Meine kleine Tochter ist noch in der Krippe und macht in Absprache mit den Erzieherinnen auch oft Angebote für die normalen Kindergarten-Kinder mit. Das hat einfach etwas damit zu tun, dass sie sich in dem Kindergarten gut auskennt, weil sie schon lange da ist. Sie kennt durch die gruppenübergreifenden Angebote auch die anderen Erzieherinnen gut, so dass da keine Berührungsängste vorhanden sind. Und es hat einfach auch was damit zu tun, dass sie das durch ihre große Schwester gewohnt ist, mit größeren Kindern zu spielen. Diese Regelung kam unter anderem auch dadurch zu Stande, dass in neuen Kindergartenjahr einige ganz kleine Krabbelkinder dazukamen, die noch nicht sprechen konnte und auch kaum Sozialverhalten hatten. Die waren neugierig und krabbelten neugierig auf alles zu, was sie interessant fanden. Und sie musste auch alles anfassen, was dazu führte, dass meine Tochter irgendwann nur noch am Schreien war, weil die Winz-Kinder solche netten Hinweise wie "Ich möchte das nicht!" überhaupt nicht akzeptieren konnten. Irgendwann hat sie dann angefangen, die anderen Kinder zu beißen, zuerst in die Finger und irgendwann einem kleinen Kind auch ins Gesicht.

Das war ein Schock für mich! Also hatten wir ein Elterngespräch und haben uns überlegt, dass sie irgendwann Zeit und Raum braucht, um ganz ungestört vor sich hinzumalen, zu basteln oder etwas zu bauen. Aus ihr sprach der aufgestaute Frust darüber, dass sie mehr wollte und konnte als andere Kinder und kaum Rückzugsmöglichkeiten hatte. Sie geht jetzt regelmäßig zu den größeren Kindern ab 3 Jahren und fügt sich dort ganz umkompliziert ein.
Wir wissen dadurch übrigens jetzt auch, dass sie bereits bis 15 zählen kann. 15 ist die Anzahl der Kinder in der Krippengruppe. Sie war übrigens auch beim Adventssingen in der Kirche dabei, weil sie auch alle Texte konnte, aber - der Vorführeffekt - in der Kirche selber hat sie dann keinen einzigen Ton gesungen, sondern nur mit großen Augen das Publikum angesehen.

Als wir dann später im Auto waren, hat sie die Lieder lauthals gesungen. Naja, besser spät als gar nicht...Wir denken auch, dass es den Kindern schon hilft, wenn man ihnen viel zutraut. Ob sie es dann am Ende wirklich zeigen oder beherrschen, ist dann erstmal zweitrangig. Ich weiß zum Beispiel auch, dass sie im Kindergarten manchmal Gemüse mit kleinschneiden darf. Das meiste isst sie allerdings gleich selber auf.

Aber sie darf dabeisein und das hilft enorm. Inzwischen schreit sie auch weniger. Und wenn sie dann wieder zurückkommt, ist sie auch ganz froh, wenn sie dann mit den kleinen auch einfach mal wieder im Bällebad rumtoben kann.
Wir haben übrigens drei Vierjährige im Vorschulprogramm, die evtl. 2012 eingeschult werden. Das nennt sich dann "auf Probe" und es wird vollkommen offen darüber mit den Kindern gesprochen, dass sich erst am Ende des Jahres entscheiden wird, ob sie wirklich zur Schule gehen. Diese neue Regelung haben sie uns bzw. unserer Tochter zu verdanken. Damals gab es diese Zwischenlösung noch nicht und inzwischen hat man aber festgestellt, dass es zwischen schwarz und weiß auch noch Nuancen von grau gibt. So schlimm die Kindergartenzeit für unsere Erstgeborene war, so hat es doch für andere Kinder etwas gebracht.
@urmelis: In keinster Weise aufzufallen ist nicht unbedingt das Ziel. Manche Kinder fallen deshalb auf, weil sie endlich gesehen werden wollen. Es wäre falsch, die dann nicht besonders zu fördern, nur weil sie verhaltensauffällig sind.
Meine Große hat im letzten Jahr des Kindergartens überhaupt nicht mehr gepuzzelt. Das Thema war mit dem 5 Geburtstag ziemlich vorbei. Insofern wäre das für sie als Förderungsmöglichkeit komplett ausgefallen. Und für die Kleine gibt es im Krippenraum nur Holzsteckpuzzle, weil die anderen Kinder aber auch mit den anderen Puzzles nur rumschmeißen würden. Ich habe auch nur durch Zufall erfahren, dass meine Kleine in den anderen Kindergarten-Gruppenräumen regelmäßig puzzelt, weil sie da von den anderen Kindern in Ruhe gelassen wird. Zuhause habe ich sie auch an die Puzzles nicht rangelassen. Die sind schön "kindersicher" im Schrank verstaut.

Ohne den Kindergarten wüsste ich rein gar nicht, was sie alles schon kann... Ich unterschätze sie genauso, wie ich das bei meiner Großen auch schon getan habe. Und ich bin immer wieder überrascht, dass sie im Kindergarten überhaupt keine Hemmungen hat, ihr ganzes Können auf dem Silbertablett zu servieren. Sie kennt es ja auch nur so, dass sie damit akzeptiert und unterstützt wird.
Ja, bei Geschwistern kann sich das sehr unterschiedlich ausprägen! Wenn sie nicht so ähnlich aussehen würden, würde man kaum glauben, dass die beiden aus demselben Stall kommen.

"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)