Tür absperren oder immer darauf achten, dass du stets zwischen Kind und Tür stehst. Natürlich kannst du es auf einen Machtkampf ankommen lassen und du wirst selbstverständlich immer am Längeren Hebel sitzen. Aber willst du dir den Stress antun? Dafür, dass dein Kind jeden Tag aufs Neue austesten muss, ob die Regeln auch immer noch gelten?
L. ist jetzt zwei Jahre alt. Sie läuft auch gerne mal weg und ich rufe ihr auch einmal hinterher: "Stopp, sofort stehenbleiben!" Wenn sie weiterläuft, fange ich sie ein und trage sie, wenn sie ganz frech war, sogar über der Schulter, wie einen Mehlsack. Ich weiß, dass sie das hasst, aber ich hasse es, wenn sie wegläuft. Bei A. habe ich damals auch noch gedacht, du musst ihr erklären, warum sie jetzt eine Konsequenz bekommt. Warum? Was versteht so ein kleines Kind davon, welche Sorgen ich mir als Mutter mache? Selbst A. reagiert darauf nur mit "Ich kann auf mich selber aufpassen!" Die Kinder denken, dass ihnen nichts passiert, weil sie alles unter Kontrolle haben. Und der Rest ist Vertrauen - wenn was passiert, dann werden sich Mama und Papa schon um mich kümmern.
Deshalb gehe ich immer mehr dazu über, entweder gar nichts zu erklären oder mit der Erklärung zu warten, bis wir aus der Situation wieder raus sind. Ich finde es ja okay, wenn sie verstehen wollen, aber alles zu seiner Zeit. Wenn ich rufe, HALT STOPP! - dann will ich keine Gegenfrage hören.
Ich habe jetzt natürlich das Problem, dass ich zwei Kinder habe, die einfach gerne mal draufloslaufen. Aber ich finde trotzdem, dass es bei L. viel besser klappt als bei A.
Vielleicht mag es dir albern erscheinen, aber meine Kinder dürfen die Türklinke von der Eingangstür schon gar nicht ohne Erlaubnis anfassen, dann gibt es schon Ärger.
Achso, natürlich schreit L. sehr viel mehr rum. Bei A. habe ich damals noch versucht, möglichst viel Aufsehen zu vermeiden.
Inzwischen ist mir das egal, denn ich muss jeden Tag mit den Kindern zurecht kommen. Und da habe ich lieber einmal Gezeter und Gebrüll, als dass ich jeden Tag hilflos hinter meinen Kindern hinterherrennen muss. Und der Radius der Kinder wird ja immer größer. Bis jetzt ist es nur die Haustür und die Straße davor. A.e ist mir mal in einer Passage weggelaufen. Da fahren zwar keine Autos, aber da können ja ganz andere Dinge passieren. Und ich werde ihr bestimmt nicht erzählen, dass da böse Männer rumlaufen könnten, die sie vergewaltigen wollen. Aber sie denkt natürlich: Was soll denn hier groß passieren?! Sie war ja schon 5000 Mal dort einfkaufen und ist bis jetzt immer gesund und munter wieder rausgekommen.
Ich glaube, das muss man trennen: Das eine ist das Regelverständnis und das andere ist das, was zwischen Mutter und Kind abläuft: Respektiert mein Kind mich oder nicht? Wenn die Dinge wirklich wichtig sind, dann merken die Kinder in der Regel auch an Körperhaltung und Stimme, dass es dir ernst ist. Und dann müssen sie auch auch gar nicht unbedingt sofort verstehen, warum da jetzt die Grenze ist.
Entschuldigung, aber dieser Satz: Wenn du dich nicht an die Regeln hältst, gehen wir SOFORT nach Hause!, davon rate ich dir dringend ab, denn damit schneidest du dir voll ins eigene Fleisch. Du kannst einem Kind nicht die Verantwortung dafür überlassen, dass es mit seinem Verhalten deine Pläne über den Haufen werfen kann. Das Kind wird immer und in jedem Alter die Regeln überschreiten, vor allem wenn irgendetwas besonders aufregend ist und/oder wenn die Mutter/die Eltern sehr unter Stress sind, weil sie vielleicht unbedingt wollen, dass ein Plan funktioniert. Am Ende sitzt ihr alle total unglücklich zuhause und vermeidet irgendwann noch Ausflüge und dergleichen, weil du befürchtest, es könnte wieder unbefriedigend enden. Und drohe auch nicht mit "dem nächsten Mal", wo dann alles anders werden soll. Bis dahin hat dein Kind alles wieder vergessen. Und du bist schon in Hab-Acht-Stellung, bevor es überhaupt losgeht.
Feuerwehrmann und Anzieh-Wettrennen kann ich dagegen voll unterstützen! Solche Sachen klappen bei meinen beiden auch sehr gut, leider bin ICH nur sehr unkreativ.
Erziehung im Trotzalter ist eigentlich ziemlich einfach und gleichzeitig so unglaublich schwer. Vor allem an Tagen, wo man selber mit den Nerven zu Fuß ist, da drehen die Kinder richtig auf. Wenn ich mal pünktlich irgendwo sein muss und sowieso in Verzug bin, springt ein Kind mit Anlauf in die Pfütze oder schubst das andere im Spaß die Treppe runter.
Erklärt sich von selber, dass das voll daneben ist. Oder A. sagt zu L. "Baby", woraufhin L. beleidigt ist und sich auf den Boden schmeißt und mit den Fäusten auf die Steinen trommelt und schreit. Was soll ich denn da noch erklären? Gibt es irgendwas Sinnvolles, was man dazu sagen kann? Da fällt mir nichts ein außer "Jetzt hört mal auf damit!" Ein Satz, den die Kinder wahrscheinlich schon überhören wie einen Tinnitus.
Meine Mutter würde noch hinzufügen: Himmeldonnerwetternocheins!!!!
Durchhalten, dranbleiben, sich auf das Schöne konzentrieren.
Achso, Erziehung muss auch immer zu einem selber passen, deswegen ist es immer fatal, wenn man anderen "gute" Tipps gibt. ich kann auch nur für mich und meine Kinder sprechen.