Rabaukenmama hat geschrieben:
Ich glaube Dir sofort, dass euer Sohn keinen bestimmten IQ haben muss - für EUCH! Meine Frage (auch an mich selbst in der Situation) ist eher, wie ich damit zurechtkomme, dass ANDERE meinen Sohn nicht als den Menschen sehe, den ICH in ihm sehe. Die meisten Menschen - und damit meine ich auch Kindergartenpädagogen und Lehrer - haben wenig Ahnung von Hochbegabung. Für manche ist ein hoher IQ eine perfekte Entschuldigung für auffälliges Verhalten (quasi ein "Freibrief" für das Kind), andere drehen den Spieß um und sind der Ansicht "wenn das Kind so klug ist, dann MÜSSTE es doch wissen, dass man sich in Situation XY soundso verhält". Und wenn das Testergebnis (unabhängig vom ECHTEN IQ und den tatsächlichen Fähigkeiten des Kindes) nicht so hoch ist, wie ursprünglich angenommen, kann´s sogar hämische Bemerkungen geben ("Na, so klug ist der nun auch wieder nicht...").
Ich kann dir hier nur insgesamt zustimmen. Ich sehe mein Kind natürlich anders, als andere, ich bin ja seine Mutter. Aber du hast schon Recht, aufgrund seiner "Eigenheit" rücken positive Aspekte sehr oft in den Hintergrund. Da ist leider die Kindergärtnerin auch sehr ungeschickt und ich merke in den letzen 6 Monaten auch wie das an seinem Selbstbewusstsein nagt (vorher war ihm das ziemlich egal). Einen Freibrief bekommt mein Kind nicht, die Ansprüche an ihn in bestimmten Bereichen niedrig zu halten fällt aber durchaus schwer.
Von der Vermutung weiß niemand was, nur mein Mann und ich und die Pädagogin die es angesprochen hat. Im KiGa gilt er ja als kognitiv sehr weit. Seine Grob- und Feinmotorik ist eher schlecht, das hängt haber auch mit seiner Sehschwäche zusammen, die lange unentdeckt blieb.
Ich halte es (leider) für einen Irrglauben, mit einem schriftlich bestätigtem hohen IQ würde ein Kind die Möglichkeit zu einer anderen Schullaufbahn bekommen. Vor allem kenne ich immer noch keine Schule für hochbegabte 5-10jährige. Daher halte ich persönlich einen IQ-Test frühestens ab Ende der 3. Schulstufe sinnvoll. Dann ist der Test auch schon wesentlich aussagekräftiger und mit einem 4 Jahre altem Testergebnis brauche ich bei der Suche nach einer höheren Schule ohnehin nicht daherkommen. Daher sehe ich frühere Testungen maximal für die Eltern selbst informativ.
HIer gibt es mehrere Möglichkeiten die anstehen. Zum einen ist das eine Montessorischule, die von der Begabtenberatung sehr empfohlen werden. Da steht aber aus, ob unser Sohn mit den Freiheiten umgehen kann. Zum Anderen gibt es hier Kombiklassen in denen 1/2 Klassen zusammen gelegt werden und nach Interesse und Stand des Kindes gefördert wird. Eine spezielle Schule/Klasse für Hochbegabte gibt es nicht.
Auch das "sich selbst im Weg stehen" kenne ich sehr gut aus eigener Erfahrung mit meinem Kind, habe aber (obwohl selbst getestete HB) keinerlei Ahnung über irgendeine helfende Vorgehensweise, wo der IQ relevant ist. Dir Probleme im sozialen und emotionalen Bereich meines Sohnes "gehören" ihm selbst - nicht mir. Ich hoffe für ihn, auch außerhalb der Familie Menschen zu finden, die ihn bei der Suche nach seinem persönlichen Weg unterstützen - und das unabhängig von einem Testergebnis.
Das ist wohl die schwierigste Aufgabe... Das habe ich noch nicht geschafft, seine Probleme wirklich "ihm" zu lassen. Er ist so sensibel und nimmt sich wirklich alles zu Herzen, auf der anderen Seite ist er auch durchaus sehr offen und zum Teil sehr frech anderen Kindern gegenüber.
Dass der Gedanke "Mein Kind ist so klug, da MUSS es ja einen Weg geben, ihm dieses oder jenes (was normal begabte Kinder problemlos schaffen) beizubringen" in die Leere führen kann hat mir meine eigene Kindheit und Jugend gezeigt. Mein Testergebnis (IQ143) hat niemanden sonderlich interessiert, es wurde lediglich von meinen Verhaltensauffälligkeiten gesprochen.
Denkst du das ist jetzt immer noch so, dass darauf nix gegeben wird, oder hat sich das verändert? Schade, dass es für dich so schwierig war. Was würdest du denn raten mit deiner Erfahrung? Was hat dir geholfen, was nicht?
LG