Was soll ich nur tun?

mein "kluges Kind" macht mich fertig: negative Erfahrungen und Erlebnisse
Lunamia Schokokeks
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Re: Was soll ich nur tun?

Beitrag von Lunamia Schokokeks »

Hallo und guten Abend in die Runde,
zunächst: vielen vielen Dank für eure Rückmeldungen, eure Offenheit und Ehrlichkeit. Sie sind für mich sehr wertvoll, und ich habe sie in den vergangenen Tagen immer wieder gelesen. Seither hat sich hier nochmal einiges verändert, von dem ich euch gern berichten möchte.

Unser Sohn geht nun 3x/Woche für je 2 ½ Stunden in einen Spieletreff, wo er von Gleichaltrigen umgeben ist. Da wir uns noch in der Eingewöhnung befinden, ist natürlich noch offen, wie er sich dort einfügen wird. Erste Rückmeldungen waren sehr positiv, wobei er sich schon als sehr willensstark präsentiert. Ich bin gespannt, wie es dort weitergeht. In 2 Wochen haben wir ein Anmeldegespräch für einen Kigaplatz im nächsten Jahr, sodass auch bei dieser Baustelle vorwärts geht.

Thema Ängste: Er entwickelt seit einigen Tagen wieder zunehmend Ängste. So hat er wieder Angst vor dem Rauchmelder. Dieses Mal ist es aber nicht das Blinken was ihn ängstigt (war vor ein paar Monaten so), sondern er hat Angst, dass da Rauch raus kommt. In der Nacht versteckt er sich immer wieder unter der Bettdecke, weil er fürchtet, dass Kasper oder ein Raucher vom Bettrand auf sein Bett springen. Das Thema Rauchen beschäftigt ihn sehr. In unserer Familie raucht niemand, aber er sieht jeden Zigarettenstummel auf dem Gehweg, sieht jeden Raucher vorm Supermarkt. Und immer teilt er seine Beobachtungen mit uns. Auch machen ihm verschiedene Augen Angst (die Elchaugen von der Gästepuschen-Aufbewahrung, die Augen von der Uhr auf dem Holzspiel) und er sagt ganz klar, dass er sie nicht sehen will. Außerdem machen ihm Geräusche Angst: Hörbücher, die er bisher problemlos gehört hat, fürchtet er nun (z.b. die Nachtszene in „Weißt du eigentlich wie lieb ich dich hab?“ und die Klapperschlangen-Szene in dem Stück „Trommelspecht“ von den Kleinen Einsteins). Auch das Geräusch vom Augen-öffnen seines Eulenweckers mag er plötzlich nicht mehr hören. Beim Autofahren (er saß vorwärtsgerichtet, bisher saß er rückwärtsgerichtet) stellte er vorgestern fest, dass links und rechts von der Straße Felder sind, die nicht eingezäunt sind. Er äußerte daraufhin, dass er Angst habe, dass wir von der Straße abkommen und ins Feld fahren und fragte, warum sie nicht eingezäunt sind. Dieses Thema wiederholt sich seither regelmäßig. Auch sieht er jeden Radfahrer, der ohne Helm fährt und teilt mir deren Fehlverhalten, inklusive der daraus resultierenden Gefahr, mit. Dazu eine Frage: sind das alterstypische Ängste oder muss ich mir Sorgen machen dass er sich zu viele Gedanken macht bzw., auch einfach „zu viel“ sieht?

Thema KJP/SPZ: eure Nachrichten waren quasi der letze Anstoß und ich habe telefoniert: wir haben nun in 3 Wochen einen Termin, bei dem unser Sohn (erstmals!) nicht aus dem medizinisch-pathologisch-defizitären Blickwinkel betrachtet wird, sondern aus begabungspsychologischer Sicht. Die Psychologin wurde mir bereits vor den der DGhK empfohlen (danke nochmal für den Tipp!). Ich bin total gespannt auf den Termin und verstehe ihn als weiteres Puzzleteil, zusätzlich zu den bereits vorhanden Teilen. Ich hoffe, dass sich mir dann bald das große Ganze erschließen wird. Unsere Termine beim SPZ sind nun sowieso ersteinmal durch, ich warte noch auf den abschließenden Bericht.

Thema Reize: nach euren Berichten und insbesondere nach der Nachricht von Koschka bin ich in der letzten Woche immer mal wieder aufmerksam durch das Zimmer meines Sohnes gestreift. Dabei wanderten nochmals einige Spielzeuge in die „Ausrangiert-Kiste“ und schließlich auf den Dachboden. Sein Zimmer wirkt nun noch klarer, ruhiger, aufgeräumter. Vielleicht hat es ja positive Effekte. Was die Reize außerhalb der Wohnung betrifft, so fahre ich fort wie bisher. Viel Bewegung, viel bekanntes, aber auch viel Neues. Frei nach dem Motto: draußen das Abenteuer, drinnen die Ruhe, das Runterkommen und sich entspannen. Das fühlt sich richtig an und ich stehe voll dahinter, den ich glaube, ihm nichts neues mehr zuzumuten, ist in unserem Fall kontraproduktiv. Sowohl für mich als auch für unseren Sohn.

Thema Gesprächsunterbrechungen: er unterbricht uns weiterhin ständig. Ich hab es mal genauer beobachtet und mir ist aufgefallen, dass er es auf verschiedene Weise mit verschiedenen Zielen macht. Variante A: er spricht dazwischen, weil er sich inhaltlich am Gespräch beteiligen will und nicht abwarten kann, bis er an der Reihe ist. Variante B: er spricht dazwischen weil er irgendein Bedürfnis von uns erfüllt haben möchte, und zwar ohne weitere Zeitverzögerung. Variante C: er spricht nicht dazwischen, sondern bricht vorsätzlich Regeln (z.B. schwere Äste in die Luft werfen), um meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Thema Fortschritte: Heute hat er sich (zum ersten Mal) seinen Rechenschieber genommen und mit dessen und meiner Hilfe bis 50 gezählt. Er schreibt täglich seinen Namen. Er erkennt und benennt all die darin enthaltenen Buchstaben korrekt (einzig das N macht ihm noch Schwierigkeiten). Er reimt wieder was das Zeug hält. Er baut ein Lego-Auto nach dem anderen und erprobt ihre Fahrtauglichkeit. Damit beschäftigt er sich momentan mehrmals am Tag, immer bis zu einer Stunde lang. Er spielt Rollenspiele mit seinen Stofftieren oder schlüpft in unsere Rollen. So hat er heute beim Tisch eindecken dass Kinderbesteck zu mir und meinem Mann gelegt, während er sich selbst Erwachsenenbesteck eingedeckt hat (man muss dazu sagen, dass wir das Kinderbesteck schon lange nicht mehr benutzen da unser Sohn ganz prima mit dem Erwachsenenbesteck umgehen kann). Dann verkündete er, dass er jetzt Erwachsen sei und wir die Kinder wären. :D
Sein Vokabular wächst so rasant, dass wir es schon gar nicht immer mehr bewusst mitbekommen. Vor einigen Tagen fiel mir auf, dass er das Wort „Kompromiss“ wie selbstverständlich benutzt. Und als ich mit ihm am Maltisch saß, fragte er mich, ob ich den Stift noch benötigen würde. Ich verneinte und blieb wie gebannt an dem Wort „benötigen“ kleben. Auch werden seine Sätze immer verschachtelter, er spielt mit Haupt- und Nebensätzen, er singt Lieder, die er lange nicht mehr gehört hat. Wenn ich mal wieder ein Wort nicht finde, vervollständigt er meinen Satz. Und all das tut er von sich aus, ohne dass esjemand von ihm fordern würde. Ich finde das alles einfach wow.

Thema Sozialverhalten: beim Eltern-Kind-Turnen konnte ich wieder live sehen, wie sehr sich mein Sohn, der wirklich sehr höflich sein kann (insbesondere mit Erwachsenen), daneben benehmen kann. Da wird sich immer wieder vorgedrängelt. Zurechtweisungen versucht er sich zu entziehen, indem er weg läuft (das wurde übrigens schon vom Kiga moniert, das hat er da nämlich in aller Regelmäßigkeit gemacht). Und es fällt inzwischen auch anderen Eltern beim Turnen auf, dass mein Sohn anders ist als die anderen Kinder. So beobachtet er mit Hingabe die Bewegungen der Sprungfeder des Trampolins, wenn andere Kinder darauf springen. Während seine Beobachtungen beim den runden Trampolinen zu keinerlei Einschränkungen auf Seiten des hüpfenden Kindes führen, stellt sich das bei den viereckigen Trampolinen, von denen dann auf eine große Matte gesprungen wird, anders dar. Hier liegt er plötzlich im Weg, die Kinder können nicht runterspringen. Die Kinder rufen protestierend auf und ab hüpfend nach ihren Eltern, die das Verhalten meines Sohnes kurz mit missbilligendem oder verständnislosen Blick (den werde ich NIE vergessen!) beobachten und dann mich – mit hochgezogenen Augenbrauen - auf den Plan rufen. Ich habe versucht, meinem Sohn so gut wie möglich rückzumelden, dass ich es toll finde, wie sehr er sich für die Funktionsweise des Trampolins interessiert und dass er sich das ganze gern von der Seite anschauen kann (wo man aber zugegebenerweise weniger sieht), sodass die anderen Kinder ungestört springen können. Doch mein Sohn rannte wieder einmal davon und das Interesse an der Sprungfeder war für den Rest der Stunde erloschen. Sowas macht mich sehr traurig. Und vermittelt mir eine Idee davon, wie schwer es sein muss, seinen eigenen Forscherdrang mit den gesellschaftlichen Regeln des täglichen Miteinanders in Einklang zu bringen. Da fällt mir das Wort „Passung“ ein, ein Wort, dass mir in meiner aktuellen Lektüre immer wieder begegnet. Alles eine Frage der Passung? Hmm… Fakt ist, dass er sich bei älteren Kindern und bei Erwachsenen anders verhält , als bei gleichaltrigen und bei jüngeren.

Apropos Literatur: vielen Dank für den Hinweis mit dem dänischen Familientherapeuten Jesper Juul. Welches Buch meint ihr da konkret? Er hat ja ziemlich viele veröffentlicht. Anfang 2020 soll ein weiteres rauskommen, dessen Titel m.E. erst einmal sehr interessant klingt: "Dein selbstbestimmtes Kind".

Fazit: Insgesamt hat sich die Beziehung zwischen meinem Sohn und mir wieder etwas entspannt. Wir haben zwar immer noch unsere Momente, aber insgesamt sind wir beide ausgeglichener. Das kann man von der Beziehung zwischen Vater und Sohn leider (noch) nicht sagen. Aber auch da bin ich guter Hoffnung. Mal sehen, wie es weiter geht…

Ich würde gern noch mehr schreiben und vor allem noch mehr Bezug zu euren Nachrichten nehmen, doch meine Konzentration ist erschöpft. Daher ein anderes Mal.
Herzliche Grüße an alle!
sinus
Dauergast
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Re: Was soll ich nur tun?

Beitrag von sinus »

Deine Beschreibung der Ängste und Sorgen klingt nach einem Kind, deren Verständnisfähigkeit nicht mit den realen Erfahrungen zusammenpasst. Sprich: Zu viel sehen und wissen im Zusammenhang mit zu wenig praktischer Lebenserfahrung.
Ich denke, was du beschreibst, ist vielleicht nicht alterstypisch, aber bei klugen Kindern vielleicht nicht ganz ungewöhnlich. (Mal sehn, was die anderen dazu schreiben)

Meine Große war ähnlich. Sie hatte schon diverse Ängste.
Schon als Baby/Kleinkind fiel mir da Einges auf. Da hatte sie Angst z.B. Angst vorm Ventilator und vorm Staubsauger (letzteres ging sehr lange, fast bis ins Schulalter) und sehr früh hatte sie Angst vor allem, was man aufblasen konnte.
(Ich glaube, es war ihr unheimlich, dass eine Sache so plötzlich aus für sie nicht nachvollziehbaren Gründen groß werden kann. Ich habe ihr das mit der Luft dann erklärt, da wurde es besser)
Vor abfließendem Wasser in der Badewanne hatte sie ein zeitlang große Angst. Sie dachte, sie oder ihr Spielzeug könnten mit verschwinden. (Da war es sicher das Erlebnis, dass eine einmal vorhandene Sache - Wasser - einfach so komplett verschwindet... sie war damals einfach eine sehr genaue Beobachterin, die eben ich nicht alles richtig einschätzen konnte, weil ihr Wissen und Erfahrung fehlten.)

Später (im Alter deines Kindes) weigerte sie sich, mit uns Boot zu fahren. Weil sie wusste, dass es sinken könnte.
Als wir mit einer anderen Mutter und deren gleichaltrigem Sohn einmal zusammen unterwegs waren, konnten wir sie dann doch mal überreden, mit einzusteigen, aber sie war sehr in Sorge während der Fahrt.
In dem Falle war es sicher so, wie ich oben sagte. Sie wusste zu viel über die Gefahren und hatte gleichzeitig zu wenig Erfahrung damit. (Sie wusste, dass Boote sinken können und tiefes Wasser gefährlich ist,wie konkret diese Gefahr im Alltag ist, konnte sie mangels Erfahrung noch nicht einschätzen.)
Sie war hier als Kleinkind auch diejenige, sie sobald ein Gewitter anstand, überall kontrollierte, ob alle Stecker der technischen Geräte aus den Steckdosen gezogen waren.
Sie hatte damals auch immer alle wichtigen Termine im Kindergarten im Blick und erinnerte mich daran, was mitzubringen/zu beachten sei.
Sie hatte ein Problem damit, wenn andere Kinder sich unvorsichtig verhielten. (Darum hasste sie Ausflüge mit der Kindergruppe, denn andere Kinder waren eben nicht so brav und umsichtig am Straßenrand wie sie. Das hat sie mir auf Nachfrage, warum sie sich nicht auf den anstehenden Ausflug freute wie die anderen, selbst so gesagt.)
Ich erinnere mich auch noch, wie wir mal eine Ausflug mit einer Freundin machten und dabei im Zug unterwegs waren. Da war sie höchstens drei. Meine Freundin hatte den Kinderwagen dabei.
Meine Tochter hielt erst eine ganze Weile den Wagen krampfhaft fest. Als sie dann mal mit auf Toilette sollte, meinte sie, sie könne nicht weg, der Wagen wäre doch gar nicht angebremst und darum könne er wegrollen und das sei doch gefährlich für das Baby.

Im Kindergarten lief im "Traumzimmer" damals öfter mal das Radio. Einmal kam mein Kind - so 4/5 Jahre alt - ziemlich verstört heim, weil sie da irgendwelche schlimmen Nachrichten gehört hatte. Ich bat im Kita darum, dort bitte nur noch Musik und kein Radio mehr laufen zu lassen. Man war überrascht und meinte, bisher haben sie noch nie beobachtet, dass die Kinder da so ganz genau zuhören... (aber entsprachen meiner Bitte)

Später (im Grundschulalter) waren wir bei einer Psychologin wegen diverser Fragestellungen und da wurde mein Kind nach dem Ausfüllen diverser Fragebögen als "neurotisch" eingestuft.
Ich bin aber inzwischen überzeugt, dass das nichts krankhaftes ist, sondern einfach ein Zeichen davon, dass sie sehr viel schon versteht und mitbekommt und durchdenkt. Mehr als die durchschnittliche Altersgruppe, die nunmal Basis der Fragebögenauswertung ist.
Sie hatte zu der Zeit immer Angst, im Fahrstuhl mitzufahren, hasste Parkhäuser mit flacher Decke und wollte auch nie mit in Höhlen kommen, wenn wir entsprechende Ausflüge machten. Das war aber sicherlich u.a. auch eine Folge des Autounfalles, bei dem sie 45 Minuten eingeklemmt war, ehe sie befreit werden konnte. Also ein reales traumatisches Erlebnis. (wo ich finde, dass sie es für ihr Alter sogar ungewöhnlich gut verarbeitet hat!)
Allerdings ließ sie sich bisher dann immer Überreden (wie damals beim Bootfahrten), es trotz ihrer Angst zu versuchen. Darum denke ich, dass man sich da keine ernsthaften Sorgen machen muss.

Meine Kleine scheint mir insgesamt etwas weniger ängstlich, sie hatte aber auch schon eine Phase mit Angst vor Wasser und Ertrinken und vor Feuer im Haus. Ich musste wegen Ersterem auf ihren Wunsch hin das Vorlesen vom "Kleinen Wassermann" abbrechen. Allerdings gibt es ein reales "Wassererlebnis", was Ursache sein könnte.
(sie hatte an unserem See die Wassertiefe falsch eingeschätzt und war einen Schritt zu weit gegangen und kurz untergetaucht)
Sie sagte bei der damals abendlich regelmäßig auftretenden Feuerangst mal zu mir: "Mama, ich mag diese Gedanken nicht, aber ich kann sie einfach nicht abschalten!"
Sie ist auch sehr "blickig" und bekommt sehr viel mit. So wie die Große muss man sich um sie null Sorgen machen im Verkehr oder wegen des Gartenteichs den wir haben o.ä.. Beide meiner Kinder muss/musste man nur eimal über mögliche Gefahren aufklären und sie haben es zuverlässig beachtet. (sehr angenehm für mich als Mutter!)
Beide wissen sehr genau, wie man sich wo verhält und was man beachten muss.
(Beide konnte ich bspw auch schon mit 2-3 mit in ein Konzert nehmen uns sie verhielten sich ruhig)

Ich habe den Eindruck, dass du (ähnlich wie ich), dein Kind sehr genau beobachtest und intensiv versuchst, dich einzudenken. Das finde ich gut und denke, es wird euch beiden helfen.
Dein Kind ist nicht wie andere Kinder (im Grunde ist kein Kind wie das andere!) und ich persönlich glaube, dass bei einer so gut beobachtenden, zugewandten und reflektierenden Mutter alle Gegebenheiten da sind, um das Kind richtig zu unterstützen.

Bei Juul warde ich mal mit dem dünnen Heftchen "Grenzen, Nähe, Respekt" anfangen. Das ist, finde ich, eine gute Zusammenfassung aller möglichen Juulschen Ansätze und Gedanken.
Ich habe auch noch "Dein kompetentes Kind" gelesen und fand es sehr erhellend. Es hat mich sehr bestärkt, dem Kind grundsätzlich zu vertrauen.

Halte uns auf dem Laufenden!
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
alibaba

Re: Was soll ich nur tun?

Beitrag von alibaba »

Ich bin hin und hergerissen was ich hier schreiben könnte.

Ich finde, @lunamia, dass Du etwas zu dicht am Kind bist. Aufmerksam wurde ich, in deinem letzten Bericht, indem Du geschrieben hast, dass DICH das traurig macht, aber dein Kind von Dannen zog und es dann auch okay war. Genau dieser Eindruck entsteht bei mir im Kopf, wenn ich deine Berichte lese. Spontan denke ich: zu nah, zu dicht, lass los. Und wenn ich denn auch sagen darf, vielleicht liege ich falsch, dass Du etwas unsicher auf mich wirkst im Umgang mit deinem Kind. Würde auch dazu passen, das Du eben so dicht dran bist. Du sendest keine verständlichen Signale deinem Kind - ich glaube, er kann die nicht einordnen.

Ich bin kein Experte - auf keinen Fall - aber vom Bauchgefühl denke ich, dass dein Kind die Enge (mit der du ihn umschlingst) nicht so mag und deswegen mit Dir ein bisschen "spielt". Ursache - Wirkung - Spirale. Ob das jetzt typisch begabt ist? Ich weiß nicht, was von dem was Du hier beschreibst jetzt pathologisch auffällig ist oder einfach normal für einen solchen Knirps. Einzig denke ich, dass nicht die Begabung ansich ursächlich dafür sein kann. Ich finde daher die Idee gut, dass Du jetzt nochmals einen Termin vereinbart hast. Vielleicht schreibst du einfach später, zu welchem Ergebnis denn die Experten kamen. Fände ich ganz interessant.
Zuletzt geändert von alibaba am Fr 20. Sep 2019, 09:58, insgesamt 1-mal geändert.
alibaba

Re: Was soll ich nur tun?

Beitrag von alibaba »

sinus hat geschrieben:
Ich habe den Eindruck, dass du (ähnlich wie ich), dein Kind sehr genau beobachtest und intensiv versuchst, dich einzudenken. Das finde ich gut und denke, es wird euch beiden helfen.
Ich weiß nicht, ob das hilft. Ich bin da skeptisch.

Ich empfände es als mega anstrengend, wenn ich mich auch noch intensiv ins Kind eindenken müsste, bei dem was ich tu oder wie ich handle. Das kann auch behindern. Wie macht man das denn dann bei 4 Kindern?
Rabaukenmama
Dauergast
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Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Was soll ich nur tun?

Beitrag von Rabaukenmama »

Lunamia Schokokeks hat geschrieben:
Thema Ängste: Er entwickelt seit einigen Tagen wieder zunehmend Ängste. So hat er wieder Angst vor dem Rauchmelder. Dieses Mal ist es aber nicht das Blinken was ihn ängstigt (war vor ein paar Monaten so), sondern er hat Angst, dass da Rauch raus kommt. In der Nacht versteckt er sich immer wieder unter der Bettdecke, weil er fürchtet, dass Kasper oder ein Raucher vom Bettrand auf sein Bett springen. Das Thema Rauchen beschäftigt ihn sehr. In unserer Familie raucht niemand, aber er sieht jeden Zigarettenstummel auf dem Gehweg, sieht jeden Raucher vorm Supermarkt. Und immer teilt er seine Beobachtungen mit uns. Auch machen ihm verschiedene Augen Angst (die Elchaugen von der Gästepuschen-Aufbewahrung, die Augen von der Uhr auf dem Holzspiel) und er sagt ganz klar, dass er sie nicht sehen will. Außerdem machen ihm Geräusche Angst: Hörbücher, die er bisher problemlos gehört hat, fürchtet er nun (z.b. die Nachtszene in „Weißt du eigentlich wie lieb ich dich hab?“ und die Klapperschlangen-Szene in dem Stück „Trommelspecht“ von den Kleinen Einsteins). Auch das Geräusch vom Augen-öffnen seines Eulenweckers mag er plötzlich nicht mehr hören. Beim Autofahren (er saß vorwärtsgerichtet, bisher saß er rückwärtsgerichtet) stellte er vorgestern fest, dass links und rechts von der Straße Felder sind, die nicht eingezäunt sind. Er äußerte daraufhin, dass er Angst habe, dass wir von der Straße abkommen und ins Feld fahren und fragte, warum sie nicht eingezäunt sind. Dieses Thema wiederholt sich seither regelmäßig. Auch sieht er jeden Radfahrer, der ohne Helm fährt und teilt mir deren Fehlverhalten, inklusive der daraus resultierenden Gefahr, mit. Dazu eine Frage: sind das alterstypische Ängste oder muss ich mir Sorgen machen dass er sich zu viele Gedanken macht bzw., auch einfach „zu viel“ sieht?
Hallo Luminella,

ich gehe mal auf das Thema Ängste ein, zum Rest vielleicht später mehr.

Meiner Meinung nach sind die Ängste durchaus alterstypisch. Dein Sohn hat sich als Kleinkind instinktiv sicher gefühlt und jetzt wird ihm klar, dass immer und überall was Schlimmes passieren kann. Er kann aber noch nicht einordnen, was wirklich gefährlich ist und was nicht. Daher ist er quasi von einem Extrem (dem Gefühl "Ich bin immer sicher, mir kann nichts passieren") ins andere ("Es lauern überall Gefahren") gefallen.

Junge Kinder werden ständig vor irgendwelchen Gefahren gewarnt: Pass auf, da kommt ein Auto! Achtung, das Glas fällt gleich runter! Zwick dir nicht die Finger ein! Vorsicht, du patzt dich gleich an! Halt dich gut fest, sonst fällst du aus dem Boot ins Wasser!

Wie soll ein Kind da unterscheiden, ob was WIRKLICH gefährlich ist, oder nicht? Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten der Reaktion, wenn man die echte Gefahr eben nicht einschätzen kann. Die eine Reaktion ist ignorieren (der Warnungen), die andere ist, alles GLEICH ernst zu nehmen (so, wie es dein Sohn tut).

Du machst das Richtige, indem du mit deinem Sohn über seine Ängste sprichst. Ich würde da zusätzlich noch "aktives zuhören" verwenden, weil mir vorkommt, dass sich dein Sohn mit seinen Ängsten nicht immer verstanden fühlt. Klar ist der elterliche Instinkt erst mal, das Kind zu beruhigen, aber das macht solche Ängste nicht besser. Es ist auch schwer zu verstehen: da sagt man ihm, er muss zu seiner Sicherheit beim Rad fahren einen Helm aufsetzen und erklärt ihm, dass es sonst gefährlich ist, und dann fahren da Erwachsene ungeniert ohne Helm herum und sind sich der Gefahr offenbar gar nicht bewusst! Dasselbe betrifft das rauchen: dein Sohn hat mitbekommen, dass rauchen sehr gefährlich ist, kann aber nicht einschätzen, wo genau die Gefahr liegt und verbindet jetzt das Wort "Rauch" (auch beim Rauchmelder) grundsätzlich mit Gefahr. Natürlich ist das erste Gefühl, ihm die Angst zu nehmen, das funktioniert aber erst, wenn er sich damit verstanden fühlt.

Beispiel Rauchmelder: Einfach die Ängste wiederholen "Du befürchtest, dass da Rauch rauskommt" und dann warten, wie das Gespräch weitergeht. Meistens kommt dann was ganz unreales, wie z.B. "Ja, der Rauch könnte mich in der Nacht töten" oder "dann bekomme ich keine Luft zum atmen"... Auch wenn es schwer fällt, auch hier einfach nur wiederholen: "Du befürchtest, keine Luft mehr zu bekommen und ersticken zu müssen!". Das Gespräch dann durch raten, was die Gefühle des Kindes sind, weiter offen halten, bis alles ausgesprochen ist. Am Schluss noch eine Zusammenfassung machen wie "Du hast Angst, dein Zimmer könnte voll Rauch sein und du musst ersticken. Darum kannst du schlecht schlafen und du versteckst dich unter der Decke, um dich zu schützen." Jetzt trotzdem noch warten, ob noch was vom Kind selbst kommt. Denn nachdem alles ausgesprochen ist kommen Kinder selbst oft auf erstaunliche Lösungen. Sollte das nicht der Fall sein, kann man dem Kind noch ganz in Ruhe erklären, dass es von einmal Rauch einatmen noch keinerlei Schaden erleidet, weder wenn es kurz neben einem Raucher steht, noch wenn z.B. ein Lagerfeuer raucht. Aber Raucher rauchen ja etliche Zigaretten am Tag, da schaut es schon ganz anders aus. Und bei einem Wohnungsbrand gibt es noch viel mehr Rauch, darum ist der Rauchmelder an der Wand, damit er alle warnen kann, wenn wirklich so viel Rauch im Zimmer sein sollte, dass es gefährlich ist.

Auch wenn du das deinem Kind schon mehrmals erklärt hast, macht es einen Unterschied, ob es sich VORHER mit seiner Angst ernst genommen gefühlt hat, oder nicht. Man kann z.B. dann auch eigene Geschichten erzählen, wie z.B. "Als ich ein Kind war haben viele Erwachsene noch direkt neben Kindern geraucht, weil man damals noch nicht gewusst hat, dass es auch schädlich ist, wenn Kinder jeden Tag viel Rauch einatmen müssen. Heute weiß man das und passt besser auf. Aber bei meiner damaligen Schulfreundin haben Vater und Mutter neben ihr geraucht und sie ist trotzdem gesund geblieben und raucht heute nicht."

Natürlich reicht EIN solches Gespräch nicht. Aber wenn solche Gespräche immer wieder stattfinden lernt dein Sohn, dass er mit seinen Ängsten zu dir kommen kann und du ihn ernst nimmst. Bei so Dingen wie den "Augen" auf der Gästepuschen-Aufbewahrung kann man auch vorschlagen, gemeinsam was zu basteln damit die Augen weniger bedrohlich ausssehen (z.B. eine Brille aus Karton). Oder das Kind selbst um Vorschläge bitten, was man tun kann, damit es weniger Angst hat.

Alles Gute!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Meine3
Dauergast
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Re: Was soll ich nur tun?

Beitrag von Meine3 »

Hallo,
Dazu eine Frage: sind das alterstypische Ängste oder muss ich mir Sorgen machen dass er sich zu viele Gedanken macht bzw., auch einfach „zu viel“ sieht?
Meine beiden Mädels hatten/haben diese Angstphasen (in der Fachsprache wird oft von der "magischen Phase" gesprochen. Die Kinder können die Phantasiewelt und die Realität noch klar nicht auseinanderhalten, so entstehen manchmal recht abstruse Ängste, die sich aber auch wieder legen) immer ungefähr ein Jahr früher (mit 2,5 Jahren, meine Jüngste steckt grade drin mit 2;8 Jahren), mein Ältester hat diese Phase im Kleinkindalter komplett übersprungen und dafür dann als wir umgezogen sind mit fast 6 plötzlich Angst vor Monstern im Schrank gehabt :? ... Das lag dann aber weniger an der magischen Phase als an dem Umstand, dass er sich in dem neuen, großen Haus anfangs einfach nicht zu Hause gefühlt hat. Das hat sich schnell gelegt... "Normal" ist diese magische Phase zwischen 3 und 6. Wenn die Phantasie groß ist und das Kind von Natur aus sehr neugierig, aber vorsichtig, können sich dabei auch Ängste entwickeln, die erst einmal "seltsam" wirken, wie die Angst vor dem Rauchmelder... Man sollte seinen Kindern zuhören und zu verstehen geben, dass man sie versteht und für sie da ist. Viel mehr kannst du in dem Fall nicht tun.

Bei konkreten Ängsten vor UNrealen Wesen, haben wir folgendes gemacht... Wir haben für die Angst vor Monstern eine "Monsterbox" gebaut. Vor dem schlafen gehen, sagen wir Eltern den Monstern Bescheid, dass sie doch bitte, ihre Party in der Box feiern und unsere Kinder in Ruhe lassen sollen. Meine Mittlere hat diese Box damals mitdekoriert und geholfen die Tür in den Schuhkarton zu schneiden ;), die Box gibt es somit schon ein Weilchen. GRade ist sie wieder für die Jüngste "aktiv" im Einsatz und hilft wirklich. Wir reden also unseren Kindern die Ängste nicht aus. Wir erklären ihnen natürlich, dass wir nicht an Monster glauben und auch noch nie eins gesehen haben, aber wir sagen nicht:" Hab keine Angst, Monster gibts nicht!" Das hilft nämlich garnicht. Wir hören zu, versichern ihnen, dass sie sicher sind, dass wir DA sind und manchmal helfen wir mit kleinen Tricks nach ;) (wie der Monsterbox)...

Es ist auf jeden Fall nichts, worum du dir Sorgen machen MUSST. Aber mein Eindruck ist: du tust es ;). Es gehört zur Entwicklung eines jeden Kindes dazu. Ich könnte mir vorstellen, dass dein Sohn eventuell hochsensibel ist und daher so besonders empfindlich auf Geräusche reagiert. Aber auch das ist nichts pathologisches, es ist gut zu wissen, dann kann man darauf besser eingehen, aber unsere Welt ist laut und auch hochsensible Kinder müssen leider lernen, damit klar zu kommen (mir persönlich helfen schlicht Ohropax 8-) ...

Zum dazwischenreden: Kinder haben allgemein Probleme zu warten bis sie dran sind. Ungeduldige Charaktere noch mehr, Einzelkinder NOCH mehr (sie müssen ja nicht so oft "warten" wie Kinder, die Geschwister haben). Selbst viele Erwachsene haben noch ihre Schwierigkeiten damit ;). Auch das: normales Verhalten, meiner Meinung nach, so aus der Ferne betrachtet. Vielleicht etwas auffälliger als bei anderen Kindern, aber noch normal... Mein Sohn ist bald 7, so L A N G S A M lernt er abzuwarten, wenn er was sagen will, aber auch wirklich LANGSAM ;), es gibt oft genug Situationen, wo er einfach immer noch dazwischen blökt...Was geholfen hat: immer wieder drauf hinweisen. Immer und immer wieder...Irgendwann fruchtet es.

Ich habe das Gefühl du erwartest auf der einen Seite viel von deinem 3jährigen Sohn in kognitiver Hinsicht, oder siehst vieles als pathologisch oder auffällig, wo nichts wirklich unnormal ist, auf der anderen Seite entschuldigst du Verhaltensweisen, die ich persönlich nicht zulassen würde und mich als Mutter in der Pflicht sehen würde, meinen Sohn zu regulieren. Ich will dir nicht zu nahe treten, aber das ist mein Eindruck. Ich nehme hier das Beispiel mit dem Trampolin: Meinen Sohn hätte ich umgehend da weg geholt und ihm DANN erklärt, dass er die anderen Kinder so am springen hindert und er sich da nicht quer in den Weg legen kann. Nach deiner Schilderung liest es sich aber so, dass du ihn hast machen lassen, ohne einzuschreiten und du erst zu ihm hin bist, mit ihm DORT gesprochen hast und er erst dann Platz für die Kinder gemacht hat, als andere Mütter schon "genervt" waren (vielleicht habe ich das aber auch falsch verstanden?!)... Verstehe das bitte nicht falsch. Ich finde das für ein 3-jähriges, aufgewecktes Kind weder "auffällig", dass er die Sprungfeder anschauen wollte noch, dass ER nicht dran gedacht hat, dass er den anderen Kindern im Weg ist, denn das ist etwas, was Kinder lernen müssen und mit 3 noch nicht zwangsläufig wahrnehmen können müssen. Aber Rücksichtnahme lernt er vor allem von dir, indem du ihn darauf hinweist :) .

Ich bin gepsannt, was bei euch bei der Diagnostik rauskommt...
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Lunamia Schokokeks
Beiträge: 12
Registriert: Di 29. Jan 2019, 22:20

Re: Was soll ich nur tun?

Beitrag von Lunamia Schokokeks »

Wow. Ich fühlte mich bei meinen vorherigen Posts schon stellenweise missverstanden, aber dieses Mal fühle ich mich nicht nur missverstanden, sondern von manch einem fast schon angefeindet. Nehmen wir das Trampolinbeispiel: Woher kommt die Annahme, dass das Handeln meines Sohnes ohne Konsequenzen bleibt? Weil ich nicht geschrieben habe, wie ich mit ihm aus der Situation rausgegangen bin? Nun, es geht mir in dem letzten Post nicht um einen Erziehungsstil (dass ich ein ich dieser Wenn-Dann-Spirale gefangen war, hatte ich ja in meiner ersten Nachricht dargestellt). Darum habe ich nicht erzählt, wie ich das ganze mit seinem Sohn aufgelöst habe. Ich halte es auch jetzt nicht für zielführend, dies zu schildern. Aber mir ist eines wichtig beim Lesen von Forumsbeiträgen: nur weil etwas nicht dort steht, heißt es nicht, dass es nicht stattgefunden hat! Ich finde, in meine Berichte wird viel hineininterpretiert. Anstatt vorher wertfrei zu fragen „Wie hast du reagiert?“ werden von einigen direkt Annahmen geäußert, wie ich reagiert habe und entsprechend verurteilt. Das finde ich mehr als bedauerlich und frage mich, woran das liegt.

Natürlich muss mein Sohn die gesellschaftlichen Regeln, Normen und Werte lernen. Natürlich müssen seine Bedürfnisse mit denen anderer in Einklang gebracht werden, und natürlich es gibt immer Momente, wo er seine Bedürfnisse zurückstellen muss. Aber ich werde ihn nicht zum Duckmäuserich erziehen, so wie ich es wurde. Und ich werde nicht von ihm erwarten, dass er das alles jetzt schon, mit 3 Jahren, kann. Stattdessen zeige ich ihm Kompromisse auf, wie alle zu ihrem Recht kommen bzw. kommen können, sofern sie es wollen. Und ich werde ihm auch weiter rückmelden, dass sein Forscherdrang etwas Tolles ist, denn dies wurde mir ganz explizit von einem namenhaften Experten, der einige Bücher dazu veröffentlicht hat und hier im Landkreis beratend tätig ist, empfohlen. Natürlich muss dieser Forscherdrang Regeln folgen. Das steht außer Frage und ist für mich völlig selbstverständlich. Ich finde aber auch, dass wir Erwachsenen viel zu oft eingreifen, viel zu oft regulieren. Warum lassen wir die Kinder nicht mal die Sache unter sich klären? Natürlich habe ich die Trampolinsituation von Anbeginn beobachtet. Ich habe bewusst abgewartet um den beteiligten Kindern die Chance zu geben, die Situation selbst zu regeln. Meinem Sohn die Chance geben, von einem Kind auf die Regeln des Trampolinspringens hingewiesen zu werden, nicht von einem Erwachsenen. Wenn es nicht klappt, kann ich immer noch aktiv werden. Und so kam es dann ja auch…

So, ich musste mir mal Luft machen, da mich einige Aussagen wirklich geärgert haben. Alles andere zu einem späteren Zeitpunkt.
Meine3
Dauergast
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Re: Was soll ich nur tun?

Beitrag von Meine3 »

gelöscht, weil doppelt
Zuletzt geändert von Meine3 am Fr 20. Sep 2019, 16:39, insgesamt 1-mal geändert.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Meine3
Dauergast
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Re: Was soll ich nur tun?

Beitrag von Meine3 »

Lunamia Schokokeks hat geschrieben:Wow. Ich fühlte mich bei meinen vorherigen Posts schon stellenweise missverstanden, aber dieses Mal fühle ich mich nicht nur missverstanden, sondern von manch einem fast schon angefeindet. Nehmen wir das Trampolinbeispiel: Woher kommt die Annahme, dass das Handeln meines Sohnes ohne Konsequenzen bleibt? Weil ich nicht geschrieben habe, wie ich mit ihm aus der Situation rausgegangen bin? Nun, es geht mir in dem letzten Post nicht um einen Erziehungsstil (dass ich ein ich dieser Wenn-Dann-Spirale gefangen war, hatte ich ja in meiner ersten Nachricht dargestellt). Darum habe ich nicht erzählt, wie ich das ganze mit seinem Sohn aufgelöst habe. Ich halte es auch jetzt nicht für zielführend, dies zu schildern. Aber mir ist eines wichtig beim Lesen von Forumsbeiträgen: nur weil etwas nicht dort steht, heißt es nicht, dass es nicht stattgefunden hat! Ich finde, in meine Berichte wird viel hineininterpretiert. Anstatt vorher wertfrei zu fragen „Wie hast du reagiert?“ werden von einigen direkt Annahmen geäußert, wie ich reagiert habe und entsprechend verurteilt. Das finde ich mehr als bedauerlich und frage mich, woran das liegt.

Natürlich muss mein Sohn die gesellschaftlichen Regeln, Normen und Werte lernen. Natürlich müssen seine Bedürfnisse mit denen anderer in Einklang gebracht werden, und natürlich es gibt immer Momente, wo er seine Bedürfnisse zurückstellen muss. Aber ich werde ihn nicht zum Duckmäuserich erziehen, so wie ich es wurde. Und ich werde nicht von ihm erwarten, dass er das alles jetzt schon, mit 3 Jahren, kann. Stattdessen zeige ich ihm Kompromisse auf, wie alle zu ihrem Recht kommen bzw. kommen können, sofern sie es wollen. Und ich werde ihm auch weiter rückmelden, dass sein Forscherdrang etwas Tolles ist, denn dies wurde mir ganz explizit von einem namenhaften Experten, der einige Bücher dazu veröffentlicht hat und hier im Landkreis beratend tätig ist, empfohlen. Natürlich muss dieser Forscherdrang Regeln folgen. Das steht außer Frage und ist für mich völlig selbstverständlich. Ich finde aber auch, dass wir Erwachsenen viel zu oft eingreifen, viel zu oft regulieren. Warum lassen wir die Kinder nicht mal die Sache unter sich klären? Natürlich habe ich die Trampolinsituation von Anbeginn beobachtet. Ich habe bewusst abgewartet um den beteiligten Kindern die Chance zu geben, die Situation selbst zu regeln. Meinem Sohn die Chance geben, von einem Kind auf die Regeln des Trampolinspringens hingewiesen zu werden, nicht von einem Erwachsenen. Wenn es nicht klappt, kann ich immer noch aktiv werden. Und so kam es dann ja auch…

So, ich musste mir mal Luft machen, da mich einige Aussagen wirklich geärgert haben. Alles andere zu einem späteren Zeitpunkt.
Hallo,

Du hast leider nicht gesagt, welcher Post dich nun besonders getroffen hat, welche Formulierung oder welche Aussage, dich so gestört hat, daher weiß ich nicht, ob du auf meinen Beitrag reagierst. Falls dem so ist: Entschuldige. Ich wollte dir weder zu nahe treten, noch irgendwas hinein interpretieren, sondern eigentlich nur helfen.

Ich habe versucht klar zu machen, dass dieser EINDRUCK durch das lesen deines Textes entsteht und wollte somit deutlich machen, dass ich nicht weiß ob es so ist, es aber so rüberkommt:
Nach deiner Schilderung liest es sich aber so, dass du ihn hast machen lassen, ohne einzuschreiten und du erst zu ihm hin bist, mit ihm DORT gesprochen hast und er erst dann Platz für die Kinder gemacht hat, als andere Mütter schon "genervt" waren (vielleicht habe ich das aber auch falsch verstanden?!)

Danach habe ich geschildert, wie ICH in dieser Situation gehandelt hätte. Ich persönlich finde den Ansatz Kinder auch mal selbst machen zu lassen, sehr gut. Ich war mit meinen Kindern in einem freien Kindergarten, wo genau das gelebt und praktiziert wurde. Aber dies funktioniert meiner Meinung nach nicht überall. Zum Beispiel beim Kinderturnen eher weniger, hier ist auch die Verletzungsgefahr zu groß. Dies ist aber "Geschmackssache" ;). Ich hatte, wie gesagt, den Eindruck, dass du von deinem Sohn erwartest, dass er selbst merkt, dass er im Weg ist. Nach deiner nun genaueren Erläuterung bleibt dieser Eindruck... Aber das ist für einen 3jährigen noch nicht wirklich machbar...So zumindest meine Einschätzung nach 3 Kindern. Selbst meine sehr rücksichtsvolle, soziale und umgängliche mittlere Tochter hat mit 3 noch nicht geschaut wo sie liegt oder lang läuft ;).

Ich wollte dir nicht zu nahe treten, habe auch dies versucht zu betonen und geschrieben. Du musst verstehen: Niemand hier kennt dich oder deinen Sohn persönlich. Deine Texte LESEN sich ängstlich und (zu?) besorgt in Hinsicht auf seine psychische Gesundheit. Hier ein Beispiel:
Thema Sozialverhalten: beim Eltern-Kind-Turnen konnte ich wieder live sehen, wie sehr sich mein Sohn, der wirklich sehr höflich sein kann (insbesondere mit Erwachsenen), daneben benehmen kann. Da wird sich immer wieder vorgedrängelt. Zurechtweisungen versucht er sich zu entziehen, indem er weg läuft (das wurde übrigens schon vom Kiga moniert, das hat er da nämlich in aller Regelmäßigkeit gemacht). Und es fällt inzwischen auch anderen Eltern beim Turnen auf, dass mein Sohn anders ist als die anderen Kinder.
...Ob dies wirklich zutrifft, du also wirklich "zu" besorgt bist, weiß nicht natürlich nicht. Es ist meine Vermutung und Hoffnung ;) , denn das würde bedeuten, dass dein Kind keine Wahrnehmungsstörung oder ähnliches hat, sondern einfach "nur" autonom und sehr klug ist.

Dennoch:
Aber ich werde ihn nicht zum Duckmäuserich erziehen, so wie ich es wurde. Und ich werde nicht von ihm erwarten, dass er das alles jetzt schon, mit 3 Jahren, kann. Stattdessen zeige ich ihm Kompromisse auf, wie alle zu ihrem Recht kommen bzw. kommen können, sofern sie es wollen. Und ich werde ihm auch weiter rückmelden, dass sein Forscherdrang etwas Tolles ist, denn dies wurde mir ganz explizit von einem namenhaften Experten, der einige Bücher dazu veröffentlicht hat und hier im Landkreis beratend tätig ist, empfohlen.

Hier klingt viel Wut mit... Ich finde es gibt einen sehr großen Unterschied, Kinder ständig UNNÖTIG zu regulieren oder autonomen Kindern zu helfen, Rücksicht auf die Umwelt zu nehmen.

Man hat, um sich ein Bild von der Situation zu machen, nur das, was du dich entscheidest zu schreiben.Nicht mehr und nicht weniger. Dies ist natürlich unvollständig. Und manchmal ist das Bild, das entsteht, auch falsch. Manchmal trifft man aber auch den Nagel auf den Kopf.

Ich persönlich wollte nicht deinen Erziehungsstil in Frage stellen, sondern dir die Sorge nehmen, dass mit deinem Sohn etwas Gravierendes nicht stimmt, bzw. aufzeigen, dass das in einem gewissen Maß "normal" ist und Kinder auch noch viel Hilfe brauchen, um zu lernen, Rücksicht zu nehmen.

Gruß. Meine3
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
charlotte12
Dauergast
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Registriert: Sa 21. Mai 2016, 18:28

Re: Was soll ich nur tun?

Beitrag von charlotte12 »

Zum dazwischenreden: Kinder haben allgemein Probleme zu warten bis sie dran sind. Ungeduldige Charaktere noch mehr, Einzelkinder NOCH mehr (sie müssen ja nicht so oft "warten" wie Kinder, die Geschwister haben).
Das klassische Vorurteil "Einzelkinder können nicht warten" fällt in dieselbe Kategorie wie "Hochbegabte sind sozial auffällig" oder "Frauen können schlecht Auto fahren". Man könnte genauso umgekehrt argumentieren, dass Einzelkinder durch die erhöhte Aufmerksamkeit, die sie genießen, nicht so sehr um Beachtung kämpfen müssen wie Geschwisterkinder und deshalb besser als diese abwarten können. Fakt ist, dass es keine gravierenden Unterschiede im Sozialverhalten zwischen Einzelkindern und Kindern mit Geschwistern gibt, das ist durch Studien hinreichend belegt.
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