Talju hat geschrieben:
Das mit dem Schwimmen war vielleicht nicht das richtige Beispiel (war halt nur gerade aktuell). Das ist für uns wie gesagt auch total ok, wenn er das noch nicht alleine machen möchte. Aber er hatte an den anderen Schwimmkursen (mit Eltern) so viel Freude, dass wir ihm das gerne ermöglicht hätten weiterzuführen. Wir haben einfach bei so einigen Dingen das Gefühl, dass er sich selbst im Weg steht...
Druck oder ein "basta" bringt leider nichts bei ihm. Er boykottiert dann komplett und steigert sich total rein.
Auch das mit dem Essen finde ich noch ok (er isst immerhin viele Sorten Obst und Karotte und Gurke als Rohkost) aber werde halt ein bißchen schief angeschaut, was solls.
Mit dem Stuhlgang Problem weiß ich, dass wir nicht alleine sind. Ich kenne alleine drei Fälle im Bekanntenkreis... aber das mit dem Urineinhalten finde ich gar nicht gut. Er klagt oft über ein Brennen/Jucken und ja, es ist ein Teufelskreis... zu langes Einhalten führt natürlich zur Ansammlung von Bakterien. Dieses Thema werde ich kommende Woche unbedingt nochmal mit dem Kinderarzt besprechen. Mein Sohn geht nämlich nicht auf Toilette, weil er sich ekelt, sondern weil ihm die Sicherheit fehlt. Stehe ich dabei im Kindergarten oder bei einem Freund, klappt es.
Er ist ein total fröhliches, liebes und regelkonfromes Kind. Und ich werde mich dank eurer Tips einfach weiterhin in Geduld üben. Sein Vater ist da manchmal schneller genervt, was bestimmt darin liegt, dass er sich selbst in ihm sieht
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Werde euch auf jeden Fall über Fortschritte auf dem Laufenden halten
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Schönen Tag
Hallo Talju,
ja, es gibt immer wieder Situationen, wo man "drüber stehen" sollte, vor allem wenn sich andere Eltern "Erfolge" bei ihren Kindern, die tatsächlich zufällig sind, auf die eigenen Fahnen heften. Wenn dann so unterschwellig rüberkommt "na, da machen sicher die Eltern was falsch, weil MEIN Kind ist nicht so mäkelig beim essen" oder "eh klar, die Eltern können nicht loslassen, daher traut sich das Kind auch nicht ohne sie was machen"...
Richtig AUSGESPROCHEN werden solche Vorurteile nur selten, sie schwingen nur hinter zuckersüßem, "verständnisvollem" Lächeln mit. Ich habe gut daran getan, wo immer möglich einen großen Bogen um solche Leute zu machen
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Die meisten Eltern sind aber eh nicht so! Mein älterer Sohn hat nach 3 Monaten, wo er tagsüber schon total trocken war, begonnen, wieder psychosomatisch einzunässen. Da war er 3,6 Jahre alt. Da hat sich im Kindergarten schnell gezeigt hat, wer schadenfroh gegrinst hat, wenn ich beim abholen wieder ein Sackerl mit nasser Wäsche in die Hand gedrückt bekommen habe. Das waren meistens jene Eltern, die auf den kognitiven Fortschritt meines Sohnes neidisch waren und für die es daher Genugtuung bedeutet hat, wenn dieses kluge Kind immer wieder in die Hose gemacht hat
. Die waren auch überzeugt davon, dass wir zu Hause ständig mit dem Kind irgendwas üben und irgendwie so viel Druck machen, dass es dadurch einnässt. Tatsächlich gab es wirklich zu Hause damals Stress, aber hauptsächlich wegen der schweren OP des mehrfach behinderten Bruders, die aus gesundheitlichen Gründen 4x verschoben wurde. Und mein sensibler älterer Sohn hat auf die permanente Anspannung eben mit einnässen reagiert.
Aber wie schon geschrieben - solche Eltern waren Gott sei Dank die Ausnahme, nicht die Regel! Aber an ihnen habe ich gelernt, meine Ohren (und auch inneren Antennen) auf "Durchzug" zu schalten und einfach mein Ding durchzuziehen. Ich habe keine Lust, Zeit und Energie für Erklärungen aufzuwenden, die dann doch nur wie Rechtfertigungen wirken und mir außerdem ohnehin nicht geglaubt werden.
Wegen schwimmen: geht einfach EUREN Weg! Es gibt nicht nur vorgefertigte Angebote, wo das Kind soundso funktionieren muss! Wenn dein Sohn bei den Schimmkursen mit Eltern so viel Freude hatte, wäre vielleicht hie und da mal ein Privatlehrer, wo kein Problem ist, dass die Eltern dabei sind, eine Möglichkeit. Vielleicht hat dein Sohn auch noch ein, zwei Freunde, die auch gern schwimmen, und man könnte eine kleine, private Schwimmgruppe (mit Privatlehrer) auf die Beine stellen. Wenn sich zwei oder drei Familien die Kosten teilen ist es kaum ein Unterschied zum normalen Kinder-Schwimmkurs.
Mein gehörloser, autistischer Sohn kann gar nicht an Gruppenunterricht teilnehmen, weil ja kein Schwimmlehrer Gebärdensprache kann. Wir haben daher einen Privatlehrer (ausgebildeter Schwimmtrainer, der schon viel mit Kindern mit allen möglichen Behinderungen gearbeitet hat) und seine Betreuerin (enge Bezugsperson) ist auch immer dabei. In den ersten Stunden war ich auch dabei, bis klar war, dass mein Sohn auch ohne mich klarkommt. Wir zahlen für eine Privatstunde Euro 22,50 plus den Bad-Eintritt für den Schwimmlehrer. Mittlerweile hat mein Sohn IN SEINEM TEMPO Brustschwimmen, Rückenschwimmen, Kraulen und Tauchen (mit Schwimmbrille) gelernt
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Wenn das Toilette-gehen dann klappt, wenn du daneben stehst, wäre es vielleicht einen Versuch wert, eine Kindergarten-Betreurin, die für deinen Sohn eine gute Bezugsperson ist, auch daneben zu stellen. Also wenn du ihn abholst und er geht zur Toilette stehst du daneben und zusätzlich noch die Betreuerin. Und sie spricht ihn tagsüber hie und da an, ob er auf die Toilette muss, und dann steht eben (nur) sie daneben. Klar kann man jetzt sagen "Das Kind muss lernen, auf die Toilette zu gehen, ohne dass jemand daneben steht!" - aber darum geht es jetzt gar nicht. Es geht darum, Lösungen zu finden, die es deinem Sohn JETZT erleichtern, mit seinem Alltag zurecht zu kommen. Wenn er so weit ist, ohne Begleitung auf die Toilette zu gehen, wird es das freudig tun und kann stolz darauf sein, das geschafft zu haben, ohne dass es gegen seinen Willen erzwungen wurde. Kann natürlich auch sein, dass das nicht klappt weil dein Sohn niemanden so vertraut oder weil sich niemand findet, der bereit ist, daneben zu stehen. Es ist eben alles Versuch und Irrtum
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