@Momo: Die Liebesgeschichte ihrer Eltern ist so schön, dass es schon wieder kitschig ist
. Aus ihrer Biografie habe ich einige Dinge in mein eigenes Leben "übernommen".
Eine solche Sache ist z.B. dass die kleine Astrid und ihre Geschwister nicht zwangsläufig bei Tisch erscheinen mussten, wenn Essenszeit war. Die Eltern akzeptierten wenn ihre Kinder so im Spiel vertieft waren dass sie nicht kommen wollten. Dafür durften sich die Kinder aber auch nicht beklagen wenn nicht viel übrig blieb und hatten sich selbst was zu holen wenn der Esstisch abgeräumt war.
Genau so handhaben wir es jetzt auch. Davor (bevor ich die Biografie gelesen hatte) dachte ich ja, die gemeinsamen Mahlzeiten seien unbedingt notwendig für den Familienzusammenhalt und daher war mir auch sehr wichtig, alle meine Pappenheimer gleichzeitig an den Tisch zu bringen. Das Recht, zu einer Mahlzeit mal nicht zu erscheinen, haben jetzt übrigens mein Mann und ich genauso. Mittlerweile läuft es viel entspannter und bei den meisten Mahlzeiten sitzen wir trotzdem alle gemeinsam am Tisch
.
Es ging meistens sehr entspannt zu im Elternhaus Lindgrens. Als sich Astrids kleine Schwester einmal mit einer ganzen Schüssel Blutgrütze übergoss reinigte die Mutter ohne schimpfen ihre kleine Tochter und es gab was anderes zu essen.
Von den Kindern wurde von klein auf Mithilfe am Hof erwartet, aber ohne Druck und Zwang. Trotzdem wussten alle, dass es z.B. sinnlos war, die Eltern zu fragen ob man mit Freunden z.B. eine mehrtägige Radtour machen durfte, wenn Erntezeit war. Da wussten die Kinder ohnehin, dass jede helfende Hand gebraucht wurde. Ansonsten hatten sie sehr viele Freiheiten. Astrid schreibt ja, dass das Wichtigste für Kinder die richtige Mischung von Geborgenheit und Freiheit ist.
Davon, Kinder zu züchtigen, hält sie gar nichts. Ich erinnere mich da an eine Geschichte im Buch, wo es um eine Mutter ging, die ihren Sohn nie schlagen wollte. Dann hatte er aber doch mal was wirklich "Schlimmes" angestellt und durch Druck von außen glaubte diese Mutter, das Kind in diesem speziellen Fall doch schlagen zu müssen. Sie schickte ihren Sohn daher hinaus um ihr einen Stock zu bringen mit dem sie ihn schlagen wollte. Der Bub kam lange nicht zurück und als er doch kam hatte er statt eines Stockes einen schweren Stein mit. Er habe keinen passenden Stock gefunden daher habe er den Stein gebracht. Die Mutter könne ja statt des schlagens mit dem Stein nach ihm werfen.
Durch diesen ernst gemeinten Vorschlag des Kindes wurde der Mutter bewusst, wie sinnlos das schlagen wirklich war. Der Bub hatte offensichtlich gedacht, die Mutter wolle ihm absichtlich weh tun und das akzeptiert. Weil er ihren Wunsch nach einem Stock nicht erfüllen konnte hatte er sich eine Alternative überlegt. Was wirklich dahinter war (das, was er angestellt hatte) war von der Strafe in seinen Augen völlig entkoppelt.