Struktur im alltag- kennen eure Kinder die Tageszeiten?

[luric]

ich habe meine kinder in der phase ständig informiert wie spät es ist, was wir um diese tageszeit machen und was danach noch alles folgt.

gebetsmühlenartig habe ich alle tätigkeiten aufgezählt die für den tag noch anstehen und mit zeiteinheiten versehen die sie halbwegs nachvollziehen konnten.
also z.b. "mittagessen gibt es in einer halben stunde, das ist ca. so lange wie eine folge bob der baumeister" usw.

vor allem mein älterer sohn braucht immer lange "vorwarnzeiten", egal ob es darum ging das haus zu verlassen oder ins bett zu gehen.

abends beim pyjama anziehen und zähenputzen haben wir alles aufgezählt was wir an diesem tag gemacht und erlebt haben, so war klar, dass abend und der tag vorbei ist.
das hat bei uns ganz gut geklappt.

[sogesehen]

MajoMam, das ist ja echt süß und wirklich Wahnsinn, was Dein Sohn da drauf hat.
51 ist seine Lieblingszahl, aber hast Du zum Spaß mal nachgerechnet, welches Datum der 51. April wäre und ob an diesem Tag im Mai er sein Kuscheltier tatsächlich bekommen hat evtl.?
Ganz liebe Grüße

[MajoMam]

Sein Kuscheltier hat er schon von Anfang an, also zur Geburt bekommen. Ansonsten steht er gar nicht auf Kuscheltiere, ganz im Gegensatz zu unserem Kleinen. Dieses eine Kuscheltier ist ihm aber ganz wichtig. Er sagt, der 51. April ist ein Dienstag (wenn es ihn wirklich gäbe, wäre es aber ein Mittwoch!). Die Erklärung ist auch ganz klar: Er selbst hatte in diesem Jahr an einem Dienstag Geburtstag. Er identifiziert sich einfach sehr stark mit diesem Kuscheltier. Witzig finde ich, dass er ja eigentlich weiß, dass es den 51. April nicht gibt. Er weiß ja aber auch, dass sein Kuscheltier nicht eine wirklich lebende Person ist. Ich glaube, es ist einfach seine spezielle Art von Humor, seinem Kuscheltier diesen besonderen Geburtstag zuzuweisen. Achso: Das Kuscheltier wird übrigens auch 51 )

Ich hab keine Ahnung, wie er das macht, ob er sich tatsächlich zu jedem Datum den Wochentag merkt oder ob ein System dahinter steckt. Ich glaube, eine Kombination aus beidem, denn bei ihm hat jeder Wochentag auch eine Farbe. Ich glaube, er ist auch Synästhetiker. Farben spielen bei ihm generell eine sehr wichtige Rolle. Er konnte sie auch sehr früh. Eine Zeitlang hat er zu jedem Gegenstand die Farbe mit genannt, selbst wenn sie keine Rolle spielte. Z. B. stand nur ein Becher auf dem Tisch, er sagte aber "Der gelbe Becher" usw. Ich glaube, auch Zahlen haben bei ihm eine bestimmte Farbe. Irgendwie hat er da bestimmte Systeme im Kopf und die scheinen ihm dann zur Orientierung zu dienen. Ich wüsste nur gerne, wie das genau funktioniert...

[sogesehen]

Ich hab keine Ahnung, wie er das macht

Ich habe heute Nacht "Expeditin ins Gehirn" gesehen. Da gab es einen Mann, der einen Baseball an den Kopf bekam und ab diesen Zeitpunkt auch alle Daten mit Wochentag und ein paar Eckdaten, was er am gefragten Tag gemacht/gegessen hat, wie das Wetter war, abrufen konnte. Da musste ich an Deinen Sohn denken. Die Sendung ging um Savants, die nur zu 60% etwa Autisten sind und die solch Expertenwissen abrufen wie wir unser Fahrrad fahren oder geradeaus laufen- unbewusst.

[MajoMam]

Die Sendung ging um Savants, die nur zu 60% etwa Autisten sind .

Naja, da sind wir wieder bei dem Autismus-Thema, das mich ja schon die ganze Zeit umtreibt. Die Frage ist: Was meinst Du mit "nur" 60%? Was ist mit den übrigen 40%? Sind die definitiv keine Autisten oder nur nicht diagnostiziert?

Jedenfalls klingt die Sendung sehr interessant. Wo war das denn dran? Evtl. kann man das ja bei Youtube oder so nochmal ansehen. Was hatten die denn für eine Erklärung für das Phänomen, v.a. für die 40%, die offensichtlich keine Autisten sind?

[Rabaukenmama]

Die Sendung ging um Savants, die nur zu 60% etwa Autisten sind .

Naja, da sind wir wieder bei dem Autismus-Thema, das mich ja schon die ganze Zeit umtreibt. Die Frage ist: Was meinst Du mit "nur" 60%? Was ist mit den übrigen 40%? Sind die definitiv keine Autisten oder nur nicht diagnostiziert?

Jedenfalls klingt die Sendung sehr interessant. Wo war das denn dran? Evtl. kann man das ja bei Youtube oder so nochmal ansehen. Was hatten die denn für eine Erklärung für das Phänomen, v.a. für die 40%, die offensichtlich keine Autisten sind?

Na, wenn man Wikipedia glaubt (mMn nicht unbedingt der Quell aller Weisheit) dann sind weltweit ca. 100 Savants bekannt. Reicht das überhaupt um eine glaubwürdige Statistik zu erstellen wie viele davon auch Autisten sind?

Kommt wahrscheinlich (wie bei den ganzen rein auf Grund von Symptomen diagnostizierten Krankheiten und Störungen) darauf an, wie weit man die Begriffe "Savant", "Autist", "ADHS-krank" oder "Asperger-Autist" auslegt.

[sogesehen]

Hallo MajoMam,
die Sendung, die ich meine kannst Du Dir hier http://www.youtube.com/watch?v=8ywnZMDYOac ansehen.

Dass ich schrieb, dass nur 60% der Savants Autisten sind hatte nicht den Anspruch einer Studie, es könnte auch sein, dass 50% gesagt wurde, ich wollte eigentlich nur darauf hinweisen, dass es das Phänomen der Inselbegabung auch ohne die Autismus"störung" gibt. Aber Dich beschäftigt bereits der Autismus in Bezug auf Deinen Sohn?
Ob die 40% keine Autisten sind oder nicht als solche diagnostiziert ist eine Frage, die ich gar nicht so richtig verstehe. Autismus gibt es doch in vielen Ausprägungen. Es kann natürlich sein, dass die 40% autistische Züge haben, die für die Fähigkeit der Inselbegabung wichtig sind aber im Alltag nicht stören.
Aber ich habe auch autistische Züge, würde mich aber nie als Autistin bezeichnen und auch nicht zur Diagnose gehen...

[Momo]

Gestern war ich mit meiner Tochter mal wieder in der Bücherei, wo sie sich ein Buch über die Uhrzeit aussuchte. Ich habe ihr kurz erklärt, wie die Uhrzeit gelesen wird und weil sie die meisten Zahlen (bis 10) bereits lesen kann, hat sie das Prinzip ganz schnell verstanden. Heute waren wir wieder unterwegs und als ich sagte, "ach es ist halb zwei" antwortete sie: "Na, dann haben wir ja noch Zeit". Als ich sie fragte, warum wir noch Zeit haben, sagte sie: " Weil Papa erst um 3 Uhr zu Hause ist." Scheinbar hat sie das Prinzip tatsächlich verstanden…
Ein Verständnis für die Zeitangaben heute, gestern, morgen, und die Tageszeiten morgens, mittags, abends hat sie schon länger.
LG Momo

[Rabaukenmama]

Heute kam mein Sohn zu mir und meinte, er wolle das Buch über "den Wind" vorgelesen bekommen. Das Buch, das ich ihm schon einmal vorgelesen habe.

Nachdem ich mal grob nachgedacht hatte fiel mit unter unseren (ca. 200) Kinderbüchern keines ein, das vom Wind handelt. Ich habe Söhnchen dann gefragt wann ich ihm das Buch vorgelesen habe (es könnte ja auch eines aus der Bücherei gewesen sein) und prompt kam die Antwort "Na, kurz nach dem Mittelalterfest". Tja, das Mittelalterfest war im August vorigen Jahres - wenn diese Zeitangabe stimmt weiss ich beim besten Willen nicht mehr, welches Buch gemeint ist. Söhnchen erzählt auch immer wieder Dinge aus der Vergangenheit wie z.B. "als ich noch 3 war bin ich mit Oma und Opa im Schildkrötenpark gewesen"...obwohl er manchmal ein bisschen was durcheinanderbringt erstaunt mich immer wieder, wie klar strukuriert seine Gedanken und Erinnerungen sind.

Auch über die Zukunft spricht mein Sohn gerne. Für ihn ist klar, dass er auch einmal Kinder haben will und dass er unbedingt zu rauchen anfangen möchte, Cola trinken will und Konsolenspiele spielen, wo man "ganz viel schiessen" darf. Ist nur zu hoffen, dass er zumindest einen Teil seiner Zukunftspläne noch ändert. Auf dem Weg zum Kindergarten kommen wir täglich an einem Lokal vorbei, wo käufliche Liebe angeboten wird, und an der Tür hängt ein Schild "Eintritt erst ab 18 Jahre". Da hat Sohnemann mich schon mal ausrechnen lassen, wie viele Jahre er noch warten muss, bis er da hineindarf (was ihn dort erwartet weiss er natürlich nicht).

Die Bedeutung von gestern, heute, morgen, übermorgen, nächste Woche, nächstes Monat, nächstes Jahr kennt mein Sohn grundsätzlich. Trotzdem kommt er manchmal ein bisschen durcheinander. Neulich sagte er z.B. "am Sonntag war ich mit Papa auf der Messe". Das stimmte zwar, nur war es nicht der vergangene Sonntag sondern schon zwei Wochen davor.

[Sine]

Den Tagesablauf versteht mein Sohn (4;4) schon eine Weile. Auch wenn er mal tagsüber schlafen sollte (was an sich so gut wie nie vorkommt), findet er sich zurecht. Ein Verständnis für die einzelnen Tage/Wochen/Monate bekommt er jetzt erst. Alles was "gestern" war, bedeutet für ihn (noch) Vergangenes, und "morgen" kann alles in der Zukunft bedeuten. ("Wenn ich morgen zur Schule komme...", "Als ich gestern noch ganz klein war...").

Wenn wir abends etwas warmes essen, fragt er, warum es denn Mittag geben würde. Aber er weiß, daß Abend ist.

Die Uhr kann er noch gar nicht lesen, scheint ihn auch nicht sonderlich zu interessieren. Allerdings haben wir auch nur digitale Uhren, dazu müßte er Zahlen lesen können.