Die Erkenntnis, dass wir was tun müssen ...

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
schnauzbauz
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Die Erkenntnis, dass wir was tun müssen ...

Beitrag von schnauzbauz »

Liebe alle!

Ich bin Papa eines wundervollen Sohnes mit 3.5 Jahren. Von Geburt an war er besonders und schnell bemerkten wir, dass er auch "anders" ist, als seine Cousins oder Cousinen und schließich auch dann als die Kindergartenfreunde. Er war von Anfang an sehr selbständig, brauchte nicht viel elterliche Nähe, obwohl wir ihm diese natürlich geben wollten, Verabschiedung und Trennung von uns fiel ihm nie schwer. So war der Beginn in den Kindergarten vor einem Jahr auch nicht schwierig. Er ging gerne hin, weil es viel Neues zu entdecken und zu spielen gab. Dann kamen Phasen des Weinens, der Abschied früh morgens von mir fiel sehr schwer. Aber auch das legte sich wieder, spätestens nach ein paar Tagen Ferien.

Jetzt, über 1 Jahr später, sieht es gerade anders aus. Seine größte Sorge ist es, den Kindergarten zu besuchen. Wir denken, er bekommt dort nicht all die Dinge, die er brauchen würde. Das macht uns so traurig, da er immer so ein fröhlicher Junge war, mit uneingeschränkter Lebensenergie und Liebe zu allem. Wir haben das Gefühl, seit er den Kiga besucht, schwinden all diese wundervollen Eigenschaften.

Im Kindergarten ist er eher ein Einzelgänger. Er ist meist bei seinen Tanten und spielt mit denen. 2-3 Kinder gibt es, welche er vielleicht ins Spielen miteinbezieht, aber mehr möchte er nicht. Sagt er sogar selbst.

Die letzten Wochen waren für uns sehr anstrengend und wir haben beschlossen, dass wir Unterstützung brauchen. Kurz zu den Dingen, die wir glauben, dass für sein Alter noch nicht "notwendig" wären ... er spricht mit uns wie ein Erwachsener, über Themen und den Alltag, welche ein gleichaltriges Kind nicht interessieren. Er möchte z.Bsp. immer über den Friedhof spazieren und er versteht total, welchen Zweck ein Friedhof erfüllt und warum dort Menschen begraben sind. Er ist total kritisch uns gegenüber und zu sich selbst natürlich auch sehr. Alles muss geordnet und nach seinem Kopf ablaufen. Wenn ich ein Möbelstück zusammenbaue und etwas falsch mache, macht er mich sofort darauf aufmerksam und erklärt mir, wie es richtig geht - immer mit Erfolg. Gesprochen hat er mit knapp 2 Jahren fließend, einwandfrei in Ein- und Mehrzahl. Er kannte mit 2 Jahren jede Automarke. Mit 2.5 Jahren baute er bereits Puzzles für 5-6 Jährige. Und er malt Bilder, die einem die Sprache rauben. Man kann ihn mit nichts belehren, da er uns diese Belehrung 1:1 zurückgibt und das auch mit vollstem Verständnis für all das. Er schreibt viele Wörter selbstständig, man kann ihm jedes Wort buchstabieren, da er für die Buchstaben eigene Bilder hat und diese umsetzen kann. Großes Zahlenverständnis.

Meine Frau und ich würden ihm einfach gerne so früh es uns möglich ist eine Unterstützung sein, und hier ist meine erste Anlaufstelle.

Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir antwortet, wie ihr das hier Geschriebene einstuft. Welche Möglichkeiten haben wir in Niederösterreich (Raum St. Pölten) wer sagt mir, in wie weit mein Kind welche Förderungen und Forderungen braucht? Muss mein Kind getestet werden? Fragen über Fragen, ich danke euch für Euren Input - auch für das schwierige Thema Kindergarten.
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Die Erkenntnis, dass wir was tun müssen ...

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo schnauzbauz,

erst mal ganz herzlich willkommen hier! Ich lebe im Süden Wiens und bin Mutter von zwei lebhabften Buben von denen der ältere (gerade 6 geworden) hochbegabt sein dürfte. Bei meinem jüngeren Sohn (3,8 Jahre) gibt es auch Anzeichen, aber es ist zu früh um etwas zu sagen und die Tatsache, dass er gehörlos geboren wurde, macht es noch schwerer.

Zu dem, was du beschreibst, fällt mir auf, dass EINIGE der Merkmale deines Sohnes sehr wohl auf besonder (Hoch-)Begabung hinweisen, andere aber ganz normale, davon unabhängige Charaktereigenschaften sind. Ich versuche mal, meine Sichtweise darzustellen und dann kommen wahrscheinlich von anderen Forenteilnehmern auch noch Beiträge mit deren Sichtweise, so dass Du Dir ein Bild machen kannst ;) .

Das erste beschriebene Merkmal, die Selbstständigkeit, hat mMn mit Hochbegabung nichts zu tun. Mein jüngerer Sohn ist selbstständiger als sein Bruder und wenn es nach meinem "Großen" ginge würde er wohl heute noch morgens und abens alle viere von sich strecken um sich von mir an- oder ausziehen zu lassen. Genauso verhält es sich mit anderen Dingen. Wenn meine Buben jeweils ein verpacktes Bonbon bekommen kommt der Ältere sofort zu mir dass ich ihm helfe, die Verpackung aufzubekommen während der Jüngere jegliche Hilfe ablehnt und einfach so lange probiert, bis er es selbst schafft. Dieselbe Beobachtung habe ich bei anderen Kindern in meinem Umfeld: Selbstständigkeit und Begabung sind komplett verschiedene Dinge.

Das nächste ist das Nähe-Bedürfnis eines Kindes. Auch hier sehe ich keinen Zusammenhang mit einer etwaigen Hochbegabung. Hier im Forum sind einige Eltern hochbegabter Kinder mit sehr großem Nähe-Bedürfnis, bei anderen ist das Gegenteil der Fall. Meine beiden Buben sind Nestflüchter und hatten und haben keinerlei Probleme mit fremden Personen und fremden Umgebungen. Kindergarten-Eingewöhnung war bei beiden komplett komplikationslos. Bei meinem jüngeren Sohn hatte ich damals schon Bedenken weil er mit 1 Jahr und 10 Monaten mit dem Kindergarten begann und mit dem Bus ohne meine Begleitung ans andere Ende der Stadt (und nachher wieder zurück) fahren muss. Aber auch er hatte keinerlei Probleme und nach einer Woche stieg er schon ohne meine Hilfe in den Bus ein, winkte "Baba" und weg war er für die nächsten 10 Stunden. Wenn ich mit meinen Buben unterwegs sind entschwinden beide öfter meinem Blickfeld weil sie auf eigene Faust die Welt erkunden wollen.

Was für eine Hochbegabung sprechen kann (aber nicht muß) ist die frühe Sprachentwicklung. Die meisten Kinder, deren Hochbegabung schon früh (also im Kleinkind- und Vorschulalter) vermutet bzw. erkannt wird, sind sprachlicht sehr fit und früh dran. Das ist aber längst nicht bei allen Kindern so. Mit 2 Jahren kannte mein älterer Sohn zwar schon etliche Wörter, sprach aber noch in 1-2-Wort-Sätzen. Mit 2 Jahren und 4 Monaten kam der erste eigene, grammatikalisch korrekte Satz und zwei Monate später sprach mein Sohn alles korrekt, fließend und grammatikalisch großteils richtig, mit Einzahl, Mehrzahl, Haupt- und Nebensätzen, verschieden Zeitformen sowie korrekter Verwendung der ICH-Form. Kleinsohn ist durch seine Gehörlosigkeit da kein Maßstab, seine Erstsprache ist Gebärdensprache und auch da ist er in allen Belangen sehr spät dran. Er beginnt erst jetzt, in ganzen Sätzen zu gebärden und sein Wortschatz ist eher klein.

Für eine Hochbegabung spricht auch das FRÜHE Auswendig-Lernen z.B. von Automarken. Witzig, mein älterer Sohn hat sich auch immer für Automarken interessiert und konnte mit 2 Jahren alle bekannten benennen. Generell haben Kleinkinder oft für bestimmte Dinge großes Interesse und sind da auch sehr merkfähig, nur beginnt das erfahrungsgemäß bei durschnittlich begabten Kindern später (also mit 3-4 Jahren). Mein Sohn konnte z.B. schon etliche Gedichte und Lieder auswendig noch bevor er in korrekten Sätzen sprach.

Frühes Interesse an Buchstaben und Zahlen haben viele hochbegabte Kinder, aber nicht alle. Mein älterer Sohn war das besonders extrem, der konnte bereits an seinen zweiten Geburtstag (also BEVOR er sprechen konnte) korrekt buchstabieren und sowohl ein- als auch zweistellige Zahlen korrekt lesen. Mit 3 Jahren konnte er etliche Wörter lesen, die er "als ganzes" erkannt hat und kannte so ziemlich alle bekannten Markenlogos. Mit 3 Jahren und 9 Monaten begann er, nach Gehör frei zu schreiben. Da kamen dann so witzige Wortkreatioenen wie BEBISITARIN oder NUTELN MIT KESESOSE raus. Korrekt sinnerfassend lesen (auch Wörter, die er vorher nicht gekannt hat) konnte er ohne jegliches Training mit 4 Jahren und 6 Monaten. Mit 4 Jahren und 9 Monaten waren es schon längere Texabschnitte und mit 5 Jahren Bücher für Erstleser. Mittlerweile hat er etliche Bücher (es müssen über 100 sein) selbst gelesen. Eines seiner Lieblingsbücher ist ein Jugendlexikon für 10-14jährige.

Kleinsohn begann deutlich später sich für Buchstaben und Zahlen zu interessieren (mit 2 Jahren und 3 Monaten) lernte dann aber sehr schnell. Korrekt buchstabieren (in Gebärdensprache) und einzelne (geschriebene) Wörter erkennen konnte er mit 3 Jahren. Da begann er auch, ihm bekannte Wörter auswendig zu schreiben, zum Beispiel seinen Namen oder Tiernamen. Im Moment bin ich ständig damit beschäftigt ihm Wörter nach verlangen zu buchstabieren: Schrank, essen, lesen, Buch, Baum, usw. Meistens merkt er sich diese Wörter nach ein- bis zweimal buchstabieren (in Gebärdensprache) und erkennt sie später in geschriebener Form wieder. Das Alphabet kann er schon seit einem halben Jahr und zwar vorwärts und rückwärts.

Beim rechnen ist mein jüngerer Sohn noch besser als sein Bruder. Er liebt Würfelspiele und sieht auf einen Blick die gesamte Augenzahl von 2 Würfeln. Wenn seine Figur z.B. auf Feld 25 steht und er eine 11 würfelt stellt er sie ohne zu zählen korrekt auf Feld 36. Er erkennt geschreiben Zahlen bis 1000 und schreibt diese nach Diktat (in Gebärdensprache) auch korrekt. Seine Merkfähigkeit ist generell sehr gut und beim Memory-spielen bin ich die einzige, die ihm ebenbürdig ist. Mein älterer Sohn hat auch ein gutes Zahlenverständnis, war aber beim rechnen später dran.

Die Frage, ob dein Kind getestet werden muss, kommt mir etwas seltsam vor. Tests in dem Alter sind nämlich noch nicht sehr aussagekräftig und was macht es für einen Unterschied ob dein Sohn getestet ist oder nicht? Bei meinem älteren Sohn hätte ich testen lassen wenn er dadurch eher einen Platz an der Schule mit Begabungsförderung bekommen hätte, das war aber nicht der Fall. In meinen Augen sind IQ-Tests für 3jährige Kinder nur Geschäftemacherei. Wenn dein Ziel nicht ist, bei anderen Eltern oder im Kindergarten damit anzugeben (und so schätze ich Dich mal nicht ein ;) ) kannt du mit einem Testergebnis rein gar nichts anfangen. Entweder die KindergärtnerInnen können gut differenzieren, dann ist ein Testergebnis nicht notwendig, oder sie können es nicht, dann hilft ein Testergebnis auch nicht weiter.

Statt eines IQ-Testes wäre zu EURER Orientierung eine umfassende Entwicklungsdiagnostik sinnvoller. Dort wird geschaut, wo die Stärken und Schwächen des Kindes liegen und es gibt einen allgemeinen Überblick über den Entwicklungsstand. Solche Tests sind entweder auf Krankenkasse (mit langen Wartezeiten) oder privat (Kostenpunkt Euro 250,- bis 450,-) zu haben und benötigen insgesamt 4-6 Stunden Zeit, auf mehrere Termine aufgeteilt. Für die KK-Version brauchst du eine Überweisung vom Kinderarzt.

Wegen Förderung: du und deine Frau, ihr kennt euren Sohn besser als irgend jemand sonst. Daher wisst ihr auch am besten, was ihn interessiert. Und das, was ihn interessiert, fördert ihn auch. Bei Spielen kann man ohne Bedenken auch was für die nächste oder übernächste Altersstufe aussuchen wenn es passend erscheint. Bei Kinder-Aktivitäten (z.B. Kindervorträgen, Kursen oder Museumsführungen) einfach für die nächste Alteresstufe anmelden, am besten telefonisch mit nachfragen ob es ein Problem ist, wenn das Kind etwas jünger ist (war bei mir noch nie der Fall).

Ihr wohnt in St. Pölten, da habt ihr viele Möglichkeiten, die ihr in maximal 90min Fahrzeit erreichen könnt. Wir haben die NÖ-Card und da sind viele tolle Sachen dabei. Vergangenes Wochenende waren wir z.B. in der "Sonnenwelt Großschönau" weil sich unser älterer Sohn sehr für alternative Energieformen und sorgsamen Umgang mit Ressourcen interessiert. Die Ausstellung war interessant und kurzweilig und davor war noch ein großer Abenteuerspielplatz. Außerdem haben wir noch besucht: Wüstenhaus Schönbrunn, Haus der Musik, Haubiversum Bäckerei, die Besichtigung des Flugahafens Wien-Schwecht (Kindertour), den Naturpark Buchenberg, den Tierpark Haag sowie die Therme Baden. Wir wollen noch besuchen: das Urzeit-Museum, das Eisenbahn-Museum, die Erlebniswelt Mendlingtal und noch ein paar Sachen :mrgreen:. Mit interessierten Kindern dieses Alters gibt es so viele interessante Sachen, da werdet ihr bestimmt was finden!

Alles Gute!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
schnauzbauz
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Re: Die Erkenntnis, dass wir was tun müssen ...

Beitrag von schnauzbauz »

Danke, Rabaukenmama, für deine ausführliche Antwort. Ich hoffe, ich wurde nicht falsch verstanden ... ich möchte mein Kind keinem Test aussetzen, der nichts bringt oder der nicht sein muss. D.h. in dem jungen Alter einfach das tun, was dem Kind Spaß macht und was ihn interessiert ist am besten und am förderlichsten. Und das praktizieren wir eh tagtäglich. Aber danke für den Tipp mit der Entwicklungsdiagnostik!!
Rabaukenmama
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Re: Die Erkenntnis, dass wir was tun müssen ...

Beitrag von Rabaukenmama »

schnauzbauz hat geschrieben:Danke, Rabaukenmama, für deine ausführliche Antwort. Ich hoffe, ich wurde nicht falsch verstanden ... ich möchte mein Kind keinem Test aussetzen, der nichts bringt oder der nicht sein muss. D.h. in dem jungen Alter einfach das tun, was dem Kind Spaß macht und was ihn interessiert ist am besten und am förderlichsten. Und das praktizieren wir eh tagtäglich. Aber danke für den Tipp mit der Entwicklungsdiagnostik!!
Mein Sohn hatte vor 1 1/2 Jahren (also mit 4,5 Jahren) eine Entwicklungsdiagnostik, wo das Ergebnis (in allen Bereichen "überdurchschnittlich" oder "außergewöhnlich überdurchschnittlich) schon eine Hochbegabung vermuten läßt, aber nicht mit Zahlenwerten verwirrt. Ich würde ihn sofort testen lassen wenn das IRGEND EINEN Vorteil für ihn bringen würde, also z.B. bessere Fördermöglichkeiten. Bisher war das aber noch nicht der Fall.
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Bliss
Dauergast
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Re: Die Erkenntnis, dass wir was tun müssen ...

Beitrag von Bliss »

Meiner Meinung nach müsst ich euch im Moment vor allem um die Kindergartenproblem kümmern. Habt ihr da schon Gespräche mit den Erziehern geführt?
alibaba

Re: Die Erkenntnis, dass wir was tun müssen ...

Beitrag von alibaba »

VG
Zuletzt geändert von alibaba am Mi 6. Nov 2019, 18:53, insgesamt 1-mal geändert.
shaja-neu
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Re: Die Erkenntnis, dass wir was tun müssen ...

Beitrag von shaja-neu »

Hallo schnauzbaus,

was meinst du genau mit "er bekommt im Kiga nicht alles, was er braucht "?


Liebe Grüße

shaja
schnauzbauz
Beiträge: 3
Registriert: Mi 20. Apr 2016, 10:33

Re: Die Erkenntnis, dass wir was tun müssen ...

Beitrag von schnauzbauz »

Hallo Shaja,

wir haben halt so manche Beobachtungen gemacht ... wenn unser Kleiner mit einem Puzzle spielen möchte, welches jedoch für 6-Jährige ist, wird es ihm eher weggenommen mit dem Satz "Das ist noch nichts für dich". Wir drängen ihm diese natürlich zuhause nicht auf, aber was sollen wir machen, wenn ihm die großen Puzzles für 3-4 Jährige viel zu einfach sind. Man unterdrückt unserer Meinung nach sein Können im Kindergarten. Und unsere 2 Pädagoginnen mit je einer Helferin haben 46 Kinder zu betreuen, dass so nicht viel Zeit für Kinder mit besonderen Bedürfnissen bleibt, ist klar ... schwierig, wir werden sehen, wie es weitergeht und sind optimistisch, dass unser Junge ohnehin selbst seinen Weg geht, wir passen dabei nur schützend auf ihn auf und bieten ihm dabei alle elterliche Liebe, die wir in den einzelnen Bereichen geben können.
shaja-neu
Dauergast
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Re: Die Erkenntnis, dass wir was tun müssen ...

Beitrag von shaja-neu »

Das klingt nicht gut.
Mein Sohn ist 8,3 Jahre alt und besucht die vierte Klasse.
Seitdem er 4,8 Jahre alt ist wissen wir, dass er kognitiv extrem vom Durchschnitt abweicht (er wurde inzwischen 3 mal getestet wegen schulischer Laufbahn und er ist eindeutig hb beim letzten Test gar höchstbegabt ).
Ich lernte in den vergangenen 4 Jahren viele hochbegabte Kinder kennen und konnte deren Entwicklung verfolgen.
Meine persönliche Beobachtung hierbei ist, dass die Umgebung sehr wohl gravierenden Einfluss auf das Befinden hochbegabter Kinder nehmen kann.(Natürlich auch auf Kinder jeglicher Begabung)

Ich zweifle daran, dass ein Dreijähriger sich einer solchen Haltung, wie sie offensichtlich in eurem Kindergarten herrscht ohne Schaden entgegen setzen kann -das kann nicht einmal ein Grundschüler (bin Lehrerin und sehe das beruflich bedingt ).

Ob dein Sohn tatsächlich hb ist oder nicht, könnt ihr noch nicht herausfinden.
Sogar bei meinem Sohn bin ich noch offen für alles -wer weiß, was die Pupertät und damit verbundene Hirnentwicklung bei ihm bewirken wird...

Aber wir haben immer für ein Jahr geplant. Wir haben versucht, ihm in Umgebungen zu bringen, die in denen er sich voraussichtlich ein Jahr lang ( gerne länger ;) ) unterstützt und angenommen fühlt -möglichst in seiner gesamten Persönlichkeit ( dies wäre der für uns angestrebte Idealzustand ).

Ich konnte leider beobachten, dass hochbegabte Kinder, die in Kiga oder Schule solch eine Akzeptanz nicht vorfanden, darunter gelitten hatten.Leider!!(auch bei meinem Sohn, weshalb er dann die Schule wechselte und seitdem sehr sehr aufblüht!!)

Nun wohnen wir in einer Stadt in Baden-Württemberg, ,in der unsere anspruchsvolle Haltung teilweise erfüllt werden kann, einfach weil es eine Akademikerstadt ist mit einem enormen Angebot an Kindergärten und Schulen verschiedenster Art. .

Ich hoffe, dich nun nicht erschreckt zu haben, zumal ich fürchte, dass es in Österreich etwas anders ist???


Gibt es einen weiteren Kiga? Muss euer Sohn überhaupt im Kiga betreut werden? Gäbe es Alternativen?

In solchenFällen finde ich einen frühen Test/Entwicklungsdiagnostik oftmals hilfreich. .

LG shaja
Meersalz
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Registriert: Di 9. Apr 2013, 01:04

Re: Die Erkenntnis, dass wir was tun müssen ...

Beitrag von Meersalz »

Hallo auch von uns :fahne: .

Ich kann eigentlich dem, was shaja gesagt hat, nur zustimmen. Die Haltung in eurem Kindergarten halte ich fuer sehr problematisch fuer euren Sohn (und fuer alle Kinder die weiter sind, egal ob HB oder nicht). Ein Kind hat eigentlich keine Chance sich bemerkbar zu machen und auf seine Beduerfnisse aufmerksam zu machen, wenn von den Lehrern/Erziehern so extrem nach Alter kategorisiert wird.

Unsere Grosse ist zwar erst 4,5, wurde aber bereits 2mal getestet. Sie gilt derzeit als hoechst- bzw. ausnahmebegabt, was auch im Normalfall sehr offensichtlich ist. Sie hat trotzdem einen sehr holprigen Weg hinter sich, mit diversen Wechseln Kindergarten/Vorschule und letztlich Schule. Wir planen uebrigens ebenfalls nurnoch fuer jeweils1 Jahr, da alles andere nicht wirklich funktioniert hat. Sie geht seit letztem Jahr als Gastkind in die 1. Klasse in einer 2sprachigen Gesamtschule mit Inklusionskonzept die sich mit HB und Frueheinschulung auskennt. Trotzdem ist sie auch weiterhin ein sehr extremer Sonderfall, auch an besagter Schule, da sie einerseits nochmal viel juenger ist als die juengsten frueheingeschulten Kinder dort (sie begann mit 3.10 letzten Spaetsommer) und andererseits den Foerderrahmen selbst dort bereits jetzt wieder sprengt (sie hat in fast allen Bereichen den Wissensstand der 2. Klasse, in Teilbereichen (Mathe, Lesen) bereits den der 3. Klasse. Sie hat gerade eine sehr gute Zeit, geht sehr gerne hin, hat viele Freunde und mag ihre Lehrer sehr gerne. Hoffentlich dauert dies noch eine Weile an.

In unserem Fall waren die fruehen Testungen notwendig bzw. wichtig (die 2. Testung wurde von der Zielschule durchgefuehrt), deshalb wuerde ich eine fruehe Testung nicht zwangslaeufig ausschliessen. Ich kann nur nochmal betonen, dass ich mich an eurer Stelle unbedingt mit eurem Kindergarten in direkten Kontakt setzen wuerde und wenn die Einstellung dort tatsaechlich so ist dass euer Sohn nur die gleichen Dinge machen soll wie alle anderen 3jaehrigen, dann einen Wechsel / jedwedige Aenderung der Situation dringend empfehlen.
Geniesse den Augenblick, denn der Augenblick ist Dein Leben!
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