Anthroposophie als sehr unflexibel erlebt, alles wurde so (um-)interpretiert, dass es ins Weltbild passte, immer lag die Schuld bei uns, nie am Kindergarten.
Exakt das erleben wir auch und ich glaube auch dieses Unverständnis und die versteckten Unterstellungen lassen uns so oft zweifeln und verzweifeln. Auch die vermeintlich guten Gespräche, die mich in der Folgenacht nicht schlafen lassen, weil ich mich nachträglich echt über viele Aussagen sehr wundere... Dazu kommt, dass ich mir oft Sorgen mache, ob unsere Tochter irgendwie unter diesen starren Regeln leidet, da sie da einfach nicht so richtig reinpasst... Es wird uns das Gefühl gegeben, unsere Tochter sei komisch und wir sind schuld daran. Alles wird sofort pathologisiert und auf einen ungesunden Seelenzustand zurückgeführt... Ich finde es sehr schade, dass ein Konzept, was ich in den Grundzüge wirklich gut finde so starr und so wenig individuell ist.
Blöderweise haben wir keinen Plan B bis sie 3 Jahre alt ist und in einen Kindergarten kommt. Ich hoffe einfach nur, dass das ihr bzw. uns nicht irgendwie schadet.
Wenn ich darf, würde ich dir gerne ein paar Fragen stellen...
Wie lange war Eure Tochter in einem antroposophischen Kindergarten? Wenn ich dich richtig verstehe, war es auch sehr anstrengend für euch, aber ihr seid unbeschadet rausgekommen, oder? Gab es auch etwas positives, was du aus dem Konzept mitnehmen konntest? Wie war die Umgewöhnung in eine nicht-anthroposophische schulische Umgebung?
Rabaukenmama
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Re: Kennt das jemand?

Beitrag von Rabaukenmama »

Zu antrosophischem Gedankengut: Was ich daran kritisiere ist, dass es eine für alle Kinder allgemeingültige Vorgehensweise gibt. Damals, als Rudolf Steiner Anfang des vorigen Jahrhunderts diese Gedanken erstmals formulierte, mag es in vieler Hinsicht positive Denkanstöße gegeben haben. Die vorherrschende Sichtweise war ja damals, dass Kinder mit "starker Hand" (oft auch mit brachialer körperlicher und seelischer Gewalt) von klein auf in die "richtige Richtung" erzogen werden müssen, weil sie sonst verweichlichen und den Eltern auf der Nase rumtanzen (schwarze Pädagogik). Damals war der antrosophische Ansatz, das Kind einfach nur Kind sein zu lassen, für viele Kinder tatsächlich ein Segen. Nur, dass die Ansicht, was für das Kind gut und schlecht ist, genauso vehement vertreten wurde, wie der gegenteilige Ansatz, und dass hinterfragen genauso unerwünscht war. Und im Zweifelsfall, wenn das Kind nicht ins Konzept gepasst hat, haben ganz sicher die Eltern was falsch gemacht!

Erinnert mich an eine Textpassage von Reinhard Mey "...denn altes Vorurteil ist jetzt durch neues Vorurteil ersetzt, zu Theorien aufpoliert"

Es ist übrigens interessant zu wissen, dass Rudolf Steiner selbst keine Kinder hatte und auch nie längere Zeit selbst mit Kindern gearbeitet hat. Seine Theorien sind quasi "auf dem Reißbrett" entstanden, das Werk eine Philosophen, der von ein paar Eindrücken abzuleiten versuchte, was angeblich ALLEN Kindern gut tut (ganz im Gegensatz zu Maria Montessori, die ihr Leben den Kindern gewidmet hat).
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Meine3
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Re: Kennt das jemand?

Beitrag von Meine3 »

Boebae hat geschrieben:
charlotte12 hat geschrieben: Wir haben damals die Anthroposophie als sehr unflexibel erlebt, alles wurde so (um-)interpretiert, dass es ins Weltbild passte, immer lag die Schuld bei uns, nie am Kindergarten.
Exakt das erleben wir auch und ich glaube auch dieses Unverständnis und die versteckten Unterstellungen lassen uns so oft zweifeln und verzweifeln. Auch die vermeintlich guten Gespräche, die mich in der Folgenacht nicht schlafen lassen, weil ich mich nachträglich echt über viele Aussagen sehr wundere... Dazu kommt, dass ich mir oft Sorgen mache, ob unsere Tochter irgendwie unter diesen starren Regeln leidet, da sie da einfach nicht so richtig reinpasst... Es wird uns das Gefühl gegeben, unsere Tochter sei komisch und wir sind schuld daran. Alles wird sofort pathologisiert und auf einen ungesunden Seelenzustand zurückgeführt... Ich finde es sehr schade, dass ein Konzept, was ich in den Grundzüge wirklich gut finde so starr und so wenig individuell ist.
Blöderweise haben wir keinen Plan B bis sie 3 Jahre alt ist und in einen Kindergarten kommt. Ich hoffe einfach nur, dass das ihr bzw. uns nicht irgendwie schadet.
Wenn ich darf, würde ich dir gerne ein paar Fragen stellen...
Wie lange war Eure Tochter in einem antroposophischen Kindergarten? Wenn ich dich richtig verstehe, war es auch sehr anstrengend für euch, aber ihr seid unbeschadet rausgekommen, oder? Gab es auch etwas positives, was du aus dem Konzept mitnehmen konntest? Wie war die Umgewöhnung in eine nicht-anthroposophische schulische Umgebung?

Ich kann dazu auch beitragen, dass wir uns für unseren Sohn die Waldorf-Schule angeschaut hatten und mein Mann und ich total verliebt in diese Schule ware, weil alles so heimelig, gemütlich und liebevoll wirkte.

Aber spätestens mit dem Gespräch zur Schulreife hat sich mein Eindruck komplett geändert. Wir haben ihn dann dort auch nicht angemeldet ;).

Ja, Waldorf-Pädagogik IST unflexibel und hat ein sehr eng gefasstes Bild, wie ein Kind zu sein hat, bzw. wann es welche Entwicklungsschritte zu durchlaufen hat.

Mein Sohn hat das krabbeln übersprungen, hat sehr früh gesprochen und war auch sonst kognitiv eben immer sehr fit. Das fanden die Damen sehr beunruhigend. Mein Sohn hatte mit 6,5 noch keine Zahnlücke, auch das: Ein Zeichen, dass bei dem Kind "was nicht stimmt"... :gruebel:

Ein begabtes oder hochbegabtes Kind ist hier komplett fehl am Platz. Hier müssen die Kinder sowohl psychisch als auch physisch eine ganz bestimmte Entwicklung durchlaufen, wenn diese "gestört" ist, ist es auch das Kind. Tendenziell sind Waldorf-gerechte (oder -passende) Kinder eher etwas langsamer in ihrer Entwicklung.

So schön manche Ansätze der anthroposophischen Lebensweise sind, ist sie vor allem eins: nicht philantropisch im Sinne von: alle Menschen sind in Ordnung, so wie sie sind.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
charlotte12
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Re: Kennt das jemand?

Beitrag von charlotte12 »

hab per PN geantwortet :)
Auguste
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Re: Kennt das jemand?

Beitrag von Auguste »

Hallo,

Zum Thema Waldorf kann ich nichts beitragen. Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Kinder nun mal unterschiedlich sind - auch Geschwister ;)

Ich habe zwei Kinder, die als Babys und Kleinkinder unterschiedlicher nicht hätten sein können.

Meine Tochter hat die ersten 7 Monate ihres Lebens quasi komplett verschlafen. Sie hat wirklich von der ersten Nacht an mindstens 8 Stunden durchgeschlafen, ist beim Stillen ständig eingeschlafen, hat nie "gespielt". Diese 7 Monate bestanden bei ihr aus Schlafen, Stillen, Wickeln, Schlafen. Das Kind hat sich mit 7 Monaten nicht gedreht, hat nicht "gebabbelt", nicht an den Füßen gespielt usw. :gruebel: Man konnte dieses Baby ab dem ersten Tag ins eigene Bettchen legen und sie hat geschlafen.

Dann von einem Tag auf den anderen saß unsere Tochter plötzlich aufrecht auf der Spieldecke. Was musste ich mir von allen Leuten anhören: Das ist nicht gut, wenn das Kind so früh sitzt, der Rücken wird krumm usw. Aber was soll ich denn machen, wenn sich das Kind allein hinsetzt? Ich kann es ja schlecht wieder umschmeißen und am Boden festtackern ;) Mit 8 Monaten stand meine Tochter aufrecht, mit 10,5 Monaten ist sie frei gelaufen und fing an zu sprechen. Mit 12 Monaten ist sie auf dem Klettergerüst herumgeturnt und mit 13 Monaten balancierte sie rückwärts auf dem Rand vom Sandkasten. Sie sprach auch schnell 2- und 3-Wortsätze - als Gleichaltrige noch mit Mama, Papa und "Da" Mühe hatten. Relativ viel hat meine Tochter immer noch geschlafen, allerdings ab dem Zeitpunkt wo sie mobil wurde, nur noch nachts.

Mein Sohn dagegen hat bis er 4,5 Jahre alt war, keine einzige Nacht durchgeschlafen. Er wohnte als Baby im Tragetuch, hat im Kinderwagen gebrüllt und schlief die ersten 14 Monate nur in meinem Bett (oder im Tragetuch) - vorzugsweise in meinem Arm. Er hat anscheinend alle Baby-Ratgeber gelesen, denn er hat sich "vorbildlich" gedreht, vor sich hin gebabbelt, ist gekrabbelt usw. Nur schlafen wollte er nicht - vor Allem nicht nachts.

Besonders "schön" war die Zeit, als mein Sohn nach durchwachter Nacht morgens um 6 Uhr endlich eingeschlafen ist und meine Tochter um 6.30 Uhr ausgeschlafen hatte :schwitz: Da habe ich dann meine Tochter in die Kita gebracht und mich erst mal schlafen gelegt bis der Sohn wieder wach war ;)

Meine Tochter konnte sich auch nie allein beschäftigen. Sie brauchte immer einen Animateur und jemanden, der alles bewundert was sie macht. Mein Sohn hat schon als Baby allein gespielt. Er konnte z.B. während Autofahrten eine Stunde lang seine Rassel in den Händen drehen ohne einen Mucks von sich zu geben. Wir dachten dann immer, dass er schläft - aber wenn man hingeschaut hat, dann hat er einen putzmunter angelächelt.

Bei meinem Sohn haben die Erzieher auch sehr früh gesagt, dass er "anders" ist. Meine Tochter hat sich in der Kita angepasst und ist nur durch Kleinigkeiten aufgefallen - z.B. dass sie bereits mit 2,5 Jahren versucht hat, sich herauszureden, wenn sie bei etwas Unerlaubtem erwischt wurde - anstatt einfach loszuweinen, wie es alle anderen machen ;)

"Kluge Ratschläge" haben wir im Baby- und Kleinkindalter auch ausreichend bekommen. Links rein, rechts raus. Kann man lernen. Es sind unsere Kinder. Wir sind die Eltern. Was für andere Kinder gut ist, muss es noch lange nicht für unsere sein.

Was habe ich für verständnislose Blicke geerntet, wenn ich erwähnte, dass unser damals 3-jähriger Sohn abends selbst entscheidet, wann er ins Bett gehen möchte :o Tja, er ist jetzt 10 Jahre alt - und entscheidet immer noch selbst, wann er schlafen möchte ;)

Ich kann Euch nur raten, dass ihr ruhig Eurem Baugefühl vertrauen und euch ein "dickeres Fell" zulegen solltet. Macht Euch nicht so viel Stress, weil Eure Tochter "anders" ist. "Anders" ist nicht unbedingt schlecht oder krank. Oft ist es auch einfach nur "anders" ;)
Karen
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Re: Kennt das jemand?

Beitrag von Karen »

Meine Tochter war genau so wie deine - anstrengend zu Ausmass dass keinen Mensch es vorstellen konnte oder uns geglaubt hat. Ich weiss noch wie wir Champanien getrunken haben wenn meine Tochter erstes mal im Leben mit 13 Monaten nur 3 mal in der Nacht wach war. Ich habe damals viel von Renz-Polster gelesen, und mir hat geholfen zu akzeptieren dass es gewissen massen normal war. Erst danach wurde mir klar dass einzehlne Sachen schon normal waren, aber der Kombi : wenig Schlaf, hohes Energiepegel, extreme Aufmerksamkeit, Körperspannung und Kraft, Entwicklungsvorsprung ab Geburt, nicht abschalten und regulieren können, früheres Zahlen Verständnis (mit 20monaten), interesse fürs themen wie Tod, Krieg, Kulturunterschiede mit nocht nicht 2 Jahren usw. ganz und gar nicht normal waren. Damals hat in diesem Forum noch Momo mitgeschrieben. Ihre Tochter war sehr ähnlich, und ihre Entwicklung mitzuverfolgen (sie war 3-4 Jahre älter als meine) hat mir wirklich sehr viel Kraft gegeben und hoffnung dass es besser wird. Meine Tochter ist jetzt 6j, getestet hochbegabt, getestet kein Adhs oder aperger, hochsensibel. Sie ist jetzt in der 2 Klasse, endlich zufrieden und ich fange langsam an leben mit meinem Kind zu geniessen.
Was ich änderes machen würde:
- dazu stehen dass Kind besonders ist und ihre interessen viel mehr verteidigen und durchsetzen ohne rücksicht zu nehmen was andere über uns denken. Wir haben es schon in vielem so gemacht - aber ich habe oft ihre fähigkeiten kleingeredet oder nach aussen versteckt oder nicht beachtet - resultat war dass meine Tochter immer noch mit geringem selbstgefühl kämpft, sich übereinpasst, versteckt was sie kann. Ich bin mir ziemlich sicher dass wir es (unbewusst) ausgelösst haben und sie unsere verhalten spiegelt.
- weg von Gedanken sein was Kinder gerne haben sollen (geburtstagsfeste, mit anderen Kinder spielen, spielplätze, am Strand mit Sand und Wasser spielen, usw.) Sie hst es alles gehasst. Ein Stadttour mit meiner 2 Jahrigen Tochter war um einiges enspannter als Strandurlaub. Wir haben erst zu spät realisiert oder nicht wahrhaben wollen.
- mit 5 einschulen (auch wenn es offiziel nicht möglich ist)
- akzeptieren dass nur sehr wenige Menschen uns verstehen können.
- einsehen dass jedes Verhalten Sinn macht, Gründe hat und nicht einfach so um uns zu nerven da ist (trotzphase...) .
Eventuell hilft euch ein Buch von Nora Imlau - "so viel freude so viel wut" um positiven Sicht in schlechten zeiten zu behalten.
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Kennt das jemand?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Ich kann zu Karins Worten nur hinzufügen: Nimm es ernst,wenn dein Kind unzufrieden ist. Auch wenn alle sagen, da müssen alle durch... Meine Tochter hat schon vor dem 4. Geburtstag über einen unpassenden Kindergarten gesagt: "ich will hier mit keinem spielen, ich will hier nur frei sein!"
Boebae
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Re: Kennt das jemand?

Beitrag von Boebae »

Oh, ihr seid einfach alle so nett! Wirklich - es tut so gut, dass jemand zuhört und man irgendwie das Gefühl hat verstanden zu werden.

@Rabaukenmama & Meine3: Ich hatte gerade auch schon Charlotte zum Thema Waldorf Pädagogik geschrieben, dass ich echt entsetzt bin, wie diese Ideologie so blind und unangepasst durchgezogen wird und bis heute alle neuen pädagogischen Erkenntnisse ignoriert. Das habe ich vollkommen falsch eingeschätzt und habe mich von den positiven Aspekten blenden lassen (Naturnähe, gute Materialien, regionales/saisonales/hochwertiges Essen/“Kind, Kind sein lassen“/…). Unsere Tagesmütter (das ist aufgebaut wie eine Kita, nur eben mit Tagesmüttern) sind nicht ganz so fanatisch wie ich es schon aus anderen Waldorfpädagogischen Einrichtungen gehört habe, trotzdem würde ich mich im Nachhinein auch nicht mehr dafür entscheiden, da die Philosophie an unserer Tochter vorbei geht.

@Auguste: das zeigt auch, dass Babys nicht als komplett unbeschriebene Blätter zur Welt kommen, sondern einfach bestimmte Eigenschaften mitbringen, an denen wir nichts ändern können und das wohl auch nicht tun sollten! Danke für deine Geschichte – ich fürchte übrigens auch, dass unsere Tochter in naher Zukunft nicht durchschlafen wird ;-)… Wenn man dann noch zwei Kinder hat, wie du, stelle ich mir den Schlafmangel noch anstrengender vor. Ich finde es ganz interessant, dass Du sagt, dass dein Sohn selbst entscheidet, wann er ins Bett geht. Könnte mir gut vorstellen, dass das auch für uns ein Weg wäre, weil wir haben festgestellt umso später sie ins Bett geht (d.h. umso müder sie ist), desto besser sind die Nächte. Wobei das schon sehr spät werden könnte und wir tatsächlich abwägen, ob wir es schlimmer finden Nachts 2 Stunden wach zu sein, oder Abends „keinen Feierabend“ zu haben…

Karen hat geschrieben:Meine Tochter war genau so wie deine - anstrengend zu Ausmass dass keinen Mensch es vorstellen konnte oder uns geglaubt hat. Ich weiss noch wie wir Champanien getrunken haben wenn meine Tochter erstes mal im Leben mit 13 Monaten nur 3 mal in der Nacht wach war. (…) wenig Schlaf, hohes Energiepegel, extreme Aufmerksamkeit, Körperspannung und Kraft, Entwicklungsvorsprung ab Geburt, nicht abschalten und regulieren können
@Karen: Danke auch für Deine Worte! Ich musste gerade ein wenig schmunzeln, weil das Zitat einfach hätte 1:1 von mir kommen können. Die Sache mit der Körperspannung und Kraft ist auch bei uns ein Thema. Die einen sagen, sie sei sehr stark und hätte eine gute Körperspannung - die anderen sagen, sie sei völlig verspannt und hätte eine zu hohe Muskelspannung. Jede Untersuchung beim Arzt ist jedenfalls nahezu unmöglich, da sie all die Kraft die sie hat auf eine nicht-zu-bändigende Art und Weise einsetzt. Auch das Buch, welches du vorgeschlagen hast, werde ich mir auf jeden Fall ansehen! die Dinge, die Du anders machen würdest nehme ich für uns mit. Ob sie tatsächlich früher eingeschult werden muss/sollte/will wird die Zeit zeigen - wie gesagt, vielleicht haben wir es ja auch tatsächlich "nur" mit einem sehr willensstarken und temperamentvollen Charakter zu tun (den sie evtl. von mir geerbt haben könnte ;-) ). Nichts desto Trotz versuchen wir einfach so gut wie nur möglich auf ihre Bedürfnisse einzugehen und vor allem - da hast du recht - die Dinge nicht vor anderen irgendwie besser/anders/schlechter zu reden, damit wir Ruhe haben, sondern einfach dazu stehen, wie sie ist.

@Katze_keine_Ahnung: Bis jetzt scheint sie noch relativ gerne hin zu gehen, so lange wir eben Nachmittags extrem viel Zeit mit ihr, ihren Büchern und Sprechen verbringen. Wir holen Sie jeden Tag gegen 13:30/14 Uhr ab. Darüber bin ich auch echt froh, da ich glaube, dass sie deutlich unentspannter wäre, wenn sie den ganzen Tag dort wäre. Aber klar, wenn wir feststellen, dass sie partout nicht mehr hin möchte, müssen wir schauen, ob wir das Unmögliche irgendwie möglich machen können.
sinus
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Re: Kennt das jemand?

Beitrag von sinus »

Ich möchte dir zum Einlesen "Elterntraining Hochbegabung: Fit für Ihr schlaues Kind in drei Tagen" von Gabriele Gorny empfehlen.
Das ist ein dünnes Büchlein, an einem Nachmittag zu lesen, aber ein wirklich gutes Kompendium - ich habe so einige Sätze markiert, die ich mir immer mal wieder vor Augen halten will und muss.
Sie beschreibt da auch immer mal typische Begebenheiten, die man mit so einem Kind erlebt, auch schon im sehr jungen Alter, die ich sehr oft nur zu gut wiedererkannt habe!
Zuletzt geändert von sinus am Fr 14. Feb 2020, 11:11, insgesamt 1-mal geändert.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
sinus
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Re: Kennt das jemand?

Beitrag von sinus »

Boebae hat geschrieben:oder Abends „keinen Feierabend“ zu haben…
Gewöhn dich besser dran :?
(Ich bin allein erziehend mit zwei solchen Kindern - 5 und 11 Jahre alt. Da liegt vor 22 Uhr keines der Kinder im Bett. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich keinen Feierabend habe und genieße die Abende mit den Kindern auch. Meistens. Wobei hier da auch oft "jeder seins" macht.

Dein Kind hält dich gesichert die nächsten Jahre noch sehr auf Trab, du wirst sehr flexibel im Denken und Handeln sein müssen und dich und alles mögliche was allgemein üblich und gewohnt ist, immer wieder in Frage stellen (müssen).
Mehr, als andere Eltern.
Aber: es lohnt sich definitiv, sich darauf einzulassen. Solche Kinder sind auch richtig toll und man entwickelt sich zusammen mit ihnen unglaublich weiter. Meine Welt ist sehr viel größer geworden und ich habe in und an mir sehr viel neu entdeckt.
Ich hab meiner 11jährigen, die mich kürzlich fragte, ob ich lieber ein nicht hochbegabtes Kind hätte, dazu gerade neulich erst gesagt, dass es wie eine Abenteuerfernreise in unbekannten Dschungel ist. Klar ist es bequemer, im Ferienquartier in der Nähe Urlaub zu machen. Wo alle die eigene Sprache sprechen, man gewissen Komfort hat und es wenige Überraschungen gibt. Aber ich würde trotzdem die Abenteuerreise in den wilden Dschungel IMMER vorziehen, auch wenn sie weniger Komfort bietet und einem immer wieder etwas völlig Unvorhergesehnes passieren kann!
Solche Kinder sind ein Geschenk, ich würde es nicht anders wollen, obwohl es insbesondere mit meiner Großen nun wirklich nicht immer leicht ist.
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friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
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