Erziehungsratgeber - persönliche Bewertung

besondere Ansätze für besondere Kinder
planlos77
Beiträge: 12
Registriert: Sa 25. Apr 2015, 14:29

Re: Erziehungsratgeber - persönliche Bewertung

Beitrag von planlos77 »

Hm... eigentlich kann ich zu Erziehungsratgebern nicht viel schreiben.
Ich habe zwar das Buch "ohje ich wachse" im Regal, wenn wir aber in einer "Phase" steckten half es nicht so viel weiter. Auch das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" stand hier mal. Ich bin da wohl eher Weichspülermutti, ich mag diese starren vorgehensweisen nicht.
Wir sind mitlerweile dazu übergegangen reineweg nach dem Bauch zu handeln. Unsere Kinder sind seit der Kleine da ist im Familienbett, und siehe da es funktioniert gut. Nach zwei Jahren hausgemachtem Stress endlich Ruhe, zwar schlafe ich dann oft aufrecht wie ne Briefmarke gequetscht, aber ich schlafe und sitze nicht vor einem Kinderbett, also Fortschritt.
Seit gut 2 Monaten erleben wir hier einen Wandel, nachdem der Große schon letztes Jahr den Reiz vom eigenen Bett erlebt hat nun auch der Kleine sein "Traumbett" - ein Hochbett, und liebt es abends ins Bett zu klettern.
Wir sind immer bei den Kindern geblieben bis sie schliefen. Das war auch nie ein Problem, wer Kinder ins Bett brachte hatte eben diese Zeit der AUgenpflege, und der andere hat die Küche gemacht. ... Also ich hatte lieber Kinderdienst.
Seit der Kleine im Hochbett schläft geht es nicht mehr, dann bleiben wir noch die magischen fünf Minuten am Bett und streicheln und dann geht man runter, der Große ist mit einem Gute-Nacht Kuss und einer Geschichte bestens zufrieden.
Komischerweise ist es kein Problem mehr, weil wir keins mehr draus machen.
Wenn man sich frei machen kann von dem wie es laufen sollte oder bei anderen angeblich läuft dann ist es irgendwie einfacher.
Habe mir mit unserem Familienbett oft anhören können wie uns das Ende unserer Ehe dadurch prophezeit wird :lol: das gleiche Eltern ihre Kinder abends schreiend im Bett zurücklassen und sobald die erste Schlafphase überstanden ist dann doch ein "Anhängsel" im Bett haben, habe ich durch Zufall mal von der Oma erfahren :lol: soviel zur Theorie und Erzählungen.
Als mein Sohn jetzt HB getestet wurde bekam ich den besten Rat von meiner kleinen kinderlosen Schwester, die sagte "Es ist kein Problem solange du dich nicht entschliesst eins draus zu machen"
Achja, ich habe noch ein Buch das sehr nett geschrieben ist, inwiefern es hilfreich ist kann ich noch nicht sagen bin noch nicht so weit
"Hochbegabtes Kinder klug begleiten"
heißt es, aber es gefällt mir wie der Autor zu Anfang schreibt, oft zieht mit der Diagnose ein neues Familienmitglied ein - die Hochbegabung.
Das fand ich interessant, es schien wirklich plötzlich so zu sein als wäre das ein Riesending, obwohl es an meinem Sohn ja nichts ändert, es benennt nur etwas mit dem wir ja seit Jahren schon umgehen, ist ja nicht wie Fieber das plötzlich da ist.
Mit dieser Erkenntnis konnten wir uns gut neuordnen. Viele liebe Grüße
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Erziehungsratgeber - persönliche Bewertung

Beitrag von Rabaukenmama »

planlos77 hat geschrieben:Hm... eigentlich kann ich zu Erziehungsratgebern nicht viel schreiben.
Ich habe zwar das Buch "ohje ich wachse" im Regal, wenn wir aber in einer "Phase" steckten half es nicht so viel weiter. Auch das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" stand hier mal. Ich bin da wohl eher Weichspülermutti, ich mag diese starren vorgehensweisen nicht.
Geht mir genauso. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass es Patentrezepte gibt, die für alle Kinder und Erwachsenen "passen".

planlos77 hat geschrieben: Wenn man sich frei machen kann von dem wie es laufen sollte oder bei anderen angeblich läuft dann ist es irgendwie einfacher.
Habe mir mit unserem Familienbett oft anhören können wie uns das Ende unserer Ehe dadurch prophezeit wird :lol: das gleiche Eltern ihre Kinder abends schreiend im Bett zurücklassen und sobald die erste Schlafphase überstanden ist dann doch ein "Anhängsel" im Bett haben, habe ich durch Zufall mal von der Oma erfahren :lol: soviel zur Theorie und Erzählungen.
Ich glaube auch, dass sich manche Eltern Dinge auf ihre Fahnen heften, die rein zufällig bei ihnen gut klappen. Wenn eine 1-Kind-Mama stolz erklärt, sie würde das nie zulassen dass ihre Tochter nachts ins Ehebett kriecht, dann ist sie sich oft einfach nicht bewusst, dass es Kinder gibt, die NICHT jeden Abend um 19h30 ins eigene Bett kippen und bis 7h durchschlafen. Ich bin ihr das Glück, so ein Kind zu haben, zwar von Herzen vergönnt, ihr VERDIENST ist es aber nicht.

Aber Kinder sind nun mal verschieden, ebenso ihr Bedürfnis nach Nähe, Bezugspersonen, Schlaf, Unterstützung, usw. Bei manchen Dingen hat man als Eltern einfach Glück, bei anderen wieder nicht. Ich habe z.B. keine guten Tipps für Eltern, deren Kinder nicht im KIGA bleiben wollen. Meine beiden begannen früh mit dem Kindergarten (der Große mit 2 Jahren und 4 Monaten, der Kleine mit einem Jahr und 10 Monaten) und beide gingen vom ersten Tag an gerne hin. Aber mir ist bewusst, dass das einfach Glück ist (sowohl was die Wesensart meiner Kinder als auch was die Wahl der Kindergärten betrifft) und nicht mein Verdienst.

planlos77 hat geschrieben: Als mein Sohn jetzt HB getestet wurde bekam ich den besten Rat von meiner kleinen kinderlosen Schwester, die sagte "Es ist kein Problem solange du dich nicht entschliesst eins draus zu machen"
Du hast eine kluge Schwester ;) ! Super knapp formuliert und alles damit gesagt. Ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass diese Aussage nicht nur auf Hochbegabung sondern auch auf andere Besonderheiten unserer Kinder anzuwenden ist.

planlos77 hat geschrieben: Achja, ich habe noch ein Buch das sehr nett geschrieben ist, inwiefern es hilfreich ist kann ich noch nicht sagen bin noch nicht so weit
"Hochbegabtes Kinder klug begleiten"
heißt es, aber es gefällt mir wie der Autor zu Anfang schreibt, oft zieht mit der Diagnose ein neues Familienmitglied ein - die Hochbegabung.
Das fand ich interessant, es schien wirklich plötzlich so zu sein als wäre das ein Riesending, obwohl es an meinem Sohn ja nichts ändert, es benennt nur etwas mit dem wir ja seit Jahren schon umgehen, ist ja nicht wie Fieber das plötzlich da ist.
Mit dieser Erkenntnis konnten wir uns gut neuordnen. Viele liebe Grüße
Da habe ich als Erwachsene HB einen Startvorteil - denn ich weiß, dass es wirklich nichts besonderes ist :) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
Dauergast
Beiträge: 1318
Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: Erziehungsratgeber - persönliche Bewertung

Beitrag von sinus »

Hallo, ich hab wenig Zeit in letzter Zeit, hier reinzuschaun... schade.
Aber ein kürzlich gelesenes Buch möchte ich hier unbedingt empfehlen.
Hat nichts mit Hochbegabung zu tun, ist nicht über Kleinkinder (in deren "Abteilung" wir ja hier sind) und ist auch eher ein Sachbuch, als ein Ratgeber.
Aber irgendwann werden sie ja mal groß und auch hochbegabte durchlaufen gewisse Entwicklungen.

Es geht um dieses Buch:

"Oggi Enderlein: Große Kinder: Die aufregenden Jahre zwischen 7 und 13"
http://www.amazon.de/gp/product/3423362 ... 1_1&sr=8-1


...ich hab es eben ausgelesenund dachte echt alle paar Seiten "Aha", Ja genau!" und "Natürlich!"!
Es ist auch noch wunderbar flüssig geschrieben und nicht so besonders dick. Also gut zu lesen.
Es geht um die Entwicklung von Kindern zwischen 7 und 12 und welche Entwicklungsaufgaben sie dabei zu meistern haben und zu welchem Verhalten das führt.
Und auch über Kindheit heute und früher, gespickt mit eingen Zitaten berühmter Leute der letzten Jahrhunderte, die über ihre Kindheit berichteten.

Ich finde, man kann das Buch ein wenig mit Renz-Polsters "Born to be wild" vergleichen, denn die Sichtweise ist nicht so, dass die Kinder "pathologisches" Fehverhalten zeigen, sondern um Erklärungen für bestimmte Verhaltensweisen und warum und wie sie notwendig sind, um die Kinder in ihrer Entwicklung voranzubringen.
(Bspw. Überbordenes Herumalbern, wildes Toben, Verbotenes tun, Cliquenbildung, sich gegenseitig ärgern, Wettkampf, Geheimnisse haben usw. usf.)

Außerdem finden sich Erklärungen, warum Kinder in dem Alter für Medien so empfänglich sind – dass diese im Grunde die Erfahrungen ersetzen, die viele Kinder durch unsere heutige Gesellschaft nicht mehr haben (können), aber eigentlich für ihre Entwicklung brauchen: Abenteur erleben, Wettkampf, sich messen, Neues erkunden, seine Kräfte erproben, Grenzen erkunden und überschreiten, Ängste besiegen, starke Gefühle erleben und beherrschen lernen – all das bieten Videospiele/Abenteuerfilme ja virtuell.
An sich steckt da wohl aber das in uns angelegt Bedürfnis dahinter, sowas in der Natur und zwischenmenschlich zu erleben.
Stromern, sich ausprobieren, riskante Klettermanöver, Kindergesellschaften bilden, Pseudokämpfe zwischen Kinderbanden etc. – das sind Dinge die in allen Zeiten und weltweit von Kindern dieses Alters gemacht werden, hier und heute aber kaum mehr in dem Maße möglich sind, wie "nötig".

Weiterhin vergleicht sie die kindliche Entwicklung mit Umbruchsphasen der Menscheitsgeschichte:
Neue Welten bzw hier neue Möglichkeiten werden durch neue körperliche und geistige Fähigkeiten erschlossen und beherrscht:

Man
Entdeckt (vorsichtiger Aufbruch, erstmal eher beobachten, schaun, was da kommt)
Erobert (einhergehend mit Grenzen suchen, überschreiten und testen)
Besiedelt (sich vielseitig darin ausprobieren, sich einrichten)
Man wird Experte (ruht in sich, kennt sich aus und kommt Bestens klar)
und irgendwann kommt es zum Aufstand und Aufbruch in wieder neue Welten (innere Unruhe, Auflehnung...)

Ihrer Meinung nach gibt es drei große Phasen der Kindheit die sich jeweils etwa so abspielen.
Ab eineinhalb, ab 7 und ab 13.

Wenn ich so an meine Kinder und die meiner Verwandten denke (die Kinder meines Bruders sind da quasi gerade durch), passt das wirklich sehr gut, was sie zu den jeweiligen Altersgruppen und deren typischen Verhaltsweisen schreibt. (Sie beschreibt dann nochmal ausführlich, was so mit 7, 8, 9, 10, 11, 12 stattfindet und wie man die Kinder dabei unterstützen kann. Tendentiell heißt die Devise: Vertrauen haben, sich raushalten, Kinder stärken, aber auch klare Grenzen setzen)

Ich habe das Buch aus der Bibo, werde es mir aber defintiv jetzt noch kaufen!
Mir gefälllt vor allem auch, dass es einen sehr freundlichen Blick auf Kinder und ihre teilweise durchaus unschönen Verhaltensweisen behält und dass es zu Gelassenheit ermutigt und gegen die Pathologisierung normalen kindlichen Verhaltens spricht.

Ich glaube, das wird nach dem Renz-Polser für die Baby- und Kleinkindzeit mein liebstes Sachbuch, wenns um Kinder geht!

@Momo: Ich denke, dir könnte das Buch auch gefallen. :)
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Erziehungsratgeber - persönliche Bewertung

Beitrag von Rabaukenmama »

@sinus: Danke für den Buchtipp! Hört sich so interessant an dass ich es kaufen werde - mein Großer wird ja auch demnächst 6 Jahre alt und da kommt noch viel auf uns zu :) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Momo
Dauergast
Beiträge: 976
Registriert: Mo 13. Jan 2014, 22:49

Re: Erziehungsratgeber - persönliche Bewertung

Beitrag von Momo »

Liebe Sinus,
danke für den Buchtipp, der Beschreibung nach interessiert mich das Buch wirklich sehr! Im Moment habe ich bei meiner gerade Fünfjährigen das Gefühl, die Wogen haben sich geglättet, sie ist (im Moment) ein richtig vernünftiges, "großes" Mädchen. Doch es werden sicherlich auch wieder andere Seiten und Zeiten kommen ;)

Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Erziehungsratgeber - persönliche Bewertung

Beitrag von Rabaukenmama »

So, jetzt habe ich das Buch "Große Kinder - die aufregenden Jahre zwischen 7 und 13" von Oggi Enderlein auch gelesen.

Hat mir ganz gut gefallen, mit ein paar Abstrichen. Es war interessant zu lesen wie wichtig für dieses Alter Erfahrungen mit Gleichaltrigen OHNE AUFSICHT sind und auch die Begründungen waren verständlich und plausibel. Aber mMn war vor allem die erste Hälfte des Buches nicht sehr flüssig geschrieben und hatte immer Wiederholungen. Vielleicht bin ich aber auch nur eine ungeduldige Leserin, die ein Information, die bereits verinnerlicht wurde, nicht immer wieder bekommen will ;) . Für mich war das zeitweilig einfach nur langweilig.

Am interessantesten fand ich dann die zweite Buchhälfte, wo die Entwicklung in den verschiedenen Lebensaltern ("die siebenjährigen", "die acht- bis neunjährigen",...) genauer beschrieben war. Hier haben mir einige Abschnitte deshalb so gut gefallen, weil sie sich wirklich mit meinen Beobachtungen decken. Es war z.B. sehr interessant zu lesen dass 7-9jährige bei der ersten heimlichen Zigarette ganz andere Motive haben als z.B. 12-13jährige Kinder.

Was mir auch sehr gut gefallen hat war der Tipp, Kindern in dem Alter von 7-13 Jahren bewusst die Möglichkeit zu geben, oft mit denselben Spielkameraden spielen (am besten in der freien Natur) OHNE STÄNDIGE AUFSICHT der Erwachsenen zu ermöglichen. Konkret war der Vorschlag dass man sich z.B. einmal in der Woche an einem bestimmten Ort (z.B. an einem Waldrand) trifft und die Eltern miteinander plaudern und sich austauschen während man die Kinder in Ruhe "ihr Ding" machen lässt ohne sich groß einzumischen oder ständig den Schiedsrichter zu spielen. Es reicht, wenn Erwachsene in Hörweite sind.

Interessant war auch der Tipp, mit Kindern dieses Alters immer an denselben Urlaubsort zu fahren damit sie sich dort schon auskennen und auch Freundschaften mit anderen Kindern über Jahre hinweg gepflegt werden können. Ich betrachte das jetzt nicht so, dass ich es 1:1 umsetzen muss, aber die Anregung ist auf jeden Fall interessant und ich kann mir durchaus vorstellen dass es für die Kinder wirklich gut ist, das so zu machen. War selbst 2x hintereinander im selben Ort mit derselben Kindergruppe auf Ferienlager und habe mich beim 2. Mal wesentlich wohler und mehr "zu Hause" gefühlt.

Auch bei meinem Großen beobachte ich größere Freude darüber, dass wir alle gemeinsam wieder in dasselbe Kinderhotel in Winterurlaub fahren, wo wir schon 3x gewesen sind, als über die Reise nach Berlin (nur mit mir gemeinsam) zu seinem 6. Geburtstag. Klar, was ihn im Kinderhotel erwartet weiß er schon, das andere wird sich erst ergeben.

Alles in allem ein durchaus lesenswertes Buch mit interessanten Ansätzen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Willow77
Dauergast
Beiträge: 154
Registriert: Fr 29. Jan 2016, 15:28

Re: Erziehungsratgeber - persönliche Bewertung

Beitrag von Willow77 »

shaja-neu hat geschrieben:Dieses Buch klingt für mich interessant!

Auch ich versuche, meinen Sohn so wenig wie möglich zu loben ,zu belohnen oder zu strafen/tadeln. Für mich fühlt sich das nämlich an,wie das Ziehen an den Fäden einer Marionette...

Aber da ich in dieser Kultur hier aufgewachsen bin, gelingt mir das nicht immer.

Worüber sich mein Sohn richtig freut ist ein ehrliches Dankeschön von mir.
Wenn ich mich aufrichtig bei ihm dafür bedanke,dass er beispielsweise beim Einkauf half (was mir wirklich nützlich ist)oder dass er zuverlässig war und pünktlich vom Spielen nach Hause kam, dann empfinde ich das als wertschätzender als Lob (das ja immer von oben kommt ).

Über Noten sprechen wir (mein Mann und ich )möglichst wenig.
So kam es auch schon vor, dass mein Sohn seine 1 in der Arbeit völlig vergaß und ich sie mir nur zufällig in die Hände fiel....es gibt keine Belohnung für irgendwelche Leistungen.

Dennoch gibt sich mein Sohn interessanterweise sehr viel Mühe in der Schule....

Also ich finde das Buch interessant ;)


LG shaja
Hallo shaja,

Ich finde deine Überlegungen zu Loben, Belohnen und Bestrafen sehr interessant. Auch ich versuche da Alternativen zu finden.

Geholfen hat mir das Buch: So sag ich's meinem Kind von Adele Faber und Elaine Mazlish.

Hier geht es sehr viel um logische und natürliche Konsequenzen versus Strafen, und um "richtiges" Loben.
Beispiel: Mein Kind leiht sich meinen Schal aus und bringt ihn nicht zurück. Konsequenz: Es kann sich erst einmal keinen Schal mehr von mir ausleihen.
Beispiel zum Loben: Mein Kind malt ein Bild und zeigt es mir stolz: "Mama, schau". Eine gängige Antwort wäre ja: "Toll, das hast du gut gemacht." Eventuell noch mit "gutes Kind hintendran." Anders könnte ich aber auch sagen: "Ich sehe einen Regenbogen, eine Sonne und eine Wolke. Das Bild gefällt mir." Oder: "Aha, du hast den Regenbogen ganz genau ausgemalt, ohne über die Linie zu gehen. Da hast du dich sehr angestrengt."

Schwierig finde ich das mit den Konsequenzen. Wann ist es "noch" eine Konsequenz, wann ist es doch schon eine Strafe? Ich vesuche halt immer mich zu fragen, wie ich mich fühle: Bin ich echt sauer in der Art, na warte, dir werd ich's zeigen? Dann drohe ich wohl eher zu Strafen als nach passenden Konsequenzen zu suchen. Ich bin halt auch in der Loben-Belohnen-Bestrafen-Kultur groß geworden, und es ist verdammt schwer diese andere eher gewaltfreie Sprache zu lernen.

LG,
Willow77
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Erziehungsratgeber - persönliche Bewertung

Beitrag von Rabaukenmama »

Willow77 hat geschrieben: Beispiel zum Loben: Mein Kind malt ein Bild und zeigt es mir stolz: "Mama, schau". Eine gängige Antwort wäre ja: "Toll, das hast du gut gemacht." Eventuell noch mit "gutes Kind hintendran." Anders könnte ich aber auch sagen: "Ich sehe einen Regenbogen, eine Sonne und eine Wolke. Das Bild gefällt mir." Oder: "Aha, du hast den Regenbogen ganz genau ausgemalt, ohne über die Linie zu gehen. Da hast du dich sehr angestrengt."
Irgendwie kommt mir das alles so ...unnatürlich... vor. Ich kapiere einfach nicht warum ein ehrliches "Toll, das hast du gut gemacht!" dem Kind was negatives vermitteln soll. Anders ist es, wenn es nur so nebenher gesagt wurde, ohne echtes Interesse. Aber da ist auch ein "Ich sehe einen Regenbogen..." nicht besser. Wenn mein Sohn mit einem Bild zu mir kommt bespreche ich auch immer mit ihm was das ist und was er sich dabei gedacht hat. Trotzdem lobe ich, wenn mir das Bild gefällt und ich sehe auch keinen Grund, daran etwas zu ändern.

Willow77 hat geschrieben:Schwierig finde ich das mit den Konsequenzen. Wann ist es "noch" eine Konsequenz, wann ist es doch schon eine Strafe? Ich vesuche halt immer mich zu fragen, wie ich mich fühle: Bin ich echt sauer in der Art, na warte, dir werd ich's zeigen? Dann drohe ich wohl eher zu Strafen als nach passenden Konsequenzen zu suchen. Ich bin halt auch in der Loben-Belohnen-Bestrafen-Kultur groß geworden, und es ist verdammt schwer diese andere eher gewaltfreie Sprache zu lernen.

LG,
Willow77
Ich sehe das mit den Konsequenzen bzw. Strafen ähnlich wie du. Meine eigenen Gefühle lassen mich erkennen, ob ich Konsequenzen setze oder strafe. Wenn ich merke, dass ich etwas manipulatives sage (und das ist leider viel öfter als ich will) schaue ich erst mal dass ich wieder "runterkomme" und (re)agiere mal gar nicht bis ich mir selbst wieder im klaren bin was mir wichtig ist und wo ich eigentlich hin will.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Momo
Dauergast
Beiträge: 976
Registriert: Mo 13. Jan 2014, 22:49

Re: Erziehungsratgeber - persönliche Bewertung

Beitrag von Momo »

Willow77 hat geschrieben:
Schwierig finde ich das mit den Konsequenzen. Wann ist es "noch" eine Konsequenz, wann ist es doch schon eine Strafe? Ich vesuche halt immer mich zu fragen, wie ich mich fühle: Bin ich echt sauer in der Art, na warte, dir werd ich's zeigen? Dann drohe ich wohl eher zu Strafen als nach passenden Konsequenzen zu suchen. Ich bin halt auch in der Loben-Belohnen-Bestrafen-Kultur groß geworden, und es ist verdammt schwer diese andere eher gewaltfreie Sprache zu lernen.
Im Grunde ist der Unterschied ganz klar. Wenn du als sogenannte "Konsequenz" etwas androhst, was überhaupt nichts mit dem zu tun hat, um was es gerade geht, ist es eine Strafe. Ein Beispiel: " wenn Du Dich jetzt nicht anziehst, dann streiche ich das Fernsehen heute Abend!" Oder auch " Wenn Du nicht aufisst, dann darfst Du Dich nicht mit Deinem Freund treffen" etc. Eine echte und hilfreiche Konsequenz ist jedoch etwas, was direkt mit dem Konflikt zu tun hat und nicht als Drohung ausgesprochen wird. Z.B. "Wenn Du Dich nicht anziehst, wirst du frieren!" Ok. Das Kind wird frieren und aus seinem Verhalten lernen. Im Idealfall sind wir Eltern so weitsichtig, warme Kleidung mitzunehmen. Oder auch "Wenn Du nicht mehr essen magst, dann ist es ok. Ich räume den Tisch in 5 Minuten ab und dann ist alles weggeräumt". Also, die Konsequenz hat direkt etwas mit dem "Konflikt" zu tun und meistens ist dieser Konflikt eher für die Eltern ein Konflikt, für die Kinder ein Lernprozess. Die Konsequenz ist keine Strafe, sie wird nicht strafend oder belehrend ausgesprochen, sondern einfach neutral. Es ist eine logische Folge, nicht mehr und nicht weniger.

LG Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Bliss
Dauergast
Beiträge: 661
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 23:43

Re: Erziehungsratgeber - persönliche Bewertung

Beitrag von Bliss »

Momo hat geschrieben: Also, die Konsequenz hat direkt etwas mit dem "Konflikt" zu tun und meistens ist dieser Konflikt eher für die Eltern ein Konflikt, für die Kinder ein Lernprozess. Die Konsequenz ist keine Strafe, sie wird nicht strafend oder belehrend ausgesprochen, sondern einfach neutral. Es ist eine logische Folge, nicht mehr und nicht weniger.
Oft ist es aber so, dass es zwar eine logische Konsequenz gibt, die so immer und bei jedem eintritt. Also z.B wenn man ein Glas umschmeißt befindet sich die Flüßigkeit nicht mehr im Glas. Aber was dann passiert ist nicht mehr automatisch immer gleich. Wer macht es sauber? Kind allein, Eltern allein oder beide zusammen. Wird das Glas wiederaufgefüllt? Da ist dann die Grenze zwischen Strafe und Konsequenz nicht mehr so klar.
Antworten