Hallo, danke für Deine ausführliche Antwort. Ich glaube, Du machst Dir sehr viele Gedanken über "Grenzen", "Erziehung" und "roter Faden". Lass das doch einfach alles mal weg und entscheide einfach in der jeweiligen Situation, ob Du Zeit hast, auf Dein Kind einzugehen, die Situation auch aus der Perspektive Deines Sohnes zu sehen und eventuell Dein Verhalten zu verändern oder ob einfach Zeitdruck ist und die Dinge irgendwie funktionieren müssen. Ich habe erlebt, dass ich bei meiner Tochter auf viel Verständnis in diesen zeitknappen Situationen gestoßen bin, gerade weil ich in den anderen Zeiten auch für sie und ihre Bedürfnisse viel Verständnis habe. Das kommt dann zurück und sie versteht- jetzt ist es wirklich wichtig, ok., ich mache mit. Ich finde den Vergleich von Jesper Juul immer so toll, wenn er fragt, würdet ihr Euch Eurem Partner auch so gegenüber verhalten? Würdest Du z.B. Deinen Mann, angenommen er hätte Dir doch gerne beim Tischdecken helfen wollen und tolle Ideen für die Gestaltung gehabt, in die Schranken verweisen und gegen ihn arbeiten? Oder würdet ihr gemeinsam eine Lösung suchen? Die Beziehung zwischen Kindern und Eltern sollte zwar nicht gleichberechtigt, doch auf jeden Fall gleichwertig sein. Ich glaube, dieses Gefühl wird zu oft von unseren pädagogischen Ansätzen überdeckt und wir handeln dadurch nicht natürlich. Dadurch verlieren wir den inneren Kontakt zum Kind, welches es lautstark zum Ausdruck bringt.@Momo
Deine Erklärung hat mich nachdenklich gemacht. Ich will ihn nicht untergraben und ich will ihn auch ernst nehmen. Ich habe es gar nicht so gesehen, wie du es nun gesagt hast. Ich werde versuchen, dies mal umzusetzen. Aber wie du es schreibst, gebe ich dann nicht doch klein bei und ziehe meinen roten Faden nicht durch? Ich mag nicht alles schlimmer machen. Wenn ich hingehe und sage ok wir decken wieder ab und machen neu, dann habe ich natürlich den Stress nicht, aber ich verliere nun einmal auch Zeit die ich nicht in jeder Situation habe. Morgens Schuhe anziehen, selbst die Treppe laufen, selbst einsteigen ins Auto etc. Alles kann er selbst und ich gebe ihm die Möglichkeit auch alles selbst zu tun, aber wenn man bei der einen Sache schon rumgenörgelt hat, dann gerät man in Zeitnot und schon ist das Theater vorprogrammiert. Ich kann aber nicht jeden Morgen 2 Stunden einplanen, damit er eventuell alles alleine machen kann, wenn er denn dann gerade mag. Verstehst du was ich meine? Danke trotzdem für deine Sichtweise, ich werde mich spiegeln und hier und da vielleicht einige Dinge schon vorab verhindern können.
Mit dem Spiegeln meinte ich sowohl das Spiegeln Deines eigenen Verhaltens, doch auch die Spiegelung des kindlichen Verhaltens. Das kindliche Verhalten kannst Du spiegeln, indem Du verbal feststellst, wie es sich gerade fühlt, was es gerade möchte etc. Ohne Wertung! Das habe ich bei meiner Tochter schon gemacht, als sie ein Krabbelkind war und vielleicht irgendwo hochklettern wollte und es nicht schaffte. Sie war dann häufig wütend, reagierte aber auf meine Worte "Du möchtest da hoch" erstaunlich erleichtert, ja, da verstand sie jemand.
Verstehst Du?
Ich kann Dir sehr den Autoren Jesper Juul empfehlen, falls Du mal etwas lesen möchtest, was Dir viele Situationen aus einer ganz anderen Perspektive und mit ganz anderen Ansätzen schildert (z.B. das Buch "Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen"). Mir haben seine Ansätze viele neue Impulse gegeben.
Liebe Grüße von Momo