Nur Ärger im Kindergarten

mein "kluges Kind" macht mich fertig: negative Erfahrungen und Erlebnisse
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caroli5

Nur Ärger im Kindergarten

Beitrag von caroli5 »

Hallo,
bis jetzt habe ich immer nur gelesen, aber jetzt muß ich doch mal über uns schreiben.
Meine Kinder 4 3/4 (Mädchen) und beihnahe 3 ( Junge) sind beide sehr weit ob HB oder nicht, weiß ich nicht, aber auf jedenfall weiter als der Durchschnitt. Meine Tochter hat den Weg der Anpassung im Kindergarten gewählt und zeigt dort garnicht was sie alles kann. Anderst mein Sohn, er hat schon immer viel gefordert und auch gezeigt was er kann. Er ging immer gerne in den Kindergarten und hat da auch ein Mädchen gefunden mit dem er spielt. Eine Vorschülerin, die jetzt aber auch in die Schule kommt.
Seit einiger Zeit ist es nun so, daß mein Sohn vermehrt haut, kratzt und beißt im Kindergarten. Zuhause nicht. Im Kindergarten heißt es immer er hat angefangen oder war Schuld. Man kann mir oft nicht sagen was vorausgegangen ist. Mein Sohn wird nun immer trauriger und will schon garnicht mehr in den Kindergarten. Er sagt andere Kinder sind auch böse und kann auch nich wirklich mit ihnen spielen. Das heißt mit den großen will er spielen, das wollen aber die Kinder nicht. Die Kigaleitung hat mich selbst darauf angesprochen, daß er wohl sehr weit ist für sein Alter, kommen jetzt aber nicht mehr weiter und legen mir nahe zu einer Erziehungsberatung zu gehen.
Vielleicht hat jemand schon mal was ähnliches erlebt und kann mir ein bißchen Mut zusprechen.

caroli
alibaba

Re: Nur Ärger im Kindergarten

Beitrag von alibaba »

Hallo Caroli,

eine Erziehungsberatung ist ja keine Schande und wenn es so sein sollte, das dein Sohn diese Probleme wegen Unterforderung hat, dann wirst Du es schon erfahren, wenn es kompetetene Leute sind, die da sitzen. Geht er in gemischte Gruppen? Ich bin ja sehr skeptisch, das Kinder mit 2, Anfang 3 wegen Unterforderung anfangen zu hauen..... in den meisten Fällen gibt es da noch viel zu entdecken. Wenn man aber nur Spiele für "Babys" machen darf, dann würde ich solch ein Verhalten aber auch nicht ausschließen wollen. Dazu müsstest du einfach etwas mehr schreiben, wie die Kigasituation aussieht. Wie ist es denn zu Hause? Auf der anderen Seite kann es auch eine durchaus normale Entwicklung sein, in der dein Sohn steckt. Er will sich positionieren, kann es aber noch nicht. Ich habe hier auch so einen ähnlichen Fall zu Hause, mit Töchterlein. Keine 3 mehr, aber auch noch keine 5. Vor den Großen macht sie sich zum Baby da sie nur so Aufmerksamkeit bekommt, zu den Kleinen hat sie keinen Draht. Sie ist auch nicht sie glücklich, der Kiga aber nicht schlecht. Es ist alles schwierig und Ja, nicht so einfach. Allerdings haut meine nicht.

Was würde ich machen. Ja nach Intensität noch etwas abwarten. Er wird 3, warte ab und beobachte. Vielleicht ist der Spuk in ein paar Wochen vorbei. LG
Winnie
Dauergast
Beiträge: 337
Registriert: So 10. Jan 2010, 03:31

Re: Nur Ärger im Kindergarten

Beitrag von Winnie »

Ich finde das jetzt auch nicht so ungewöhnlich, denn es ist Teil des sozialen Lernens, wie die Kinder mit ihren Aggressionen umgehen. Ich finde das auch schwierig, da eine Grenze zu finden, weil man ja zuhause gut damit zurechtkommen kann, dass man das Hauen, Schlagen, Beißen, Treten und Kneifen kategorisch verbietet. Aber wenn man von dem Kind dann verlangt, dass es im Kindergarten all dies auf keinen Fall anwenden darf, dann wird es schnell zum Opfer, weil die anderen Kinder das ja tagtäglich tun. Man kann ja nicht voraussetzen, dass sich die Kinder wie vernünftige Erwachsene verhalten. Und dann steht es völlig hilflos dar, weil sich solche Konflikte eben auch nicht immer nur verbal lösen lassen. Sagt man dem Kind, dass es dann immer zur Erzieherin gehen soll, wird es irgendwann zur Querulantin oder zur Petze abgestempelt, was den anderen Kindern auch nicht gerade Respekt abringt.

Außerdem habe ich jetzt bei meinen eigenen Kindern (4 und 1 Jahr alt) festgestellt, dass es darauf ankommt, wie sehr die Kinder es perfektioniert haben, sich nicht erwischen zu lassen. Meine Große ist weitgehend gewohnt gewesen, dass sie ohne körperliche Auseinandersetzungen gut durch das Leben kommt. Sie war ja lang Zeit Einzelkind und die Kinder in der Krippe waren ja alle jünger als sie und auch für ihr Alter ziemlich groß. Sie könnte sich also auch ohne Hauen und Stechen ganz gut durchsetzen (Wenn zwei Kinder um eine Schaufel gerangelt haben, war sie immer der Sieger.). Die Kleine dagegen hat am Anfang ein schweres Leben gehabt, weil ihr praktisch alles sofort erstmal aus der Hand gerissen wurde. Aber mittlerweile hat sie ihre Nische gefunden und nutzt ihren Welpenschutz, um ihre große Schwester auf ganz gemeine Art und Weise zu traktieren. Natürlich bin ich auch erstmal darauf reingefallen und habe bei jedem Streit immer erstmal die Große angemeckert, bis ich dahintergekommen bin, dass die Kleine durch Kneifen, Kratzen und Beißen sehr wohl ihren Unmut zeigt, vermutlich weil sie vorher mal wieder irgendwo den Kürzeren gezogen hat. Nun habe ich aber meiner großen Tochter verboten, die kleine zurückzuhauen. Was soll sie nun tun?
Einmal kam sie an und weinte und sagte:"Das ist so unfair! L. ärgert mich die ganze Zeit und ich weiß gar nicht, was ich machen soll." Ja, da steht man dann da und schaut blöd aus der Wäsche!! :oops:

So bin ich jetzt zu dem Schluss gekommen, dass Kinder einfach lernen müssen, dass sie von Fall zu Fall entscheiden müssen, wann sie sich wehren müssen und wann es besser ist, die Probleme mit Reden zu lösen. Und dann gibt es ja auch noch die Möglichkeit, einfach zu gehen und den anderen stehen zu lassen, wenn der andere aus reiner Streitlust provoziert. Es bringt nichts, den Kindern immer wieder vorzubeten, dass Hauen etc. den anderen Kindern wehtut. Das wissen sie längst, deswegen machen sie es ja. Ich glaube mittlerweile, dass man nur weiterkommt, wenn man die Situationen mit ihnen bespricht und ihnen alternative Handlungsmöglichkeiten veranschaulicht.

Ich glaube nicht, dass Kinder, die viel auf andere Kinder losgehen, im Grunde irgendwie aggressiver sind, sondern mehr, dass sie einfach weniger geschickt sind. Ich kann nur sagen, dass meine Tochter nach einem Dreivierteljahr mal aus dem Kindergarten kam (nachdem sie monatelang nie was vom Kindergarten erzählen wollte) und plötzlich sagte:"Heute war ein schöner Tag, heute hat mich J. mal NICHT gekniffen."

Ich meine, da bekommt man doch wirklich ein ganz schlechtes Gewissen, wenn man sich dann überlegt, dass sie die ganze Zeit im Hinterkopf hat, dass sie nicht hauen darf. Sie hat das die ganze Zeit erduldet, weil sie nicht wusste, wie sie sich wehren sollte. Vor allem ist diese Mädchen noch einen Kopf kleiner als sie. Und dann habe ich als Mutter (!) zu ihr gesagt:"Wenn J. dich noch einmal kneift, gehst du zu ihr und sagst: Wenn du mich noch einmal kneifst, dann haue ich dich um." Man glaubt das kaum, aber der Plan ist aufgegangen. Allein schon die Drohung hat gereicht und sie wurde in Ruhe gelassen. Wenn nicht, hätte A. sie wohl tatsächlich umgehauen und das Mädchen hätte wohl sehr geweint und wir wären wohl zum Elterngespräch geladen worden. Und dann hätte ich mit den Erzieherinnen darüber diskutieren müssen, warum die nicht merken, dass A. seit Monaten jeden Tag von einem bestimmten Mädchen gekniffen wird. Von meinem Gefühl her war das die einzig sinnvolle Lösung. Aber auch da finde ich wichtig, dass die Kleine J. wohl auch nicht ohne Grund sowas macht. Eigentlich müsste man sich mit ihr genauso hinsetzen und sie fragen, warum sie überhaupt immer kneift und was für ein Problem sie mit A. hat. Vielleicht ist es auch immer noch eine unbeholfene Art der Kontaktaufnahme und überhaupt nicht so böse gemeint, wie man vielleicht vermutet.

Meine Meinung ist, dass diese Probleme das Hauptthema im Kindergarten sind. Dieses ganze intellektuelle Lernen ist eigentlich nur nettes Beiwerk. Aber viel wichtiger ist doch, was sie in dieser Zeit über das Zusammenleben von Menschen lernen. Und Aggressionen und Konflikte gehören nun mal zum Leben dazu, deshalb finde ich es nicht richtig, dass da ein Kind zum Problemfall gemacht wird, während die anderen Kinder in der Gruppe munter weiter machen wie bisher. Dieser Vorschlag der Erzieherinnen ist für mich ein Armutzeugnis, denn es ist ihre Aufgabe, den Kindern das beizubringen. Dazu gehen die Kinder in den Kindergarten. Vor allem, wenn es nur im Kindergarten vorkommt wie jetzt in eurem Fall.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)
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