frühes Lesen/Schreiben

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
charlotte2
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frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von charlotte2 »

Meine Tochter wird im Herbst 4 Jahre alt. Sie hat mit 2 1/2 Jahren angefangen, Buchstaben zu erkennen, mittlerweile zieht sie immer routinierter Buchstaben zu Wörtern zusammen, entziffert teilweise erfolgreich Wörter in ihren Bilderbüchern, stolpert dabei allerdings oft noch über "ie" "eu" usw. Alle Buchstaben schreiben kann sie seit sie 3 Jahre alt wurde, sie kann ohne Hilfe allerdings noch keine Wörter schreiben bis auf die Anfangsbuchstaben, vereinzelte andere Buchstaben und einige Wörter, die sie auswendig kann. Sie fragt ständig, wie man dieses oder jenes Wort schreibt, gestern sahen wir eine Kuh und sie sagte "das schreibt man "k-u-h", keine Ahnung, woher sie das mit dem "h" weiß bzw. ich weiß, dass sie das nicht weiß, eigentlich. Sprachlich ist sie fit wie eine Fünfjährige, das habe ich von mehreren Seiten her gehört, ich denke mal, daher das frühe Interesse am Lesen. Sie liebt Bilderbücher. Ist frühes Lesen schon ein Zeichen für eine besondere Begabung, oder erst mal nur ein Tick? Soll ich das fördern, Leselern-Bücher kaufen oder ist das nicht gut? Hab ein etwas schlechtes Gewissen, weil ich ihr neulich gezeigt habe, wie man Buchstaben zu Silben zusammenziehen kann - sie hatte mir so leid getan mit ihrem ständigen "h-a-u-s", was heißt das, Mama?" Ich bin einfach völlig unsicher, wie ich damit umgehen soll, einerseits heißt es, bei Interesse fördern, andererseits ist sie doch viel zu klein, ist das denn gut für die Entwicklung, wenn sie jetzt schon liest? Wieder andererseits habe ich das Gefühl, das nicht mehr wirklich aufhalten zu können. Aber wie mache ich das dann mit der Einschulung, das ist ja erst im Sommer 2017...
Rabaukenmama
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von Rabaukenmama »

Warum glaubst du dass deine Tochter noch "viel zu klein" ist, wenn sie deutlich Interesse am lesen zeigt? Vergiss bitte mal alle "Durchschnittswerte" und das, was Du an Altersangaben aus Büchern oder von Gesprächen im Kopf hast!

Hier gibt´s jede Menge Eltern von Kindern, die schon sehr früh Interesse an Buchstaben (und/oder Zahlen) hatten.

Du musst deiner Tochter keine speziellen Bücher zum lesen-lernen kaufen (aber du darfst natürlich, wenn du willst :) ), es reicht, ihr erst mal ein paar Wörter, deren Sinn sie kennt, aufzuschreiben. Wenn du die Bedeutung dazusagst wird sie bald das jeweilige Wort "als ganzes" erkennen und nach und nach selbst draufkommen, wie man Buchstaben zu Wörtern "zusammenzieht". Bei meinem Sohn war das auch so. Der begann mit 3 Jahren und 8 Monaten nach Gehör zu schreiben und das gleich mit korrekten Umlauten. Sinnerfassend lesen kam etwa 3 Monate später. Dabei liest er jetzt kurze Sätze oder Überschriften, aber noch keine fortlaufenden Texte. Er kann aber schon, wenn ich beim vorlesen ein Wort auslasse, dieses Wort ergänzen und weiß immer, in welcher Zeile und bei welchem Wort ich gerade bin. Ich denke es wird noch ein paar Monate dauern und er kann seine Bücher selbst lesen. Ist mir aus praktischen Gründen sehr recht, denn täglich 3-10 Bücher vorlesen (oft mehrmals hintereinander dasselbe) ist für mich eher langweilig :roll: .

Ich selbst bin hochbegabt (getestet) und meine Eltern haben mir absichtlich nicht lesen beigebracht weil sie verhindern wollten, dass ich mich in der Schule langweile. Gelangweilt habe ich mich trotzdem weil ich jeden neuen Buchstaben nach einer einzigen Erklärung kannte während viele meiner Mitschüler etliche Wiederholungen brauchten.

Nach dem, was mein Sohn jetzt (mit 4,4 Jahren) kann und weiß könnte er sofort in eine erste Klasse Volksschule einsteigen. Was er in den 2 Jahren, die er tatsächlich noch bis zur Einschulung warten muss, noch lernen sollte ist vor allem still sitzen und nicht ständig dazwischenreden :schwitz: .
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charlotte2
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von charlotte2 »

Stimmt, dieses Argument, dass man vor der Schule nicht lesen lernen soll, weil´s sonst langweilig wird, kenne ich gut aus meiner eigenen Kindheit. Vielleicht hab ich deshalb unterschwellig so ein schlechte Gewissen? Außerdem gab uns die Erzieherin im Kindergarten den Rat, sie abzulenken, sobald sie lesen möchte. Was erstens nicht geht und ich zweitens auch nicht gut finde.

Es tut so gut zu lesen, dass es auch andere Kinder gibt, die mit noch nicht mal 4 Jahren beschlossen haben, lesen/schreiben zu lernen. Meine Tochter kann Buchstaben schon problemlos zusammenziehen, den Sinn kann sie aber nur bei relativ kurzen Wörtern ohne allzu viele Besonderheiten wie "ng", "st" usw erfassen. Daher die Idee mit einem Leselern-/Erstleserbüchlein, wobei ich das Lesenlernen damit dann ja wirklich aktiv fördern würde. Andererseits tut meine Tochter sowieso prinzipiell genau die Dinge, die sie interessieren, dh. groß fördern oder unterdrücken kann ich da sowieso nichts.

Vielen Dank für Deine prompte Antwort. Ich schmökere mich jetzt erst mal gründlicher durchs Forum, ist ja hochinteressant hier :)

Gruß
Charlotte
Rabaukenmama
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich musste meinem Sohn immer alle Autonummernschilder vorlesen, da war er noch keine 2 Jahre alt.

Bücher zum lesen-lernen und Erstlesebücher habe ich zwar einige gekauft, bis jetzt interessieren sie meinen Sohn aber nicht. Viel lieber liest er die Titel von unseren Büchern, Prospekte oder Plakate. Bei einem Werbeplakat für die Zeckenschutzimpfung fragte er z.B. "Mama, warum steht da SIND SIE GESCHÜTZT"?

Dafür hat mein Sohn viel Freude mit einem selbst gebasteltem Kartenset, wo ich verschiedene Tiere gezeichnet und laminiert habe. Es ist so eine Art Memory, wo man zur Tierzeichnung die Karte mit dem passenden Text finden muss. Also zur Karte mit dem Hund die Karte wo "der Hund" draufsteht. Außerdem habe ich Fotos der wichtigsten Familienmitglieder und Freunde laminiert und dazu passende Karten mit den Angaben, wer das ist ("die Oma" oder "der Xaver"). Dieselben Fotokarten verwende ich übrigens beim Kleinen beim üben der Gebärdennamen ;) . Ich bastle gerne Spielsachen die persönlicher sind als die gekauften und allein dafür hat sich die Anschaffung des Laminiergerätes schon gelohnt.
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shaja
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von shaja »

Liebe Charlotte,

ich halte es bei meinem (inzwischen 6,5 jährigen) Sohn so: Wenn ich merke, dass ihn etwas interessiert (weil er sich ohne Aufforderung damit häufiger beschäftigt), dann stelle ich die Materialien bereit, die ihn unterstützen könnten. Ich zeige sie ihm und er weiß, wo er sie sich holen kann (Bücherregal Schrank...). Fertig. Manches davon holt er sich, anderes lässt er dann doch liegen. Manchmal nimmt er sich ein Material und lässt es dann wieder monatelang unbeachtet, holt es dann mit Freuden wieder hervor und benutzt es häufig..

Für mich ist dies eine anregende Umgebung aber kein Lenken oder gar "Förderwahn" ;)

Als er zu rechnen begann, kaufte ich ihm dafür Montessorimaterial (Das goldene Perlenmaterial), er hat es fast nie benutzt! Dennoch entwickelten sich seine Rechenfertigkeiten kontinuierlich weiter-er holt sich das aus dem Alltag!Es war dann immer mal wieder überraschend, was er plötzlich(für uns unerklärbar) rechnen konnte.

Beim Lesen verhielt er sich ganz anders: Er liebte es, wenn ich ihm Bücher (Anfangs für Lesestarter) besorgte, er freute sich so sehr und holte sie immer wieder hervor-dies war allerdings nicht zu der Zeit des Lesebeginns, sonern etwas später. Als er ganz am Anfang war mit Lesenlernen, da überrachte er mich mit Wörter aus dem Supermarkt (Pizza, Cola.....) oder von Getränkeflaschen etc

Ich setze mich allerdings nicht hin und erkläre ihm einfach unegfragt etwas, oder übe mit ihm...er lernt alleine....ich bin seine Mama nicht seine Lehrerin ;)


Was ich allerdings machte: Als er zwar gut lesen konnte, jedoch graphomotorisch nicht so gut schreiben, da diente ich ihm manchmal als "Mama-Schreibmaschine": ER diktierte (Buchstabierte) und ich schrieb für ihn-auch wenn es falsch war ;) Er leibte damals Kreuzworträtsel und hatte einfach nicht die kraft dazu, lange daran zu schreiben....


Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich ihn nie gebremst hatte.Dies ist für mich ebenso schlimm wie immerzu antreiben! Er durfte somit in seinen sensiblen Phasen sich das für ihn relevante Wissen aneignen und er war dann dafür bereit und es fiel ihm so leicht und ging so schnell! Was wäre, wenn ich ihn gebremst hätte? Viellleicht wäre dann die sensible Phase dann dafür schon vorbei und es wäre ihm erheblich schwerer gefallen :gruebel:


Ach und das große Interesse an schulischen Themen ging bei ihm dann auch wieder vorbei: er ist nun in der ersten Klasse und nachmittags besschäftigt er sich gerne mit anderen Themen: Technik, Gartenarbeit, Fußball, Basketball und sehr viel mit dem Musizieren..somit wird sein schulisches Vorwissen nicht kontinuierlich (noch)größer....






LG Shaja
charlotte2
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von charlotte2 »

Die Idee mit der anregenden Umgebung ist gut, danke :) Ich werde ihr ein Erstleserbuch zeigen, ins Regal stellen und schauen, was passiert.
shaja
Dauergast
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von shaja »

Das freut mich, dass ich dich anregen konnte, das mal auszuprobieren :) berichte doch mal, was geschieht....

Lg shaja
alibaba

Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von alibaba »

Es gibt Bücher wo Nomen durch Bilder ersetzt werden. Die Wörter darin sind kurz, wiederholen sich oft und sind in relativ großer Schrift geschrieben. Geht mal in eine Bibliothek und stöbert dort unter den Erstlesebüchern, ansonsten fragt ihr nach. Diese Bücher sind ab Altersstufe 5. Ein Buch einfach ins Regel stellen, das ist doch Käse! Ich würde ihr gezielt das in der Bücherei zeigen. Außderdem kann Kind dort schauen was es lieber mag, Ritter, Kobolde, Bären, Prinzessinen, Zahlen....all das gibt es dort nämlich in großer Auswahl.

Wir sind bereits in zwei Bibliotheken und in beiden werden wir mit Namen begrüßt. ;) Hilft auch gegen Buchlangeweile und wenn eins nicht gefällt, gibt man es eben einfach zurück. Ich kaufe oft nur Erstbände, weitere werden ausgeliehen.

Lesen, schreiben, rechnen. Wenn ein Kind darauf Lust hat, soll man es nicht vertrösten. Klar wird Schule langweilig. Das jedoch liegt nicht bereits daran das man das schon kann, sondern das Kind schlicht weg und einfach schneller lernen kann.

Was ihr bezüglich der Einschulung machen könnt, da gibt es viele Möglichkeiten. Jedoch sollte man nichts überstürzen. Ja nach dem wann das Kidn geboren ist, kann man es als Kann-Kind mitlaufen lassen oder normal einschulen. Meine Kinder sind beides Stichtagskinder und sehr jung. Eine einjährige Schulehereinschulung wäre hier nicht sinnvoll gewesen. Denn die kognitive Komponente ist nur ein Baustein zum Schulerfolg und Lebensglück. Nach Rost laufen die meisten hb Kinder sehr wohl sehr gut durch ihre Schulzeit und machen keine Probleme. Das bedeutet im Umkehrschluß, ein hoher IQ alleine rechtfertigt keine zeitigere Einschulung.

VG
Rabaukenmama
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben:Es gibt Bücher wo Nomen durch Bilder ersetzt werden. Die Wörter darin sind kurz, wiederholen sich oft und sind in relativ großer Schrift geschrieben. Geht mal in eine Bibliothek und stöbert dort unter den Erstlesebüchern, ansonsten fragt ihr nach. Diese Bücher sind ab Altersstufe 5. Ein Buch einfach ins Regel stellen, das ist doch Käse! Ich würde ihr gezielt das in der Bücherei zeigen. Außderdem kann Kind dort schauen was es lieber mag, Ritter, Kobolde, Bären, Prinzessinen, Zahlen....all das gibt es dort nämlich in großer Auswahl.

Wir sind bereits in zwei Bibliotheken und in beiden werden wir mit Namen begrüßt. ;) Hilft auch gegen Buchlangeweile und wenn eins nicht gefällt, gibt man es eben einfach zurück. Ich kaufe oft nur Erstbände, weitere werden ausgeliehen.
Wir haben einige Erstlesebücher mit Bildern statt Nomen, die interessieren meinen Sohn aber (noch) nicht besonders. Von der Bücherei borgen wir uns grossteils Bücher für die Altersklasse 6-8 Jahre aus, die ich ihm vorlese.

Selbst-lesen übt er z.B. gerne bevor wir in den Kindergarten gehen, wenn im Fernsehen das "Wetterpanorama" läuft. Dann liest er die Ortsnamen und schaut sich gleichzeitig an, wo er die Orte, die er da sieht, auf der Karte finden kann.
alibaba hat geschrieben: Was ihr bezüglich der Einschulung machen könnt, da gibt es viele Möglichkeiten. Jedoch sollte man nichts überstürzen. Ja nach dem wann das Kind geboren ist, kann man es als Kann-Kind mitlaufen lassen oder normal einschulen. Meine Kinder sind beides Stichtagskinder und sehr jung. Eine einjährige Schulehereinschulung wäre hier nicht sinnvoll gewesen. Denn die kognitive Komponente ist nur ein Baustein zum Schulerfolg und Lebensglück. Nach Rost laufen die meisten hb Kinder sehr wohl sehr gut durch ihre Schulzeit und machen keine Probleme. Das bedeutet im Umkehrschluß, ein hoher IQ alleine rechtfertigt keine zeitigere Einschulung.
Da stimme ich Dir zu. Ein Kind, das den meisten seiner Klassenkameraden trotz vorzeitiger Einschulung intellektuell überlegen ist, soll sich ja auch in der Klassengemeinschaft wohl fühlen und Anschluss finden. Ich selbst war ein normal eingeschultes Stichtagskind. Hochbegabt, aber emotional und sozial weit hinter meinen Altersgenossen zurück (laut, emotional, habe mich bei verbalen Übergriffen auch körperlich gewehrt). Dazu kam, dass ich körperlich nicht attraktiv war (dicke Brille, Zahnspange, orthopädische Einlagen) und ich war meinen Mitschülern auch körperlich weit unterlegen (klein, zart, unsportlich). Alles zusammen ein Kind, mit dem ein Großteil der Mitschüler trotz guter Schulleistungen nichts zu tun haben wollte.

Es wäre sinnlos, jetzt was-wäre-wenn zu fragen, aber ich kann mir nicht vorstellen dass meine Probleme bei vorzeitiger Einschulung geringer gewesen wären - eher im Gegenteil.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Rosi
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Re: frühes Lesen/Schreiben

Beitrag von Rosi »

Hallo !
Ich kenne das mit dem frühen Lesen und Schreiben auch. Du kannst dein Kind sowieso nicht aufhalten wenn sie jetzt interesse hat. BEantworte ihr die Fragen die sie hat, oder hol ihr entsprechende Bücher.Mein Sohn liest heute 6,5 Jahre alles und jeden Tag mindestens ein Buch. Gibt schlimmere Laster finde ich.
Schule müsst ihr mal sehen. Er wurde im Februar quereingeschult, doch mag die Schule nicht, weil sie ihm bisher nichts neues beigebracht hat. Für uns ein schwieriges Thema, weil der nachmittags entsprechend schlechte Laune hat.
Viele Grüßen
Rosi
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