üben?

besondere Ansätze für besondere Kinder
JOJO

Re: üben?

Beitrag von JOJO »

Hallo Sabine,

habe gerade in dem Buch "Hochbegabt- und trotzdem glücklich" gelesen. Darin stand Seitenweise etwas über das Verhalten von Deinem Sohn und auch Tipps.
In diesem Buch finde ich uns und unser Verhalten am ehesten wieder. Mit richtig "normalen" Ratschlägen.

Schönen Abend noch

JOJO
bine77

Re: üben?

Beitrag von bine77 »

Hallo,
toll, dass hier so ein reger Erfahrungsaustausch herrscht. KiGa war bei uns auch lange Thema nr. 1(er wollte nicht) Jetzt geht er auf einmal gerne. Gehört aber aufgrund der Alterszusammensetzung jetzt praktisch zu den Gr0ßen (ist ein Dorf KiGa mit nur 1 Gruppe). Und seine beste Freundin kommt jeden Tag aus der Grundschule rüber und besucht ihn und der KiGa geht eben auch regelmäßig in die Grundschule.
Tja mit viel Geduld und Spucke werden wir auch beim Üben sicherlich Erfolg haben. Dann koch ich mir schon mal eine Kanne Geduldstee. Vielen Dank für die Literatur-Tipps
.
LG
3mefree
Dauergast
Beiträge: 61
Registriert: Mo 6. Apr 2009, 00:21

Re: üben?

Beitrag von 3mefree »

Hallo!

Wir ahben auch eine Tochter, der offenbar alles in den Schoß gefallen ist, und auch sie gibt schnell auf, wenn es eigentlich Übung oder Geduld bräuchte.
Als sie klein war und ich merkte, alles fliegt ihr so mühelos zu, oder sie bekommt Wutanfälle, wenn es nicht nach ihren Vorstellungen passt (Sie ist da perfektionistisch und misst sich nur an den Erwachsenen!), dachte ich wie du. Ich hab sie dann gefragt, ob sie ein Instrument spielen will, damit sie etwas zum Üben bekommt. Sie hat dann auch angefangen mit der Flöte, aber es war wie immer: sie konnte, was sie einmal gesehen hat, ohne Übung, sie bekam Lob fürs Nichtstun und sie gab sich damit zufrieden. Manchmal hatte sie die Flöte zwischen bis zur nächsten Woche nicht mal ausgepackt, dennoch konnte sie in der nächsten Stunde alles vom Blatt und zum Teil auch auswendig spielen. Also ein Schuss nach hinten... (Wobei, sie flötet oft und gern, nur halt nichts zum Üben!) Jetzt schicken wir sie im Herbst in Klavier, da muss sie 2 Hände beschäftigen und 2 Notenlinien lesen, vielleicht wird sie dann üben?!

Ich habe noch nichts gefunden, um diese Problematik zu trainieren, und in ihrem Alltag braucht sie das auch nicht. Allgemeine Anforderungen schüttelt sie ja eh aus dem Ärmel, zu spezielle Anforderungen "interessieren sie halt nicht" (z.B.: Sudoku: System durchschaut, jeweils einige (oft auch sehr kniflige) Zahlen gelöst, aber wozu soll man da alle Kästchen füllen, ist ja fad...) Ich ärger mich dann immer, weil ich denke, diese unglaublich Hirnkapazität kann man doch nicht einfach so brach liegenlassen! Aber sie fährt ganz gut damit. Und ich musste lernen, dass mein Ehrgeiz eben mein Ding ist, und sie bislang auch ohne Übung gut durchs Leben kommt. Und dann dachte ich nach und bemerkte, dass ich eigentlich auch bis zur Matura und auch im Studium fast nie gelernt oder geübt habe - lieber habe ich eine 3 oder 4 hingenommen, als unnötigen Aufwand zu treiben. Angestrengt habe ich mich nur, wo es mich wirklich interessierte und dabei übte ich ja auch kaum, weil was einen brennend interessiert bleibt ja auch ohne Übung hängen...

Mit dem Frust musste sie anderwertig umgehen lernen, etwa in der Erziehung, wenn sie nicht ihren Willen durchbringt oder in der Schule, als sie vor dem Überspringen ganz mies und aggressiv draufwar, oder aber im Freundeskreis, wenn etwas vorfällt,... Es wird immer besser, sie lernt Wege, mit ihrem Frust umzugehen, stößt an Grenzen, findet neue Wege. Je mehr sie durch ihre Interessen gefordert wird, umso gelassener reagiert sie in anderen Bereichen. Nicht jedes Verbot oist ein Weltuntergang und die Zornanfälle werden weniger.
Und was das Üben angeht: in Spezialkursen legt sie manchmal einen riesen Ehrgeiz an den Tag. Diese Talentförderkurse bieten gut talentierten Kindern und Hochbegabten die Möglichkeit, über den Tellerrand der normalen Schulbildung zu blicken. Dort trifft sie auf Fachleute, die sie begeistern und da kommt es plötzlich vor, dass sie (als 8Jährige) 4 bis 6 Stunden lang höchst konzentriert chemische Experimente durchzieht oder mit Sprache laboriert oder botanische Zusammenhänge erforscht und so weiter. Sie übt dort nicht im herkömmlichen Sinne (also nichts mit Auswendiglernen oder so, soetwas langweilt sie bloß) sondern sie forscht und arbeitet intensiv! Manchmal, auch wenn sie gelangweilt ist, klinkt sie sich aus und verschwindet in ihre Gedanken oder Bücher.
Deshalb bin ich sehr beruhigt und habe festgestellt, dass sie offenbar einfach keine Übung braucht. Wenn sie sich für etwas interessiert, geht es ganz ohne und solange es so ist, werde ich ihr lieber geistige Herausforderungen stellen als Übungen...

Und übrigens: Ganz wichtig im BEzug auf die Wutanfälle waren 2 Dinge:
1) Das Vorbild: mal auch zeigen, wenn man sich ärgert und wie man richtig damit umgeht, das dann auch später besprechen;
2) nicht unfehlbar sein!!!!
Wir Erwachsenen versuchen natürlich auch immer, alles gut hinzubekommen, in den Augen unserer Kinder können wir dann alles nahezu perfekt, was sie noch nicht hinbekommen. Das MUSS ja frustrierend sein! Aber wenn die Kinder sehen und hören, dass es mal hier oder da nicht so gut gelaufen ist, ist das gut für sie! Mal ein Kuchen sitzen geblieben?mal eine Telefonnummer nicht gemerkt? Mal einen Elektroplan nicht verstanden und einen Fachmann zu Rat gezogen? Mal einen Freund bei einem Anliegen um Rat gefragt? Mal ein Bild misslungen und neu begonnen? Mal geärgert, weil man etwas nicht geschafft hat? All diese Kleinigkeiten ganz bewusst auch vor den Kindern abspulen, damit sie sehen, dass natürlich niemand alles kann und damit sie auch lernen, wie man mit seinen "Unzulänglichkeiten" sinnvoll umgehen kann!!! Wir machen alle Fehler, das gehört zum Lernen dazu.

Versuch dir nicht mehr Probleme zu machen, als er hat und vergiss nicht, dass viele beschriebene Verhaltensweisen ja auch völlig altersadäquat sind - das übersieht man leicht, wenn das Kind in anderen Dingen dem Alter voraus ist! Und für diese VErhaltensweisen brauchen alle Mütter liebevolle Konsequenz, Geduld und Nerven aus Stahl - und auch das gelingt uns mal besser mal schlechter und unsere Kinder sehen, wir sind nicht perfekt.
Wie auch immer, ich hoffe, ihr findet einen guten Weg, der zu euch passt. Toi, toi, toi, Grüße, 3mefree
Zuletzt geändert von 3mefree am Fr 23. Okt 2009, 00:32, insgesamt 1-mal geändert.
isidra
Beiträge: 27
Registriert: Do 23. Apr 2009, 22:26

Re: üben?

Beitrag von isidra »

Hallo,

Üben ist auch bei uns so ein Thema. Dazu braucht man Geduld und Zeit und beides hat sie nicht im Überfluss. :D
Meine Kleine spielt Klavier und ich muss sie immer wieder dran bringen zu üben. Noch sieht sie noch nicht so recht ein das man auch üben muss. Am Anfang sollten wir nur die einzelnen Töne und Tasen durchüben. Man war das ein Graus. Sie wolltee es einfach nicht. Sie konnte es ja auch schnell, warum dann immer das gleiche einfache Zeug spielen. Seit sie jetzt einzelne Sequenzen und schon ein leichtes Lied spielen soll ists wieder interessant.

Genauso ists bei ihr mit allem anderen. Üben und wiederholen ist ihr ein Graus. Es soll bitte schön alles sofort klappen. Wenn sie was nicht richtig kann lässt sie es so lange bleiben bis es klappt. Und wenn es dann klappt wird es gemacht und dann ist gut. Manchesmal wird es dann auch schnell langweilig wenn es einmal gemeistert ist und sie lässt es dann bleiben um sich neue Herausforderungen zu suchen.

So eine richtige Idee wie ich sie zum üben bekomme hab ich auch noch nicht gehabt. Ich versuch sie halt immer wieder zu erinnern und mit ihr dran zu bleiben.

Gruß Sina
PrinzessinLola
Beiträge: 36
Registriert: Do 23. Apr 2009, 18:06
Wohnort: Uelzen

Re: üben?

Beitrag von PrinzessinLola »

Hallöchen!

Also bei uns ist das so ein bisschen zweigeteilt. Meinem Sohn (5,6) fliegt alles was kognitiv ist auch oft einfach zu. Alles was ihm nicht zufliegt lässt er links liegen. Puzzle hat er schon immer generell abgelehnt. Ich merke das jetzt vor allem seit er in die Vorschulgruppe geht: Einmal sollten die die 12 Farben aus dem Farbkreis in der richtigen Reihenfolge und ohne aufs Blatt zu gucken lernen. Ich hab echt gedacht: "Das ist nicht euer Ernst!", aber was soll ich sagen, wir kamen nach Hause und Kimmi rattert alle 12 Farben in der richtigen Reihenfolge runter. Ich war daraufhin erleichtert, denn gottseidank, so dachte ich, haben die den Farbkreis im Kiga schon ausgiebig geübt. Trotzdem hab ich noch mal am nächsten Tag die Erzieherin gefragt, die mir dann ganz erstaunt sagte: "Nö, also eigentlich haben wir nur die Farben einmal benannt und dann ausgemalt".....
Ein anderes Mal sollten die Kinder ihre Adresse, Telefonnummer usw lernen. Er konnte alles sofort, nur in der Telefonnummer hat er immer zwei Zahlen vertauscht. Ich hab alle möglichen Tricks versucht, mit singen, Spickzettel schreiben usw. Er hat den Spickzettel zerrissen, in eine Ecke geworfen und gesagt er will die Nummer nicht üben, weil er sie einfach nicht kann und fertig. (Am nächsten Tag erfahr ich von der Erzieherin, dass er sie doch perfekt konnte ;) ).

Bei motorischen Sachen ist das anders bei ihm. Auch da neigte er eine Zeit lang dazu, die Dinge links liegen zu lassen, wenn sie nicht geklappt haben. Und motorisch ist er halt nun einmal nicht so fit, dass es ohne üben geht. So landeten Fahrrad, Laufrad, Dreirad und Roller alle erst mal in einer Ecke. Bis - siehe da - irgendwann hat es Klick gemacht und er hat gemerkt dass man manchmal üben muss um etwas zu können. Aber dann kann mans und die Anstrengung hat sich gelohnt. Als er dann mit kurz vor fünf Jahren eeeeeeeendlich an einem einzigen Tag das Radfahren UND das Schaukeln gelernt hatte, hatte er sich schließlich ein dickes Eis verdient. Und heute sieht er ein, dass man manchmal auch mal üben muss.

Nur bei kognitiven Dingen fällt ihm das noch seeeeeehr schwer.
Aber wenn ich mal in meine Vergangenheit blicke: Ich habe auch nie richtig gelernt zu lernen; oft wusste ich gar nicht wie ich das anstellen soll. Aber durchs Leben gekommen bin ich trotzdem :D

LG, Nessy
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