Karen hat geschrieben:Nur ein paar efahrungen aus meiner hausaufgabenzeit: meine eltern haben es uns komplett überlassen ohne je zu fragen ob es schon gemacht wurde oder nicht. Ab erste bis letzte klasse. Wenn wir hilfe brauchten, haben wir selber gefragt. Ich habe oft hausaufgaben in letzte minute erledigt - oft am pausehof 5 min vom unterrichtbeginn. Hat mich nicht gestört. Und ich arbeite immer noch gerne von deadline bis deadline. Interessant ist dass wenn ich kein deadline habe, bin ich viel weniger effizient und kreativ und das arbeit ist oft weniger gut wenn ich es im letzten moment gemacht hätte. Deshalb habe ich mich in meine uni-zeiten und danach selber deadline gesetzt in dem ich die resultate, projektarbeit usw jemandem versprochen habe. Ich bin meine Eltern sehr dankbar dass sie mir dieses druck und stress erspart haben (sie haben sich für schule sehr interessiert, aber nicht für noten oder hausaufgaben, mehr für was so lauft (kollege, themen) und immer geholfen wenn es nötig war.
Was denkt dein Sohn dazu wenn du ihm fragen würdest ob er will selber für hausaufgaben zuständig sein? Ohne dass ihr nachfragt, kontrolliert usw. Es macht ja auch unterschied bei diktat ob du ihm drängst oder ob er selber zu dir kommt und fragt ob ihr das machen könnt. Notfalls auch um 22.00 am sontag.... Ihr könnt auch ein paar wochen probezeit einführen. Und ich würde es sicher nicht mit lehrerin besprechen -wenn sie damit ein problem hat, kommt sie selber zu euch oder zu deinem Sohn. Wenn es nicht klappt, könnt ihr ja immer nach ein paar wochen zurück zu kontrolle und drängen kehren.
Ich glaube bei mir wäre besser gewesen, meine Mutter hätte mir auch vom ersten Tag an die Verantwortung für meine Hausaufgaben gelassen. SCHLECHTER wäre es bestimmt nicht gewesen. Vielleicht hätte ich dann in der Volksschule ein paar 2er mehr im Zeugnis gehabt, aber die VS-Zeugnisse interessieren später ohnehin keinen mehr.
So, wie sie das bei mir gehandhabt hat, war mir lange Zeit gar nicht bewusst, dass Hausaufgaben ein Teil MEINER Pflichten sind. Das waren diese lästigen, langweiligen, zeitraubenden Sachen, von denen meine Mutter unbedingt wollte, dass sie täglich erledigt werden, und die sie (wenn ich partout nicht wollte) sogar für mich gemacht hat. So lag die Verantwortung bei ihr, weil sie diese "übernommen" hatte und die ganz natürliche Konseqenz, nämlich von meiner Lehrerin für die nicht gemachten Hausaufgaben konfrontiert zu werden, blieb mir erspart. Hier wäre rückblickend "loslassen" die bessere Lösung gewesen.
Aber ich hatte auch einige Knackpunkte, wo ich nicht loslassen konnte. Einer davon war das einnässen meines großen Sohnes. Nachdem er mit ca. 3,5 Jahren von einem Tag auf den anderen tagsüber trocken geworden war dachte ich, dieses Thema sei erledigt. Doch nach ca. 3 trockenen Monaten fing er wieder mit einnässen an. Erst nur sporadisch, dann täglich und bald musste er im Kindergarten aus hygienischen Gründen wieder eine Windel tragen.
Zuerst habe ich mir nicht viel dabei gedacht. Das war zu der Zeit, wo dem Kleinen die Hörimplantats-OP bevorstand, die aus gesundheitlichen Gründen 4x verschoben werden musst. Wir waren alle angespannt und mir war klar, dass mein sensibler Großer diese Anspannung natürlich mitbekommt. Dann war die OP vorbei, Kleinsohn kam kurz darauf in den Kindergarten und ich begann, wieder zu arbeiten. Obwohl wieder Alltag eingekehrt war nässte Großsohn (mittlerweile 4,6 Jahre alt) immer noch täglich ein und trug daher Windeln. Im Kindergarten wurde ich immer öfter darauf angesprochen, wobei einige Pädagoginnen meinten, es wäre jetzt aber schon allerhöchste Zeit zum trocken-werden und andere die nur-nicht-drängen-Theorie vertraten.
Und dann "nahm" ich mir diese Problem. Ich glaubte, es meinem Sohn zuliebe lösen zu müssen. Schließlich wurde er im Kindergarten von Gleichaltrigen wegen des einnässens verspottet und deutlich jüngere Kinder waren schon Tag und Nacht trocken. Das musste sich doch machen lassen! Ich war beim Kinderarzt, der mich aber beruhigte und meinte, das werde er schon noch lernen. Ich versuchte, zu Hause die Windel wegzulassen und hatte täglich etliche nasse Hosen. Ich führte goldene Sternchen als Belohnung für trockene Kleidung ein, die man dann gegen Matchboxautos oder Pixibücher eintauschen konnte. Ich redete auf meinen Sohn ein wie auf eine kranke Kuh, wollte rauskriegen WAS ihn daran hindert, rechtzeitig aufs Klo zu gehen, ließ alles organische (Zu kleine Blase? Zu enge Harnröhre? Zu viel Restharn? Diabetes?...) abklären und stieß immer wieder auf dieses böse Wort "psychosomatisch"
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Ich habe in der Zeit hier etliche Beiträge zu dem Thema verfasst, wurde wütend wie eine beleidigte Katze wenn wer nur andeutungsweise mit "selber schuld" kam weil ich ja ohnehin "alles" tat, was mir einfiel. Und anstatt besser zu werden wurde es immer schlimmer. Ich erinnere mich an Weihnachtsfeiertage, wo ich voll motiviert war, endlich die Windel wegzubekommen. Mein Sohn hat es geschafft, in 2 Tagen komplette 30 Kleidungsgarnituren nass zu machen. Und er begann noch zusätzlich mit zeitweiligem einkoten
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Dann, so um seinen 5. Geburtstag herum, dachte ich mal darüber nach, warum mir diese Sache so unheimlich wichtig war. Und es war nicht gerade schmeichelhaft FÜR MICH als ich dahinterkam. Denn ich hatte selbst das Vorurteil dass gesunde Kinder nur dann einnässen, wenn in der Herkunftsfamilie was grobes "nicht stimmt". Und wenn mein 5jähriger immer noch täglich in die Hose machte, dann würden DIE ANDEREN von uns denken dass wir unser Kind vielleicht mißhandeln oder vernachlässigen oder sonst was grob "falsch" machen.
Diese Erkenntnis war für mich eine Befreiung. Als ich erkannte, dass ich mich nicht wegen meines Sohnes so abmühte, ihn endlich "sauber" zu bekommen, sondern dass es mir eigentlich um MEIN EGO ging und darum, wie mich andere sehen, konnte ich endlich loslassen. Ich musste mich nicht mehr krampfhaft bemühen, das Thema nicht anzusprechen, sondern mein Bedürfnis, darüber zu sprechen, ließ von selbst nach. Ich stellte mir vor, mein Sohn würde sein Lebetag lang Windeln brauchen und merkte, dass diese Vorstellung zwar nicht angenehm war, aber auch keine Tragödie. Und ich machte mir klar, dass diejenigen Menschen, die mich schätzen und mögen das auch weiter tun werden, wenn mein Sohn nicht "sauber" werden sollte. Die diffuse Meinung der "anderen" war mir plötzlich nicht mehr wichtig. Ich ließ die Sache los und es wurde schlagartig besser.
Mein Sohn konnte wieder ohne Windeln in den Kindergarten gehen, hatte aber noch fast ein Jahr lang mehrmals die Woche "Unfälle". Dann zog er sich selbst um und es wurde kein Thema mehr daraus gemacht. Wenn wir unterwegs waren hatte ich Ersatzkleidung mit. Vor etwa einem Monat wurden auch die Unfälle seltener und kurz nach Weihnachten meinte mein Sohn dann, dass er für eine Nachtwindel schon zu groß sei und diese nicht mehr brauche. Von dem Tag an war er auch nachts trocken. Ganz unfallfrei ist er immer noch nicht, beim schifahren gingen z.B. schon mal ein paar Tropfen in die Schihose, weil er zu spät Bescheid gesagt hatte. Aber das war immer wenig und harmlos und ich hüte mich, mich selbst da wieder reinziehen zu lassen. Seine Sauberkeit ist SEINE Verantwortung, nicht meine!
In meinem Fall hat mir das hinterfragen MEINER EIGENEN MOTIVE ("Warum ist mir diese Sache so wichtig?") geholfen, zu erkennen, wem das Problem wirklich gehört und wie ich damit umgehe.