Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

mein "kluges Kind" macht mich fertig: negative Erfahrungen und Erlebnisse
Rabaukenmama
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Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von Rabaukenmama »

Auf Anraten der Kindergärtnerinnen soll bei meinem Grossen (4,3 Jahre) eine Entwicklungsdiagnostik gemacht werden um ihn dabei unterstützen zu können, seine Verhaltensauffälligkeiten zu bessern.

Er tut niemanden weh, macht aber immer wieder unangenehme Dinge, um Aufmerksamkeit zu erregen. Damit meine ich, dass er z.B. anderen Kinder über den Arm leckt oder ihnen die nackten Füsse ins Gesicht streckt (ohne zu treten). Dass er auch das sauber-sein schon längere Zeit verweigert habe ich in einem anderen Thread auch schon besprochen. Auch zu Hause geht es weiter, z.B. spuckt er seinem Vater ohne ersichtlichen Grund in die Haare oder fährt mir absichtlich mit schmutzigen Fingern ins Gesicht. Wenn irgend etwas nicht gleich funktioniert oder klappt (z.B. wenn wir den Nachbarbuben besuchen wollen, der aber nicht zu Hause ist) dann fängt mein Sohn wie ein kleiner Hund ohrenbetäubend zu winseln und zu jammern an (früher, als das altersgemäss "gepasst" hätte, hat er das nie gemacht).

Im Kindergarten gibt´s einige Kinder, die meinen Sohn trotz seines Verhaltens akzeptieren und mögen und die Kindergärtnerinnen besprechen immer, wenn ein Kind sich mal provokant/falsch verhalten hat. Auch mit meinem Sohn sprechen sie, nur erkennt der trotz der Gespräche keinen Zusammenhang zwischen seinem Verhalten und der Ablehnung durch manche Kinder im Kindergarten.

Den Kindergärtnerinnen ist auch aufgefallen dass mein Sohn sehr intelligent ist und sie vermuten dass Unterforderung eine der Ursachen seiner Verhaltensauffälligkeiten sein könnte. Meine Mutter meinte nur dass die Situation als ich ein Kindergartenkind war, exakt dieselbe war. Ich habe einfach irgend etwas gemacht um Aufmerksamkeit zu erregen.

Leider gibt´s die kostenlose Entwicklungsdiagnostik nur auf dem Papier, denn tatsächlich sind bei keiner Stelle mehr Termine für´s heurige Jahr zu bekommen. Habe jetzt einige Adressen von Stellen (in Wien) erhalten, wo die Entwicklungsdiagnostik privat zu bezahlen ist und ein Teil von der Krankenkasse rückerstattet wird.

Laut Telefonat besteht die Diagnostik aus einem Erstgespräch mit den Eltern oder einem Elternteil (ohne Beisein des Kindes) und dann aus 2-3 Terminen, wo sie das Kind "kennenlernen" und verschiedene Tests durchführen. Hat wer von Euch so was schon mit seinem Kind gemacht? Haben Euch die Ergebnisse weitergeholfen oder nur zur Vergrösserung der Verwirrung beigetragen? Wie geht es nach dem Test weiter wenn das Ergebnis "auffällig" sein sollte (Therapiemöglichkeiten)? Ist bei so einer Entwicklungsdiagnostik automatisch ein Intelligenztest dabei oder ist das von Praxis zu Praxis verschieden?

Danke für Eure Antworten!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sogesehen
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von sogesehen »

Hallo Rabaukenmama,
zur Entwicklungsdiagnostik kann ich Dir nichts sagen, aber wenn Ihr wisst, dass Dein Sohn diese unangenehmen Sachen macht, um Aufmerksamkeit zu erregen, was soll denn bei der Diagnostik in dem Punkt noch neues kommen?
Gibt es denn keine Möglichkeit, ihm Aufmerksamkeit zu schenken, bevor er diese Aktionen startet?

LG
sogesehen
Momo
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von Momo »

Hallo Rabaukenmama,
kennst Du die Entwicklungstabelle von "Kuno Beller?" Hier werden 8 Entwicklungsbereiche beleuchtet und durch die Beobachtung Deines Sohnes kannst Du ein Entwicklungsprofil erstellen, welches sehr genau die Stärken und Schwächen des Kindes aufzeigt. Dann kann gezielt auf diese Bereiche eingegangen werden. Diese Entwicklungstabelle wird auch in einigen Kindergärten verwendet, um sich ein besseres Bild über den Entwicklungsstand bestimmter Kinder machen zu können.


Hier mal ein Auszug aus der Beschreibung dieser Entwicklungstabelle:
"Dieses Profil gibt der BetreuerIn ein Bild der Individualität des Kindes und hilft ihr, das Kind besser zu verstehen und ihr pädagogisches Planen an den Entwicklungsstand des Kindes in den verschiedenen Bereichen anzupassen.

Grundsätzlich stellen die Inhalte von Kuno Bellers Entwicklungstabelle und das Entwicklungsprofil die Basis für die Auswahl von pädagogischen Anregungen dar, die es der BetreuerIn ermöglichen das Kind auf seiner individuellen Entwicklungsstufe anzusprechen und dadurch sowohl Über- als auch Unterforderung des Kindes zu vermeiden."


Die Erstellung des Entwicklungsprofils ist recht umfangreich und zeitaufwändig, doch für mich war es sehr aufschlussreich.
Dies nur als Tipp, wenn Du Dir selbst einen ersten Überblick über den differenzierten Entwicklungsstand Deines Sohnes verschaffen möchtest.

Alles Gute wünscht Momo
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Rabaukenmama
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von Rabaukenmama »

sogesehen hat geschrieben:Hallo Rabaukenmama,
zur Entwicklungsdiagnostik kann ich Dir nichts sagen, aber wenn Ihr wisst, dass Dein Sohn diese unangenehmen Sachen macht, um Aufmerksamkeit zu erregen, was soll denn bei der Diagnostik in dem Punkt noch neues kommen?
Gibt es denn keine Möglichkeit, ihm Aufmerksamkeit zu schenken, bevor er diese Aktionen startet?

LG
sogesehen
Das mit der Aufmerksamkeit ist ja total unser Knackpunkt. Rein subjektiv glaube ich, dass mein Sohn sehr viel (großteils positive) Aufmerksamkeit bekommt. Aber ein Kind brauch halt weniger und das andere "mehr" davon. Ich habe schon viel darüber nachgedacht warum unser Sohn offensichtlich (auch) im negativen Sinn Aufmerksamkeit erregen will. Dabei vermute ich, dass es denselben Grund hat, den auch ich für ähnliche Aktionen (in der Kindheit) hatte: mir war einfach irgendwie langweilig. Nur - wie kann man das vermeiden? Es gibt sowohl zu Hause als auch im Kindergarten nicht ständig auf meinen Sohn zugeschnittenes "Programm".

Und man weiß ja nie im vorhinein wann ihm wieder was einfällt. Neulich kam er mal vom Kindergarten heim. Der Papa war (weil in Krankenstand) auch da und begrüßte ihn. Da ging unser Sohn zum Papa und spuckte ihm in die Haare. Einfach so, ohne Vorwarnung. Dass es um Aufmerksamkeit geht ist uns klar, aber wir wissen echt nicht, wie wir es anstellen sollen, solche Aktionen zu vermeiden.

Bei den Situationen im Kindergarten ist es ähnlich. Sie passieren aus heiterem Himmel und es gibt keine erkennbaren Vorzeichen.

Eine Kindergärtnerin meinte, dass die Entwicklungsdiagnostik ein Werkzeug sein, um aufzuzeigen, wo genau die Stärken und Defizite unseres Sohnes liegen und danach mit Hilfe der Kinderpsychologen ein Programm zu erarbeiten, wie man die Situation verbessern könnte.
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Rabaukenmama
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:Hallo Rabaukenmama,
kennst Du die Entwicklungstabelle von "Kuno Beller?" Hier werden 8 Entwicklungsbereiche beleuchtet und durch die Beobachtung Deines Sohnes kannst Du ein Entwicklungsprofil erstellen, welches sehr genau die Stärken und Schwächen des Kindes aufzeigt. Dann kann gezielt auf diese Bereiche eingegangen werden. Diese Entwicklungstabelle wird auch in einigen Kindergärten verwendet, um sich ein besseres Bild über den Entwicklungsstand bestimmter Kinder machen zu können.


Hier mal ein Auszug aus der Beschreibung dieser Entwicklungstabelle:
"Dieses Profil gibt der BetreuerIn ein Bild der Individualität des Kindes und hilft ihr, das Kind besser zu verstehen und ihr pädagogisches Planen an den Entwicklungsstand des Kindes in den verschiedenen Bereichen anzupassen.

Grundsätzlich stellen die Inhalte von Kuno Bellers Entwicklungstabelle und das Entwicklungsprofil die Basis für die Auswahl von pädagogischen Anregungen dar, die es der BetreuerIn ermöglichen das Kind auf seiner individuellen Entwicklungsstufe anzusprechen und dadurch sowohl Über- als auch Unterforderung des Kindes zu vermeiden."


Die Erstellung des Entwicklungsprofils ist recht umfangreich und zeitaufwändig, doch für mich war es sehr aufschlussreich.
Dies nur als Tipp, wenn Du Dir selbst einen ersten Überblick über den differenzierten Entwicklungsstand Deines Sohnes verschaffen möchtest.

Alles Gute wünscht Momo
Die Tabelle kannte ich noch nicht. Danke für den Tipp! Weißt Du auch, ob es ratsam ist, das Entwicklungsprofil für das eigene Kind selbst zu erstellen? Vielleicht eine blöde Frage, aber ich vermute doch dass bei den meisten Eltern (ich eingeschlossen) eine gewisse Befangenheit gegeben ist, was die Beurteilung der Fähigkeiten des eigenen Kindes betrifft. Andererseits kennt natürlich niemand das Kind besser als die Eltern.
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von Momo »

Bei der Entwicklungsdiagnostik von Kuno Beller geht es nicht wie beim k- ABC Test um die Messung der Intelligenz sondern um die Erstellung eines Entwicklungsprofils (dazu zählen auch Bereiche der sozialen und emotionalen Entwicklung). Deshalb bringt es aus meiner Sicht auf jeden Fall etwas, da durch das genaue Herausarbeiten der Spitzen und Täler ganz individuell auf den Entwicklungsstand und auf seine Stärken und Schwächen eingegangen werden kann. Dieser Test kann also dazu dienen, Entwicklungsvorsprünge und auch Entwicklungsverzögerungen zu erkennen.
Man kann natürlich auch ersehen, ob ein Kind weit in der Entwicklung voraus ist, was auch sehr helfen kann beim Verständnis für das Kind und seine Entwicklung und beim Erkennen seiner individuellen Bedürfnisse.
Rabaukenmama hat geschrieben:
Weißt Du auch, ob es ratsam ist, das Entwicklungsprofil für das eigene Kind selbst zu erstellen? Vielleicht eine blöde Frage, aber ich vermute doch dass bei den meisten Eltern (ich eingeschlossen) eine gewisse Befangenheit gegeben ist, was die Beurteilung der Fähigkeiten des eigenen Kindes betrifft. Andererseits kennt natürlich niemand das Kind besser als die Eltern.
Da es bei dieser Erstellung des Entwicklungsprofils sehr auf die ganz genaue Beobachtung des Kindes ankommt, bist Du als Mutter sicherlich sehr gut für die Erstellung geeignet. Doch wenn Du Bedenken hast, könntest Du vielleicht auch mit Euren Erziehern sprechen? Vielleicht kennen sie diese Entwicklungstabelle und könnten diese Beobachtungen und die Erstellung des Profils übernehmen? Dies wäre auch aus der Sicht sinnvoll, weil sie dann selbst genau im Bilde wären und pädagogisch besser ansetzen könnten. Diese Entwicklungstabelle wird überwiegend in Kindergärten von Erziehern eingesetzt.

LG Momo
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von Rabaukenmama »

@Koschka: Es geht nicht um den K-ABC-Test sondern um eine komplette Entwicklungsdiagnostik. Aber zwei Kindergärtnerinnen haben empfohlen, bei der Gelegenheit auch gleich einen IQ-Test zu machen weil sie Hochbegabung vermuten. Inwiefern ein hoher IQ für die anderen Dinge mitverantwortlich sein soll habe ich zwar als Selbst-HB immer noch nicht durchschaut, aber wenn ein Zahlenwert den Kindergärtnerinnen beim Verständnis der Persönlichkeit meines Sohnes weiterhilft - von mir aus. Bin aber immer noch nicht ganz schlau geworden ob bei der Entwicklungsdiagnostik ein IQ-Test (welcher auch immer) "inbegriffen" ist, oder nicht.

Mir jedenfalls ist das Ergebnis eines IQ-Tests nicht so wichtig, wenn es aber ein Teilbereich ist, der hilft, das ganze Kind besser zu verstehen, dann bin ich gerne dazu bereit.

Dass er auf diese Art Aufmerksamkeit auf sich zieht weil er es nicht anders "kann" glaube ich nicht. Er fällt immer wieder auch durch positive Dinge auf, wie z.B. seinen grossen Wortschatz und seine gute Ausdrucksweise. Er kann etliche Lieder und Gedichte auswendig, liest, schreibt, fährt Fahrrad, baut Legomodelle "ab 6" usw. - also durchaus jede Menge Dinge, von denen er weiss, dass er damit positive Aufmerksamkeit bekommen kann. Nur eben nicht permanent, das wird jedem zu viel das Kind ständig in einem fort zu loben. Ich lobe mein Kind oft wenn es etwas gut gemacht hat oder einen tollen Einfall hatte - aber nie nur aus "psychologischen" Gründen - das halte ich auch nicht für authentisch.

Mittlerweile habe ich mit mehreren Stellen gesprochen. Kostenpflichtig (Selbstbehalt Euro 150,- aufwärts) sind schnell Termine zu bekommen, auf Krankenkassenkosten erst im August/September. Da es finanziell ohnehin eher knapp ist und - zumindest was ich durch nachfragen herausbekommen habe - bei allen Institutionen dasselbe gemacht wird, habe ich mich erst mal für die Kassenvariante entschlossen. Halte aber noch die Augen offen ob ich eine Stelle/Person finde, der ich diese Diagnostik besonders zutraue.

@Momo: Ich werde mal Kindergarten nachfragen ob dort die Entwicklungstabelle von Kuno Beller bekannt ist. Wenn es so zeitaufwändig ist glaube ich aber eher nicht, dass sie das Entwicklungsprofil erstellen wollen. Dazu kommt, dass das Profil allein ja noch nichts aussagt und ich mich wegen der Deutung bzw. den Schritten, die danach unternommen werden sollen, erst wieder an Profis (Kinder- und Jungendpsychiater) wenden muss.
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Momo
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von Momo »

@Momo: Ich werde mal Kindergarten nachfragen ob dort die Entwicklungstabelle von Kuno Beller bekannt ist. Wenn es so zeitaufwändig ist glaube ich aber eher nicht, dass sie das Entwicklungsprofil erstellen wollen. Dazu kommt, dass das Profil allein ja noch nichts aussagt und ich mich wegen der Deutung bzw. den Schritten, die danach unternommen werden sollen, erst wieder an Profis (Kinder- und Jungendpsychiater) wenden muss.
Im Idealfall kennen sich die Erzieher mit der Erstellung und Deutung dieser Entwicklungstabelle aus und können dann selbst weitere pädagogische Ansätze finden. Die Entwicklungstabelle sagt also sehr wohl viel über die Entwicklung aus und zeigt einem auch die weiteren Schritte auf, wenn man sich fachlich damit beschäftigt hat. So lange es keine gravierenden Probleme gibt, muss meiner Meinung nach kein Kinder- und Jugendpsychiater hinzugezogen werden. Das ist natürlich etwas anderes, wenn die Erzieher diese Entwicklungsdiagnostik nicht selbst ausführen können oder wollen. Schau Dir diese Tabelle doch einfach selbst mal an, ich fand sie wirklich sehr gut und hilfreich. Kannste im Internet bestellen, kostet etwas, doch es lohnt sich ;)
LG Momo
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:Noch was zum Problem der Aufmerksamkeit. Aus meiner Erfahrung ist nicht die Aufmerksamkeit an sich das Problem und nicht die vermutliche Unterfoderung, sondern das stark eingeschränkter Vermögen des Kindes seine Umgebung zu strukturieren, für sich selber passende Spiele und Aufgaben zu suchen und sich damit alleine Beschäftigen zu können. Erschwert wird es noch zusätzlich, wenn ein Kind an gemeinsamen Aktivitäten kein Spaß findet, und somit "ich mache das, weil es mir Spaß macht mit X und Y gemeinsam die Sachen zu erledigen" nicht funktioniert. Mein Sohn war zuerst im Waldkindergarten. Da hieß es - keine Spielsachen, langweilig, die gleiche Strecke immer hin und her laufen, zu wenig Reize. Meine Tochter - im gleichen Alter, auch gut begabt - hat es genossen. Sie haben gewechselt in einen normalen Kindergarten. Nach einer Woche kann eine derbe Enttäuschung beim Sohn - nicht so spannend, die großen lassen ihn nicht in voller Maße mitspielen, auf die gleichaltrige hat er keine Lust. Es war zeimlich anstrengende Zeit. Dann haben wir sie sehr früh eingeschult. Es lief sehr gut, weil die Zeit in der Schule besser strukturiert ist, als im Kindergarten. Weil mein Sohn aus eigenem Wunsch zu der Klasse gehören wollte, und auch schon selber verstanden hat, dass er in einer Ausnahmesituation steckt und es zu schätzen muss, dass ihm zwei zusätzliche Jahre Kindergarten erspart blieben.
Das, was mir bei meinem Sohn auffällt ist, dass er zeitweise durchaus in der Lage ist, für sich selbst passende Spiele und Aufgaben zu finden. Manchmal will er seine Kinderlieder-CD hören, da konzentriert er sich voll auf die Lieder. Er ist auch sehr geduldig und feinmotorisch geschickt wenn er Lego spielt. Dabei kann er sowohl nach Anleitung bauen als auch frei - und es kommen echt tolle Dinge dabei heraus.

Auch mit anderen Kindern kommt er zeitweise gut zurecht. Heute waren wir auf dem Spielplatz und er hat in der Sandkiste ca. 1 Stunde ohne Unstimmigkeiten mit 3 Mädchen gespielt (Geschwister, geschätzt 3, 5 und 7 Jahre alt). Dabei hat er mit ihnen abgesprochen wer was tut ("Ich helfe Euch beim Wasser holen!", "Darf ich Deine Gießkanne ausborgen?" und "Soll ich dort graben?", "Was kann sie machen?"...). Das zeigt mir, dass er manchmal durchaus in der Lage ist, zu kooperieren und sich angepasst zu verhalten.

Und dann gibt´s die Phasen, wo das überhaupt nicht klappt. Das kann sich innerhalb von Minuten ändern. In seinem Kindergarten gibt es einige Kinder, die überhaupt nicht mehr mit meinem Sohn spielen wollen, weil er immer irgendwie etwas "anders machen" muss und sich nicht anpassen will.

Das ist jetzt nicht extrem schlimm, weil es immer noch einige Kinder gibt, die gerne mit meinem Sohn spielen und so lange er morgens strahlend in den Kindergarten reinläuft und beim abholen bettelt, doch noch ein paar Minuten da bleiben zu dürfen, glaube ich nicht, dass mein Sohn dort sehr leidet. Er "kümmert" sich manchmal auch gern um deutlich jüngere Kinder. Seine liebsten Spielkameraden sind aber großteils unmittelbar vor der Einschulung. Unter den Gleichaltrigen gibt es nur zwei Buben, mit denen er gut zurechtkommt.

Gemeinsame Aktivitäten mit anderen Kindern machen meinem Sohn dann Spaß, wenn zumindest ein, zwei Kinder dabei sind, mit denen er gut "kann". Von den strukturierten Zeiten im Kindergarten gefällt ihm aber einiges nicht, vor allem, dass er bei den Mahlzeiten nicht spielen darf sondern beim Tisch sitzen muss, auch wenn er gar keinen Hunger hat (wobei ich durchaus dafür bin, dass das so gehandhabt wird - mein Sohn ist nämlich einer, der mit einem interessanten Spiel auch bei Hunger sicher nicht aufhören würde).
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
elboku
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von elboku »

Hallo Rabaukenmama!

Beim Lesen deiner Beiträge sind mir noch ein paar Fragen eingefallen:

- Wie geht es deinem Sohn dabei, wenn nicht alle Kinder im Kiga mit ihm spielen wollen? Kränkt ihn das, oder ist es ihm egal? Meine Tochter erzählt mir nämlich auch, dass nicht alle mit ihr spielen, oder dass ihr grad wieder eine Freundschaft aufgekündigt wurde, aber sie meint, dass es sie nicht stört. Entweder sie sucht sich dann aus der anderen Gruppe Kinder, die mit ihr genau das spielen wollen, oder sie meint, dass sie dann morgen vielleicht wieder mit diesen Kindern befreundet ist.

- Welche Dinge machen ihm denn Spaß im Kiga, oder womit will er sich gern beschäftigen? Wenn die Pädagoginnen schon so aufmerksam sind, und auf ihn mehr eingehen möchten, dann könnten sie vielleicht auch für ihn ein paar Spezialaufgaben gestalten, oder sie machen Projekte mit den Kindern - auf der HP gibt es ganz nette Ideen http://www.ihvo.de/category/handbuch/

- Und dann würd ich mein Kind darin bestärken, dass man nicht mit jedem gut befreundet sein muss, dass man auch mit manchen Menschen nicht so gut kann, weil man nicht auf der selben Wellenlänge ist. Das ist vollkommen ok.

- Aufmerksamkeit vs. Grenzen austesten? Bist du dir sicher, dass er mit seinen Aktionen euch gegenüber wirklich Aufmerksamkeit will, oder vielleicht sucht er nur Möglichkeiten eure Grenzen auszutesten? Wie schaut denn eure Reaktion aus, wenn er euch anspuckt oder mit Dreck beschmiert? Wie reagiert er dann, wenn es Konsequenzen gegeben hat?

Du kennst deinen Sohn am besten, aber beim Lesen deiner Beiträge schwingt halt mit, dass du deinen Sohn in die Problemschiene gibst. Aber er ist 4, er lernt gerade den Sozialumgang mit anderen Kindern und Erwachsenen, er will Grenzen austesten und provozieren, da das zur kindlichen Entwicklung dazugehört - das ist alles normal.

LG, Lisa
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