Perfektionismus oder einfach nur außer Rand und Band?

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
Momo
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Re: Perfektionismus oder einfach nur außer Rand und Band?

Beitrag von Momo »

LeAuNo hat geschrieben:
@Momo
Deine Erklärung hat mich nachdenklich gemacht. Ich will ihn nicht untergraben und ich will ihn auch ernst nehmen. Ich habe es gar nicht so gesehen, wie du es nun gesagt hast. Ich werde versuchen, dies mal umzusetzen. Aber wie du es schreibst, gebe ich dann nicht doch klein bei und ziehe meinen roten Faden nicht durch? Ich mag nicht alles schlimmer machen. Wenn ich hingehe und sage ok wir decken wieder ab und machen neu, dann habe ich natürlich den Stress nicht, aber ich verliere nun einmal auch Zeit die ich nicht in jeder Situation habe. Morgens Schuhe anziehen, selbst die Treppe laufen, selbst einsteigen ins Auto etc. Alles kann er selbst und ich gebe ihm die Möglichkeit auch alles selbst zu tun, aber wenn man bei der einen Sache schon rumgenörgelt hat, dann gerät man in Zeitnot und schon ist das Theater vorprogrammiert. Ich kann aber nicht jeden Morgen 2 Stunden einplanen, damit er eventuell alles alleine machen kann, wenn er denn dann gerade mag. Verstehst du was ich meine? Danke trotzdem für deine Sichtweise, ich werde mich spiegeln und hier und da vielleicht einige Dinge schon vorab verhindern können.
Hallo, danke für Deine ausführliche Antwort. Ich glaube, Du machst Dir sehr viele Gedanken über "Grenzen", "Erziehung" und "roter Faden". Lass das doch einfach alles mal weg und entscheide einfach in der jeweiligen Situation, ob Du Zeit hast, auf Dein Kind einzugehen, die Situation auch aus der Perspektive Deines Sohnes zu sehen und eventuell Dein Verhalten zu verändern oder ob einfach Zeitdruck ist und die Dinge irgendwie funktionieren müssen. Ich habe erlebt, dass ich bei meiner Tochter auf viel Verständnis in diesen zeitknappen Situationen gestoßen bin, gerade weil ich in den anderen Zeiten auch für sie und ihre Bedürfnisse viel Verständnis habe. Das kommt dann zurück und sie versteht- jetzt ist es wirklich wichtig, ok., ich mache mit. Ich finde den Vergleich von Jesper Juul immer so toll, wenn er fragt, würdet ihr Euch Eurem Partner auch so gegenüber verhalten? Würdest Du z.B. Deinen Mann, angenommen er hätte Dir doch gerne beim Tischdecken helfen wollen und tolle Ideen für die Gestaltung gehabt, in die Schranken verweisen und gegen ihn arbeiten? Oder würdet ihr gemeinsam eine Lösung suchen? Die Beziehung zwischen Kindern und Eltern sollte zwar nicht gleichberechtigt, doch auf jeden Fall gleichwertig sein. Ich glaube, dieses Gefühl wird zu oft von unseren pädagogischen Ansätzen überdeckt und wir handeln dadurch nicht natürlich. Dadurch verlieren wir den inneren Kontakt zum Kind, welches es lautstark zum Ausdruck bringt.

Mit dem Spiegeln meinte ich sowohl das Spiegeln Deines eigenen Verhaltens, doch auch die Spiegelung des kindlichen Verhaltens. Das kindliche Verhalten kannst Du spiegeln, indem Du verbal feststellst, wie es sich gerade fühlt, was es gerade möchte etc. Ohne Wertung! Das habe ich bei meiner Tochter schon gemacht, als sie ein Krabbelkind war und vielleicht irgendwo hochklettern wollte und es nicht schaffte. Sie war dann häufig wütend, reagierte aber auf meine Worte "Du möchtest da hoch" erstaunlich erleichtert, ja, da verstand sie jemand.
Verstehst Du?

Ich kann Dir sehr den Autoren Jesper Juul empfehlen, falls Du mal etwas lesen möchtest, was Dir viele Situationen aus einer ganz anderen Perspektive und mit ganz anderen Ansätzen schildert (z.B. das Buch "Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen"). Mir haben seine Ansätze viele neue Impulse gegeben.

Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
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Re: Perfektionismus oder einfach nur außer Rand und Band?

Beitrag von Rabaukenmama »

LeAuNo hat geschrieben: @ Rabaukenmama
Ich versuche auch nicht immer gegen meine Sohn zu arbeiten, aber jeder hat seinen Weg den er gehen möchte. Ich habe, so wieder jeder hier, gewisse Vorstellungen vom Tagesablauf. Wenn ich nun hingehe und den Tisch Decke, dann mache ich das nicht, um gegen meinen Sohn zu arbeiten, sondern schlicht und ergreifend deshalb, weil es Zeit zum Essen ist. Ich habe kein Problem damit, mein Nein durchzusetzen. Das nimmt er auch hin. Aber wenn er in dieser, wie soll ich es nun nennen, "Phase" ist, ist er nicht zugänglich. Ich kann ihn auch nicht in sein Zimmer bringen und sagen, er solle dort bleiben, bis er sich abreagiert hat. Er hängt dann an meinem Ärmel, Pulli, Hose etc. und schreit und tobt. Ok, das hält man vielleicht noch ne Zeit aus. Aber er ist da sehr ehrgeizig. Er gibt sich nicht nach 30 Minuten geschlagen, dass kann auch länger gehen. Und mein Nein nützt mir auch herzlich wenig, wenn er den Tisch alleine abräumt. Wenn er mir praktisch den Teller unter dem Brot klaut. Ja, damit bin ich überfordert, weil ich dann nicht mehr weiß, wie ich ihm begreiflich machen soll, dass nun Schluss ist. Aber vielleicht bist du auch hier der Meinung es liege an meiner mangelnden Erziehung?
Ohje, ich werde schon wieder mißverstanden! Wo habe ich geschrieben, dass es an DEINER MANGELNDEN Erziehung liegt?

Ich meinte es ist ein klassisches Machtkampf-Problem, welches eher mit Erziehung als mit Hochbegabung zu tun hat. Und völlig egal, ob eine Hochbegabung vorliegt oder nicht - das Problem "gehört" Euch. Jedenfalls in meinen Augen macht es keinen Unterschied ob ein Kind, welches sich so verhält, einen IQ von 103 oder 130 hat.

Ich habe selbst ein kleines Trotzkopferl, welches immer seinen Kopf durchsetzen will. Und dass ich es nicht "falsch" erzogen habe schließe ich daraus, dass mein älterer Sohn komplett anders reagiert und in der Hinsicht kaum Probleme macht. Da ist die Unsicherheit bei 1-Kind-Eltern sicher größer, vor allem wenn sie selbst unsicher sind und dann noch jemand kommt, der ihnen weismacht, das Kind würde sich so verhalten, weil sie dieses oder jenes falsch machen.

Mit "den eigenen roten Faden finden" meinte ich, einen Standpunkt einzunehmen, der für euch als Eltern "passt". Du liest hier in den Beiträgen von Momo und Sklud dass nicht für jeden das Gleich passt. Nur lese ich bei Deiner Beschreibung dass es (zumindest scheint hier so) meistens daraus hinausläuft, dass der Sohn seinen Kopf gegen Eure Vorstellungen durchsetzt. Und DAS passt nicht - zumindest nicht für Euch. Da es aber bisher so war und er mit seinem Verhalten wirksamen Mittel in der Hand hat, wird es zwangsläufig auf einen Machtkampf rauslaufen wenn ihr es zukünftig "anders" machen wollt.

Natürlich könnt ihr auch Eure Einstellung ändern, damit es für Euch wieder passt oder zähneknirschend akzeptieren dass euer Sohn in der Hinsicht eben "gewinnt". Eure Wahl!

Ich habe übrigens auch einen Sohn bei dem ein "Nein" gar nicht nützt. Das liegt nicht daran, dass er gehörlos geboren wurde, denn er versteht Gebärdensprache und ein "NEIN" sogar in Lautsprache. Er ignoriert es einfach und setzt seinen Kopf durch. Wenn ich dann was verhindern will (z.B. dass er das für die Gäste hergerichtete Essen abschleckt - ich habe an anderer Stelle hier davon berichtet) bleibt mir nichts anderes übrig als ihn einfach mit sanfter Gewalt von der Situation wegzuholen. Klar lässt er sich das dann nicht gefallen, schlägt um sich kreischt, reißt an meinen Haaren, usw. - aber da muss ich dann eben durch.

Andererseits gibt es viele Situationen, wo ich mich frage "wie wichtig ist das Ganze"? Es gibt immer wieder Dinge, wo es mir egal ist wenn wir wo einfach länger brauchen oder eben eine Situation nach seinen Vorstellungen gestalten bzw. wiederholen.

Heißt im Klartext: ich treffe in der jeweiligen Situation die Entscheidung, ob mir die Sache einen Machtkampf wert ist oder nicht. Auch wenn ich selbst kein Interesse an Machtkämpfen habe kenne ich meinen Sohn gut genug um zu wissen, dass es VON SEINER SEITE meistens darauf hinausläuft. Wenn ich mich aber mal zu einem NEIN entschlossen habe, dann bleibt es auch dabei.

Ich hoffe ich konnte jetzt klarstellen was ich meine ;) .
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Bliss
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Re: Perfektionismus oder einfach nur außer Rand und Band

Beitrag von Bliss »

LeAuNo hat geschrieben:
@Bliss
Deine Geschichte könnte auch genauso hier passieren. Wie bist du mit diesem Verhalten umgegangen? Ich werde nun auch einen Termin beim Kinderarzt machen und dies mal genau besprechen. Autismus hatte ich auch reingelesen, aber das passt auf meinen Sohn auch gar nicht.
Unterschiedlich. Bei dem Fahrradbeispiel bin ich nicht zurückgefahren, denn es wäre bergauf bei 30° Hitze gewesen. Ich habe ihm das so wie Momo vorgeschlagen hat erklärt: ich weiß, dass du möchtest, dass ich umkehre aber... Hat zwar am Gebrüll nichts geändert, aber ich war diesbezüglich mit mir im Reinen.

Bei Dingen, die mich weniger tangieren (falscher Löffel) habe ich den Löffel eben umgetauscht.

Manchmal habe ich auch einfach nur praktisch abgeschätzt, was schneller geht: seinen Wunsch zu erfüllen oder einen Heulanfall aussitzen, denn ich habe noch 2 ältere Kinder gehabt, die dadurch ja auch eingeschränkt wurden.
BiHa
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Re: Perfektionismus oder einfach nur außer Rand und Band?

Beitrag von BiHa »

Ich bin hier so ziemlich Momos Meinung. Ich wollte nicht sagen, dass du immer den gleichen Weg durchsetzen musst. Das mach ich auch nicht, sondern je nach Situation entscheiden kannst, ob Du dem Wunsch deines Sohnes nachgeben kannst oder ob es schnell und deshalb nach Deinem Willen gehen muss. Nur wenn du dich einmal für einen Weg entschieden hast, dann solltest du es eben durchziehen.
Und nein, ich halte dein Problem auch nicht für ein Erziehungsproblem. Manche Kinder haben einfach ihren Kopf und da kann man nichts gegen machen. So hat mein Sohn zwischen 1 und 3 ein großes Problem damit gehabt, wenn sich die Kleidungsstücke der Jahreszeit angepasst haben. Kurzes Tshirt - das ging nur mit Hilfe der Erzieherinnen. Zuhause ging da kein Weg rein. Kurze Hose geht auch erst seit letztem Jahr. Aber manche Marotten verschwinden einfach.

Hast du eine Idee, warum dein Sohn so ein Theater bzgl des Einschlafens gemacht hat? Mein Sohn schläft erst jetzt mit fast 6 Jahren manchmal alleine ein, davor war ein Geheule und Getobe, als würde ich für immer weggehen. Und allein im eigenen Zimmer? Da sind wir noch lange von entfernt. Was ich mir da schon alles anhören durfte. Ich bin hier aber auch der Meinung, dass es sich hier um kein Erziehungs- oder Durchsetzungsproblem meinerseits handelt. Er braucht es in seiner momentanen Entwicklung eben noch und gut. Manchmal muss man in der Erziehung mMn auch vom Standard abweichen, wenn es besser zum Kind passt.
Rabaukenmama
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Re: Perfektionismus oder einfach nur außer Rand und Band?

Beitrag von Rabaukenmama »

BiHa hat geschrieben: Und nein, ich halte dein Problem auch nicht für ein Erziehungsproblem. Manche Kinder haben einfach ihren Kopf und da kann man nichts gegen machen
Doch, es ist ein ErziehungsPROBLEM, nicht zu verwechseln mit einem ErziehungsFEHLER. Ja, manche Kinder haben ihren Kopf, doch es liegt an uns als Eltern, wie wir damit umgehen. Es ist genauso wenig "Verdienst" der Eltern, ein problemloses Kind zu haben wie es deren "Schuld" ist ein Trotzkopferl zu haben.

Unterschied ist nur, dass man (als Eltern) mit einem Sturschädel-Kind einfach ganz anders gefordert ist. Auch wenn man gerne alles in Ruhe und mit beidseitiger Kooperation klären würde ist das mit so einem Kind oft nicht möglich. Gerade deshalb ist wichtig, einen roten Faden im eigenen Erziehungskonzept zu haben. Man stößt an Grenzen, die Eltern mit kooperativen Kindern gar nicht kennen.

Dabei geht es gar nicht um das durchsetzen der eigenen Meinung und wer "Sieger" ist sondern wenn man den Vorstellungen des Kindes immer nachgibt leidet die ganze Familie darunter - und DAS kann´s ja nicht sein.

Wie der Weg dann individuell tatsächlich aussieht muss eh jeder selbst draufkommen - und sei es durch Versuch und Irrtum.
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Momo
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Re: Perfektionismus oder einfach nur außer Rand und Band?

Beitrag von Momo »

Biha hat geschrieben:
Manchmal muss man in der Erziehung mMn auch vom Standard abweichen, wenn es besser zum Kind passt.
Genau das ist der Punkt. Alle Kinder und auch Eltern sind unterschiedlich, es kann gar keinen Standard geben! Ich möchte Euch mal ein paar Beispiele aus unserem Familienleben geben:
Kinderwagen oder Kind auf einer Decke ablegen? Fehlanzeige! Ich habe mich nach den Bedürfnissen gerichtet und meine Tochter fast ausschließlich getragen. Alleine einschlafen oder Schlafen im eigenen Bett, am besten noch in einem anderen Zimmer? Wer hat dies eigentlich als "Norm" beschlossen, das "Richtige" zu sein? Völlig unnatürlich, wozu dieser Stress??? Ich begleite meine Tochter bis heute in den Schlaf (meistens erzählt sie mir kurz vorm Einschlafen noch wirklich wichtige Dinge, die sie beschäftigen) und bis vor ein paar Wochen schlief sie völlig selbstverständlich noch mit in unserem Bett. Das erstaunliche ist nun, dass sie vor ca. 2 Wochen völlig von sich aus beschlossen hat, nun in ihrem eigenen Zimmer im eigenen Bett schlafen zu wollen. Von einem Abend auf den Anderen schläft sie nun völlig ohne Probleme und Unterbrechung im eigenen Bett. Nächstes brisantes Thema- das Stillen. Nach einem halben Jahr noch nicht abgestillt? Frevelhaft, oder? Ich sah darin überhaupt keinen Sinn, völlig hausgemachter Stress. Ich stillte meine Tochter bis ca. zum dritten Geburtstag, sie war fast nie krank und entwickelte sich prächtig. Dann kam auch hier ein Punkt, an dem wir beide merkten, dass es reichte. Und so war es dann auch, von einem Tag auf den anderen. Das Gleiche mit dem Trockenwerden. Meine Tochter sagte MIR, als sie so weit war. Ich ging darauf ein- es ging kaum etwas daneben. Trotzphase mit 2/3 Jahren gab es fast nicht, da wir auf Augenhöhe mit den Konflikten umgingen. Thema Kindergarten- mit knapp 4 Jahren machte sie mir bei der sehr späten Eingewöhnung sehr klar deutlich, dass dies nicht der richtige Kindergarten ist, sie reagierte panisch, klammerte sich an mich. Die Erzieherinnen dieses ach so pädagogisch wertvollen Kindergartens wollten mir einreden, dass ich mich jetzt durchsetzen muss, sonst würde es immer so weitergehen- und erst in der Schule. Ich ließ mich nicht beirren und nahm sie wieder ganz nach Hause. Nun, ein paar Monate später, haben wir einen neuen Versuch gemacht, ein Kindergarten bei dem wir 100% ein gutes Gefühl haben, wunderbare Erzieherinnen, ganz viel Freispielzeit in der Natur und im Wald. völlig natürlicher Umgang mit den Kindern, keinerlei (Erwartungs-) Druck und Erwachsenenprogramm. Nach ein paar Tagen bleibt meine Tochter nun komplett alleine dort ("Papa, wann kann ich denn endlich bis nachmittags alleine dort sein?") und ist überglücklich.
Diese Liste könnte ich noch lange weiterschreiben. Mein Fazit ist: Achtet auf Euer Kind!! Was fühlen, denken, wollen sie? Nehmt ihre Bedürfnisse wahr, wägt ab, ob Ihr diese mit Euren Bedürfnissen vereinbaren könnt. Wann könnt Ihr Euch auf die Bedürfnisse Eures Kindes einlassen (auch wenn es Zeit kostet oder anstrengend ist), wann nicht? Es geht nicht um Richtlinien und Prinzipien!! Es geht um Euch und Eure Kinder. Kinder sind Menschen, noch jünger als wir, doch genauso wertvoll und ernst zu nehmen!! Viele Probleme würden dadurch nicht entstehen, davon bin ich überzeugt.

Alles Gute wünscht Momo
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Re: Perfektionismus oder einfach nur außer Rand und Band?

Beitrag von Momo »

Ergänzend dazu möchte ich noch schreiben- es geht nicht um die Vermeidung von Konflikten und ums Nachgeben. Es geht um eine ehrliche Lösung von Konflikten auf Augenhöhe. Dann kommt es überhaupt nicht zur Eskalation, was letztendlich ja das Anstrengende an den Konflikten ist.
Ausgehend von uns kann ich sagen, dass die besondere Aufmerksamkeit und Anteilnahme an den Bedürfnissen meiner Tochter jetzt schon voll zurückkommt. Meine Tochter hat sich zu einer absolut selbstständigen kleinen Persönlichkeit entwickelt, die sich gut einfühlen kann, sozial sehr kompetent ist, selbstsicher ihre Ansichten vertritt aber auch sehr kompromissbereit ist. Kurz- ein normales, umgängliches, angenehmes Kind, wie es natürlicher Weise sein sollte...

Momo
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Re: Perfektionismus oder einfach nur außer Rand und Band?

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:Trotzphase mit 2/3 Jahren gab es fast nicht, da wir auf Augenhöhe mit den Konflikten umgingen.
Momo hat geschrieben:Ergänzend dazu möchte ich noch schreiben- es geht nicht um die Vermeidung von Konflikten und ums Nachgeben. Es geht um eine ehrliche Lösung von Konflikten auf Augenhöhe. Dann kommt es überhaupt nicht zur Eskalation, was letztendlich ja das Anstrengende an den Konflikten ist.
Momo, sei mir nicht böse, aber das ist Quatsch! Du hast das Glück, ein Kind zu haben, bei dem es nicht zur Eskalation kommt. Genau das meinte ich an anderer Stelle als ich schrieb dass 1-Kind-Eltern sich gerne auf die Fahnen heften wenn sich das Kind wunschgemäß entwickelt (und kooperiert) und andererseits befürchten, was "falsch" zu machen, wenn es das nicht tut.

Mit meinem Großen konnte ich IMMER kooperieren. Gespräche auf Augenhöhe waren und sind möglich. Wäre es bei diesem einen Kind geblieben würde ich die Sache wahrscheinlich so sehen wie du.

Doch dann kam der Kleine und der begann schon mit 18 Monaten, mir klarzumachen, dass ER und sonst niemand hier das sagen hat. Mittlerweile weiß ich, dass die Gehörlosigkeit damit wesentlich weniger zu tun hat als ich damals angenommen habe. Mittlerweile gebärdet mein Kleiner in ganzen Sätzen und kann perfekt ausdrücken was er will. Im Normalzustand ist gegenseitiges verstehen und kooperieren daher kein Problem - sehr wohl aber dann, wenn mein kleiner Wutbürger seinen Kopf mit Gewalt durchsetzen will.

Ich kenne das, was die TE beschreibt, sehr genau. Wo fängt Augenhöhe an, wo hört sie auf? Muss ich meinen Sohn um Mitternacht baden weil er da eben mal aufgewacht ist und gedacht hat "Hey, jetzt ist der ideale Zeitpunkt für eine Runde planschen in der Badewanne"? Muss ich zuschauen, wenn er Teller, Gläser und Besteck im Wutanfall durch die Wohnung pfeffert. Muss ich - auch wenn er bis übers Kreuz angegackt ist, warten, bis ER bereit ist, sich wickeln zu lassen?

NEIN, muss ich nicht! Ich versuche es immer wieder mit Kooperation. Ein paar Minuten auf oder ab beim wickeln spielen keine Rolle. Wenn der erste Gegenstand durch die Luft fliegt werden die anderen - nach Gefählichkeit und Verunreinigungsfakter gereiht, ruhig aus seiner Nähe entfernt. Wenn er zu viele sind wird der Kleine aus der Situation genommen. Den Wutunfall weil ich nicht bereit bin, um Mitternacht ein Bad herzurichten, halte ich aus. Dann kommt sich mein Kleiner als "Verlierer" vor, dabei geht´s mir gar nicht um Machtkampf sondern einfach um die Wahrung MEINER Bedürfnisse.

Soll heißen: auch mit einem wütenden, sturen Kind gibt es Lösungen - aber dass es gar nicht zur Eskalation kommt weil Mama ja so toll "auf Augenhöhe" ist funktioniert einfach nicht bei jedem Kind.
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Re: Perfektionismus oder einfach nur außer Rand und Band?

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Du hast das Glück, ein Kind zu haben, bei dem es nicht zur Eskalation kommt
Liebe Rabaukenmama, oh doch, es kommt natürlich auch hier zu Eskalationen und dabei zu sehr temperamentvollen! Da ist meine Tochter ähnlich veranlagt wie ich, doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass es wirklich andere Wege gibt, mit Konflikten umzugehen. Doch ich denke, wir sollten das Alter Eurer Kinder nicht außer Acht lassen. Sowohl Dein jüngerer Sohn als auch der Sohn von LeAuNo sind gerade um 2/ 3 Jahre alt, da gehören diese emotionalen Ausbrüche auch zum Alter dazu. Das ist einfach so. Trotzdem habe ich bemerkt, dass ich mit meiner Tochter auch in diesem Alter schon reden konnte, nicht, wenn sie schon in der Emotion steckte, sondern davor. Und dann kommt es auf die Art an, wie ich mit ihr umgegangen bin. Wollte ich sie in "die Schranken weisen", dann ging sie natürlich erst recht gegen an, habe ich sie jedoch gefragt "Was möchtest Du? Was schlägst Du vor?" dann haben wir meistens einen guten Weg gefunden, der für uns beide passte. Kinder wollen kooperieren, wollen wir es auch?

Schöne Grüße von Momo
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Re: Perfektionismus oder einfach nur außer Rand und Band?

Beitrag von Momo »

Und wenn es dann aufgrund des Alters oder des kindlichen Temperaments doch häufig zu Eskalationen kommt, würde ich versuchen, genau so zu reagieren, wie Du es beschrieben hast, Rabaukenmama. Ruhig bleiben, Gefahrenquellen entfernen, dem Kind auch zugestehen, dass es mal wütend sein darf (wenn es auch schwer fällt). Doch aus meiner Sicht wäre es ein großer Fehler als Reaktion der Erwachsenen, noch engere Grenzen ziehen zu wollen, strenger sein zu wollen, das Kind noch mehr "von oben herab" zu behandeln. Das wird sicherlich keine Entspannung und Lösung der Konflikte bringen! Es würde das Gegenteil bewirken!!! Das Eingehen auf das Kind ist nicht gleichzusetzen ist mit "nachgeben" oder "verlieren" oder "inkonsequent sein". Das ist meiner Meinung nach ein Denkfehler mit gravierenden Folgen. Das ist der Knackpunkt, auf den es mir ankommt, dass er ankommt :)

Schöne Grüße von Momo
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