Atypische Entwicklung

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
MirasMum
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Atypische Entwicklung

Beitrag von MirasMum »

Hallöchen,

bei meinen mäßig erfolgreichen Recherchen im Internet bin ich auf diese Seite gestoßen. Da ich nicht weiß, wie ich genau anfangen soll, versuche ich euch mal einen Einblick in die Ist-Situation zu geben und hoffe, dass das nicht all zu ausführlich wird.
Unsere Tochter Mira ( geb. 02.09.14) hat sich alles in allem recht rasch entwickelt. Soweit, so gut. Ich habe mir nie etwas dabei gedacht und bin der Meinung, das sich jedes Kind individuell entwickelt. Ich habe nie etwas forciert oder ähnliches. Leider ist es schwer, jemanden zu finden, mit dem man objektiv sprechen kann, weil man dann doch schnell den Stempel der Überehrgeizigen Mutter hat.
Mira wurde recht schnell mobil, drehen, robben, krabbeln, stehen und laufen. Mit ihren jetzt knapp 10 Monaten läuft sie nun super an einer Hand. Bei einer Untersuchung beim Kinderarzt, da war sie so zwischen 4-6 Monaten saß sie auf dem Behandlungstisch anstatt , wie wohl die meisten Kinder in ihrem Alter, zu liegen. Darauf hin rügte mich der Kinderarzt ich solle sie nicht hinsetzen. Diesem erklärte ich dann, das sie eigenständig sitzt und sich selber hinsetzt wenn sie es möchte. Er nahm das so erst mal zur Kenntnis. Bis dahin machte mich ihre gute Entwicklung auch keinen falls stutzig. Ich selber bin früh gelaufen und laut meiner Mutter das Ebenbild meiner Tochter.
Was mich jedoch erstmalig stutzig machte war, das sie plötzlich begonnen hat zu sprechen. Die ersten Male schob ich es und auch andere die dabei waren, auf Zufallstreffer. Jedoch fiel mir schnell auf, das diese vermeintlichen Zufallstreffer sich häuften. Papa sagte sie das erste Mal am 29.01. (hatte mir das notiert, weil es ja das erste Wort war). Ein paar Tage später Mama. Meine Mutter hatte mich zu diesem Zeitpunkt schon darauf angesprochen das Mira nicht lallen würde. Ich dachte das kommt schon noch. Dann kam aber eine ganze Zeit nichts, außer das sie fröhlich und vergnügt war.
Dann das Schlüsselerlebnis als wir unserer zukünftige Tagesmutter besuchten. Diese gab unserem Mirchen eine Quietscheente in die Hand und Mira sagte völlig unverhofft ENTE. Die Tagesmutter sah mich an und meinte noch, dass das ja ein lustiger Zufall sei.
Tags darauf besuchte ich meinte Mutter und Mira widmete sich hingebungsvoll dem Altpapierstapel. Ich hab mich fast an meinem Kaffee verschluckt und dachte, ich höre nicht recht, als sie ZEITUNG sagte. Das kam mir dann für einen Zufall recht merkwürdig vor. Ich nahm sie auf den Arm und sie liebt es mit meiner Kette zu spielen. Ich fragte sie : Mira was machst du denn da? Und sie sagte KETTE. Somit war mir und meiner Mutter dann klar, das waren keine Zufallstreffer, sondern sie sagte die Wörter ganz bewusst. Das ganze ging so weiter. Im Auto sang sie während der Fahrt fröhlich AUTO AUTO AUTO und seitdem kommt eigentlich täglich was neues hinzu. Sie sagt aber nichts einfach so. Damit meine ich, das sie nicht, wie ich das von anderen Kindern kenne, sitzt und vor sich hin erzählt, sondern sie sagt die Worte irgendwie nur, wenn sie sie braucht oder erstmalig um sich wohl Bestätigung abzuholen, dass das auch so korrekt ist.
Bei einem Zahnungsbedingten Besuch beim Kinderarzt staunte dieser nicht schlecht, als Mira ( da noch 9 Monate) an der Hand ins Behandlungszimmer gelaufen kam. Nachdem ich die eigentliche Thematik abgefrühstückt hatte, habe ich mich nach der Sprachentwicklung bei Kleinkindern erkundigt. Er fragte direkt, ob sie denn schon was sagt. Sowas wie Mama. Nachdem ich ihm sagte, was sie aber alles so sagt, war er offensichtlich sehr erstaunt und meinte es wäre schon eine recht atypische Entwicklung ( er meinte das nicht negativ ). Ich solle das ganze Dokumentieren und im Auge behalten und wir würden jetzt bei der U6 darüber sprechen.
Da ich nur ein Kind habe und auch keine anderen Kinder zum 'Vergleich' wollte ich mal hören, ob das wirklich so ungewöhnlich ist.
Sie sagt nun folgendes:
Mama
Papa
Ente
Zeitung
Kette
Auto
insetz - für hingesetzt
esse - für essen oder die Flasche
alle - wenn etwas leer ist, zB. die Flasche
aus - ( wie ich es beim Hund sage wenn er etwas lassen soll) wenn man aufhören soll etwas zu tun
nein
Katze
Ball
ab - beim Blumen pflücken passiert

Ich würde mich über eine Einschätzung sehr freuen.
Liebe Grüße
Sabrina
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Atypische Entwicklung

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo MirasMum,

deine Tochter ist bei der Sprachentwicklung sicher sehr flott dran, deutlich flotter als der Großteil der Kinder (aber das weißt du ja selbst auch schon ;) ). Ob sie deshalb hochbegabt ist kann Dir niemand seriös beantworten (weder hier noch sonst wo) weil es dazu einfach noch zu früh ist und weil der sprachliche Teil nur EIN Aspekt davon ist. Und die motorische Entwicklung hat mit dem IQ nicht unmittelbar was zu tun. Zwar sind viele kluge (auch hochbegabte) Kinder motorisch flott unterwegs, mir ist aber kein fester Zusammenhang bekannt (falls wer andere Infos hat - her damit ;) ).

Man kann zwar bei Kleinkindern ab etwa 3 Jahren IQ-Tests machen lassen, sehr verlässlich sind diese aber nicht weil die Kinder ja (in einer ihnen nicht vertrauten Teststituation) nicht auf Knopfdruck zeigen, was sie können und auch die Tagesverfassung (Laune, Müdigkeit, Motivation,...) eine große Rolle spielt.

Aber was würde ein Testergebnis in Form eines Zahlenwertes bei einem Baby oder Kleinkind bringen (außer man will damit bei den Nachbarn prahlen :mrgreen: )? Gar nichts! Wenn Du Deiner Tochter ermöglichst, die Dinge zu tun, die sie gerade interessieren (soweit halbwegs gefahrlos möglich) und sie einfach "machen" lässt, wird sie sich prächtig weiterentwickeln :) .

Falls Du trotzdem eine Art "Vergleichswert" willst schau mal hier:

http://www.entwicklungstabelle.de/entwi ... belle.html

Die Kuno Beller Entwicklungstabelle wurde mir von einer anderen Forumsteilnehmerin empfohlen, aber mein älterer Sohn (damals 4) war schon zu alt und in fast allen Bereichen am obersten Anschlag, obwohl die Tabelle ja eigentlich bis 6 Jahre gelten sollte. Bei meinem damals 2-jährigen hat sie aber gute Dienste geleistet und man kann sie ab Geburt anwenden.

Um noch mal auf die Sprachentwicklung zurückzukommen: ich kenne einige Kinder, die mit 6 oder 7 Monaten zu sprechen begonnen haben. Meine Cousine war so ein Fall, die konnte mit 18 Monaten dann schon richtig Geschichten erzählen und Unterhaltungen führen und hatte sogar etliche Sätze in englischer Sprache drauf.

Mein (vermutlich hochbegabter, aber nicht getester) Sohn begann erst viel später. Den Wortschatz, den jetzt deine Tochter hat, hatte er mit etwa 16 Monaten. Dafür kannte er mit 2 Jahren alle Buchstaben und Zahlen und konnte perfekt buchstabieren. Er konnte Liedtexte auswendig aufsagen bevor er seinen ersten grammatikalisch korrekten Satz gesprochen hat (das war mit 2 Jahren und 4 Monaten). Dann ging es ganz, ganz schnell und mit 2 Jahren und 6 Monaten sprach er grammatikalisch großteils korrekt in langen Sätzen.

Jetzt ist er 5 Jahre alt, liest flüssig, schreibt grammatikalisch großteils korrekt, rechnet auf Erstklasslerniveau und hat ein erstaunliches Allgemeinwissen, vor allem weil er alle möglichen Kinder-Wissenbücher (Altersangabe: 6-10 Jahre) liest. Es waren aber andere Dinge, die mich darauf gebracht haben, dass er (wie ich) hochbegabt sein könnte, wovon ich eine Sache hier erzähle:

Kurz vor seinem 3. Geburtstag waren wir beim Billa einkaufen und mein Sohn sah vor der Kasse einen Verkaufsständer mit Osterbüchern und Oster-Malbüchern. Mein Sohn zeigte hin und fragte ganz erstaunt: "Was ist denn DAS?". Mich hat diese Frage etwas verwundert weil da nichts dabei war, was er nicht kannte. Daher antwortete ich "Na, das sind Bilderbücher und Malbücher, das siehst du doch! Warum fragst du?". Die Antwort meines Sohnes war "Das hätte ich mir beim BILLA nicht erwartet!". Da habe ich erkannt dass er längst wußte in welchen Geschäften man Bücher und in welchen man Lebensmittel kaufen kann und ihn der "unerwartete" Bücher-Verkaufsständer einfach verwirrt hatte.

Du wirst sehen, wie viele solche oder ähnliche Überraschungen Dir Deine Tochter mal bieten wird ;) . Jedenfalls herzlich willkommen hier und lass uns wissen, wie es weitergeht.

PS: das Wort "atypische Entwicklung" gefällt mir nicht besonders, auch dann nicht, wenn es positiv gemeint ist. Ich glaube es gibt kaum ein Kind welches in allen Bereichen eine "typische Entwicklung" durchmacht.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Momo
Dauergast
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Re: Atypische Entwicklung

Beitrag von Momo »

Hallo MirasMum,
willkommen hier im Forum!

Ich möchte mich den Beschreibungen von Rabaukenmama anschließen, verstehe jedoch auf der anderen Seite auch Deine Neugier, was eine frühe Entwicklung der Motorik und der Sprache für Gründe haben könnte, bzw. was Dich in Zukunft erwarten könnte. Meine Tochter war ähnlich flott in der Entwicklung und sie erschien mir immer irgendwie "untypisch" für ihr Alter zu sein und da ich selbst ein sehr neugieriger Mensch bin, versuchte ich der Ursache auf den Grund zu gehen. Mir fiel gerade eine Situation ein, die geschehen ist, als meine Tochter im Alter Deiner Tochter war, so ca. 9 Monate war sie alt. Ich habe mir immer abends vor dem Schlafengehen mit ihr im Bett liegend Bilderbücher angeschaut. Auf meiner Seite befand sich die Nachttischlampe mit einem Kipplichtschalter. Nach dem Vorlesen löschte ich das Licht und es war Schlafenszeit. Eines Abends krabbelte sie ganz selbstverständlich über mich rüber, machte das Licht aus und kuschelte sich an mich zum Einschlafen. Ähnlich wie es Rabaukenmama beschreibt fiel mir bei ihr auch schon sehr früh ihr Verständnis für Zusammenhänge auf. Mit 10 Monaten konnte sie Schlösser aufschließen, das Problem, dass sie sich einschloss und sich nicht mehr befreien konnte, hatten wir also nicht. Ach, es gibt sehr viele Beispiele, doch ich denke besonders prägnant für einen ausgeprägten Intellekt ist nicht nur eine frühe Aneignung von Fähigkeiten sondern auch die frühe Fähigkeit, selbstständig weiter und "um die Ecke" zu denken. Beobachte Deine Tochter, versuche, auf ihre Bedürfnisse einzugehen und freue Dich an Deinem fitten Kind!

Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Momo
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Re: Atypische Entwicklung

Beitrag von Momo »

Was mir noch einfällt, das Erste, was unsere neue Kinderärztin bei der U3 zu unserer Tochter sagte war "Du meine Güte, die schaut ja wach in die Welt!" Es war nicht möglich, sie als Baby ruhig im Arm liegend zu halten und sogar schwierig, dass sie in Ruhe in aufrechter Haltung blieb. Bei dieser U3 musste mein Mann z.B. unsere Tochter herumtragen, die sich die Bilder an den Wänden ansah, damit ich mich in Ruhe mit der Ärztin unterhalten konnte. Diese extreme Wachheit und Unruhe, wenn sie mal nicht viel sehen oder gar schlafen sollte, war von Anfang an sehr sehr auffällig. Darin unterschied sie sich vom ersten Tag an von den meisten Babys ihres Alters.
Heute ist sie nun 4,9 Jahre alt und ob sie wirklich hochbegabt ist, wissen wir noch immer nicht. Doch der Verdacht bestätigt sich immer wieder. Was würde ein Zahlenwert jetzt ändern? Vielleicht ist eine Testung vor der Schulwahl sinnvoll oder bei wirklichen Problemen. Ich bin andererseits froh, dass ich mich so früh mit diesem Thema auseinandergesetzt habe, dadurch konnte ich einfach viele ihrer Verhaltensweisen besser verstehen. Doch man kann meiner Meinung nach auch ganz entspannt sein- wenn man selbst aufmerksam und verständnisvoll ist, zeigen einem Kinder deutlich was sie brauchen. Die Hysterie, Kinder möglichst früh fördern zu müssen um ja kein Zeitfenster zu verpassen, halte ich für wahre Panikmache und sehr kontraproduktiv. Meine Tochter hat sich zum Beispiel prima entwickelt, obwohl sie erst sehr spät in den Kindergarten kam und ich sie lieber sehr frei mit Naturmaterialien spielen ließ, ohne pädagogisch geprägte Hintergedanken. Also, alles ist gut, Dein Kind wird Dich vielleicht besonders fordern, doch es ist und bleibt ein Kind mit kindlichen Bedürfnissen!!!! :)

Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
MirasMum
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Re: Atypische Entwicklung

Beitrag von MirasMum »

Also ich möchte kurz sagen, das ich weder einen Zahlenwert brauche um sie als hochbegabt oder nicht einzuschätzen, sondern ledoglich eine Bestätigung wollte, dass diese Entwicklung wohl etwas flotter ist als bei anderen! Ich brauche kein hochbegabtes Kind sondern ein glückliches und gesundes! Das ist mir am aller wichtigsten! Nachdem ich hier im Forum viel gelesen habe, gibt es noch viel mehr, was mir als völlig normal erscheint weil ich es ja nicht anders kenne, aber wohl doch sehr früh ist für ihr Alter ist! Da sie sich halt schnell langweilt braucht sie eh viel input und ich habe mir einfach nur Austausch erhofft!

Vielen Dank für euren Zuspruch und Ratschläge!
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Atypische Entwicklung

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Mirasmum,

vielleicht habe ich den Threadtitel "atypische Entwicklung" mißverstanden, aber wenn es für Dich nicht darauf ankommt ob dein kleines Mädchen hochbegabt ist, habe ich die Frage nicht verstanden.

Wenn ihr nicht sehr isoliert lebt nehme ich an, dass ihr andere Kinder im Alter Eurer Tochter kennt und selbst schon bemerkt habt, dass sie in vielen Punkten weiter ist als diese Kinder. Den Stempel "überehrgeizige Mutter" verteilen übrigens weniger Menschen als du vielleicht denkt,. Dann sind das meistens diejenigen, die eifersüchtig sind weil SIE SELBST für ihre Kinder einen übertriebenen Ehrgeiz haben, aber nicht so viel augenscheinlichen Erfolg.

Wenn man unter "atypisch" versteht, dass ein Kind sich in manchen Punkten anders (z.B. deutlich langsamer oder schneller) entwickelt als Gleichaltrige, dann habe ich gleich zwei atypische Kinder.

Mein Großer war motorisch immer eher flott unterwegs (wenn auch nicht ganz so flott wie Deine Tochter :) ) und das ist vor allem deshalb aufgefallen, weil er immer sehr klein und zart war (Frühchen). Von den gleichaltrigen Kinder war er immer einer der schnellsten und ein sehr aufmerksamer Beobachter. Im Babytreff, welches wir regelmäßig besuchten, war aber auch ein gerade mal 9 Monate alter Bub, der schon sehr schön FREI gehen konnte.

Mein Kleiner wurde gehörlos geboren. Auch er war immer ein sehr aufmerksamer Beobachter, hatte aber starke Defizite. Er war in allen grobmotorischen Dingen (krabbeln, sitzen, stehen, gehen,...) mindestens 6 Monate langsamer als sein großer Bruder. ABER - er hat alles aufgeholt. Was andere mit angeborener Geschicklichkeit gemacht haben (z.B. eine Kletterwand hochklettern) hat mein Kleiner mit einer Eselsgeduld immer wieder geübt. In einer Woche wird er 3 Jahre alt und er hat seine Altersgenossen in allen grobmotorischen Belangen eingeholt oder sogar überholt. Physiotherapie braucht er schon lange keine mehr.

Sprachlich ist er durch seine Gehörlosigkeit natürlich noch hinten (trotz Hörimplantaten, Frühförderung und Logopädie), aber er hat einen altersentsprechenden Wortschatz in Gebärdensprache und verständigt sich in 2-3-Wort-Sätzen.

Aus meiner Erfahrung mit meinen 2 Kindern weiß ich jedenfalls dass die Unterschiede bei Babys und Kleinkindern RIESIG erscheinen. Trotzdem wäre ich nie auf die Idee gekommen, Eltern von 6 Monate alten Kindern, die schon sitzen können, als besonders ehrgeizig zu sehen, nur weil mein Kleiner das mit einem Jahr noch nicht konnte. Bei meinem Kleinen kam dazu dass er auf Grund seiner Körpergröße und der vielen Haare immer für älter geschätzt wurde. Einmal wurde ich sogar bei der Kinderärztin von der Sprechstundenhilfe angeschnauzt weil mein damals 16 Monate alter Sohn noch nicht frei auf der Waage stehen konnte :evil: .

Was ich damit sagen will: Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Ich hätte alles mögliche machen können, mein Kleiner wäre in seiner Entwicklung nicht schneller geworden und mein Großer nicht langsamer. Als mein Großer im Alter von 18 Monaten begann, Buchstaben und Zahlen zu erkennen und benennen hätte ich ihn nicht aufhalten können (es sei denn ich hätte alles, wo Buchstaben oder Zahlen draufstehen, vor ihm versteckt :roll: ). Wenn´s vielleicht wen gab, der mich für überehrgeizig gehalten hat, weil er mit 2 Jahren schon alle Buchstaben und Zahlen benennen konnte, dann war es eben so. Ich selbst weiß, dass ich nicht stundenlang zu Hause mit ihm geübt habe und vor allem dass es gar nicht möglich gewesen wäre, ihm das beizubringen, wenn er selbst nicht "so weit" ist.

Die meisten Eltern haben diese Erfahrungen auch gemacht. Dass es vereinzelt solche gibt, die glauben, man würde mit dem Kind zu Hause stundenlang ihrgendwelche Fertigkeiten "üben", daran wird sich nichts ändern. Aber die Meinung dieser Menschen kann Dir ohnehin egal sein.

Ein kleiner Tipp noch: komm weg vom Gedanken, was "normal" oder "typisch" für Kinder eines bestimmten Alters ist. So, wie du einem sehr großen oder sehr kleinen Kind nicht Kleidung nach Altersangabe anziehen wirst, so wirst du ein Kind, welches Gleichaltrigen voraus (oder auch hintennach) ist, nicht so behandeln, wie es den Lehrmeinungen für den Durchschnitt dieses Alters entspricht.

Gerade Kleinkinder, die sich schon früh sprachlich mitteilen können, fallen oft auf. Das Beispiel meines Sohnes vom Buchverkaufsständer beim Billa hat mir gezeigt, wie gut sein Verständnis für Zusammenhänge mit noch nicht einmal 3 Jahren schon war. Mein kleiner Sohn ist jetzt genau in dem Alter wie mein Großer damals war. Vielleicht versteht er dieselben Zusammenhänge auch schon, aber er ist noch nicht imstande, diese sprachlich mitzuteilen. Sprich: das Verständnis für eine Sache ist oft schon vorhanden, wenn wir (als Eltern) es noch gar nicht bemerken. Eltern von sprachlich fitten Kindern bemerken es nur schon früher ;) .

Viel Freude noch mit Deiner Tochter und alles Gute!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Bliss
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Re: Atypische Entwicklung

Beitrag von Bliss »

MirasMum hat geschrieben:, sondern ledoglich eine Bestätigung wollte, dass diese Entwicklung wohl etwas flotter ist als bei anderen!
Also wenn du das willst: ja sie ist flotter als die meisten anderen. Aber mal ehrlich: brauchst du da echt die Bestätigung von anderen für diese Erkenntnis? Mir hat jedenfalls ein Blick auf dem Spielplatz oder in der Krabbelgruppe genügt, um zu wissen, dass meine ersten 3 Kinder sehr spät dran sind (mit 17 Monaten hat noch keiner gesprochen oder ist gelaufen)

Ich brauche kein hochbegabtes Kind sondern ein glückliches und gesundes! Das ist mir am aller wichtigsten!
Falls es du dir in die Richtung Sorgen machst: auch hochbegabte Kinder können glücklich und gesund sein. Erfreu dich einfach an dem, was sie schon alles kann. Auch wenn es manchmal anstrengend ist.
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Atypische Entwicklung

Beitrag von Rabaukenmama »

Bliss hat geschrieben:
MirasMum hat geschrieben: Ich brauche kein hochbegabtes Kind sondern ein glückliches und gesundes! Das ist mir am aller wichtigsten!
Falls es du dir in die Richtung Sorgen machst: auch hochbegabte Kinder können glücklich und gesund sein.
Ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass das (Hochbegabung, Glücklich-sein und Gesundheit) drei komplett voneinander unabhängige Dinge sind.

Von Gesundheit hat wohl jeder seine eigene, subjektive Vorstellung. Mir kommt mein kleiner Sohn gesund vor obwohl er als 80% behindert gilt. Jedenfalls tut ihm nichts weh und er entwickelt sich gut :) .

Wobei ich nicht von mir behaupten kann, ein gesundes Kind zu "brauchen". Ich kann nicht in die Zukunft sehen und sollte eines meiner Kinder ernsthaft krank werden hoffe ich, das emotional so gut zu meistern dass ich trotzdem für beide Kinder da sein kann.
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patchanka
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Re: Atypische Entwicklung

Beitrag von patchanka »

Liebe MirasMum!

Ja dein Kind ist motorisch und sprachlich ein Schnelle und sicher nicht im Durchschnitt!
Das ist sicher so und ja auch fein so!
Geniesst eure Zeit!
Und für deine Tochter ist es ein super Vorteil, wenn sie sich schon so gut verbal ausdrücken kann - besonders wenn sie dann z.B. bei ihrer Tagesmutter ist!
Vergleichen macht keinerlei Sinn - egal ob wer schneller oder langsamer ist...
leider lassen wir uns in unserer leistungsorientierten Gesellschaft immer wieder dazu verleiten zu vergleichen...
und leider versucht auch die Pädagogik und die Medizin zu nivellieren....aber wie du eh geschrieben hast: jedes Kind ist anders und das ist gut so!
luric
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Wohnort: AT-Salzburg

Re: Atypische Entwicklung

Beitrag von luric »

ich habe mit meinen söhnen den direkten verleich:

großkind: motorischer spätenwickler (gelaufen mit 16 monaten) und spät gesprochen (mit 2 jahren) = hochbegabt (sprachlich und logisch-mathematisch)
kleinkind: mit 11 monaten frei gelaufen und auch sprachlich früh angefangen (erste ganze sätze ab ca. 1.lj.) = vermutlich hb (er wurde (noch) nicht getestet, rechnet aber seit er vier ist im hunderterbereich (auch mehrere zahlen plus und minus) und multipliziert kommazahlen. sprachlich ist er auch auf sehr hohem niveau unterwegs).

mein fazit: die motorischen fähigkeiten haben eher nichts mit hb zu tun ;)
2006: maxischlau vs. 2009: minischlau
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