elboku hat geschrieben:
P.S.: Durch diesen Beitrag bin ich übrigens draufgekommen, warum mich in dem Forum Antworten wie "es ist nichts Besonderes, denn mein Kind kann auch" oder ähnliches hier etwas irritieren. Die Menschen, die hier schreiben, sind nun mal nicht repräsentativer Durchschnitt, da wir uns hier in einem thematischen Forum treffen. Es ist so ähnlich, wenn ich in einem Forum für Menschen > 2 m poste, dass mein 10 Jähriger gerade 1,80 m groß ist, und als Antwort bekomme, dass das eh völlig normal sei, da der Beantworter auch zu dem Zeitpunkt schon so groß war...
Damit liegst du wahrscheinlich richtig

.
Mir geht´s anders, denn ich habe ein Problem mit dem Wort "normal". Die Grenze bis wo was noch normal und ab wann was schon ungewöhnlich ist sieht ohnehin jeder anders. Aber was ist das Gegenteil von "normal"? Die Definition "ungewöhnlich" ist da noch am neutralsten formuliert. Ansonsten haben die meisten Namen für "nicht normal" einen negativen Beigeschmack. Wer will schon ein "abnormales" Kind haben? Mit der Aussage "Das ist doch nicht normal!" verbindet man auch nicht gutes. Es wird generell gerne so dargestellt als wäre Normalität ein erstrebenswerter Zustand und alles, was davon abweicht, ist irgendwie bedenklich bzw. behandlungsbedürftig.
Wobei ich die Sorgen mit einem hochbegabten Kind eher als "jammern auf hohem Niveau" sehe. Meistens steht den Kindern ja nicht die Hochbegabung selbst im Weg, sondern es sind andere, davon unabhänige (Charakter-)Eigenheiten, wie z.B. mangelnde Anpassungsfähigkeit, Probleme im sozial-emotionalen Bereich oder zuviel bzw. zu wenig Ehrgeiz. Leider ist sehr häufig auch mangelndes Verständnis der wichtigen Personen (z.B Kindergärtner, Lehrer, Erzieher) Ursache von Problemen.
Ein Kind als Eltern "im Auge behalten" oder "gut beobachten" kann unabhängig vom IQ mal nicht falsch sein

. Ich finde nur schade wenn man Eltern von klugen Kindern Druck macht (oder sie ihn sich selbst machen) um "das Potential voll auszugeschöpfen" - denn dazu gehört eben viel, viel mehr als nur ein hoher IQ.
Jedes Kind ist eine einmalige Aufgabe. Allein aus der Tatsache heraus, dass der IQ-Wert eines Kindes nicht 104 sondern z.B. 140 ist wird diese Aufgabe weder schwerer noch einfacher.
Nur sehen das viele Menschen ganz anders. Da gibt´s diejenigen, die glauben, man würde den ganzen Tag mit dem Kind zu Hause sitzen und irgendetwas "üben", weil man sich für was besseres hält. Gott sei Dank sind die zumindest in meiner Umgebung in der Minderheit.
Dann gibt´s die Durchschnitts-Fanatiker, die eine mehr oder weniger genaue Vorstellung davon haben wann ein Kind etwas können bzw. machen soll und die aus Prinzip darauf beharren, dass es keine Abweichungen zu geben hat. Aus der Ecke kommt z.B. der Rat, Kinder ja nicht vor dem Schulbeginn lesen lernen zu lassen, weil ihnen sonst ja in der Schule fad ist. Dabei wird übersehen dass es ein großer Unterschied ist ob ich mich mit meinem Kind zu Hause täglich hinsetze um ihm was beizubringen oder ob das Kind sich von sich aus für etwas interessiert und immer wieder nachfragt.
Und dann gibt´s noch diejenigen, für die kluge Kinder offen und unverhohlen bewundern und deren Fähigkeiten extrem hervorheben und loben. Kinder vom Typ "Rampensau" kommen mit so einem Verhalten meistens besser zurecht als schüchterne Kinder. Da kann so ein übertriebenes Verhalten die Kinder sogar erschrecken, so dass sie weniger von ihren Fähigkeiten zeigen um der ungewollten Aufmerksamkeit auszuweichen.
Leider gerade bei Pädagogen häufig (zumindest meiner Beobachtung nach) sind Menschen, die davon ausgehen, dass hochbegabte Kinder alles von ihnen verlangte möglichst "mit links" schaffen sollten und dass sie irgendwie immer die Motivation aufbringen, ihre Leistung auch dann auf Abruf zu bringen, wenn sie selbst gar kein Interesse daran haben.
Abgesehen davon, dass das bei durchschnittlich oder minder begabten Kindern genauso ist liegt der Trugschluss dieser Gedanken ja auf der Hand. Nur weil ich z.B. putzen KANN heißt das ja noch lange nicht dass ich täglich als Putzfrau arbeiten will (bitte als Gleichnis und nicht als Angriff auf den Beruf zu verstehen!). Mit diesem Typ ist mMn am schwersten auszukommen, vor allem er dazu neigt, immer wieder das Potential des Kindes zu betonen und es so darstellt, als müssten die Eltern ja arg was falsch machen wenn trotzdem nicht immer punktgerecht die erwünschte Leistung gebracht wird.
Meiner Meinung nach ist die Aufgabe, als Eltern mit dem Umgang ANDERER mit den Fähigkeiten des Kindes umzugehen, zurechtzukommen, mindestens eine ebenso große Herausforderung wie mit dem Kind selbst. Da gehört schon eine schöne Portion Selbstwertgefühl dazu um sich bewusst zu sein, dass man selbst das eigene Kind wohl besser kennt als jemand, der den IQ-Wert als Zahl vor sich hat.