Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

mein "kluges Kind" macht mich fertig: negative Erfahrungen und Erlebnisse
elboku
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von elboku »

Hallo Rabaukenmama,

warst du jetzt eigentlich in einer öffentlichen Entwicklungsdiagnostik? Habe nämlich von der Wiener Entwicklungsdiagnostik (MA 15 u. MA 18) der Stadt Wien bis jetzt nur Gutes gehört...
Aber wie auch immer...

Hast du eigentlich über den "Vorwurf" des geringen Selbstvertrauens schon mal nachgedacht? Könnte man manche Verhaltensweisen von deinem Sohn auch dahingehend interpretieren?
Nur so ein paar Beispiele von deinen Schilderungen:
Du sagst, dass er ein großes Selbstvertrauen hat, da er gerne rosa trägt. Gleichzeitig meinst du, dass er den Zusammenhang zwischen der Ablehnung von manchen Kindern und dem Tragen einer Windel nicht erkennt bzw. begreift. Somit könnte man das Rosa-Tragen auch in diese Richtung interpretieren - er versteht halt noch nicht, dass Rosa eigentlich eine "Mädchenfarbe" ist, und daher von vielen Buben abgelehnt wird.

Auch die Spielsituation kann man auch anders interpretieren: Wahrscheinlich hat er das Spiel als langweilig empfunden, aber er hat es nicht gesagt. Somit kann es die Psychologin auch in die Richtung mangeldes Selbstvertrauen interpretieren.

Aber letztendlich zählt das Gesamtbild und das kennst nur du.

LG, Lisa
Rabaukenmama
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von Rabaukenmama »

elboku hat geschrieben:Hallo Rabaukenmama,

warst du jetzt eigentlich in einer öffentlichen Entwicklungsdiagnostik? Habe nämlich von der Wiener Entwicklungsdiagnostik (MA 15 u. MA 18) der Stadt Wien bis jetzt nur Gutes gehört...
Aber wie auch immer...
Hab Dir per PN geschickt wo ich mit meinem Sohn war.
elboku hat geschrieben: Hast du eigentlich über den "Vorwurf" des geringen Selbstvertrauens schon mal nachgedacht? Könnte man manche Verhaltensweisen von deinem Sohn auch dahingehend interpretieren?
Nur so ein paar Beispiele von deinen Schilderungen:
Du sagst, dass er ein großes Selbstvertrauen hat, da er gerne rosa trägt. Gleichzeitig meinst du, dass er den Zusammenhang zwischen der Ablehnung von manchen Kindern und dem Tragen einer Windel nicht erkennt bzw. begreift. Somit könnte man das Rosa-Tragen auch in diese Richtung interpretieren - er versteht halt noch nicht, dass Rosa eigentlich eine "Mädchenfarbe" ist, und daher von vielen Buben abgelehnt wird.
Doch, dass rosa eine Mädchenfarbe ist weiß mein Sohn. Er hat es selbst auch schon oft gesagt. Auch als er im Fasching unbedingt als Prinzessin (im rosa Kleid) gehen wollte habe ich ihn darauf aufmerksam gemacht, dass es sein kann, dass er als Bub deswegen ausgelacht wird. Er hat gemeint das sei ihm egal.

Vielleicht VERSTEHT er auch, dass andere Kinder ihn wegen seiner Windel ablehnen. Aber da er zu diesem Thema komplett das Gespräch verweigert (zumindest was die Windel im Kindergarten angebelangt) kann ich das nicht mit Sicherheit wissen. Andere Dinge erzählt er mir sehr wohl, z.B. dass der Opa immer "viel schimpft" weil er noch eine Windel hat, die Oma aber nicht so viel schimpft.
elboku hat geschrieben: Auch die Spielsituation kann man auch anders interpretieren: Wahrscheinlich hat er das Spiel als langweilig empfunden, aber er hat es nicht gesagt. Somit kann es die Psychologin auch in die Richtung mangeldes Selbstvertrauen interpretieren.
Ich schätze meinen Sohn so ein, dass er sagt, wenn ihm etwas langweilt. Nachdem ich ihn zum 2. Termin gebracht hatte musste ich noch einen Fragebogen ausfüllen, während die Psychologin meinen Sohn einige Alltagsdinge fragte, z.B. warum man sich mit Sonnencreme einschmieren sollte und warum man eine Jacke anziehen sollte wenn es draußen kalt ist. Nachdem er etwa 5 oder 6 Fragen korrekt beantwortet hatte meinte er etwas genervt: "Können wir nicht etwas spielen? Das ist ja ur-langweilig!".

Von diesem Verhalten genau DIESER Psychologin gegenüber schließe ich darauf, dass er etwas später nicht stillschweigend hingenommen hat, dass sie ihn zu einem (für ihn) langweiligen Spiel motivieren wollte. Vielleicht hat sie einfach nicht zugehört (was mir ja schon beim ersten Termin, wo ich dabei war, aufgefallen ist).

Und auch, wenn mein Sohn tatsächlich nicht gesagt hat, dass ihn das Spiel langweilt, hätte sie ihn ja fragen können, warum er das Spiel nicht spielen will.

Ich habe mit der grundsätzlichen Aussage, mein Sohn hätte zu wenig Selbstvertrauen, weniger Probleme als damit, wie die Psychologin zu diesem Schluss gekommen ist. Mit Selbstvertrauen-stärken kann man ja grundsätzlich nicht viel falsch machen. Nur vermute ich leider (da kann ich mich aber irren) dass es keine konkreten Tipps gibt, wie man das machen kann.

Mein Sohn ist zu Hause ein vollwertiges Familienmitglied und hat auch im Kindergarten einige Freunde (mittlerweile nennt er sie sogar schon "Freunde" :) ). Er ist in alle Familienaktivitäten eingebunden (hat z.B. heute gemeinsam mit mir und dem Papa ein großes, neues Regal aufgebaut) und auch bei der Freizeitgestaltung wird auf seine Bedürfnisse Rücksicht genommen. Nicht, dass wir uns in allen Belangen nach ihm richten, aber wir lassen ihm oft die Wahl zwischen 2 oder 3 möglichen Aktivitäten. Mir fällt mal spontan nichts ein, was man das gewaltig "besser machen" könnte...
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
elboku
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von elboku »

Hallo!

Danke für die PN!

Ich finde es ja generell problematisch von so kurzen Testsituationen auf das Gesamtbild eines Kindes zu schließen.

Was ich bei deinen Schilderungen der Testsituation auch sehr interessant finde, ist die Erwartungshaltung der Psychologin an ein 4 jähriges Kind. Manch Erwachsene schaffen es nicht offen und selbstbewußt zu kommunizieren ;)

Was schon eine Rolle spielen könnte ist sicher auch, ob du bei so einem Gespräch anwensend bist, oder nicht. Bei der Logopädin und beim (faden) Fragen beantworten bei der Entwicklungsdiagnostik warst du dabei. Somit hatte dein Sohn Rückendeckung und konnte sich trauen seine Wünsche zu artikulieren. Beim Spiel warst du offensichtlich nicht mehr dabei, und somit war er auf sich allein gestellt.
Das sind aber auch nur ein paar Gedanken dazu....

Ich hab heute bei einer Zugfahrt das Eltern Family Magazin gelesen. Da gibt es gerade eine Serie zum Thema Selbstbewußtsein bei Kindern. In dieser Ausgabe geht's darum, dass auch schon Kinder ab 3 Jahren zu mehr Eigenständigkeit motiviert werden sollen, und dass es auch gut und wichtig ist, wenn Kinder Erlebnisse ohne Eltern (bzw. sind die Eltern dann in einer gewissen Entfernung, ganz allein kann man ja so kleine Kindern nicht lassen) haben.
Soll heißen, dass Kinder auch mal alleine (ohne Erwachsene, aber natürlich mit Freunden oder Geschwistern) im gesicherten Garten spielen sollen, alleine Streitigkeiten mit Freunden regeln sollen, alleine Freunde besuchen usw.

Und ich wette mit dir, dass dir die Dame von der Entwicklungsdiagnostik zu einem Kampfsport (Judo, Kungfu o.ä.) raten wird ;)

Lg, Lisa
Rabaukenmama
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von Rabaukenmama »

elboku hat geschrieben:Hallo!

Danke für die PN!

Ich finde es ja generell problematisch von so kurzen Testsituationen auf das Gesamtbild eines Kindes zu schließen.

Was ich bei deinen Schilderungen der Testsituation auch sehr interessant finde, ist die Erwartungshaltung der Psychologin an ein 4 jähriges Kind. Manch Erwachsene schaffen es nicht offen und selbstbewußt zu kommunizieren ;)

Was schon eine Rolle spielen könnte ist sicher auch, ob du bei so einem Gespräch anwensend bist, oder nicht. Bei der Logopädin und beim (faden) Fragen beantworten bei der Entwicklungsdiagnostik warst du dabei. Somit hatte dein Sohn Rückendeckung und konnte sich trauen seine Wünsche zu artikulieren. Beim Spiel warst du offensichtlich nicht mehr dabei, und somit war er auf sich allein gestellt.
Das sind aber auch nur ein paar Gedanken dazu....
Hmmm, kann sein dass Du mit der Vermutung richtig liegst. Aber mich wundert, dass die Psychologin offensichtlich nicht mal gefragt hat, WARUM mein Sohn das bestimmte Spiel nicht spielen mag. Auf nachfragen traut er sich sicher zu sagen, was Sache ist. Und ich habe schon von verschiedenen Personen das Feedback bekommen dass mein Sohn auch "allein" sehr genau artikulieren kann was er will und was nicht.
elboku hat geschrieben: Ich hab heute bei einer Zugfahrt das Eltern Family Magazin gelesen. Da gibt es gerade eine Serie zum Thema Selbstbewußtsein bei Kindern. In dieser Ausgabe geht's darum, dass auch schon Kinder ab 3 Jahren zu mehr Eigenständigkeit motiviert werden sollen, und dass es auch gut und wichtig ist, wenn Kinder Erlebnisse ohne Eltern (bzw. sind die Eltern dann in einer gewissen Entfernung, ganz allein kann man ja so kleine Kindern nicht lassen) haben.
Mein Sohn will schon lange immer mal was "ohne Mama und Papa" machen. Wo es möglich ist ermögliche ich ihm das auch. Sei es, dass er in der U-Bahn ein paar Plätze weiter "allein" sitzen will oder dass er allein in den Hof spielen gehen mag (ich überblicke den Hof aus dem Fenster und kann mich auf ihn verlassen, dass er nicht davonläuft).
elboku hat geschrieben: Soll heißen, dass Kinder auch mal alleine (ohne Erwachsene, aber natürlich mit Freunden oder Geschwistern) im gesicherten Garten spielen sollen, alleine Streitigkeiten mit Freunden regeln sollen, alleine Freunde besuchen usw.
Gerade was Streitigkeiten betrifft mische ich mich ohnehin kaum ein. Mein Sohn ist keiner, der handgreiflich wird, und den "Richter" zu spielen, welches Kind dem anderen zuerst die Zunge rausgestreckt oder "was weggenommen" hat, mag ich überhaupt nicht. Heute erst hat mir ein Mädchen aus dem KIGA meines Sohnes (in Anwesenheit ihrer Mutter) mitgeteilt, dass ihr mein Sohn in der Ruhestunde die Zunge gezeigt hat. Mein einziger Kommentar war "aha". Dasselbe sage ich auch, wenn mir mein Sohn erzählt dass irgendein anderes Kind ihm die Zunge gezeigt hat. Ich bin so schon keine Einmischerin und wenn ich in der Situation nicht mal dabei war kann ich nicht sagen wie viel Provoktion von welcher Seite da tatsächlich stattgefunden hat. Bei allem, was im Kindergarten schlimmer war, als Zunge-rausstrecken oder Gaga-Wort-sagen war mein Sohn bisher Opfer, nicht Täter. Auch nicht lustig und diese Sachen haben wir sehr wohl zu Hause besprochen, damit mein Sohn nicht das Gefühl hat, es wäre ok von einem 5jährigen Mädchen geschlagen oder von einer 1,5jährigen gebissen zu werden. Da war mir auch wichtig, den Unterschied zwischen den beiden Situationen (die beide für ihn schmerzhaft waren) zu betonen.

Aber insgesamt sehe ich immer wieder, dass mein Sohn durchaus imstande ist, kleinere Streitigkeiten ohne Einmischung zu lösen. Mich stört auch am Spielplatz immer, wenn sofort ein Erwachsener eingreifen muss, wenn es um eine kleine Meinungsverschiedenheit unter Kindern geht.
elboku hat geschrieben: Und ich wette mit dir, dass dir die Dame von der Entwicklungsdiagnostik zu einem Kampfsport (Judo, Kungfu o.ä.) raten wird ;)
Lg, Lisa
So eine Empfehlung ist ja ok, ich habe ohnehin auch schon daran gedacht, meinem Sohn mal so einen Sport zu ermöglichen. Ich selbst habe erst als junge Erwachsene mit Judo begonnen (weil meine Eltern vorher dagegen waren) und hatte jahrelang sehr viel Freude mit diesem Sport. Und das, obwohl ich absolut kein Talent dazu hatte. Leider musste ich diesen Sport wegen einer schweren Verletzung bei einem Wettkampf (Hüftluxation) schon vor vielen Jahren komplett aufgeben.

Bin schon gespannt ob du mit Deiner Vermutung richtig liegst ;) !
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Rabaukenmama
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von Rabaukenmama »

So, jetzt ist der Befund eingetroffen. Elbuko - du liegst falsch, es wird kein Kampfsport empfohlen. Empfohlen wird "dringendst längerfristige psychotherapeutische Begleitung" und als Methode bietet sich "Psychodrama" an, was immer das bedeuten soll :gruebel: .

Außerdem steht noch drin dass mein Sohn im Wiener Entwicklungstest von Kastner-Koller & Deimann ein homogenes Entwicklungsprofil mit vielen Stärken und keinerlei Schwächen zeigt.

Er ist überall überdurchschnittlich gut: in Körperkoordination, Feinmotorik, Visumotorik, visueller Wahrnehmung, kognitiv, sprachlich sowie bei allen Aufgabenstellungen wie z.B. Quizantworten, Worte erklären, mit Puppen Abhandlungen zeigen,...

Im K-ABC Test erreichte er in Summe ebenfalls überdurchscnittliche Werte im Altersvergleich: im ganzheitlichen erfassen, , zusammenbauen, Auge-Hand-Koordination sowie im auditiven Bereich "auffallend überdurchschnittliche Leistungen".

Tja, so ähnlich habe ich mir das auch gedacht - klüger bin ich aber jetzt auch nicht...

...werde mir mal anhören wie die vorgeschlagene Therapie in der Praxis aussieht, ob sie sich mit unserer Lebenssituation vereinbaren lässt und ob und in welcher Höhe Eigenmittel nötig sind. Dann werde ich entscheiden.
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elboku
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von elboku »

Hallo Rabaukenmama,

hast du schon etwas Klarheit über das Psychodrama bekommen? Bekommt ihr eigentlich noch ein klärendes Gespräch zu dem Ganzen, oder müsst ihr euch jetzt wieder selbst um alles kümmern?

Es klingt auf jeden Fall etwas mühsam, da du nicht vermittels, also ob euch die Enwicklungsdiagnostik eine Hilfe war...

Alles Gute!
LG, Lisa
Rabaukenmama
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von Rabaukenmama »

Nein, eine Hilfe war die Entwicklungsdiagnostik nicht. Denn eigentlich haben die Kindergartenpädagogen mir dazu geraten, weil sie sich Tipps im Umgang mit meinem Sohn erwartet haben. Sie hatten das bisher noch nicht in der Form: einerseits sehr klug und andererseits in manchen Belangen doch so "anders".

Jetzt ist mir auch klar warum mein Sohn bei der Kuno Beller Entwicklungstabelle überall am Anschlag war. Er ist tatsächlich in ALLEN getesteten Belangen "überdurchschnittlich" oder "auffallend überdurchschnittlich" im Vergleich zu Gleichaltrigen. Es gibt keinen Bereich wo er hinterherhinkt oder auch "nur" durchschnittlich wäre.

Diese Woche werde ich mich mal erkundigen wie die längerfristige psychologische Betreuung aussehen könnte und was da konkret gemacht werden soll. Dann werde ich sehr wahrscheinlich eine zweite Meinung einholen. Die Psychologin hat ja auf mich insgesamt leider keinen sehr kompetenten Eindruck gemacht.

Das jedenfalls, was sich die Kindergärtnerinnen erhofft haben, ist nicht eingetreten: trotz der Diagnose gibt´s keine Anhaltspunkte wie man im Alltag mit den Verhaltensmustern meines Sohnes umgehen könnte.
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unwissende
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von unwissende »

Wir sind ja jetzt auch fertig mit der Entwicklungsdiagnostik. Bei uns war es so:
Wir hatten eine Überweisung zur KJP, die verwies uns aber zum SPZ, da die KJP eine zu lange Wartezeit hatte, ist aber fast egal, da die beiden im gleichen Krankenhaus sind und zusammenarbeiten...
Übernommen wurde alles von der Krankenkasse....

Der Ablauf war so:
- Fragebogen ausfüllen
- Woche später Termin Gespräch Mutter, Kind + Facharzt für Kinderpsychatrie ( dauerte über 1 Std.)
- Überweisung HNO, Überweisung EEG zur Abklärung von körperlichen Störungen z.B. Hörwahrnehmung etc.
- Ergotherapeutische Entwicklungsabklärung ( da waren wir erst zusammen drin und dann wurde sie noch 20min. allein getestet)
- Physiotherapeutische Entwicklungsabklärung ( da war ich die ganze Zeit dabei und der Physiotherapeut hat mit ihr getobt und geturnt)
- Psychologische Abklärung ( Spielen mit einem Puppenhaus, erzählen u.s.w.)
- Kaufmann ABC bei der gleichen Psychologin
- Kardiologische Untersuchung

Alles in allem ging relativ schnell, hätte nicht gedacht, dass wir so kurze Wartezeiten hatten, fanden aber auch fast alle im gleichen Krankenhaus statt. Und wir hatten pro Woche ungefähr 2 Termine.

Dann beim Abschlussgespräch wurden dann verschiedene Sachen empfohlen. - Klang auch alles ganz toll, aber nun zuhause hab ich irgendwie doch keine konkrete Ahnung, was ich nun machen soll. Ich versuche erstmal Hobbys zu finden, noch mehr Eigenständigkeit zu geben, und sie mehr auszulasten. Ausserdem soll ich mir nun überlegen, ob sie Sensomotorische Einlagen bekommt oder nicht, da sie grenzwertige Ergebnisse bei der Wahrnehmung hatte....

Mittwoch soll ich mich beim Familienstützpunkt vom Landkreis melden und wenn was ist anrufen ( aber es ist doch immer irgendwas...) ansonsten hat sie im Februar Wiedervorstellung. Morgen ist das Elterngespräch mit dem KiGa und ich bin mir noch unschlüssig, wie detailliert ich die Ergebnisse mitteilen soll.

Ein kompletter Bericht mit Kopien aller Ärzte bekomme ich per Post. - Alles in allem gefiel mir die Testungen, bzw. das SPZ ganz gut, auch wenn mir jetzt gerade noch die eigentliche Hilfe fehlt. Sie meinte, mit dem Wissen, dass sie tatsächlich weiter ist als ihre Altersgenossen könnte ich sie vielleicht besser verstehen, aber eigentlich verstehe ich sie schlechter. Denn dann müsste sie doch begreifen, dass es Mist ist, wie sie sich verhält. Wenn sie Unterentwickelt wäre, könnte ich mir ja noch vorstellen, dass sie es nicht extra macht und einfach nix dafür kann.... :gruebel:

Aufgrund der Ergenisse der Kleinen wurde dann vorgeschlagen, meine Große auch durch zu testen. Sie hat einen Termin im Februar. Bis dahin soll ich eine schriftliche Personenbeschreibung und Alltagsbeschreibung beider Kinder anfertigen.



Hast du denn Adressen oder so bekommen, an der du dich wenden kannst? Seit ihr jetzt mit der Therapie angefangen? Bringt sie was?
Rabaukenmama
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Re: Entwicklungsdiagnostik - Erfahrungen ?

Beitrag von Rabaukenmama »

unwissende hat geschrieben:
Ein kompletter Bericht mit Kopien aller Ärzte bekomme ich per Post. - Alles in allem gefiel mir die Testungen, bzw. das SPZ ganz gut, auch wenn mir jetzt gerade noch die eigentliche Hilfe fehlt. Sie meinte, mit dem Wissen, dass sie tatsächlich weiter ist als ihre Altersgenossen könnte ich sie vielleicht besser verstehen, aber eigentlich verstehe ich sie schlechter. Denn dann müsste sie doch begreifen, dass es Mist ist, wie sie sich verhält. Wenn sie Unterentwickelt wäre, könnte ich mir ja noch vorstellen, dass sie es nicht extra macht und einfach nix dafür kann.... :gruebel:
Glaub mir bitte: sie macht nichts absichtlich, jedenfalls nicht in der Ansicht, euch irgendwelche Schwierigkeiten zu bereiten! Dem Trugschluss "wenn ein Kind intelligent ist müsste es doch auch mitbekommen welches Verhalten von ihm erwartet wird" unterliegen leider viele Menschen. Tja, aber Intelligenz tritt unabhängig von Empathie auf und selbst wenn ein Kind mitbekommt, wie man es gerne "haben würde" bedeutet das noch lange nicht, dass es selbst auch bereit oder imstande ist, sich so zu verhalten.

Ich (selbst HB) war ein sehr schwieriges Kind. Ich liebte meine Eltern sehr, vor allem meine Mutter. Sehr wohl bekam ich mit dass nicht nur ich durch mein Verhalten oft selbst Schwierigkeiten hatte sondern dass es auf sie zurückfiel (Stichwort: "zu lasche Erziehung"). Und genau das wollte ich auf gar keinen Fall! Ich war ein sehr gläubiges Kind und erinnere mich an meine Gebete im Kindergarten- und Volksschulalter. Sie lauteten immer "Bitte, lieber Gott, laß mich braver werden! Lass mich so werden wie die Daniela aus meiner Kindergartengruppe oder (später) wie die Susanne aus meiner Klasse!". Ich suchte mir immer andere Kinder als Vorbilder, von denen ich mitbekam, dass sie mit ihrem Verhalten nicht ständig "aneckten". Die Susanne war die 4 Jahre meiner Volksschulzeit dieses Vorbild: ruhig, schüchtern, sprach nur wenn sie gefragt wurde, nie auffälllig in der Schule, immer gute Noten, nie eine Betragennote...

...Jahre später hat mir der Vater dieser Susanne mal erzählt dass seine Tochter immer begeistert von der Schule heimgekommen ist und berichtet hat, was ich gemacht oder gesagt habe. Sie hat zu Hause häufig erzählt sie wäre gerne so mutig und lustig wie ich. Sogar als Erwachsene war ich noch verwundert wie sehr sich das Bild, welches die Susanne damals von mir hatte, von meinem eigenen damaligen Selbstbild unterschied.

Ich wollte IMMER brav und angepasst sein. Ich wollte das machen, was von mir erwartet wurde: nicht dreinreden wenn Erwachsene sprechen (auch dann nicht, wenn sie Blödsinn sagen), älteren Leuten Respekt entgegenbringen, leiser sprechen, mich nicht ständig schmutzig machen und vor allem nicht immer in irgendwelche Schwierigkeiten geraten so dass meine Mutter in die Schule kommen muss.

Aber ich habe es einfach nicht geschafft. Mein Temperament ist immer sprichtwörtlich mit mir durchgegangen. Durch die Erinnerung an diese Erlebnisse habe ich mehr Verständnis für meinen Sohn, welcher mir von der Wesensart her sehr ähnelt.

Verständnis für einen Menschen (egal wie alt und wie verwandt ;) ) kommt nicht durch ein Testergebnis sondern durch die Akzeptanz seiner Persönlichkeit auch in den Punkten, die einem nicht zusagen. Vergiss alle Vorurteile die du bisher über hochbegabte (oder begabte) Menschen gehört oder Dir selbst "gemacht" hast. Deine Tochter ist ein einmaliger Mensch und auf Grund EINES Aspekts ihrer vielfältigen Persönlichkeit (den IQ) ändern sich die anderen Voraussetzungen, die sie mitbringt, nicht. Es gibt zig-tausende Hochbegabte im deutschsprachigen Raum: extrovertierte, introvertierte, fleißige, faule, anpassungsfähige, rebellische, ruhige, hektische, kooperative und mit-dem-Kopf-durch-die-Wand Typen ;) .
unwissende hat geschrieben: Hast du denn Adressen oder so bekommen, an der du dich wenden kannst? Seit ihr jetzt mit der Therapie angefangen? Bringt sie was?
Die Adresse, welche ich bekommen habe, war von der "Psychotrauma"-Gruppe. Leider wertlos, denn diese Gruppe ist erst für Kinder ab 6 Jahre (da hat die Psychologin einmal mehr nicht aufgepasst).

Dann habe ich auf Anraten der Frühförderin des Kleinen mal einen Ersttermin in "sensorischer Integration" wahrgenommen. Das Gespräch mit der Therapeutin dort hat mich jedoch nicht überzeugt. Sie sprach sehr allgemein von "motorischen Defiziten", die ihre Therapie bessern sollte. Auf meine Feststellung, dass mein Sohn sowohl grob- als auch fein- und visomotorisch sehr fit ist (laut Testung in der Entwicklungsdiagnostik und eigener Beobachtung) ging sie nicht weiter ein, so nach dem Motto "das kann jedes Kind brauchen..." und "die anderen Dinge werden auch besser wenn die Motorik sich verbessert...".

Wir bekamen nach dem Ersttermin einen sehr allgemein gehaltenen Zettel mit Verhaltensempfehlungen mit. Demnach soll mein Sohn viel Sport und Bewegung machen und wir sollen möglichst immer denselben Tagesablauf ohne Stresssituationen anstreben um ihm "mehr Sicherheit" zu geben. Ganz schlecht sind z.B. längere Fahrten in U-Bahnen oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln. Nur: um zu einer 45min-Einheit sensorischer Integration zu kommen müsste mein Sohn 2,5 Stunden in (zur Stoßzeit überfüllten) öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.

Empfohlen wurde ein Termin pro Woche vorerst für 6 Monate - was uns ins Summe knapp 2.000 Euro kosten und unseren Tagesablauf am Therapietag arg durcheinanderbringen würde. Wäre ich nur etwas mehr davon überzeugt dass diese Therapie meinem Sohn hilft hätte ich mich dafür entschlossen, aber die vage, allgemeine Art der Therapeutin und die Ignoranz seiner echten Schwierigkeiten (die sicher nicht im motorischen Bereich zu suchen sind) haben mich zur Überzeugung gebracht, es erst mal ohne Therapie zu versuchen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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