üben?

besondere Ansätze für besondere Kinder
bine77

üben?

Beitrag von bine77 »

Hallo alle miteinander,
ich bin neu hier und möchte euch direkt um Rat bitten. Unser Sohn ist 3,5 Jahre alt. Wie ihr hier wisst, lässt sich Intelligenz in dem Alter ja schlecht messen. Was uns auffällt ist halt sein super Gedächtnis (er weiß halt noch Sachen die 1 bis 1,5 Jahre zurückliegen. Benimmt sich wie ein Teenie, ich bin manchmal wirklich fix und alle und (hinter)fragt alles . Wovon ich hier nix gelesen habe, was mir aber Sorgen macht, ist die Tatsache, dass er nicht übt oder probiert. Hat er auch noch nie; nicht motorisch und nicht vom Kopf. Irgendwann konnte er Sachen einfach. So weit so gut und an sich auch nicht schlimm, wenn ich nicht allmählich merken würde, dass er Sachen deswegen komplett verweigert (z.B. singen) und ich denke (unabhängig von der Intelligenz) muß er sich ja daran gewöhnen, dass man sich manches auch erarbeiten muß. Und an diesem Punkt komme ich nicht weiter, weil er es entweder gleich verweigert oder aber bei neuen Sachen es vielleicht probiert, aber bei nicht perfekter Lösung seinerseits einen Wutanfall bekommt und dann verweigert.
Falls ihr hier ein paar Ratschläge für uns hättet, wäre ich sehr dankbar.
Beste Grüße
Sabine
srndm
Beiträge: 37
Registriert: Di 8. Mai 2007, 15:57

Re: üben?

Beitrag von srndm »

Hallo Sabine
Wir haben auch so einen Spezialisten,der nie etwas übt oder ausprobiert.Er ist jetzt 11 geworden und wir haben es bisher noch nicht geschafft ihn wirklich davon zu überzeugen,dass er sich Dinge erarbeiten muss.Irgendwann wird er vermutlich diese Erfahrung machen,bisher gibt ihm der Erfolg aber recht-er kommt gut durch's Leben.
Er schaut,wartet bis es ihm genehm ist -und dann macht er.
Egal ob Laufenlernen,Radfahren,Schwimmen,Lesen:er hat alles plötzlich und ohne "Probierphase" gemacht.
Übrigens hat er bis zur Einschulung höchstens 3 Bilder gemalt und nie mitgesungen.
Es gibt solche Kinder und ich denke,dass Du Dich damit arrangieren mußt.
Ich werde aber weiterhin mitlesen,vielleicht weiß ja doch jemand einen Ratschlag;-)
Lg
Stef
heidimoritz
Dauergast
Beiträge: 70
Registriert: Mo 4. Aug 2008, 19:55

Re: üben?

Beitrag von heidimoritz »

Hallo Sabine,

ich kenne das nur zu gut was Du hier schreibst!!!
Den einzigen Tipp den ich Dir auf die Schnelle geben kann, stammt von unserer Psychologin, sie sagte wir sollten das Wort "üben" einfach weglassen, sie meinte wir sollten ihm sagen, ob er uns zeigen könnte wie das geht oder vielleicht könnte er es noch einmal probieren...
Mein Sohn wollte auch ganz lange nicht malen, weil er einfach ein ganz tolles Bild im Kopf hatte und konnte es aber nicht umsetzen. Frustrationstoleranz gleich null... Wir haben ihm gesagt, dass seine Hände noch kleiner sind und das erst lernen müssen und haben ihm dann auch aufgezählt was seine Hände schon können. Hat ganz gut funktioniert. Sehr mühsam, aber es ist mit der Zeit besser geworden.
lg
Heidi
bine77

Re: üben?

Beitrag von bine77 »

Hallo miteinander,
vielen Dank für Eure Antworten. Das üben von uns Eltern findet hier bereits statt, aber ich werde ihn da nochmal drauf aufmerksam machen (z.B.hat mein Mann hat die letzten Wochen selber angefangen Brot zu backen). Dass ist vielleicht ein Weg. Auch ihm nicht im Misserfolg "hängen zu lassen", sondern ihm Situationsgerecht aufzuzeigen, was er eben schon toll kann, kann ich mir für ihn als guten (aber bestimmt langwierigen) Weg vorstellen.
Ich werde dann berichten und wir sind demnächst auf Kur, vielleicht gibt es dort ja auch noch mal die Möglichkeit, dass Problem anzusprechen.
LG
Sabine
mattis
Dauergast
Beiträge: 51
Registriert: Fr 8. Mai 2009, 09:55

Re: üben?

Beitrag von mattis »

Hallo Sabine,

mein Großer ist auch macht Dinge immer erst, wenn er sie kann, er übt nicht, er wartet ab und dann geht's irgendwann auch ohne üben.

Ich habe seinen Schnuller eines Abends nicht gefunden: "Mama, den brauche ich jetzt nicht mehr!", er hat nie wieder danach gefragt.
Von Vollzeitwindel zu Tag und Nacht ohne von jetzt auf gleich, mit ähnlicher verbaler Ankündigung.

Ich war mit ihm (allerdings schon ein ganzes Jahr her) in der Musikschule. Er hat auf der Fahrt dorthin immer verkündet, wie er sich darauf freut, uns bei Singen und Tanzen zuzusehen.
Im Kindergarten hat es mehr als ein halbes Jahr gedauert, bis er beim Morgenkreis und Abschlusskreis mitgesungen bzw. -gesprochen hat - da wusste er, wie es geht und war sich sicher, dass er es selber kann - in dem Fall wäre Ausprobieren sicher schneller gegangen ;) .

Am erstaunlichsten fand ich, was gerade kürzlich passiert ist: Er hat JEDEN TAG beim in den Kindergarten bringen eine Szene gemacht. Wir sind gut bis dorthin gekommen, aber entweder kam er dann nicht aus dem Auto raus oder er ist bis zur Erzieherin gekommen, um dann plötzlich abzudrehen, sich an mich zu klammern oder alternativ zurück zum Auto zu rennen (er fühlt sich dort sehr wohl, es war immer nur die Abschiedssituation). Vor sechs bis acht Wochen habe ich ihn dann darauf angesprochen, was wir denn tun können, damit er nicht mehr weinen muss, wenn ich ihn in den Kindergarten bringe. Er hat einen Moment innegehalten, tief Luft geholt und dann gesagt: "Mama, jetzt muss ich nicht mehr weinen, nie mehr!" - und so ist es seitdem.

Bei meinem Sohn habe ich das Gefühl, es läuft alles über den Kopf. Er muss die Entscheidung für etwas treffen, um es zu tun. Und um diese Entscheidung zu treffen, muss er sich sicher sein, dass er es kann.
Ausnahme ist bei uns die Sprache, mit der er sehr früh und sehr schnell herumexperimentiert hat...

Ich habe das Gefühl, dass es bei Euch noch ausgeprägter ist, denke aber, die zentrale Frage ist: Ist das eine Eigenheit oder wirklich ein Problem? Und wenn ja: ist es sein oder Dein Problem? Gibt es etwas, dass er unbedingt jetzt üben muss, weil ihm sonst eine Gefahr droht?

Ich wünsche Euch eine wunderschöne Kur und gute Erholung!
Liebe Grüße
mattis
Zuletzt geändert von mattis am Do 13. Aug 2009, 13:53, insgesamt 1-mal geändert.
alibaba

Re: üben?

Beitrag von alibaba »

Hallo,

mal unabhängig von der kognitiven Leistung eines Kindes, sind es Kleinkinder. Und diese bekommen eben Wutanfälle in mehr oder miolderer form, wenn etwas nicht klappt, wie sie es sich vorstellen. Nicht umsonst schweißen sie sich eben dann auf den Boden. Eine Lektion des Alters ist ja das man es gelernt hat mit Frust umzugehen, ein Kleinkind lernt diese durch den tagtäglichen Gebrauch eben ganz lansgam, Step by Step, so wie wir alles übrigens. Hinzu kommt, die Konzentrationsspanne, die eben noch sehr kurz ist. Und ja, Sabine er wird es lernen auch Dinge zu machen die nicht so schön sind, das aber bedeutet Zeit lassen und Zeit geben. Und authentisch vorleben.

Ich spreche sehr wohl schon von üben und ich spreche auch davon wenn ich etwas nicht so gerne machen, aber es dazu gehört. Ganz simpel, beim putzen z.B. oder beim aufräumen. Und wenn es heißt Gitarre zu üben, so nenne ich das auch so. Allerdings ist das ein spielerisches üben, kein Drill, manchmal nur 5 Minuten, dafür öfter.

Laß Deinem Kind Zeit. Lebt "üben" vor, sprecht darüber. Euch viel Erfolg.
bine1977

Re: üben?

Beitrag von bine1977 »

Hallo,
gefahr droht ihm nicht und er hängt auch nicht hinterher. Und natürlich ist es eben im Moment eher mein Problem, obwohl ich manchmal schon das Gefühl habe, dass es ihn mächtig wurmt nicht so zu können wie man will (und damit meine ich jetzt nicht die Wutanfälle).
Ich denke einfach, dass üben und lernen können für das ganze Leben wichtig sind. Wer damit vertraut ist, wird meiner Meinung nach aufgeschlossener durchs leben gehen können und bei Problemen sich leichter Hilfe holen können. Ein 3 Jähriger der die Erfahrung macht, dass üben, ausprobieren und "durchhalten" manchmal dazugehören, wird (so hoffe ich zumindest) dann später auch nicht gleich das Handtuch werfen. Dies ist nämlich mein Bedenken, dass sich diese erlernte Struktur sonst durchsetzt:kann ich nicht, will ich nicht, brauch ich nicht. Zudem sprech ich aus eigener Erfahrung.
Natürlich ist mir bewusst, dass wir die Sache nicht von heute auf morgen lösen. Denn er wird sich überwinden müssen. Ich wollt mir jetzt als nächstes etwas austüfteln, was er erst lernen und üben muss, was ihm aber richtig Spaß macht. Er bäckt ja so gern. Hab schon überlegt ihm das abwiegen beizubringen, mit dem Ziel dann mal ganz alleine einen Teig anrühren zu dürfen (halte dass aber noch für sehr schwierig).
Ganz toll find ich hier die Einstellung zur Erziehung. (musste mal geschrieben werden)
LG
mattis
Dauergast
Beiträge: 51
Registriert: Fr 8. Mai 2009, 09:55

Re: üben?

Beitrag von mattis »

Hallo nochmal,

ja, das kann ich auch verstehen...mein Mann und ich gehören auch nicht gerade zu den "Durchhaltern" und ich würde mir wünschen, dass wir unseren Kindern vermitteln können, wie schön Erfoglserlebnisse nach dem anstrengenden Durchhalten sind...
Zum Thema miteinbeziehen hatte, glaube ich alibaba einen Buchtipp, ich glaube es hieß irgendwas mit "Alltag" und "schulfähig", aber das muss ich wohl gleich nochmal nachgucken.
Mein absoluter Favorit ist "Lieben - Ermutigen - Loslassen" von Heidi Maier-Hauser.
Mehrere Sachen habe ich gleich nach dem Loslesen umgesetzt, und war begeistert, wie entspannt jetzt vieles bei uns läuft. Eines der Themen (hat mich hart getroffen) ist, dass heute viele Eltern ihre Kinder den ganzen Tag beschäftigen und ihnen kaum Raum geben für Langeweile und dafür, selber herauszufinden, was sie interessiert und wie man sich alleine beschäftigt. Sie sagt, Kinder die sich nicht alleine beschäftigen können (oder generell alleine... können), sind abhängig (finde ich logisch) und Abhängigkeit..., naja, da hör ich jetzt mal auf.
Aber: Ich habe daraufhin meine Hausarbeit nicht mehr auf den Abend geschoben, oder schnell gemacht und Kind solange vertröstet, sondern klar gemacht: Ich bin jetzt eine Weile beschäftigt. Er musste sich nur kurz daran gewöhnen, jetzt macht er inzwischen so einiges alleine und - wie ich aus den Augenwinkeln sehe - er macht es viel besser, als wenn ich dabei bin. Er puzzelt plötzlich völlig selbständig etc. Vielleicht ist das Ausprobieren ohne wachsamen Blick einfacher, wenn man ein kleiner Perfektionist ist...
Das Einbeziehen in den Alltag gehört bei der Autorin sowieso dazu (Montessori-Ansatz).
Ein weiteres Thema ist "negative Gefühle" und das Kinder auch ein Recht darauf haben - wer sind wir, zu entscheiden, ob Wut oder Ärger gerade angemessen sind - würde das jemand bei uns tun, wären wir zu Recht empört. Ich will jetzt nicht das ganze Buch niederschreiben, aber es geht immer um einen entspannten, zuwendenden, Selbständigkeit fördernden und konsequenten Umgang mit Kindern.

Ich bin gespannt, wie es bei Euch weitergeht,
liebe Grüße
mattis

Vielleicht ist bei Euch alles ganz anders gelagert...vielleicht lohnt sich das Buch auch für Euch...1
alibaba

Re: üben?

Beitrag von alibaba »

Hallo Sabine,

üben übt man sein ganzes Leben lang. Wenn man als Eltern Üben vorlebt dann klappt die Selbstverständlichkeit auch beim Kind.

Auch unser Junior kann vieles ohne es zu üben. Gehört -gespreichert. Und dann stelle ich mir die Frage, was in er Schule ist. Aber bisher kommt er immer freiwillig wenn ich ihn auffordere Gitarre zu üben. Und wenn er mal etwas nicht gleich so hinbekommt gibt es einen Wutanfall. Aber er wird es lernen und die Beständigkeit ist das glaube ich Trumpf. Dranbleiben, vorleben, erklären, geduldig sein, weglegen können und akzeptieren und trotzdem beharrlich sein. Gerade geht das lesen bei uns los. Hier wirft er oftmals das Handtuch, wenn es nicht so schnell klappt. Hier liegt mein Part, mit Geduld und Spucke dabei sein. Mit machn frechen Spruch auf den Lippen etwas lustig nehmen. Noch dürfen sie aufhören und anfangen wenn sie Lust haben. Dann heißt es wieder etwas schmackhaft zu machen, quasi das Rad/Ding neu zu erfinden. Und hier spielt auch das Alter des Kindes eine wesentliche Rolle. Unser Junior ist seit ein paar Tagen 5. Was vor einem halben Jahr noch ein emotionales Problem war, ist es jetzt nicht mehr. Gewisse Dinge muss man eben einfach aussitzen! :P

LG
JOJO

Re: üben?

Beitrag von JOJO »

Hallo Sabine,

ich denke, die schlauen, kleinen Kinder haben genauste Vorstellungen, wie etwas seinen soll. Und wie kann es dann sein, das ich etwas nicht perfekt behersche?
Dazu kommt oft ein bischen zuviel Sensibilität und Selbstwahrnehmung im Vergleich zu den anderen Kindern. Und wenn man dann noch beobachtet wird! Ich bin doch fehlerlos!

Unsere hat im KIGA 2 Jahre lang so gut wie nichts getan, nur zugesehen.

Als sie 3,5 Jahre alt war bekamen wir auch schwer etwas raus, was an üben erinnert. Wie mal ein Puzzle mit 100 oder 200 Teilen. Das klappt halt nicht sofort und eben nicht perfekt (beim Puzzeln war sie glaube ich älter). Oder beim Schwimmen. Ich darf und durfte nie mit ihr üben, sie hat sich selbst die Ziele gesetzt und dann nur für sich probiert/geübt. Auch beim Radfahren, Dreiradfahren und Inlinerfahren (klappt nicht gut, frustrationsgrenze gegen 0).

Auch heute sagt sie oft, wenn sie Scheitert. Ich wollte das auch gar nicht. Weil sie alles Kontrollieren will?

Aber im vergangenen Jahr wurde es doch besser. Wir sagen immer wieder, man muß es ausprobieren. Das Bild muß nicht so perfekt sein.....
Man kann nicht jedes Spiel gewinnen.....

Ich merke aber auch, daß es ihr sehr sehr nahe geht, wenn etwas nicht klappt.

Alles hier etwas durcheinander. Aber die Ferien schaffen einen.

Ach ja mit dem Lesen war es auch so mit 2,5 konnte sie die Buchstaben und etwas zusammenziehen. Aber zum Lesen reichte es nicht. Ein Jahr später mit den dazugehörigen kleinen Buchstaben ging es besser. Aber ich hab sie nur 2 mal lesen gehört. Mit 4,5 lernte mein Sohn fließend lesen. Nun übte sie für sich selten. Und für dieses wenige üben kann sie jetzt recht fließend lesen, ohne das ich es mit ihr zusammen machen durfte.

Sie schrieb auch so gut wie nie die kleinen Buchstaben. Ich weiß auch nicht wie Sie das macht. Wenn er dann mal klappt, dann wird er aufgenommen.

Was ich Dir sagen will, ich glaube es wird leichter, wenn er älter wird.

Übrigens ein schönes Thema, hoffentlich schreiben noch andere.

JOJO
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