Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Probleme und Lösungen für den Kindergartenalltag
sinus
Dauergast
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Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Beitrag von sinus »

...ich hab nur das Gefühl, dass man mit wenig Aufwand schon recht viel bewegen könnte.
Gerade auch in der Gundschule ginge das glaube ich, ohne besonders viel Mehraufwand. Man müsste (als Lehrer) halt so ein paar Dinge wissen/beachten.
(Bspw Hb ist nicht gleich zu setzen mit hochmotivierter Hochleister, auch Hbchen sind wie die Mehrheit der Menschen erstmal nicht begeistert, wenn sie mehr machen sollen und wollen oft nicht auffallen, brauchen darum verpflichtende schwerere Aufgaben + Rückmeldungen zu ihren Arbeitsergebnissen, statt nur freiwilliger "Zusatzhefter", die sie nach Lust und Laune zur Hand nehmen können u.ä. Wo dann seitens der Lehrer geklagt wird: "Aber das Kind nutzt das alles ja gar nicht...")
Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass man da was bewegen könnte, wenn man dranbleibt.
(bei meire Großen wars halt auch etwas zu spät Anfang Klasse 4 und sehr ungünstig mit einer neuen Referendarin, die erstmal überhaupt mit einer eigenen Klasse klarkommen musste...)
Aber die wenigen Gelegenheiten, die meiner Tochter in Klasse 4 dann doch noch geboten wurden, habe an sich sehr eindrucksvoll bewiesen, dass Motivation, Lernfreude und Leistungsbereitschaft grundsätzlich herauszukitzeln sind, selbst wenn das Kind schon völlig demotiviert schien.

Naja, im Kindergarten weiß ich grad nicht ganz so viel, außer dem Kind eigene, passende Spielzeuge mitzugeben und vielleicht drauf zu achten, wer zum Kind passt und vielleicht gezielt auch gruppenübergreifende Kontakte zu solchen Kindern zu fördern. Und bei den Vorschulaufgaben vielleicht zwei Schwierigkeitsgrade anzubieten. Und eben das Kind bisschen im Blick zu behalten, wann und warum es sich zurückzieht.
Das sind an sich nur Kleinigkeiten und wäre eigentlich für die Erzieher kein nennenswerter Mehraufwand, denke ich.

Die eine Beratungsstelle (Bildungsministerium, Bereich Begabtenförderung), die ich wegen Fristen zu einer Früheinschulung angerufen hatte, bot mir übrigens an, falls wir keine Früheinschulug mehr hinkriegen/uns dagegen entscheiden, noch mal dort anzurufen. Sie hätten auch einen Ansprechpartner das Thema Förderung Begabter im Kiga betreffend. Vielleicht haben die ja noch Tipps und Ideen...
Da werd ich wohl nochmal anrufen und dann doch noch mal um ein Gespräch bitten mit dem Thema "Was können wir das letzte Kindergartenjahr tun, dass das Kind nicht so ungern in den Kiga geht".
Noch ist es nicht akut mit psychsomatischen/psychischen Problemen. Sie sagt halt nur fast täglich, dass sie nicht in den blöden Kindergarten gehen will...(Vor allem, wenn der eine Junge, ihr Großcousin, nicht da ist, findet sie es oberdoof)
Aber ich möchte es möglichst gar nicht erst so weit kommen lassen, wie bei der Großen damals, die zeitweise sowas zu mir sagte wie: "Am liebsten würde ich ganz allein irgendwo im Wald leben" und manchmal sogar "ich wär am Liebsten gar nicht da!"
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Auguste
Dauergast
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Re: Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Beitrag von Auguste »

Ich schließe mich allen bisherigen Antworten an und sage auch: Besser nicht ungefragt irgendwelche Infos übergeben. Der Schuss könnte durchaus in eine Richtung gehen, die Du jetzt nicht erwartest.

Wenn die Erzieherin Interesse an Informationen hat, dann kann man ihr das in einem persönlichen Gespräch anbieten. Anlass für ein Gespräch könnte ja z.B. die Tatsache sein, dass das Kind derzeit nicht in die Kita will. Man muss mit so einem Gespräch ja nicht warten, bis es (negative) Auffälligkeiten in der Kita gibt. Dann kann man ja durchaus auch erzählen, dass man auch erst mit dem Kind in die Thematik Hochbegabung hereingewachsen ist und dass einem einige Bücher/Texte sehr dabei geholfen haben, das Kind und seine Verhaltensweisen besser zu verstehen. In dem Zusammenhang kann man dann auch ganz unverbindlich erzählen, dass man das eine oder andere Buch zu Hause hat und bei Interesse gern der Erzieherin ausleihen würde oder einen besonders hilfreichen Text auch mal ausdrucken würde. Dann liegt die Entscheidung bei der Erzieherin, ob sie das Angebot annimmt oder nicht.

Wir hatten das Glück, dass unser Sohn zum einen als Muss-Kind mit 5,11 eingeschult wurde und zum Anderen eine Erzieherin hatte, die es immer geschafft hat, "ihre Jungs" zu begeistern - und zwar alle (auch die zwei Mädchen, die mit den 7 Jungs in der Gruppe waren ;)) Die Kids waren täglich draußen, viel im Wald, haben alles Mögliche gesammelt und später wurde mit dem, was zuvor gesammelt wurde, gebastelt - also nicht mit Schere, Stift und Papier, sondern mit Moos, Blättern, Baumrinde, Bohrer, Draht und Tannenzapfen - ist halt viel cooler ;) Unserem Sohn war im KiGa nie langweilig. Da ist er gern hingegangen. Eine mögliche Hochbegabung war dort nie Thema (hatten wir zu dem Zeitpunkt aber auch nicht auf dem Schirm), aber die Erzieherin hat schon schnell gemerkt, dass unser Sohn "anders" ist und anders lernt als die anderen. In Gesprächen erwähnte sie oft, dass der Sohnemann zwar der kleinste in der Gruppe ist (sowohl körperlich als auch vom Alter her) - entwicklungstechnisch aber den anderen in nichts nachsteht, teilweise sogar voraus ist.

Für uns kam der Einbruch dann in der Schule - allerdings erst in der 3. Klasse. Die 1. und 2. Klasse lief noch unproblematisch. Und da kann ich leider auch nur das bestätigen, was man hier oft liest: Es kommt auf den Lehrer an. Hast du Glück, ist das Kind glücklich, hast Du Pech, leidet das Kind. Machen kannst Du als Eltern einfach mal gar nichts, wenn der Lehrer nicht "mitspielt" und sich stur stellt. Du kannst das Kind immer nur zu Hause auffangen und versuchen, dort das "Futter" zu bieten, was dem Kind in der Schule verweigert wird. Das löst aber das alltägliche Problem in der Schule nicht wirklich. Wenn das Kind die Schnauze voll davon hat, sich jeden Tag 6 Stunden lang in der Schule zu langweilen und die Lehrer das Kind einfach nicht fördern wollen oder können, dann staut sich der Frust eben auf und das Kind will irgendwann gar nicht mehr in die Schule.

Sicher könnte man (nach meiner Laien-Meinung) in der Grundschule mit ein wenig Mehraufwand einige der schlauen Kinder schon motivieren. Dafür müsste man als Lehrer aber auch begreifen wollen, dass für begabte Kinder "Zusatzaufgabe" nicht "noch mehr gleiche Übungsaufgaben, nachdem der langweilige Pflichtteil erledigt ist" heißt, sondern "Anstatt-Aufgabe - ohne den langweiligen Pflichtteil". Dies war den Lehrern unseres Sohnes jedenfalls nicht zu vermitteln - egal was Du denen erzählt oder vorgelegt hast. :roll: Am Ende des Gespräches hieß es immer: "Wenn er das macht, was alle machen müssen, dann kann er auch Zusatz-Aufgaben bekommen". Und wir haben uns jedes Mal gefragt, ob die Lehrerin in der Stunde zuvor tatsächlich bei dem Gespräch dabei war oder mit wem wir uns da gerade unterhalten haben...

Du kannst im Kindergarten und in der Schule immer Anregungen geben und dir den Mund fusselig reden. Leider kannst Du nicht zwangsläufig davon ausgehen, dass das irgendwas für Dein Kind verbessern wird. Es kann helfen - es muss aber nicht. Einen Versuch ist es natürlich immer Wert. Ob es was bringt, wirst Du dann sehen. Wenn es nichts bringt, dann hast du es aber wenigstens versucht und musst Dir selbst nicht vorwerfen, dass Du für den Kita- oder Schulfrust des Kindes verantwortlich bist.
alibaba

Re: Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Beitrag von alibaba »

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Zuletzt geändert von alibaba am Do 31. Okt 2019, 15:35, insgesamt 1-mal geändert.
Hope
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Re: Text(e) über "Hbchen" für Erzieherin

Beitrag von Hope »

Ich kram den Thread mal hoch ;)

Da eine Erzieherin bei uns mich explizit darauf hinwies dass sie sich tiefer in die Thematik einlesen wollte, habe ich mir erlaubt ihr folgenden Link zu schicken

http://www.ihvo.de/category/handbuch/

Ungefragt hätte ich das wohl auch niemandem in die Hand gedrückt. Aber vielleicht wird der ein oder andere von euch das gebrauchen können, ich schaue gern dort rein.
Had to walk the rocks to see the mountain view - looking back I see the lead of love. (caedmons call)
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