hochbegabt oder einfach nur klug?
Verfasst: Mi 16. Feb 2011, 11:29
Hallo,
vor Kurzem bin ich auf dieses Forum gestoßen und würde mich über einen Rat bezüglich meines Sohnes sehr freuen. Er ist 6 ½ Jahre alt und geht seit September in die erste Klasse einer normalen Grundschule. Seit er etwa zwei Jahre alt ist, wurde mir in den kinderärztlichen Kontrolluntersuchungen regelmäßig bestätigt, dass er Gleichaltrigen kognitiv und vor allem sprachlich um ein gutes Jahr voraus ist. Er konnte vor Schuleintritt im Prinzip schon lesen. Im Kindergarten durfte er oft mit vier schon bei den Vorschulkindern mitmachen, weil er sich bei Gleichaltrigen langweilte. Eine vorzeitige Einschulung wurde uns nicht empfohlen, da er sozial-emotional noch nicht so weit sei. Das alles halte ich nicht für ungewöhnlich und auch keinesfalls für ein Zeichen von Hochbegabung.
Was mich aber seit Schulbeginn stutzig macht, ist, dass er sich trotz guter Leistungen (er macht z. B. fast ausnahmslos selbständig Hausaufgaben und braucht dafür meist weniger als 10-15 Minuten, manche Klassenkameraden scheinen bis zu 1 ½ Stunden daran zu sitzen) zum Klassenclown zu entwickeln scheint. Er quasselt im Unterricht, verwendet Ausdrücke, schneidet Grimassen, tritt nach Klassenkameraden, spuckt, zieht Mützen weg ... Die Lehrerin sagt, er sieht sein Fehlverhalten durchaus ein und entschuldigt sich dann auch aufrichtig, kurz danach geht es aber weiter. Sie möchte jetzt einen „Verhaltenspass“ mit Belohnungen in Form von Unternehmungen mit ihm anfangen. Ich würde es aber für sehr wichtig halten, den Grund für sein Verhalten herauszufinden.
Seine Leistungen scheint er selbst nicht als besonders gut einzustufen; als ich ihn für ein fast fehlerfreies Wörterdiktat lobte, meinte er, die anderen seien aber „fast alle“ noch besser gewesen (was ich nicht glaube). Andererseits sagte er neulich: „Obwohl ich doch eigentlich so viel weiß, werde ich am meisten geschimpft.“ Manchmal sehe ich in seinem Heft, dass er im Voraus richtig gelöste Aufgaben wieder ausradieren musste, weil „das noch nicht dran war.“ Er scheint Freiarbeiten wie Lesen in der Bücherecke durchaus anzunehmen und hat schon den „Goldenen Lesepass“. Viele Aufgaben, die andere zu Hause fertig stellen müssen, hat er schon in der Schule gelöst. Bei der letzten Elternsprechstunde erwähnte die Lehrerin mit keinem Wort, ob er ein guter oder überdurchschnittlicher Schüler sei.
Zuhause spielt er gern stundenlang allein; bastelt zum Beispiel kleine Bücher mit gemalten Bildern und Text oder schneidet Eisenbahnwaggonbilder aus Katalogen aus und fügt sie zu Zügen zusammen. Er nimmt kleine Filme mit seiner Digitalkamera auf und kommentiert sie. Er interessiert sich sehr für Naturwissenschaften und erklärte mir neulich physikalisch korrekt, wie der Mond entstanden ist. Heute morgen sprachen wir u. a. darüber, dass Schnabeltiere Eier legen, obwohl sie Säugetiere sind, und er holte seinen Naturführer aus dem Regal und erläuterte mir, in welch unterschiedlichen Formen Frösche, Molche usw. ihren Laich ablegen.
Er hat eine 5jährige Schwester, die ebenfalls schon anfängt zu lesen; die beiden spielen oft stundenlang Rollenspiele zusammen (auch Barbie usw.) Mit gleichaltrigen Jungen endet das Spiel oft mit Quatschmachen; ältere traut er sich nicht so recht einzuladen. Er würde gern auch Mädchen aus seiner Klassen als Freundinnen haben, die ihn jedoch scheinbar deswegen auslachen. (Möglicherweise auch mit ein Grund für sein latent aggressives Verhalten?)
Sprachlich ist er wirklich schon sehr weit, mathematisch rechnet er von 1 bis 20 relativ sicher, interessiert sich sehr für größere Zahlen, kann aber noch nicht wirklich damit umgehen.
Er schläft jede Nacht etwa 11 bis 12 Stunden ohne Pause, sagt aber manchmal, er schlafe schlecht und „immer mit offenen Augen“. Bis er sechs Jahre alt war, hatte er noch jede Nacht eine nassen Windel, dann hat er mithilfe einer guten Kinderärztin innerhalb weniger Tage gelernt, ohne auszukommen. Tagsüber wird immer noch gelegentlich die Unterhose feucht; ich mache aber keinerlei Aufhebens darum. Motorisch ist er eher ein Spätzünder; er ist mit 17 Monaten erst gelaufen und kann aufgrund seiner Wasserscheu erst wenige Züge schwimmen. Fahrradfahren hat dank Laufrad mit 4 ¼ Jahren auf Anhieb geklappt. Er ist ein recht sensibles Kind; mit Druck und Zwang erreicht man bei ihm recht wenig. Oft hat er noch jähzornige Ausbrüche, wenn er etwas nicht perfekt hinbekommt oder ihn jemand provoziert.
Soweit ein allgemeiner Überblick. Was denkt Ihr über dieses Gesamtbild? Könnte sein auffallendes Verhalten ein Zeichen für eine gewissen Unterforderung in der Schule sein? (Mein Mann fordert ihn zu Hause kognitiv eher zu viel als zu wenig ...) Oder ist er einfach nur ein kluges Kind mit geringem Selbstwertgefühl? Wie könnten wir als Eltern ihm am besten helfen?
vor Kurzem bin ich auf dieses Forum gestoßen und würde mich über einen Rat bezüglich meines Sohnes sehr freuen. Er ist 6 ½ Jahre alt und geht seit September in die erste Klasse einer normalen Grundschule. Seit er etwa zwei Jahre alt ist, wurde mir in den kinderärztlichen Kontrolluntersuchungen regelmäßig bestätigt, dass er Gleichaltrigen kognitiv und vor allem sprachlich um ein gutes Jahr voraus ist. Er konnte vor Schuleintritt im Prinzip schon lesen. Im Kindergarten durfte er oft mit vier schon bei den Vorschulkindern mitmachen, weil er sich bei Gleichaltrigen langweilte. Eine vorzeitige Einschulung wurde uns nicht empfohlen, da er sozial-emotional noch nicht so weit sei. Das alles halte ich nicht für ungewöhnlich und auch keinesfalls für ein Zeichen von Hochbegabung.
Was mich aber seit Schulbeginn stutzig macht, ist, dass er sich trotz guter Leistungen (er macht z. B. fast ausnahmslos selbständig Hausaufgaben und braucht dafür meist weniger als 10-15 Minuten, manche Klassenkameraden scheinen bis zu 1 ½ Stunden daran zu sitzen) zum Klassenclown zu entwickeln scheint. Er quasselt im Unterricht, verwendet Ausdrücke, schneidet Grimassen, tritt nach Klassenkameraden, spuckt, zieht Mützen weg ... Die Lehrerin sagt, er sieht sein Fehlverhalten durchaus ein und entschuldigt sich dann auch aufrichtig, kurz danach geht es aber weiter. Sie möchte jetzt einen „Verhaltenspass“ mit Belohnungen in Form von Unternehmungen mit ihm anfangen. Ich würde es aber für sehr wichtig halten, den Grund für sein Verhalten herauszufinden.
Seine Leistungen scheint er selbst nicht als besonders gut einzustufen; als ich ihn für ein fast fehlerfreies Wörterdiktat lobte, meinte er, die anderen seien aber „fast alle“ noch besser gewesen (was ich nicht glaube). Andererseits sagte er neulich: „Obwohl ich doch eigentlich so viel weiß, werde ich am meisten geschimpft.“ Manchmal sehe ich in seinem Heft, dass er im Voraus richtig gelöste Aufgaben wieder ausradieren musste, weil „das noch nicht dran war.“ Er scheint Freiarbeiten wie Lesen in der Bücherecke durchaus anzunehmen und hat schon den „Goldenen Lesepass“. Viele Aufgaben, die andere zu Hause fertig stellen müssen, hat er schon in der Schule gelöst. Bei der letzten Elternsprechstunde erwähnte die Lehrerin mit keinem Wort, ob er ein guter oder überdurchschnittlicher Schüler sei.
Zuhause spielt er gern stundenlang allein; bastelt zum Beispiel kleine Bücher mit gemalten Bildern und Text oder schneidet Eisenbahnwaggonbilder aus Katalogen aus und fügt sie zu Zügen zusammen. Er nimmt kleine Filme mit seiner Digitalkamera auf und kommentiert sie. Er interessiert sich sehr für Naturwissenschaften und erklärte mir neulich physikalisch korrekt, wie der Mond entstanden ist. Heute morgen sprachen wir u. a. darüber, dass Schnabeltiere Eier legen, obwohl sie Säugetiere sind, und er holte seinen Naturführer aus dem Regal und erläuterte mir, in welch unterschiedlichen Formen Frösche, Molche usw. ihren Laich ablegen.
Er hat eine 5jährige Schwester, die ebenfalls schon anfängt zu lesen; die beiden spielen oft stundenlang Rollenspiele zusammen (auch Barbie usw.) Mit gleichaltrigen Jungen endet das Spiel oft mit Quatschmachen; ältere traut er sich nicht so recht einzuladen. Er würde gern auch Mädchen aus seiner Klassen als Freundinnen haben, die ihn jedoch scheinbar deswegen auslachen. (Möglicherweise auch mit ein Grund für sein latent aggressives Verhalten?)
Sprachlich ist er wirklich schon sehr weit, mathematisch rechnet er von 1 bis 20 relativ sicher, interessiert sich sehr für größere Zahlen, kann aber noch nicht wirklich damit umgehen.
Er schläft jede Nacht etwa 11 bis 12 Stunden ohne Pause, sagt aber manchmal, er schlafe schlecht und „immer mit offenen Augen“. Bis er sechs Jahre alt war, hatte er noch jede Nacht eine nassen Windel, dann hat er mithilfe einer guten Kinderärztin innerhalb weniger Tage gelernt, ohne auszukommen. Tagsüber wird immer noch gelegentlich die Unterhose feucht; ich mache aber keinerlei Aufhebens darum. Motorisch ist er eher ein Spätzünder; er ist mit 17 Monaten erst gelaufen und kann aufgrund seiner Wasserscheu erst wenige Züge schwimmen. Fahrradfahren hat dank Laufrad mit 4 ¼ Jahren auf Anhieb geklappt. Er ist ein recht sensibles Kind; mit Druck und Zwang erreicht man bei ihm recht wenig. Oft hat er noch jähzornige Ausbrüche, wenn er etwas nicht perfekt hinbekommt oder ihn jemand provoziert.
Soweit ein allgemeiner Überblick. Was denkt Ihr über dieses Gesamtbild? Könnte sein auffallendes Verhalten ein Zeichen für eine gewissen Unterforderung in der Schule sein? (Mein Mann fordert ihn zu Hause kognitiv eher zu viel als zu wenig ...) Oder ist er einfach nur ein kluges Kind mit geringem Selbstwertgefühl? Wie könnten wir als Eltern ihm am besten helfen?