Zwillinge getrennt oder gemeinsame Klasse

[Edainwen]

Ich selber habe damit keine Erfahrung. Bei uns im Dorf gibt es aber 3 Zwillingspärchen (jeweils 2 Jungs), zwei davon gehen in dieselbe Klasse, ein Pärchen wurde - auf Wunsch der Eltern - getrennt. Das eine Pärchen ist erst in der 1. Klasse, die Kinder sind aber sehr unterschiedlich, haben einen eigenen Freundeskreis, sehen sehr unterschiedlich aus - das klappt sehr gut. Das andere Pärchen ist bereits in der 7. Klasse - da hat es in der Grundschule wohl so gut geklappt, dass das Modell dann weitergeführt wurde. Das 3. Pärchen wurde getrennt, da die beiden nur zusammengeklebt sind und auch sehr ähnlich aussehen und der schüchternere Junge eben immer etwas im Hintertreffen war. Da braucht man als Eltern dann schon viel Geduld und Stehvermögen, weil alle Lehrer unterschiedlich unterrichten. Wenn dann der eine Lehrer tendenziell immer weniger Hausaufgaben aufgibt als der andere, oder der eine Lehrer immer strenger ist als der andere, ist es schon schwierig, damit umzugehen. Also ich denke, wenn sie beide in dieselbe Klasse wollen, würde ich sie auch lassen. Weil gerade dann werden sie mit solchen Unterschieden auch schlecht zurecht kommen. - Trennen könnt ihr dann ja immer noch nach der 4.

[zweierpack]

Hallo,

wir sind ein Stückchen weiter in unserer Entscheidungsfindung.
1. Eine KIGA-Erzieherin sagt trennen, da Tochter sehr schnell und dominant ist und Sohn sich manchmal bequem dran hängt und im Vergleich zu ihr langsamer (nicht so kompetitiv). Andererseits "glucken" sie nicht aufeinander, sondern spielen mal zusammen aber in Gruppen, mal getrennt mit ihren jeweiligen Freunden, stehen auch im Morgenkreis nicht beieinander etc.
2. Kindern wollen einzeln befragt definitiv zusammen sein.
3. Sehr gutes Gespräch mit dem Leiter der Grundschule, sehr offen, keine generellen Verfahrensweisen. In der Einschulungsuntersuchung war Tochter wie erwartet überall super schnell und fiel sehr positiv auf. Sohn war in allen inhaltlichen Belangen sehr gut, war aber deutlich zurückhaltender in der Gruppenarbeit und hat nach 1,5 Stunden nicht mehr so genau gemalt und ausgeschnitten (sowieso nicht gerade seine Domäne) und wurde etwas langsamer.
Er meinte, wenn es keine gravierenden Gründe für eine Trennung gibt, eher erst einmal zusammenlassen und schauen (Sohn wird wahrscheinlich auch ohne Schwester nicht gerade zu einem Turbo werden, es ist einfach nicht seine Art). Trennen geht unproblematisch auch zum Halbjahr oder zum Schuljahrsende, wenn es wirklich nicht gut tut.

Wir werden also wahrscheinlich erst mal eine gemeinsame Klasse wählen und dann schauen wie es läuft.
Viele Grüße!

[Rabaukenmama]

Schön zu lesen dass ihr eine Lösung gefunden habt und vor allem dass man von Seiten der Schule für alles offen ist .

[Momo]

Hallo Zweierpack,
es freut mich auch, dass Ihr diese flexiblen Möglichkeiten habt! Ich bin gespannt, was Du berichten wirst, alles Gute für Euch!

Liebe Grüße von Momo

[nadine77]

Ich kann mir vorstellen, dass sie einander helfen können, wenn sie in der selben Klasse sind und sich gegenseitig födern. Es kommt ja auch ein bisschen auf das Sozialverhalten an. Haben sie auch Freunde, die nich mit den anderen Teil (wenn ich das so schreiben darf) befreundet sind... Naja, solche Kriterien würde ich nehmen.

[viva1212]

Meine Schwestern waren von Anfang an immer zusammen. Auch wenn eine mal krank war, blieb die andere mit ihr zusammen. Als ich aufs Gymnasium kam, kam nach einer Woche verspätet ein Mädchen zu uns in die Klasse. Es stellte sich heraus, dass Ihr Zwillingsbruder in meiner Parallelklasse war, während sie auf der Nachbarschule aufgenommen wurde. Als sie dann aufgrund der Trennung eine Woche lang krank war, hat unsere Schule einen Kompromis gemacht und sie doch noch aufgenommen. Dann ging es ihr besser.
Ich würde sagen, dass man allem einfach seinen Lauf lässt. Wenn es nun klappt, dass beide Geschwister in eine Klasse kommen, dann klappt es halt, wenn nicht, dann nicht. Solange es sich nicht wie bei meiner Mitschülerin auf die Gesundheit auswirkt, werden sich die Kinder schon daran gewöhnen.

[zweierpack]

Hallo,

vielen Dank für die Nachfrage! Beide sind in einer Klasse gelandet - und ich bin froh darüber, denn sie haben sich gebraucht und brauchen sich - in abgeschwächter Form - weiterhin. Außerdem ist es organisatorisch deutlich einfacher für mich...

Sie sind in eine Klasse gekommen, in der es sehr starke Blöcke gibt und gab, definiert durch Kindergarten, Wohnort (wir wohnen etwas ländlich, da gibt es dann die Buskinder aus verschiedenen Ortsteilen und die Ortsansässigen) und Alteingesessenen versus Neuzuzug (wie wir). Damit hatten nicht nur meine beiden, sondern auch die wenigen anderen "Einzelläufer" Schwierigkeiten.
Nach ein paar Wochen wurden sie neben andere Kinder gesetzt und rotieren jetzt normal mit durch. Sie maulen zwar etwas, wenn einer alleine in die Schule muss, z. B. wenn der andere krank ist, aber es geht. Projektwochen haben sie selbst entschieden in verschiedenen Projekten verbracht. Sie haben eine richtige neue Freundschaft in der Klasse gefunden, mit der sie gemeinsam oder jeweils alleine spielen, ansonsten spielen sie in der Pause gemeinsam oder alleine in wechselnden Kombinationen mit anderen Kindern. Also wenig Freunde fürs Leben würde ich sagen, aber sie stehen auch nicht alleine oder nur zu zweit rum. Insofern finde ich es sozial gesehen okay.

Im Bereich der Leistungen und der Reaktion der Außenwelt ist es zwiespältiger. Meine Tochter war schon immer der absolute Wettbewerbstyp, ist super schnell, sehr engagiert und einfach der geborenen "High Performer" - den Frust über zuwenig Neues, zu viel Wiederholungen etc. kriege ich dann zu Hause ab
Mein Sohn lebt eher über die intrinsische Motivation und seine Noten wechseln munter zwischen 1 und 4 .... Je nachdem wie sehr es ihn interessiert, ebenso die Mitarbeit... Mir ist das nicht so wichtig, so lange es halbwegs im Rahmen bleibt, denn ich weiss ja, wie unterschiedlich sie sind und kenne die jeweiligen Qualitäten.

Interessanterweise hat eher die Außenwelt ein Problem damit, dass sie einerseits sehr ähnlich sind (nicht auf den Kopf gefallen, sehr gute Leser etc.), andererseits sehr unterschiedlich damit umgehen. Die Lehrerin fragt ihn und mich immer wieder, warum er denn dieses oder jenes in bestimmen Situationen nicht so abruft wie seine Schwester, nicht so engagiert ist etc. wie seine Schwester usw.

Tja, sie sind halt Geschwister und nichts anderes, keine Klone...

Nichtzwillinge haben glaube ich schon die Chance, individueller wahrgenommen und bewertet zu werden als die beiden. Beide wollen aber im Moment definitiv nicht getrennt werden und so lange mein Sohn keinen "Leidensdruck" hat (meist ist er ein Stoiker, der seinen Stiefel macht), bleiben wir zunächst dabei. Außerdem glaube ich auch nicht, dass mein Sohn seine Art deutlich verändern würde (sie ist ja auch völlig okay für sich betrachtet) und warum sollte ich daher beide gegen ihren erklärten Wunsch trennen (ich denke, ab der weiterführenden Schule wird das automatisch passieren)

Liebe Grüße
zweierpack

[zweierpack]

Hallo,

deine beiden sind jetzt in der weiterführenden Schule, oder? Wie stehen denn die beiden zu dem jetzt unterschiedlichen Weg. Wie fühlt sich dein Sohn dabei?

Ich glaube, dass in dieser Zeit ein gewisser Entwicklungsvorsprung von Mädchen (nicht intellektuell sondern in der Zielorientierung) noch stärker zum Tragen kommt. In der Familie meines Mannes und meiner gibt es sehr viele kluge aber spätentwickelte Jungs, die im günstigsten Fall in der Oberstufe, im ungünstigen Fall erst Anfang/Mitte 20 so etwas wie ein klares Ziel bekommen, dass sie dann auch vehement verfolgen. Auch mit den ganzen Begleiterscheinungen, die keinen Spass machen, wie, dass man trotz Intelligenz manches einfach lernen muss und einem nicht alles zufällt. Bisher haben sie alle noch die Kurve gekriegt und sind mit Berufen in Bereichen, die sie interessieren halbwegs glücklich und erfolgreich geworden.
Meine Tochter will - im Moment jedenfalls nicht - noch nicht "schneller machen" (springen o.ä.). Sie perfektioniert z. Zt. die Kunst möglichst immer die schnellste zu sein, bei Arbeiten zu liefern und ansonsten frei für ihre Hobbys (Klettern, Gitarre spielen etc.) und das Spielen zu sein. Manchmal denke ich, man sollte beide "mixen" - für meine Tochter etwas mehr intrinsischen Antrieb von meinem Sohn und bei meinem Sohn mehr Pragmatik und Bereitschaft unangenehme Dinge schnell zu erledigen.
Aber eigentlich sind beide ganz toll wie sie sind...
Viele Grüße

[zweierpack]

Obwohl ich nicht an vorherbestimmte Eigenschaften von Jungs/Mädchen glauben möchte, sehe ich das Muster einfach auch sehr häufig (natürlich nur in der Tendenz und mit vielen individuellen Varianten).
Selbst bei meinem Bruder und mir - obwohl uns vier Jahre trennen - war es im Prinzip das Gleiche, nur dass wir nie so im direkten Vergleich standen wie Zwillinge.

Mädchen scheinen pragmatischer, zielorientierter, sozial kompatibler mit unserem derzeitigen Schulsystem zu sein als Jungs, dass ja auch vor allem in der Grundschule im persönlichen Kontakt durch Lehrerinnen bestimmt wird. Und unser Schulsystem - da bin ich ganz deiner Meinung - separiert zu früh, häufig zu Lasten der offensichtlich sich sozial/emotional/pragmatisch im Schnitt später entwickelnden Jungs. Offenbar Eigenschaften, bei denen die Intelligenz nur bedingt hilfreich ist

Ich kenne von Freundinnen einige von diesen Jungs jetzt im Grundschulalter: zwar schlau aber ohne richtigen Schulerfolg - weil zu verträumt, zu langsam, zu leicht ablenkbar, zu wenig zielorientiert, zu verspielt etc.

Ich glaube, bei Zwillingen verschärft sich diese Tendenz noch einmal, weil beide eine Nische brauchen, um sich abzugrenzen und zu definieren - vor allem wenn sie beide intellektuell gut begabt sind.

Ich hoffe auch bloß, dass meiner bei aller Spätentwicklung nicht irgendwo den Anschluss verliert.
Eigentlich wünsche ich mir ein neues Schulsystem, dass es schafft, wirklich individuell zu förden - alle Kinder, auch die High Performer (denn meine Tochter hat zwar im Moment einen Weg des Umgangs mit dem Schulsystem gefunden, glücklich ist sie aber nicht), und die Minimalisten.

[Edainwen]

Hier zwar keine Zwillinge, aber Mädchen und Junge und genau andersrum. Also der Junge ist eher anstrengungsbereit, ehrgeiziger, schulkompatibler und die Tochter die Minimalistin, die für alles Zeit und Lust hat, nur nicht für die Schule