Eigenständiges Lesenlernen

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Momo
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Eigenständiges Lesenlernen

Beitrag von Momo »

Ich finde es sehr spannend zu beobachten, wie sich meine Tochter verschiedenste Kompetenzen selbst beibringt, so auch das Lesen. Mit 2 Jahren begann sie sich für Buchstaben zu interessieren, konnte mit 3 Jahren sicher ihren Namen schreiben und begann mit 3,5/ 4 Jahren selbstständig und nach Gehör neue Wörter aufzuschreiben. Die Motivation kam alleine von ihr, ich begleitete sie gerne und habe ihre Fragen beantwortet, sie aber auch selbst ausprobieren lassen. An Vorschulheften hatte sie schon mit 3 Jahren große Freude. Interessant finde ich, dass sie sich 5 Jahren völlig selbstständig die kleinen Buchstaben beigebracht hat. Von einem Tag auf den anderen fiel mir auf, dass sie diese kann. Ohne dass ich ihr einen Buchstaben erklärt habe. Ich finde es total spannend, wie können Kinder dies so selbstständig lernen? Sie hatte weder ein besonderes Lernheft, noch irgendwelche Buchstabenspiele etc, in welchen die kleinen Buchstaben erklärt werden. Habt Ihr dies auch bei Euren Kindern beobachtet? Wie erklärt Ihr Euch dies? Begleitend dazu liest sie nun mit 5,5 Jahren ganze Geschichten selbstständig vor, sie hat viel Freude am Lesen, was mich natürlich auch freut ;)
Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen!

Schöne Grüße von Momo
Zuletzt geändert von Momo am Mo 16. Mai 2016, 17:06, insgesamt 1-mal geändert.
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inessa73
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Re: Eigenständiges Lesenlernen

Beitrag von inessa73 »

Meine Kleine (6,5 Jahre) war zwar nicht so fix unterwegs, kann aber inzwischen auch schon eine Weile lesen. Bei ihr ging das mit etwa 4 Jahren los, dass sie ständig gefragt hat, wie dieser und jeder Buchstabe heisst.

Daher habe ich ihr (und ihrem Zwillingsbruder) einfach ein Buchstabenposter ins Zimmer gehängt, anhand dessen sie erst die Großbuchstaben und später die dazugeschriebenen Kleinbuchstaben gelernt hatten, also auch relativ eigenständig.

Mit 5 Jahren wollte sie dann immer wissen, was da und dort drauf steht (bevorzugt am Abendbrottisch). War etwas anstrengend, also habe ich ihr anhand der Fibel vom großen Bruder erklärt, wie man liest. Das hat sie quasi sofort verstanden und ab dann auch innerhalb von 2-3 Monaten selbstständig ihre Bücher gelesen. Was mich immer beeindruckt hat, sie konnte z.B. auch auch dem Kopf stehende Schrift lesen und hat ziemlich schnell die Wörter als Ganzes erfasst, so dass sie inzwischen (also nach etwa 1,5 Jahren) quasi flüssig liest.

Beim Zwillingsbruder ist das mit dem Lesen nicht so das Thema, dafür hat er ein sehr gutes mathematisches Denken. Wenn er etwas rechnet, macht er aus dem Bauch raus genau richtig. Wobei er manchmal etwas verquere Rechenwege benutzt, aber meistens trotzdem richtig rechnet. Er wusste auch schon mit 4-5 Jahren, was gerade und ungerade Zahlen sind, keine Ahnung woher. Ich war nur total erstaunt, als er beim Glücksrad in der Schule des Großen mal eine Weile zugeschaut hat und jedesmal, wenn eine gerade Zahl erdreht wurde (da gab es einen Preis), immer gejubelt hatte.

Ich finde es auch sehr spannend und vor allem interessant, wie unterschiedlich sich die Kinder entwickeln. In unserer Familie hat sich quasi jeder seine "Nische" gesucht. Der Große (10 Jahre) ist beispielsweise unser Naturwissenschaftler, der auf dem Gebiet total viel drauf hat und mich manchmal dumm da stehen lässt (Teilchenphysik werde ich wohl mein Leben nicht mehr verstehen).

Ich hatte übrigens den Kleinen mal gefragt, woher er sowas immer schon weiß (mit dem Rechnen z.B.) - "das hat mein Gehirn mir gesagt" ;-).
Rabaukenmama
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Re: Eigenständiges Lesenlernen

Beitrag von Rabaukenmama »

Meiner Beobachtung nach lernen Kinder alles mögliche selbstständig, warum nicht auch lesen?

Was ich bei meinen beiden Söhnen beobachte ist aber: die Herangehensweise an Buchstaben und Zahlen ist von Kind zu Kind verschieden. Großsohn kannte an seinem 2. Geburtstag alle Großbuchstaben und konnte perfekt buchstabieren. Die Buchstaben kannte er, weil er mich immer wieder danach gefragt hatte (vor allem bei Autokennzeichen oder Überschriften von Zeitschriften.

Kleinsohn war ein Jahr älter als er das konnte. Großsohn begann mit Eigenkreationen zu schreiben, also rein "nach Gehör" als er 3 Jahre und 9 Monate alt war, Kleinsohn begann schon mit 3 Jahren und 3 Monaten damit, aber mit ihm bekannten Worten, unter anderem diversen Namen. Während Großsohn die Reihenfolge vom Alphabet anfangs egal war wollte Kleinsohn von Anfang an Ordnung in die Buchstaben bringen. So konnte er auch mit 3 Jahren und 6 Monaten das Alphabet korrekt schreiben - sowohl vorwärts als auch rückwärts.

Kleinbuchstaben lernen ging bei beiden Kindern automatisch, also ohne jegliches zutun. Ich vermute mal wenn der Sinn eines Wortes in Großbuchstaben bekannt ist dann ist nur ein kleiner Schritt, dasselbe Wort in Kleinbuchstaben erst mal zu erkennen. Und dann ergibt sich mMn logisch auch schnell dass jeder Großbuchstabe einen entsprechenden Kleinbuchstaben hat, der dasselbe bedeutet.

Einfache Geschichten sinnerfassend lesen kann mein älterer Sohn seit er 4 Jahre und 9 Monate alt ist. Mit etwa 5 Jahren begann er damit, Bücher zu lesen. Anfangs Erstlesebücher (aber nie solche, wo Hauptworte durch Bilder ersetzt sind), aber sehr schnell dann alles mögliche z.B. auch Zeitschriften oder Lexika. Und ich habe wirklich NIE mit ihm geübt.

Ähnliches wie die Aussage von inessas Sohn kam auch mal von meinem Sohn. Eine Mutter im Kindergarten hatte mitbekommen dass er schon lesen kann und fragte "Hat Dir das die Mama beigebracht?" und Sohnemann antwortete selbstverständlich: "Nein, das hat sich mein Kopf selbst beigebracht!". Besser hätte man es nicht in Worte fassen können :mrgreen: .

Großsohn ist mittlerweile 6 und liest nicht nur sinnerfassend und gut sondern auch sehr flott. Neulich hat er mit dem Kindergarten einen Ausflug in eine Kletterhalle gemacht. Als er heimkam meinte er, dass wir da auch mal hinfahren könnten und dass es nichts kosten würde. Als ich das (dass es nichts kosten würde) angezweifelt habe kam "Aber wir haben doch die Niederösterreich-Card! Und dort war ein Schild "Hier gilt die NÖ-Card, also müssen wir keinen Eintritt zahlen". Habe dann nachgeschaut und ganz in der Nähe die Kletterhalle gefunden, wo der Kindergarten war, und wo tatsächlich die NÖ-Card gilt.

Kleinsohn ist sprachlich zurück, leider nicht nur in Lautsprache (was ja verständlich ist) sondern auch in Gebärdensprache. Aber er fragt immer wieder, wie man bestimmte Worte buchstabiert und erkennt sie dann, wenn er sie geschrieben sieht, EINFACH WEIL ER ES SICH AUSWENDIG GEMERKT HAT. Das finde ich schon faszinierend.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
mamma42
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Re: Eigenständiges Lesenlernen

Beitrag von mamma42 »

Meine beiden haben von aussen gesehen sich das Lesen unterschiedlich angeeignet bzw. die Kleine ist gerade noch dabei.
Sohn hat ab 1,5Jahren einzelne Buchstaben erkannt und irgendwie bis er knapp 3 war alle Grossbuchstaben. Da meiste lief bei ihm still und heimlich und kontinuierlich ab.
Ich glaube er hat alles aufgesaugt, was er gehört hat und selber im Gehirn verknüpft. Das erste Zusammenziehen war mit 3,5Jahren, aber erst mit 4,7 hat er dann regelmässig Wörter inGrossbuchstben gelesen. Lange Pause und dann erst mit knapp 6 hat er dann richtig lesen angefangen. Man hat das aber nur am Rande mitbekommen, wie. z.B. hat er die Wörter halblaut gelesen und dann sofort seine Aussprache korrigiert. Kleinbuchstaben? Irgendwie... Vor der Schule konnte er dann plötzlich lange Sätze mit langen schwierigen Wörtern lesen...hatte ich nicht mitbekommen.
Am Rande: er sagt auch, dass er Lesen und Rechnen alles selbst während der Kindergartenzeit gelernt hat, beim Rechnen hat er sich im Kopf immer Würfel vorgestellt.

Tochter ist ganz anders, sie lernt eher in Sprüngen, sehr systematisch und wiederholt und übt selber. Ausserdem teilt sie ihre Erkenntnisse uns direkt ganz stolz mit.
Mit 2,5Jahren hat sie sich ein ABC SprücheBuch und einen ABC Puzzlezug geschnappt und hat mit Seitenumblättern und puzzeln sich systematisch die Grossbuchstaben beigebracht, nur bei ein paar Buchstaben hat sie nachgefragt, wie sie heissen.
Vor fast 3 Monaten (mit 5,5) hat sie das erste Mal Buchstaben zu einem Wort zusammengezogen und seitdem geht es in kleinen Schritten weiter. Sie ist zwar nicht schnell, aber gründlich und erarbeitet sich alle Regeln. z.B. erklärt sie uns, dass das "e" auf drei Arten ausgesprochen wird: als e, als ä und als a (wenn -er am Wortende), dass ausserdem das a klein unterschiedlich geschrieben wird (wir haben ihr nur auf Wunsch nur wenige KLeinbuchstaben gezeigt) , v auch wie w ausgesprochen wird usw. Alles ohne dass wir sie instruiert hätten (mit Ausnahme von ei, ch, sch, eu). Sehr faszinierend!! ICh bin aufdie nächsten Monate gespannt!

Beide haben mit Vorliebe die Texte auf den Essensverpackungen beim Frühstück oder Abendessen gelesen - da sind bei den vielen Produktnamen und denglisch bzw. deutsch-frz. viele Erklärungen notwendig.. Oder in der S-Bahn Anzeigen mit: Im App-Store zum downloaden...
mamma42
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Re: Eigenständiges Lesenlernen

Beitrag von mamma42 »

Ach ja zu der Frage, wie sie die Kleinbuchstaben lernen...
Muss sie mal fragen...
Ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich von einzelnen Aha-Erlebnissen systematisch weiterhangeln. Z.B. MAMA ->Mama. Dies könnte schnell erkannt werden, und dann hat man schon zwei Anhaltspunkte. Ausserdem der eigene Name- der steht ja doch recht häufig irgendwo.
Rabaukenmama
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Re: Eigenständiges Lesenlernen

Beitrag von Rabaukenmama »

mamma42 hat geschrieben:Ach ja zu der Frage, wie sie die Kleinbuchstaben lernen...
Muss sie mal fragen...
Ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich von einzelnen Aha-Erlebnissen systematisch weiterhangeln. Z.B. MAMA ->Mama. Dies könnte schnell erkannt werden, und dann hat man schon zwei Anhaltspunkte. Ausserdem der eigene Name- der steht ja doch recht häufig irgendwo.
Ja, genau so glaube ich das auch. Dass jemand, der die Großbuchstaben bereits beherrscht, bald "von alleine" die Kleinbuchstaben kann finde ich ganz natürlich. Wenn zwei Buchstaben die gleiche Bedeutung haben ist das ganz schnell eine Verknüpfung hergestellt. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum Kleinsohn Wörter, die ich ihm in Gebärdensprache buchstabiert habe, in geschriebener Form erkennt.

Viel mehr fasziniert mich die Phase zwischen 2 und 5 Jahren, wo sich ein Kind bis zu 10 komplett neue Wörter am Tag merkt - inklusive Aussprache, Bedeutung und Anwendung. Im Gegensatz zu den Buchstaben, wo es ja nur 30 gibt (mit ß, ä, ö und ü) sind es mehrere tausend Wörter, die ein Kind bei Schuleintritt bereits kann.
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Karen
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Re: Eigenständiges Lesenlernen

Beitrag von Karen »

Ich habe wirklich mühe zu unterscheiden was "eigenständiges lernen" ist und was "beigebracht". Meine Tochter hat angefangen Zahlen zu lesen wenn sie 20 Monate alt war. Und sie hat es durch ein Buch gelernt dass sie von Oma geschenkt bekommen hat mit zahlen drin. Sie wollte es immer schauen bis sie die zahlen konnte. Nachher war es nicht mehr interessant. Bei Buchstaben war es die playmatte, die sie auch geschenkt bekommen hat, und die wir in ihrem Zimmer am Boden unter Sitzsack gelegt haben (als Unfallschutz). Mit knapp über 2 Jahre konnte sie alle Grossbuchstaben, da sie immer gefragt hat welche sind es am Boden und auch dort wo sie sie gesehen hat. Es war recht schnell bis sie sie alle konnte und auf diese matte erkannte. Dann hat sie angefangen mit Namen und einfach Wörter "schreiben" in dem sie von einer Buchstabe zu andere gesprungen ist. Sie hat oft ein Wort gesagt, dann gefragt wie man es schreibt und dann gesprungen. Gleichzeitig hat es angefangen mit sms schreiben und auf Computer schreiben. Mit 2.5 konnte sie mehre Wörter (alle Namen, Mama, papa, hase, baum usw) tippen, und auch ein paar einfache Sätze (papa komm heim!, Mama, wo bist du, liebe Grossi (Schweizerdeutsch)) aus Gedächtnis tippen. Dank i-phone hat sie auch gesehen dass es Kleinbuchstaben gibt und wir haben zusammen ein Blatt gemalt, mit ABC in klein und gross Buchstaben. Nach 2 Tagen konnte sie auch alle Kleinbuchstaben. Dieses erkennen von alle Seiten hat sie auch: deshalb war es für sie am Anfang schwierig b d p q zu unterscheiden. Und Z und N hat sie immer noch mühe wenn sie sie von Oben/Seite sieht. Ihre Name kann sie auch mit Hand schreiben. Andere Wörter kann sie nicht aus Gedächtnis schreiben, nur am Tastatur tippen, oder dann abschreiben (Postkarte für Oma musste ich erst schrieben).
In April ist sie 3 geworden, sie kann sehr gut buchstabieren und muss es immer machen, lesen kann sie aber nicht, sie erkennt aber viele Wörterbilder und kann ganz einfache Wörter laut buchstabieren und dann erkennen (ZOO, DU, BUS, AUTO, SONNE). Und vor kurzem wollte sie dass ich für sie ein "Lipo" Ice kaufe (es hiess CaLIPO, und dieses Ice haben wir noch nie gekauft oder gegessen). Sie will auch dass wir ihr ständig irgendwelche Wörter aufschreiben und sie klebt es dann neben ihrem Platz neben Küchentisch, und will immer dass wir sie diese Wörter vorlesen. ich habe schon Gefühl dass wir sie das Lesen beibringen, aber es kommt von ihr, wir zwingen es überhaut nicht, und manchmal gibt es Wochen, da interessiert es sie gar nicht.
Ich finde es auch faszinierend dass Kinder mehre neue Wörter pro tag lernen können, aber ich wundere schon warum es für meisten Kinder so schwierig ist die Buchstaben und Wörterbilder zu erkennen und sie es erst später lernen. Sie erkennen ja auch Bilder in einem Bilderbuch und schon 18 Monate alter durchschnittentwickelte Kinder sagen Mau oder Muuh wenn sie eine katze oder Kuh in Buch sehen. Eine Buchstabe ist auch eigentlich nur ein Bild. Warum kann es meine Tochter so einfach und andere nicht? Und wie lange geht es bis sie wirklich lesen kann? Was braucht sie wirklich um Buchstaben zusammenziehen zu können? Oder viele Länder auf eine Karte erkennen (ihres Leidenschaft, da ich und manche unsere Kollegen viel berufsbedingt Reisen)? Oder auf einem Zooplan sich zurecht zu finden (vor zwei Wochen hat sie einem 8-jahrigen Junge erklährt wo was ist und wo wir sind)?
Was ich auch faszinierend finde ist wie sie Logik für alles verwendet: tolles Beispiel habe ich schon mal erwähnt: ich habe gesagt ich weiss nicht was passiert nach dem Tod und niemand weiss es. Sie hat gemeint dass es nicht stimmt da die die gestorben sind wissen es, können aber uns nicht sagen. Und dann 30 min später schreit und tobt sie weil ein anderes Kind bei uns zu hause ihres Spielzeug genommen hat, obwohl sie eigentlich weiss und selber sagt dass er das sicher nicht mitnimmt und in 5 Minuten nicht mehr damit spielt. ich habe manchmal wirklich mühe zwischen diesen zwei Seiten zu wechseln: Kleinkind mit Schnuller und Flasche die gern Besitz verteidigt, viele Kinder auf mal nicht verträgt und Jammert sobald ich ein Zimmer verlasse oder vor ihr treppe steige und dann diese ganze fast philosophischen fragen, lesen/rechnen, Karten, Tiere, usw. Aber das ist ein anderes Thema...
patchanka
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Re: Eigenständiges Lesenlernen

Beitrag von patchanka »

Ich denke auch, dass es sehr verschwimmend ist, was sich die Kinder selbst beibringen und was Erwachsene ihnen erklären. Weil wir ständig mit unseren Kindern im Austausch sind, ihre Fragen beantworten, ihnen vorlesen etc...
außerdem sind sie ja auch ständig von Buchstaben umgeben...

Ob sich Kinder die wenig Aufmerksamkeit von Erwachsenen bekommen, ebenso entwickeln, stelle ich in Frage...
Rabaukenmama
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Re: Eigenständiges Lesenlernen

Beitrag von Rabaukenmama »

patchanka hat geschrieben:Ich denke auch, dass es sehr verschwimmend ist, was sich die Kinder selbst beibringen und was Erwachsene ihnen erklären. Weil wir ständig mit unseren Kindern im Austausch sind, ihre Fragen beantworten, ihnen vorlesen etc...
außerdem sind sie ja auch ständig von Buchstaben umgeben...

Ob sich Kinder die wenig Aufmerksamkeit von Erwachsenen bekommen, ebenso entwickeln, stelle ich in Frage...
Ich vermute schon - sofern sie vom beschriebenen input nicht bewußt ferngehalten oder mit Medienkonsum zugedröhnt werden. Es gibt Kinder, die wenig Aufmerksamkeit bekommen und weit vor Schuleintritt lesen können ebenso wie es Kinder gibt, die trotz ständigem Austausch, vorlesen usw. im Kleinkind- und Vorschulalter selbst kein Interesse an Buchstaben (oder auch Zahlen) zeigen.

Die sozialen Unterschiede sind meiner Beobachtung nach bei Klein- und Vorschulkindern noch gering, sie werden denn mit jedem Schuljahr aber krasser.

Ich finde übrigens auch gar nichts schlimmes dabei einem Kind die Buchstaben zu erklären oder aufzuschreiben, wenn es danach fragt. Und auf den Wunsch, von mir lesen zu lernen, hätte ich sicher genauso positiv reagiert wie auf den Wunsch, radfahren oder schwimmen zu lernen. Nur war das bei meinem älteren Sohn gar nicht notwendig, der hat nachdem er die Grundinfos (sprich: Großbuchstaben) intus hatte einfach gut beobachtet und sich den Rest zum lesen selbst (korrekt) zusammengereimt.

Bei Kleinsohn ist das schwieriger weil man von einem Wort oder Satz in Gebärdensprache nicht auf die Schreibweise oder gar Grammatik in Lautsprache schließen kann. Trotzdem sind sowohl Frühförderin als auch Logopädin oder Sonderpädagogin überzeugt dass er es schnell lernen wird weil sein Interesse an Buchstaben so groß ist. Aber im Gegensatz zum Bruder braucht er natürlich deutlich mehr "Hilfe" von Außenstehenden.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
patchanka
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Re: Eigenständiges Lesenlernen

Beitrag von patchanka »

Ich denke schon, dass das soziale Umfeld einen sehr großen Einfluß auf die gesamte kognitive Entwicklung von Kindern hat. Es gibt z.B. Untersuchungsergebnisse, die belegen, dass es eine enorme Auswirkung auf die Gehirnentwicklung hat, wieviel mit einem Kind in den ersten 3 Jahren gesprochen wird!

Natürlich gibt es Ausnahmen von Kindern, die sich trotz einer schwierigen sozialen Umgebung unglaublich entwickeln (meine Kinder lieben den Film "Matilda" mit Danny de Vito!) aber prinzipiell kommt das frühe eigenständige Schreiben und Lesen gehäuft in Familien vor, die die Ressourcen haben, ihre Kinder gut zu fördern und ihn denen gesprochene Sprache aber auch Bücher und Schrift einen zentralen Stellenwert haben. Ich hatte beruflich immer wieder mit ganz anderen Kindern zu tun, und die waren durchaus nicht unintelligent: trotzdem waren da Welten zwischen anderen Gleichaltrigen, weil in ihre Familien aus sehr unterschiedlichen Gründen niemand Zeit hatte oder in der Lage war, die Kinder altersgerecht in ihrer Entwicklung und ihrem eigenständigem Lernen zu begleiten!

Faszinierend sind die logischen Prozesse der Selbst-Lesenlerner trotzdem sehr!
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