Das kenne ich. Meiner kam mir sogar immer recht pflegeleicht vor, wenn auch stets aktiv. Ist es bei Dir so, daß sich Dein Sohn mit der Geburt seines Bruders verändert hat und deswegen anstrengender/fordernder wurde? Oder liegt es daran, daß es jetzt zwei Kinder sind? Darüber müßte ich direkt mal nachdenken, was meinen Sohnemann betrifft.Rabaukenmama hat geschrieben: Der Grosse ist zwar sehr fordernd, aber als er noch ein Einzelkind war bin ich nie an meine Grenzen gestossen.
Das ist denke ich auch völlig normal. Jedenfalls habe ich noch niemanden kennen gelernt, wo das nicht passiert (ist).Rabaukenmama hat geschrieben: Jetzt geschieht das geschätzte 3x im Monat. Da reagiere ich dann über, schreie mit den Kindern und weine manchmal. Auch meinem Mann, der die Gutmütigkeit in Person ist, kann das mal passieren.
Da hat der Kleine sich aber auch echt was krasses ausgedacht. Andererseits wieder erstaunlich, daß er es in seinem jungen Alter rausgefunden hat.Rabaukenmama hat geschrieben: Einmal kam ich vom Freundinnen-Besuch heim und mein Mann war fix und fertig. Der Kleine war draufgekommen, dass man sich selbst zum erbrechen bringen kann, wenn man sich den Finger in den Mund steckt. Mein Mann hat ihn dann immer wieder (in Gebärdensprache) gesagt, er solle das nicht tut. Doch der Kleine hatte eine seiner provokanten Phasen und das "Nein, tu das nicht!" war für ihn kein Verbot sondern eine Aufforderung. Beim Grossen half in solchen Situationen, die Stimme zu erheben - was beim Kleinen natürlich völlig sinnlos ist. Der findet die Mimik und das rumgestikulieren nur witzig. Jedenfalls hat der Kleine hintereinander etwas 10x erbrochen. Der Grosse ist dann mit den Patschen durchgegangen und hat das Erbrochene so in der Wohnung verteilt. In seiner Verzweiflung hat mein Mann die Hände des Kleinen festgehalten. Doch sobald er sie losgelassen hat (weil er die Sauerei wegmachen wollte) hat sich der Kleine noch mal den Finger reingesteckt und das Ganze wiederholt. Gott sei Dank hatte ich, als ich in diese Situation nach Hause kam, ausreichend Kraft getankt. Ich habe beide Kinder übernommen und während mein Mann versucht hat, wieder seine Mitte zu finden, habe ich seelenruhig zugesehen wie der Kleine provokant grinsend wieder mit dem Zeigefinger in Richtung Mund gefahren ist. Und was soll ich sagen - ab dem Zeitpunkt, wo ich zu Hause war, hat der Kleine nicht mehr erbrochen. Das Ganze war GsD eine einmalige Angelegenheit. Aber sie zeigt, wie schnell man mit 2 Kindern an seine Grenzen stösst.
(ich habe mal von zwei Brüdern gehört, die sich beim Essen die Spagetti wieder aus dem Hals gezogen haben, um die Mutter zu ärgern. Die waren aber schon älter. Scheinbar kommen Kinder auf die schrägsten Ideen.)
Darauf wäre ich jetzt selbst gar nicht gekommen. Klar, er kann sich ja einfach wegdrehen. Hast Du Dich mal mit anderen betroffenen Eltern ausgetauscht, wie die mit einer solchen Situation umgehen? Gibt es da überhaupt sowas wie eine Möglichkeit/Alternative?Rabaukenmama hat geschrieben: Das mit dem Sichtkontakt hat einen Haken: es klappt nur bei beidseitiger Kooperation. Während ein hörendes Kind sich auch Dinge anhören muss, die ihm nicht in den Kram passen, schaut mein Kleiner einfach weg, wenn ich etwas gebärde, was er nicht hören (bzw. sehen) will. Praktisch: Eine Kopfdrehung und Mama ist aus dem Blickwinkel. Wenn ich ihn dann hochhebe habe ich keine Hand mehr zum gebärden frei. Selbst wenn mein Mann da ist und ihn hochhebt und ich gebärde (oder umgekehrt) dreht sich der Kleine einfach in die andere Richtung. Das macht es viel schwerer, Dinge rüberzubringen. Leider gebe ich dann auch oft auf, weil es in der momentanen Situation ohnehin nicht machbar ist, meinen Standpunkt klarzumachen.
Das kann ich verstehen. Macht ihr es am WE z.B. anders?Rabaukenmama hat geschrieben: Das mit dem Termindruck ist jetzt nicht so eine grosse Sache für mich. Natürlich habe ich immer wieder Termine für den Kleinen (Akkustiker, Logopädin, Audiogramm, Frühförderung), aber hier habe ich das eigentlich nur erwähnt als das selbst-anziehen als Nebenthema reinkam. Denn wenn man um eine bestimmte Uhrzeit wo sein muss wäre es nur unter sehr erschwerten Umständen möglich, auf der Selbstständigkeit des Grossen zu beharren. Natürlich gäbe es die Möglichkeit, meinen Sohn täglich dazu zu bringen, sich selbst anzuziehen. Aber eine halbe Stunde früher als normal gewaltsam wecken hat Nebenwirkungen: schlechte Laune, weniger Zeit für meine Hausarbeit (die ich gerne in der Früh erledige wenn der Grosse noch schläft, also zwischen 6h und 7h), so dass ich da die 5 Minuten, die es dauert, bis ich meinen Sohn angezogen habe, als einfachere Lösung sehe.
Könnte letzteres alterstypisch sein? Denn das klingt ganz nach meinem Sohn. Oder aber es liegt an den jüngeren Geschwistern, die sie nachahmen. Jedenfalls kommt das bei ihm auch noch regelmässig vor, daß er losheult, wegen irgendetwas, statt zu sagen, was los ist. Auch wegen ähnlicher Kleinigkeiten, wie z.B. der Strohhalm hat die falsche Farbe, die Gabel ist nicht die richtige etc.Rabaukenmama hat geschrieben: Normalerweise ist keine Grundspannung in unserer Familie. Aber wie schon erwähnt habe ich alle 1-2 Wochen mal einen Punkt erreicht, wo ich mit den Nerven am Ende bin. Dass das nicht gut ist (weder für mich noch für die Kinder) ist mir völlig klar, nur habe ich bisher keine Lösung dafür gefunden. Mein Grosser ist im Moment sehr fordernd und heult etliche Male am Tag wegen irgend einer Kleinigkeit laut auf (wie ein winselndet Hund). Dann frag ich nach der Ursache, die er mir auch sagt (z.B. dass sein Flaschi einen roten Rand hat, er aber einen rosa Rand will) und versuche rüberzubringen, dass er auchsagen kann "Mama, gibst Du mir bitte ein Flaschi mit rosa Rand" statt laut loszuheulen.
Wegen am Ende sein... Ich denke, daß das wirklich normal ist, auf solche Punkte zu stoßen. Schön sicher nicht, aber es geht eben nur solange, wie man selbst Kraft hat. Dann schaukelt es sich hoch, entlädt sich und man fängt neu an, sozusagen. Ich weiß ja nun nicht, wie heftig so eine Situation bei Dir ausfällt und wie ihr damit umgeht, aber ich kann mir kaum vorstellen, daß Du Deine Kinder anschliessend nicht tröstest oder es ihnen versuchst zu erklären oder eben einfach wieder für sie da bist. Lösung wäre vielleicht eine Kinderbetreuung oder jemand der den Haushalt zum Teil übernimmt?? Sofern man fremde Menschen zu Hause haben möchte und es finanziell tragen kann. Oder ein Kurs in Gedankenkontrolle, Nervenstärkung... oder der Hoffnung, daß es einfacher wird, wenn die Kinder älter werden - oder zumindest anders anstrengend und man damit dann besser klar kommt.
Das finde ich auch richtig so. Also das ihr das dann so durchzieht.Rabaukenmama hat geschrieben: Es gibt auch Momente, wo er sich einbildet dass irgend etwas genau JETZT zu geschehen hat und genau so, wie er das will. Dann will er (um aufs Wickeln zurückzukommen) z.B. nur von mir gewickelt werden. Drei Tage später kann sein dass er nur vom Papa gewickelt werden will. Wenn wir beide Zeit haben und es daher egal ist dann machen wir so, wie er es sich vorstellt. Aber wenn ich z.B. schon am Aufbruch zum Gebärdensprachkurs bin dann muss Sohnemann eben damit leben dass ihn der Papa wickelt.
(ähnlich kenne ich es auch von meinem Sohn, wenn auch nicht so oft, und es nicht so tragisch ist, wenn es dann doch anders läuft. Da geht es dann um, wer das trinken machen soll, wer ihm beim Zähneputzen hilft. Je älter er wird, um so mehr fallen diese Eigenarten weg bzw. sein Ärger, wenn es nicht so läuft, wie er will).
Hm, schwierig. Wobei ich auch hier wieder schreiben kann, ein wenig tickt unser Sohn manchmal auch so. Nicht in so starker Form und auch nicht immer. Er soll z.B. leise die Treppe hoch gehen, weil seine Schwester schon schläft: manchmal tut er dies, manchmal ist er aber mit Absicht laut. Er hat auch schon vor der Schlafzimmertür gelärmt, wenn ich die Kleine ins Bett brachte, und er warten mußte und sich langweilte (der Papa kommt meist erst nach Hause, wenn die Kinder im Bett sind. Sonst würde er auch nicht vor der Tür rumlärmen, wenn er sich nicht alleine beschäftigen müßte.) Oder er mußte dann auf's Klo und brauchte jemanden, wenn ich mich zum Mittags"schlaf" hingelegt hatte. Solche Sachen fallen ihm dann auch ein. Ansonsten kann er es (mittlerweile) ganz gut akzeptieren, wenn ich Ruhe brauche, und spielt dann eine Weile für sich oder auch im Schlafzimmer bzw. mit seiner Schwester zusammen, die mittlerweile keinen Mittagsschlaf mehr macht.Rabaukenmama hat geschrieben: An Samstagen und Sonntag haben mein Mann und ich abwechselnd "Frühschicht" (d.h. mit dem Kleinen zwischen 5h30 und 6h30 aufstehen und der Grosse kommt zwischen 7h und 8h nach) und der andere darf ausschlafen. Dafür darf sich derjenige, der Frühschicht hatte, mal unter Tags 1-2 Stunden schlafen legen. Doch seit etwa 3 Wochen ist mein Grosser dagegen, dass sich einer von uns hinlegt. Er kommt dann ins Schlafzimmer, ist absichtlich laut oder greift einem während des Schlafes ins Gesicht (dabei erschrecke ich sehr). Daher geht tagsüber-hinlegen jetzt nur, wenn man die Schlafzimmertür von innen zusperrt. Vorgestern (Feiertag) habe ich mich tagsüber hingelegt und mein Grosser hat deshalb eine halbe Stunde gebrüllt, obwohl der Papa da war. Umgekehrt ist es dasselbe: mein Mann geht zum Vereinsabend und Sohnemann brüllt wie am Spiess weil der Papa geht - obwohl ich da bin. Das sind so Situationen, wo sich für mich keine Reaktion "richtig" anfühlt. Ich komme mir herzlos vor, meinen Sohn vor dem verschlossenen Schlafzimmer brüllen zu lassen, weiss aber, dass ich im Moment wirklich zu erschöpft bin, um für ihn da zu sein. Und ich weiss, dass mein Mann ausgeschlafen ist und super für die Kinder da sein kann. Da geht´s für mich nicht darum dem Kind irgend etwas zu beweisen oder einen Machtkampf auszufechten. Vielleicht geht es aber meinem Kind darum...
Kann es sein, daß bei Deinem Sohn alles intensiver geschieht? Vielleicht ist es tatsächlich ein emotionaler Ausgleich, zum sehr wachen Verstand (so ähnlich schrieb es hier schon jemand)? Oder das er merkt, daß er anders ist, und sich entsprechend verhält? Da ich keinen Vergleich zu anderen 4jährigen habe, kann ich nur von meinem Sohn ausgehen. Vielleicht geht Deinem Sohn auch einiges durch den Kopf, was er ausdrücken möchte, aber nicht kann, da ihm die Worte/das Wissen dazu fehlen? (ich denke da an sein Rechnen, die Zahlen). Und er weiß nicht wohin damit?
Nein, daß soll es auch nicht. Ich wollte nur sagen, daß man ja für die Kinder da ist, sie es aber nicht immer so wahrnehmen und deswegen vielleicht auch trotzig sind. Oder es einfach Situationen gibt, in denen man ihnen nicht zeigen kann, wie sehr man sie liebt. Zumindest nicht auf eine Weise, die sie gerne hätten/verstehen.Rabaukenmama hat geschrieben: Ich erwarte nicht von meinen Kindern zu sehen, was ich für sie tue.
Das ist schön. Und natürlich und zum Glück gibt es diese schönen Momente. Es ist ja nicht nur anstrengend und der größte Horror. Ich würde meine zwei nie wieder hergeben wollen, auch nicht, wenn ich fix und fertig bin. Manchmal denke ich sogar darüber nach, wie es wäre drei Kinder zu haben...Rabaukenmama hat geschrieben: Heute z.B. haben wir alle vier den ganzen Tag an einem von der Pfarre organisierten Familien-Wandertag teilgenommen. Mit Naturpark-Besuch, Ruinen-Wanderung, Abenteuerspielplatz und anschließendem Grillen. Klar war´s anstrengend. Aber es war auch sehr schön. In meinem Kopf zurückgeblieben ist das Bild von meinem Grossen, der dem Kleinen auf der Wiese einen Fussball zuschiesst und dem Kleinen, der freudenstrahlend auf den Ball zuläuft und ihn weiter kickt. Dann nimmt der Grosse im laufen von hinten die Hand des Kleinen und sie laufen gemeinsam lachend dem Fussball nach. Solche Momente habe ich immer wieder und sie sind für mich ganz, ganz wichtig.