Kind soll hochbegabt sein

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
mian01
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Re: Kind soll hochbegabt sein

Beitrag von mian01 »

alibaba hat geschrieben:
mian01 hat geschrieben:Der DGhK rät ja durchaus dazu, besonders begabte Kinder bereits im Kindergartenalter zu fördern.
Ja, aber was verstehen sie denn unter fördern? Wäre das ein Semester an der Uni oder der zwangslose Kindertreff? Wäre das einfach ein Spielplatz oder Frühenglisch?

Eigentlich ist fördern ganz einfach. Die Interessen des Kindes aufgreifen. Da die Kinder die bereits mit 3 Jahren Bruchrechnen wollen relativ selten sind ;) , schaut man was die Umwelt bzw. die Umgebung einem bietet. Ab 3 fallen mir da schon einige ein. Unsere Bibliothek bietet die Büchermäuse an, spätestens ab 4 geht amn dann alleine hin. Die Museen bieten mit den Eltern "Kurse" an, ab 6 darf man dann alleine hin. Viele Musikschulen bieten Grundkurse an (mein Sohn war da ab 4 alleine dort), man kann auch bereits ein Einzelinstrument erlernen. Jeder Sportverein nimmt Kinder ab 3. Schwimmen fällt mir spontan ein. Ja nchdem was Kind eben mag. Da steht sicherlich ausprobieren noch ganz hoch auf der Liste.

Auch ich war immer etwas zu früh in diesen Kursen. Funktioniert aber ganz gut, wenn Kind die gesellschaftlichen Regeln einhalten kann und nicht Mama auch noch am Bein hängt oder nach 10 Minuten weint.

An unserer VHS kann man ab 4 Jahren Kurse buchen.

Aber auch ganz simple Dinge fallen unter fördern. Kastanien suchen und Männchen bauen :mrgreen: , auf Bäume klettern und den Streit um die Sandschaufel man selber klären. Mit Mama einkaufebn gehen und die Waren selber suchen lassen um anschließend an der Kasse mit Mamas Geld zu bezahlen. :mrgreen: DAS alles ist fördern.

VG
Diese Art von Förderung mach ich natürlich auch. Viele Eltern die es sich leisten können bieten schon seit Babyalter entsprechende Förderung (Pekip, Babyschwimmen, Musikgarten, Kinderturnen etc...). Und das Kind im Leben integrieren oder mit alltäglichen Dingen zu fördern ist für uns ebenfalls normal.

Aber ich meinte tatsächlich Angebote des DGhK oder eben andere Gruppen die sich mit Hochbegabten beschäftigen. Mit 3 Jahren ist das in der Tat etwas früh. Aber für meinen Sohn, der bereits 5,5 Jahre finde ich das durchaus interessant. Wir starten im September mit einer entsprechenden Gruppe mit anderen Vorschulkindern die hochbegabt sind. Was dann dabei für uns raus kommt kann ich dann erst sagen und beurteilen. Aber das Konzept finde ich sehr gut bisher.

VG
Alessandria
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Re: Kind soll hochbegabt sein

Beitrag von Alessandria »

elboku hat geschrieben:Warum genau langweilt er sich? Weil er warten muss, oder weil es ihn wirklich nicht interessiert?

Nach deinen Schilderungen ist es ihm eher langweilig, weil er nicht warten will. Somit unterstütze ihn darin, dass er es lernt, und wenn es gar nicht geht, ist er vielleicht noch zu jung für geordnetet Kurse...
Ich denke, einige Dinge interessieren ihn einfach nicht. Zb das gemeinsame Singen. Er ist zwar ungeduldig, wenn er warten muss, bis er zb mit dem Trommelschlagen dran ist, aber dann zappelt er eher aufgekratzt rum, ist aber aufmerksam und hört zu, wenn ich ihm erkläre, dass er noch warten muss, bis Kind XY fertiog ist.
Beim Singen hampelt er rum, rennt im Raum rum, springt micvh an, beisst mich und wälzt sich letztendlich auf dem Boden rum und schreit. Sobald das Singen vorbei ist und er direkt gefordert wird, hört er auf damit.


Zu den Kursen speziell für Hochbegabte:
Davon hat man mir zb in der Frühförderung abgeraten. Sie meinten, dass viele Eltern Höhenflüge bekommen, beim Verdacht auf eine HB ihres Kindes und glauben, sie müssten die Kinder nun inm Kurse stecken, um aus ihren Kindern Überflieger zu machen. Wenn überhaupt solle ich mich damit erst auseinandersetzen, wenn das Kind älter ist, wenn sich eine HB bestenfalls bestätigt hat und es zur Einschulung geht. Sonst würde man so kleine Kinder ganz schnell überfördern und Leistungsdruck schüren.
Momo
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Re: Kind soll hochbegabt sein

Beitrag von Momo »

Liebe Alessandria,
ich würde das alles vom Kind abhängig machen. Schließlich soll es dem Kind Freude machen, denn nur wenn ein Kind mit Freude und Interesse bei der Sache ist, machen Kurse in diesem Alter Sinn, oder? Wenn er beim Musizieren unruhig ist und kein Interesse zeigt, biete ihm etwas anderes an, was seinen derzeitigen Bedürfnissen entspricht (z.B. etwas, wo mehr Bewegung gefragt ist). Wenn er jetzt seinen Bedürfnissen nachgehen darf, wird er in einiger Zeit ganz von alleine neue Interessen und Fähigkeiten entwickeln. Alles hat seine Zeit :)

Wenn ein Kind Freude daran hat, sich mit ähnlichen Kindern auszutauschen und an bestimmten Dingen, wie z.B. Museumsbesuchen etc., Interesse hat, schaue Dich nach Gruppen für hochbegabte Kinder um. Natürlich sollte der Grund kein Leistungsgedanke der Eltern sein, sondern einfach der Wunsch, dem Kind Möglichkeiten zu eröffnen. Und wenn das Kind Interesse und Freude zeigt, kann es nicht verkehrt sein. Überforderung und Desinteresse machen einem die Kleinen sowieso sehr deutlich ;)

Alles Gute wünscht Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
mian01
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Re: Kind soll hochbegabt sein

Beitrag von mian01 »

Alessandria hat geschrieben: Zu den Kursen speziell für Hochbegabte:
Davon hat man mir zb in der Frühförderung abgeraten. Sie meinten, dass viele Eltern Höhenflüge bekommen, beim Verdacht auf eine HB ihres Kindes und glauben, sie müssten die Kinder nun inm Kurse stecken, um aus ihren Kindern Überflieger zu machen. Wenn überhaupt solle ich mich damit erst auseinandersetzen, wenn das Kind älter ist, wenn sich eine HB bestenfalls bestätigt hat und es zur Einschulung geht. Sonst würde man so kleine Kinder ganz schnell überfördern und Leistungsdruck schüren.
Hallo,

ja verstehe das Argument, dass man von einem hochbegabten Kind auch nicht zu viel erwarten sollte. Letzendlich sind es Kinder und keine kleinen Erwachsenen. Ob die Leute einen Überflieger kriegen kann ich nicht beurteilen. Ich für meinen Teil spreche überhaupt mit niemanden über den Verdacht. Es kamen aus verschiedenen Richtungen schon Andeutungen und er ist offensichtlich nicht wie alle anderen. Auch schon charakterlich nicht... das sticht aber noch mehr heraus, als seine Intelligenz. Ich habe hier im Umfeld auch viele Mütter mit echt pfiffigen Kindern . Da geht jeder unterschiedlich damit um. Es gibt Mamis, die jede Leistung ihres Kindes breittreten und mit den Altersgenossen vergleichen. Dann gibt es welche die sehr zurückhaltend mit Talenten umgehen. Da gibt es bei Eltern hochbegabter Kinder auch die gesamte Bandbreite. Ich kenne eine Mutter, die in Gesprächen über die Kinder immer irgendwie den IQ Wert ihres Sohnes erwähnt. Das finde ich schwierig und auch für die Kinder nicht gut, wenn alle diese Erwartungen in das Kind setzten.
Unsere Gruppe ist übrigens nicht mit Leistungsdruck verbunden. Und ich will mich auch nicht profilieren durch so eine Gruppe ich möchte, dass mein Sohn besser mit sich selbst zurecht kommt. Die Gruppe wird von einer Motopädagogin geleitet und gibt uns Tipps zum täglichen Umgang mit ihm.
Schon komisch, dass sich bei einem Kind das toll Fussball spielt und in einen besseren Verein wechselt, das jeder versteht, bzw sogar alle sagen würden, dass man ein Talent verkommen lässt, wenn man es nicht fördert. Für geistige Leistungen gibt es eine solche akzeptanz nicht ohne die Eltern nicht als übereifrig zu bezeichnen. Das finde ich schade, denn Talente sind eben nicht gleich verteilt... mein Kind kann leider nicht so gut Fussball spielen... :schwitz:
Momo hat geschrieben:
Wenn ein Kind Freude daran hat, sich mit ähnlichen Kindern auszutauschen und an bestimmten Dingen, wie z.B. Museumsbesuchen etc., Interesse hat, schaue Dich nach Gruppen für hochbegabte Kinder um. Natürlich sollte der Grund kein Leistungsgedanke der Eltern sein, sondern einfach der Wunsch, dem Kind Möglichkeiten zu eröffnen. Und wenn das Kind Interesse und Freude zeigt, kann es nicht verkehrt sein. Überforderung und Desinteresse machen einem die Kleinen sowieso sehr deutlich ;)

Alles Gute wünscht Momo
Das sehe ich auch so!
Rabaukenmama
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Re: Kind soll hochbegabt sein

Beitrag von Rabaukenmama »

Alessandria hat geschrieben:Die Kurse, wo wir zuletzt waren bzw. immernoch sind, sind nicht gerade toll mit meinem Sohn. Wir fallen da immer irgendwie unangenehm auf, weil er so wild ist. Im Schwimmkurs wollte er immer sein eigenes Ding machen, ihm war der vorgefertigte Kursablauf spätestens nach dem 3. Besuch zu langweilig. Da wurde ich schon immer angesprochen, dass das Kind zu wild ist und den Ablauf stört. Aktuell sind wir bei den Musikwichteln der Musikschule. Auch da "stört" das Kind, weil er am Ablauf nicht mehr teilnehmen mag. Er ist nur bei der Sache, wenn er direkt gefordert wird. Tiergeräusche erraten, selbst auf der Trommel schlagen usw. Das allgemeine Tanzen udn singen interessiert ihn nicht. Da muss er still sitzen und das kann er nicht. Jede Woche werde ich aufs neue vom Kursleiter angesprochen, was denn mit dem Kind los sei, wieso er sich nicht dem Ablauf anpassen kann.
In der Frühförderung hat man mir zu Sportkursen geraten. Das Kind würde schnell frustriert, weil es motorisch noch nicht wie sein "Kopf" entwickelt sei. Da sollten wir fördern. Also versuche ich es ab herbst erneut mit einem Kinderturn-Kurs. Aber ich befürchte, er wird sich auch da schnell beim gleichen Ablauf langweilen.

Sind eure Kinder auch so?
Ich war mit meinem Grossen beim Kinderturnkurs als er knapp 2 Jahre alt war. Die ersten Male hat er nicht mitgeturnt weil er von allen Turnmatten und Turngeräten die Aufdrucke (Markennamen der Geräte) buchstabieren "musste". Dann, gegen Ende des Kurses, hat es langsam besser geklappt. Aber das war auch nur so, weil es eben "freies" Turnen war und die Eltern dabei waren. Daher konnte mein Sohn auch statt über die Schwebebalken zu gehen einfach Schaumgummibälle Rampen runterrollen lassen - die ganze Turnstunde lang. Im Laufe des Kurses hat er zwar alle dort machbaren Übungen mal ausprobiert, grosses Interesse an Wiederholungen hatte er aber nicht.

Mit etwas über 3 Jahren war er mal in einem Kinder-Turnkurs "schnuppern" (ohne Eltern), aber das hat ihn nicht sonderlich interessiert, so dass ich ihn dann nicht fix angemeldet habe. Mein Kind hat enorm viele Interessen - warum soll es dann turnen, wenn das im Moment NICHT dazugehört?

Das mit dem "Schwächen fördern" (in eurem Fall die Frühförderin, die zu Sportkursen rät) habe ich bei der Entwicklungsdiagnostik gehört: indem man dem Kind hilft, in seinen schwächsten Punkten besser zu werden, erhöht man angeblich sein Selbstbewusstsein. Tja, wenn das Kind Spass daran hat ist ja auch nichts dagegen einzuwenden. Aber bei uns scheitert das Ganze schon mal daran, dass bei der Entwicklungsdiagnostik wörtlich "ein homogenes Entwicklungsprofil mit vielen Stärken und keinerlei Schwächen" herausgekommen ist. Egal ob Grob-, Fein- oder Visomotorik, Kognition oder Sprachentwicklung (oder viele andere Punkte, die mir momentan nicht einfallen) - mein Sohn war überall entweder "überdurchschnittlich" oder "außergewöhnlich überdurchschnittlich" im Altersvergleich.

Seine Probleme im Kindergarten hat er trotzdem. Da er immer noch verweigert, aufs Klo zu gehen, trägt er Tag und Nacht Windeln (im Kiga aus hygienischen Gründen nicht anders machbar). Deswegen wird er von manchen Kindern verspottet. Er nuckelt oft an seiner Kleidung (z.B. Reisverschluss der Jacke) und ist ganz nass vom Speichel. Er schleckt anderen Kindern unvermittelt über die Hand oder hält ihnen einen getragenen Socken unter die Nase. Wenn es im Kindergarten heißt "alle räumen EIN" räumt mein Sohn AUS.

Die Psychologin der Entwicklungsdiagnostik empfiehlt eine langfristige Psychotherapie mit dem spielerischen Aufarbeiten von Konfliktsituationen (im Rollenspiel). Ich werde mir mal ansehen wie das genau aussehen soll und dann entscheiden, ob mein Sohn das machen soll oder nicht.

Bei mir selbst war es als Kind übrigens ähnlich, nur hatte ich den zweifelhaften "Vorteil" eine Schwäche zu haben und das war bei mir eindeutig Grobmotorik. Meiner Mutter wurde dringend geraten, mich an Turnkursen teilnehmen zu lassen. Anfangs ging es noch, aber je älter ich wurde desto mehr habe ich es gehasst. Aus meiner Sicht waren alle anderen Kinder im Kurs viel bessere Turner als ich und ich wurde oft ausgelacht. Mir war auch voll bewusst dass ich schlechter war als die anderen, und ich habe absolut nicht kapiert, warum ich einen Kurs besuchen soll, der mir keinen Spaß macht und mir auch sonst nichts "bringt" - denn meine grobmotorischen Leistungen haben sich dadurch absolut nicht verbessert.

Gott sei Dank hat mich meine Mutter dann mit 7 oder 8 Jahren endlich rausgenommen und mir ermöglicht, ein Instrument zu lernen. Was mir von den Kinder-Turnkursen hängen geblieben ist war eine tiefe Abneigung gegen die Turnstunden in der Schule. Ich habe meine Mutter immer angebettelt, mir Entschuldigungen zu schreiben um vom turnen befreit zu werden. An meinem letzten offiziellen Schultag (mit 15)dachte ich erleichtert "NIE WIEDER TURNEN!" Erst mit 18 Jahren fand ich selbst wieder Freude an Bewegung und heute bin ich durchaus sportlich (habe 2x Marathon gefinisht, liebe langstreckenschwimmen und radfahren).

Auf Grund meiner eigenen Erfahrungen bin ich sehr skeptisch was das so gerne geratene "Schwächen fördern" betrifft.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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