Es wird ernst

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
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radfahrerin
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Registriert: Mi 1. Apr 2015, 13:20

Es wird ernst

Beitrag von radfahrerin »

Hallo zusammen,

nach nun fast einem Jahr (man geht das schnell) habe ich wieder hierher gefunden.

Nachdem mir ja letztes Jahr von einer Erzieherin um die Ohren gehauen wurde für wie klug sie meine Mädels hält pasiierte plötzlich so viel in der Kita, dass das Thema erstmal in den Hintergrund rückte.
Es gab einen ständigen Wechsel der Erzieher. Super wenn man Kinder hat die damit nicht so einfach klar kommen.
Erst seit Jan. gibt es ein beständiges Team.

Nun kam der Besched, dass die Anmeldung für die Schule ansteht.
Meine Mädels wurden Ende Feb. 5.
Zeitgleich gab es wieder mal ein paar Probleme die mir klargemacht haben, ich muss was tun.

E. hat ganz neu gelernt sich die Schuhe zu binden. Nach dem alten Muster: erklären und zeigen lassen, versuchen, wenn es nicht klappt sacken lassen und beim nächsten Mal richtig machen.
Sie hat sich also auch in der Kita ganz allein die Schuhe zu gemacht. Dauert noch etwas. Es hat niemand gewartet, sie fühlte sich allein gelassen, weinte und war am Boden.
Am nächsten Tag wollte sie sich nicht allein die Schuhe zu machen (negatives Erlebnis gam Vortag), Erzieherin bestand darauf das sie zumindest einen Teil selbst macht. E. weigerte sich. Gebrüll, Geschrei, nach Mama rufen, .... Sie hätte ja wenigstens nach dem Grund fragen können weshalb E. das nicht allein machen möchte... Irgendwann hat E. aufgegeben und versucht die Schuhe zu binden, klappte nicht, sie schlug auf ihren Schuh ein.
Sowas macht sie öfter.
Dazu hatte sie bis vor kurzem arge Schlafprobleme. Als diese endlich ein Ende fanden, fing sie zeitgleich an ganze Wörter zu lesen.
Sie versteckt allerdings gern was sie kann. Macht nur was sie will, wann sie will. Kann kurze Worte ohne Hilfe lesen.
Sie erpresst mich. Wenn nicht ... dann hol ich meine Sachen und geh auf den Höchsten Berg und komm nie wieder. Wenn ich ihr dann sage, dass sie das dann wohl machen muss weint sie, sie wäre dann ja ganz allein und würde einsam sterben. Beim 1. mal kam sie am nächsten Tag zu mir und sagte, dass ihre Aussage dumm gewesen sei. Das fand ich gut. Sie versucht es trotzdem immer wieder.

Wie ihr merkt ist E. im Moment "schwieriger". S. ist ähnlich weit, zieht oft nach. Ist aber zufriedener, nicht so extrem.

Heute war die U und ich habe mit der Kinderärztin gesproochen.
E hat natürlich gut mitgemacht, war aber nicht immer bei der Sache. Irgendwann schaltete sie ab, trödelte rum, achtete nicht mehr auf die Ärztin. Sie schaute sich lieber um und suchte nach interessanteren Dingen.
Die Ärztin war sofort dafür sie testen zu lassen. Findet es auch besser, es vor der Schule zu machen

Nun werde ich Mo. einen Termin machen und dann sehen was kommt. Ich fühle mich gerade irgendwie allein mit der Sache. Mein Mann hielt am Anfang nicht viel davon. Aber ich will wissen wie wir ihr helfen können. Inzwischen ist es für ihn auch ok.

Haben dann heute von der Anmeldung für die Schule berichtet.
E. war erst begeistert, bis ihr klar wurde, dass sie noch über ein Jahr warten muss. Ob es nicht auch Ausnahmen gäbe, dass man schon 5 zur Schule kann. Im Kindergarten wäre es ihr zu laut (hat sie schon oft gesagt) und zu langweilig (ganz neu für mich). Immer das Selbe, immer wiederholen sie alles.
S. ist zufrieden in der Kita.

NUn bin ich bisher so schlau wie vorher. Was geht in ihrem Kopf vor, warum erzählt sie so wenig davon was sie bewegt ... Ich hoffe bald sind wir alle schlauer.

LG


P.S. Die hat S. ihre U. Bin gespannnt.
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Es wird ernst

Beitrag von Rabaukenmama »

radfahrerin hat geschrieben: Die Ärztin war sofort dafür sie testen zu lassen. Findet es auch besser, es vor der Schule zu machen

Nun werde ich Mo. einen Termin machen und dann sehen was kommt. Ich fühle mich gerade irgendwie allein mit der Sache. Mein Mann hielt am Anfang nicht viel davon. Aber ich will wissen wie wir ihr helfen können. Inzwischen ist es für ihn auch ok.
Nichts gegen einen Test - aber wie glaubst du, deiner Tochter besser helfen zu können, nur weil du ein paar Zahlenwerte kennst? Tests in diesem Alter sind nicht unbedingt aussagekräftig und so, wie du deine Tochter beschreibst, ist es Glückssache ob sie dabei voll mitmacht oder nicht.

Stell Dir vor der Test ergibt einen IQ von +/- 100 - was ist dann? Sowohl die Probleme als auch die Fähigkeiten deiner Tochter bleiben dieselben. Man hat halt keine Hochbegabung, die man dafür verantwortlich machen kann. Sehr wohl kann deine Tochter aber trotzdem HB sein und hat es eben beim Test einfach nicht gezeigt. Das Schlimme daran ist, dass für viele Pädagogen (und leider manchmal auch Psychologen) die Sache mit der HB dann endgültig vom Tisch ist ohne zu hinterfragen wie es zum Testergebnis gekommen ist.

Stell Dir vor der Test ergibt einen IQ von deutlich über 130 - dann ist das Wort "Hochbegabung" natürlich im Raum, aber damit allein hast du auch nicht des Rätsels Lösung wie du Deiner Tochter helfen kannst.

Und wenn der Wert irgendwo zwischen 110 und 130 liegt bringt das auch nicht wirklich was.

Was mir bei deiner Beschreibung auffällt sind einfach viele Machtkämpfe, sowohl im Kindergarten als auch zu Hause. Da fallen auch die von Dir beschriebenen Erpressungsversuche rein. Ich habe auch so einen kleinen Machtkämpfer (erst 3 1/2 Jahre alt) und weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, sich da nicht mit reinziehen zu lassen. Zumindest mir passiert immer wieder dass ich mich auf einmal selbst fragen "Hallo? Was mache ich da eigentlich? Worum geht es mir wirklich?" und dann kann ich mich bemühen, langsam wieder runterzukommen während mein Sohn immer noch auf biegen und brechen käpfen will :schwitz: .

Es gibt täglich Kämpfe, die einfach ausgetragen werden müssen, weil es mir z.B. wichtig ist, dass vor dem Schlafengehen die Zähne geputzt werden oder weil ich nicht einen teurer Logopädie-Termin versäumen will weil Sohnemann gerade nicht willig ist, das Haus zu verlassen.

Aber ganz viele Machtkämpfe sind einfach unnötig und kraftraubend. Wenn ich Kleinsohn (er hat noch Windeln) z.B. nach einem Wutanfall unter Schweißausbrüchen und Kämpfen gewickelt und angezogen habe, bin ich für meinen Teil mal "fertig". Wenn er sich danach wieder seine Kleidung auzieht steige ich aus. Dann muss er eben so lange frieren bis er sie entweder selbst wieder anzieht oder mich bittet, ihm dabei zu helfen. Wenn er nicht essen mag - dann eben nicht. Er kann später kommen. Wenn er bei strahlendem Sonnenschein und 20 Grad die Winterstiefel tragen will - von mir aus! Ich wäge immer ab, wie wichtig das Ganze ist.

Bei der Szene, die du vom Schuhe-binden beschrieben hast, verstehe ich absolut nicht, warum die Erzieherin darauf bestanden hat, dass sie es selbst macht bzw. versucht. Wozu ist das notwendig? Was ist dabei, ihr einfach zu helfen, wenn sie darum bittet? Warum kann man ihr nicht zugestehen es gerade JETZT einfach nicht machen bzw. versuchen zu wollen?

Ich habe zwei sehr unterschiedlich selbstständige Kinder. Während mein Kleiner ein ich-will-alles-selber-machen Typ ist würde sich der Große gern wie ein Baby von allen Seiten bedienen lassen. Wenn es z.B. zu Hause Schnitzel gibt dann bittet mich der Große (6 Jahre), sein Schnitzel für ihn klein zu schneiden (obwohl er es längst selbst kann) und der Kleine bittet mich ausdrücklich darum, es für ihn ganz zu lassen, damit er es selbst schneiden kann. Und ich entspreche einfach den Wünschen meiner Kinder. Vielleicht wäre - unabhängig vom IQ deiner Tochter - ein Gespräch mit den Erzieherinnen hilfreich, wo du darum bittest, dass mehr auf ihre individuellen Wünsche eingegangen wird. Wenn deine Tochter wieder bereit ist, die Schuhe selbst zu binden, dann wird sie es tun. Und sie wird es schon bald selbst wieder wollen. Warum also drängen oder zwingen? Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Ach ja, und ganz herzlich willkommen hier :) !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Es wird ernst

Beitrag von alibaba »

Hi,

ich kann Rabaukenmama eigentlich nur zustimmen. Sehr vie mehr fällt mir auch nicht ein, als sie schon schrieb. Und ich bin über die genau selben Dinge gestolpert wie sie. Besonders negativ fiel mir dabei das Verhalten der Kigaerzieherin auf. Ich würde mich persönlich ja verbitten, wenn jemand mein Kind zum Schuhe binden so drangsalieren würde. Da muss man sich über die Reaktion des Kindes nicht wundern.

Auch zum IQ-Test kann ich nichts anderes schreiben. Es stellt sich wirklich die Frage was Ihr ändern würdet. Nach Höhe des IQ? Wie würde euch das Ergebnis weiter helfen? Aus meiner Erfahrung heraus, gar nicht. :mrgreen:

Viele Kinder langweilen sich im Kiga, vor allem im letzten Jahr. Das war bei meinen genauso, unbenommen des IQs. Meiner Tochter gefiel es tendenziell etwas länger, da sie sich um die Kelineren kümmern konnte. :mrgreen: Aber kognitiv gesehen war das keine Auslastung. Dafür aber die Probleme bei euch verantwortlich zu machen, ich weiß nicht.

Meine Tochter (vor allem sie) wollte schon x-mal ausziehen oder die Polizei anrufen. die greift sogar zum Telefonhörer und tippt ein. :schwitz: Ich lasse sie machen, verlasse dann den Ort des Konfliktes. Sie wird sich schon beruhigen. Das Leben ist halt keine Spielplatz.

Übrigens, auch meine Kinder erzählen mir nicht immer was sie bewegt. Ich erzähle aber auch nicht meinen Elten was mich bewegt, behalte viel einfach für mich. Ich finde das absolut in Ordnung und finde, Du forderst hier zu viel. Immerhin muss man ja beachten, das dein Kind, wenn es etwas bewegt, es schlecht über Sprache ausdrücken kann (die sind dazu noch viel zu jung, um solche komplexen Dinge auszusprechen) und man bedenke, Kinder haben nie lange Sorgen, wenn es keine Richtigen sind. :mrgreen: Für Kinder besteht die Welt im Jetzt, nicht im Nachher. Wie oft passiert es, das ein Kind zum anderen sagt: "Du bist jetzt nicht mehr meine Freundin", um im Nachhinein 10 Minuten später das selbe Kind fragt, ob es mit zum Sandkasten kommt. :mrgreen:

VG
schlaukopf_8
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Re: Es wird ernst

Beitrag von schlaukopf_8 »

müssen Kinder denn überhaüpt in den Kindergarten ? Wenn es da doch so viele Probleme gibt ? Ich kenne viele die gar nicht im Kindergarten waren.
Wo Kinder einfach viel mit sich waren und mit anderen Kindern. Ich denke wenn Kinder eine speziele Begabung haben, brachen sie besonders viel zeit und diese
steht ihnen zu. Da sie so ihre besonderen fähigkeiten erforschen können
LiLaLaunebär
Dauergast
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Re: Es wird ernst

Beitrag von LiLaLaunebär »

Also hier ist zumindest das letzte Kindergarten Jahr Pflicht...
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Es wird ernst

Beitrag von Rabaukenmama »

schlaukopf_8 hat geschrieben:müssen Kinder denn überhaüpt in den Kindergarten ? Wenn es da doch so viele Probleme gibt ? Ich kenne viele die gar nicht im Kindergarten waren.
Wo Kinder einfach viel mit sich waren und mit anderen Kindern. Ich denke wenn Kinder eine speziele Begabung haben, brachen sie besonders viel zeit und diese
steht ihnen zu. Da sie so ihre besonderen fähigkeiten erforschen können
Auch bei uns ist das letzte Kindergartenjahr Pflicht. Unabhängig davon können es sich die meisten Eltern finanziell nicht leisten, ihre Kinder gar nicht in den Kindergarten zu geben. Wenn man merkt dass das Kind im Kindergarten sehr unglücklich ist gibt es dann aber noch andere Möglichkeiten. Oft ist zwar kein komplettes rausnehmen aus dem Kindergarten möglich, aber eine Redutkion der Zeit, die es dort verbringt. Dann gibt es noch die Möglichkeit, den Kindergarten zu wechseln oder die Betreuung einer Tagesmutter anzuvertrauen. Je nachdem, was in der individuellen Situationen tatsächlich möglich ist, werden Eltern im Sinne des Kindes handeln wenn das Kind sehr unter der aktuellen Situation leidet.

Mich ärgert nur immer wenn so lässig kommt "Na, dann nimmst du dein Kind einfach aus dem Kindergarten raus!". Wir sind nicht mehr in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wo das klassische Familienbild aus einem arbeitenden Mann und einer Frau, die sich um Haushalt und Kinder kümmert, besteht. Längst nicht jeder hat gesunde und willige Großeltern oder andere private (kostenlose oder kostengünstige) Betreuungsmöglichkeiten in der Nähe. Viele Frauen sind außerdem Alleinerzieher. Und es gibt ja noch eine Zeit NACH der Kindergarten-Zeit - auch für die Mütter.

Bei mir war z.B. so, dass mein Dienstgeber den Wiedereinstieg in die Arbeit mit dem 2. Geburtstag des Kleinen verlangt hat, sonst hätte ich meinen Arbeitsplatz verloren. Dann hätte ich 20 Wochen Arbeitslosengeld beziehen können und danach würde ich gar nichts mehr bekommen. Schließlich bin ich ja verheiratet und habe einen Mann, der Geld verdient. Dass der von seinem Gehalt neben Wohnung, Auto und Lebenserhaltungskosten auch noch Alimente für seinen Sohn aus erster Ehe zahlt, interessiert niemanden. Fakt ist aber, dass wir von seinem Angestelltengehalt nicht mal die laufenden Kosten decken könnten und in 4 Jahren zu Hause meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt auch nicht gerade steigen und es nicht einfach ist, überhaupt wieder eine Arbeit zu bekommen (Wer nimmt eine Frau Mitte 40 mit zwei Kindern von denen eines noch dazu behindert ist?).

Ich finde super wenn wer die Möglichkeit hat, sein Kind NICHT in den Kindergarten geben zu müssen. Ich glaube absolut nicht dass ein Kind einen Kindergarten besuchen muss oder soll um sich gut zu entwickeln. Es gibt so viele gute, alternative Möglichkeiten - für den, der sie hat! Aber so Aussagen wie "Ich denke wenn Kinder eine speziele Begabung haben, brachen sie besonders viel zeit und diese steht ihnen zu." regen mich einfach nur auf. Nicht, weil ich den Wert der Zeit, die ich mit meinen Kindern verbringe, nicht kenne, sondern weil die GRUNDBEDÜRFNISSE nach einem Dach über dem Kopf, Essen und Kleidung einfach vorrangig sind.

Bei vielen sozial schwachen Familien sind beide Elternteile zu Hause und die haben (neben anderen psychosozialen Schwierigkeiten) großteils gar nicht die Möglichkeit, ihren Kinder qualitativ hochwertige Zeit zu widmen weil sie mit dem Kampf ums überleben und der eigenen Ablenkung von den aktuellen Schwierigkeiten voll beschäftigt sind.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
CHIPPER
Beiträge: 5
Registriert: Do 22. Sep 2016, 10:08

Re: Es wird ernst

Beitrag von CHIPPER »

danke, bin selber alleinerziehend, schreibe bald mehr
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