"Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Probleme und Lösungen für den Kindergartenalltag
Verdade
Beiträge: 8
Registriert: Fr 4. Feb 2011, 10:31

Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von Verdade »

Heute hatten wir ein erneutes Gespräch im Kindergarten. Dort wurde mir dann berichtet, wie der Tagesablauf meines Kindes momentan aussieht. Im Grunde so, dass er keine zwei Minuten bei einer Sache bleibt. Von sich aus, holt er sich keine "altergemäßen" Utensilien (auch die Vorschulsachen sind schon wieder "out" :( ), er müsse aufgefordert werden "X, komm, tu doch mal das .. oder nimm dir ein Buch ... oder mal was ...". Am liebsten würde er den ganzen Tag Rollenspiele veranstalten (allein oder mit max zwei Kindern). Sobald es mehr Kinder werden, dann zieht er sich zurück, knabbert an seinem Ärmel - es ist im zuviel Trubel, zu laut etc. In einer kleinen Gruppe wäre er nie der Anführer, er würde sich generell unterordnen, ihm mangele es an Selbstbewusstsein und er sei offensichtlich ängstlich.

Natürlich weiß die Erzieherin, dass er halt "anders" ist und das er zu Hause sich stundenlang explizit mit einer Sache beschäftigt etc. Sie sieht es jetzt eher so, dass er sich sein Input zu Hause holt und sich im Kindergarten wohl die Frage stellt, wieso er dies oder jenes machen muss/soll, wenn er es eh schon kann und es ihm nicht gefällt/langweilt. Sie würde vorschlagen verstärkt auf die soziale Ebene einzugehen, ihn dort zu fördern, ihn immer wieder zu ermutigen, auch im Kreis etc. mal seinen Mund aufzumachen (da hat er jetzt Angst, dass ein Kind bei seinen Ausführungen lachen könnte etc.).

Er sei sozial auf eine Art - er mag alle Kinder, alle Kinder ihn. Alle spielen mit ihm (nur wenns mehr auf einmal werden, wirds ihm zuviel), er ist sehr einfühlsam, tröstet andere Kinder, wenn ihnen was weh tut etc. Er ist sehr beliebt.
Auf die andere Art mangele es auf der sozialen Ebene, eben weil er nicht komplett in einer Gruppe mit 20 Kids rumwuselt - oder es ihm im Garten mit noch mehr Kindern definitiv zu laut ist.

Im Sportunterricht fällt den Erziehern eine gewisse Unsicherheit auf. Motorisch wäre er laut diesem Turnen nicht so gut - Ergo stand im Raum, wenn es in den nächsten Monaten so bleiben sollte. Naja, erklär einem Kind, welches offensichtlich Höhenangst hat, dass es trotzdem die Kletterwand rauf soll, weil das der Norm entspricht etc. Als ich das mit dem motorischen Manko meinem Vater erzählt hat, hat der als Pädagoge nur gelacht. Sein Enkel hätte motorisch garantiert kein Problem, er sieht einfach die Konsequenz, welche zb ein Fall mit sich bringt.

Bin ich jetzt schlauer als zuvor? Wie bringe ich meinem Kind mehr Selbstbewusstsein bei? Kann ich ihm helfen, wie er sich besser eingliedert in die Kindergartennorm? Gibt sich das alles von selbst? Fragen über Fragen .... :(
Verdade
Beiträge: 8
Registriert: Fr 4. Feb 2011, 10:31

Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von Verdade »

Sie meinte, wir sollten jetzt im engeren Kontakt bleiben und uns austauschen - was ich an sich auch gut finde. Mein Sohn erzählt zwar sehr viel aus dem Kindergarten, aber halt auf seine Art und Weise. Die Rückzugsmöglichkeit, die ihm deiner Meinung nach gegeben werden sollte, finde ich einen ganz interessanten Denkanstoß und werde ich sicherlich auch ansprechen - danke dafür!
Seine Interessen liegen schon in der Musik - er liebt Klassische Musik, wobei ihn momentan aber auch sehr die Gitarre interessiert. Vielleicht sollten wir es mal hier mit Unterricht probieren. Müsste ich mich mal umhören.
Was den Sport betrifft, möchte er wieder ins Taekwondo gehen. Wir hatten vor Monaten mal einen Probetermin, der eigentlich super lief - bis ihn der Trainer dann gutgemeint über die Haare streichelte. Da wars dann aus und er wollte nicht mehr. Jetzt erzählt er wieder davon, er möchte hin - ABER "ich will keinen weißen Anzug". Ob wir das geregelt bekommen, müsste ich auch kucken. Schwimmen wäre auch noch eine Idee :gruebel:
MIG79
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Registriert: Mi 16. Feb 2011, 20:58

Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von MIG79 »

Hallo,

hab mal mitgelesen!!
Mich würd interessieren, wie es denn zur Zeit so läuft?Hoffe natürlich, das es sich zum Besseren verbessert hat!

Grüsse
Verdade
Beiträge: 8
Registriert: Fr 4. Feb 2011, 10:31

Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von Verdade »

Hallo :)

Bei uns läuft es momentan eigentlich ganz gut. Abgesehen von einer Trotzphase, die Sohnemann gerade durchläuft, wirds im Kindergarten aber besser. Die Damen können nach dem langen Gespräch nun besser verstehen und agieren, gönnen ihm Auszeiten, lassen ihn "werkeln", wenn er gerade wieder eine seiner Phasen hat. Mittlerweile haben die Kindergärtnerinnen auch kapiert, dass sie anders vorgehen müssen. Jetzt heißt es nicht "Du bleibst sitzen", was für meinen Sohn ein Drama war, denn er sah das als "ewig" an, sondern jetzt wird eine konkrete MInutenzahl genannt. Er kuckt dann auf die Uhr, kann den Zeitrahmen einschätzen und beschäftigt sich in Ruhe mit den Materialien. Auch im Sitzkreis bleibt er jetzt sitzen, singt mit etc - aber man musste ihm halt vorher erklären wieso und nicht einfach davon ausgehen, dass die Kindern das eben zu tun haben.
Zu Hause interessiert ihn momentan sehr die Botanik, er hat ein kleines Gewächshaus bekommen und ist mit Feuereifer dabei. Ein Experimentierkasten steht auch schon bereit, diverse Bücher sowieso.
Ach ... und er geht jetzt wirklich zu den "Weißkitteln". Es bedarfte ein wenig Überredungskunst mit dem Anzug, aber das Taekwondo macht ihm riesig Spaß!
MIG79
Beiträge: 15
Registriert: Mi 16. Feb 2011, 20:58

Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von MIG79 »

Das freut mich wirklich zu hören, das es besser läuft und auch die Erzieherinnen besser damit umgehen !Macht sicher sehr viel aus, da bringt man das Kind mit einem anderen Gefühl in den Kiga und auch die Erzieherin haben es sicher leichter, wenn sie wissen, wie sie ihn händeln.
Ist doch super, das er nun Takewando betreibt, vielleicht tut es ihm doch ganz gut, auch wenn ihm dieser weisse Anzug ja irgendwie nicht so behagte.

Botanik, ist sicherlich interessant, ist immer gut, wenn man sozusagen ein Hobby hat und sich generell für etwas ereifern kann.

Dann weiterhin alles Gute wünsche ich euch :)
rehlein

Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von rehlein »

Mein Sohn ist mittlerweile 5 und ich habe auch einige Startschwierigkeiten gehabt. Zwar ist er nicht so auffallend hochintelligent, jedoch auffallend hochsensibel. Er zieht sich auch gerne zurück, liest leidenschaftlich gerne und ausdauernd, ist sehr kreativ, hat ein ausgesprochen hohes Maß an Empathie und ist eben nicht so ein "typischer Junge". Ich bin dann auf das Buch "Das hochsensible Kind" von Dr. Elaine N. Aron gestoßen, was ich sehr empfehlen kann. Mir hat es im Umgang mit meinem Sohn sehr geholfen - wir haben ein ganz tolles Miteinander gefunden, einfach weil ich viele Dinge nun besser verstehe und toleranter mit ihm bin.
Nicht so gut läuft es leider im Kindergarten, was aber an der inkompetenten Erzieherin liegt, die viel rumschreit ganz nach dem Motto: "Viel hilft viel". Sie duldet seine notwendigen Bedarf an Rückzug leider nicht, sondern meint ihn im Hinblick auf die Schule "abhärten" zu müssen (dabei hat er noch ein ganzes Jahr Zeit). Ich hoffe ein Gespräch mit der KITA-Leitung kann helfen.
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