Ich würde sagen, bei euch läuft es nicht richtig! Im ersten Kindergarten gab es das bei euch nicht ( ist aber in BW rechtlich verbindend) und wenn der zweite Kindergarten euch nur Bilder vorlegt, dann würde ich sagen - schlecht umgesetzt und sehr schade. Daneben finde ich es schade, dass es Dir nicht gefehlt hat. Ich interpretiere das jetzt mal als Schutzbehauptung. Hier: "Die Dokumentation soll keine bloße Ansammlung von Werken oder Fotos sein. Daher ist es wichtig, dass in der Mappe Aussagen über die Persönlichkeitsentwicklung sowie der Ausbildung von Fähigkeiten zu finden sind."
Ich war immer auf dem Stand der Dinge. Die Aufstellung war super gemacht. Wurde im Elterngespräch detailliert kommuniziert. Wenn mein Kind etwas nicht konnte, gab es eine Information oder dann die Dokumentation was unternommen wurde mit dem Ergebnis. Neben der Körpergröße über 5 Jahre sehe ich z.B. die Entwicklung der Malfähigkeit, der motorischen Fähigkeit, wie sich die Buchstaben entwickelt haben und was das Kind gezielt als Förderung erhalten hat. Mit Datum und Uhrzeit. Wenn also das Kind sowieso im Atelier stand, wurde es gebeten eben sich selber zu malen. Dieses Bild hing dann im Portfolio, ergänzt ob die Vorgaben der Entwicklung "erfüllt" sind. Ich habe hier ein genaues Datum wann meine Kinder das erste Mal ihren Namen auf ein Bild geschrieben haben, ob das sporadisch war oder immer gemacht wurde. Für jeden einzelnen Entwicklungsschritt oder Meilenstein oder eben, wenn etwas "Besonders" im Guten wie im Schlechten auffiel.
Bei uns hier in der Region ist das einfach anders definiert. Ein Portfolio ist ein Sammelwerk an Fotos und Geschichten über den Kindergartenalltag. Eine Erinnerung an den Kindergarten. Dieses Portfolio erhalten die Kinder am Ende der Kindergartenzeit.
Das was bei dir oder dem zitierten als "Portfolio" bezeichnet wird, läuft hier bei uns unter "Entwicklungsbericht" (was ich auch weitaus treffender finde). Auch hier hast du wieder nicht richtig gelesen. Im neuen Kindergarten gibt es das sehr wohl!
Im alten Kindergarten habe ich das überhaupt nicht vermisst, weil ich NIE und zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, dass meine Kinder "nicht gesehen" werden. Wir hatten einen überguten Erzieherschlüssel und wurden alle 4 Wochen auf einem Elternabend MIT den Erziehern über den aktuellen Stand der Kinder auf dem Laufenden gehalten. Wenn man es wollte, konnte man auch Einzelgespräche haben. Über meinen Sohn wurde im 1. Gespräch gesagt:" XY kann alles"

...Und dann wurde ausgeführt wie er motorisch und kognitiv entwickelt ist (alles eben weit überdurchschnittlich, bis auf die Feinmotorik, die "normal" entwickelt war). Ich habe tatsächlich nie was schriftliches erhalten, aber ich habe das auch nicht gebraucht.
Hier im jetzigen Kindergarten läuft das alles "geregelter" und standartisierter ab. Ich bekomme einen Entwicklungsgespräch und Entwicklungsbericht (sofern ich das wünsche), aber ich sehe und merke, dass sie einfach ihre Punkte abhaken und nicht wirklich hinschauen oder eben nicht die richtigen Schlüsse ziehen. Wenn unter allen Einzelpunkten steht, dass das Kind überdurchschnittlich weit entwickelt ist und "sehr begabt" im malen und in Sachen Vorschule, dann aber resümiert wird, dass das Kind "normal" entwickelt ist, dann passt was nicht. Ich habe oft das Gefühl, dass die Erzieher in den "normalen" Einrichtungen so sehr damit beschäftigt sind, alles zu dokumentieren, dass sie nicht mehr wirklich Zeit haben, individuell auf die Kinder einzugehen und hinzuschauen. In unserem jetzigen KIndergarten gibt es eine Tagesübersicht, es gibt den Klobericht (für Wickelkinder, aber auch für die Kinder, die allein gehen), es gibt ein Anmelde- und Abmeldeprogramm und das Portfolio, desweiteren dann noch den Entwicklungsbericht. Vor lauter dokumentieren, wo bleibt da Zeit mit dem Kind zu arbeiten?? DAS finde ICH schade. Mir ist wichtig, dass meine Kinder gesehen werden, dass auf sie eingegangen und mit ihnen gespielt wird. Wenn dies auf der Strecke bleibt, weil jeder Pups (sorry) in einem Heft dokumentiert werden muss, dann finde ich diese Entwicklung mehr als bedauerlich. Im alten Kindergarten hat man auf derlei Firlefanz verzichtet, dafür war er menschlich und pädagogisch so dermaßen großartig, dass ich es immer bereuen werde, die 30 Minuten Fahrzeit pro Weg nicht weiter in Kauf genommen zu haben.
Nachtrag: ich bin hier im Kindergarten im Elternbeirat. Die ERzieher bestätigen auch, dass sie vor lauter Dokumentationsarbeit garnicht mehr grade aus schauen können. Es wundert mich nicht, dass hier in diesem Kindergarten nicht gesehen wird, dass meine Tochter liest und schreibt und man versucht, sie mit 30er Puzzeln und Schwungübungen bei Laune zu halten, während das Kind dabei vor sich hin gähnt... Grade heute morgen hat meine Mittlere wieder verkündet. Dass man "hier garnichts lernt!". Ich habe dann angeregt, sie doch bitte mit mehr "anspruchsvollerem" Material zu versorgen, sie selbst hat sich leider nicht getraut sich zu beschweren

... Natürlich wurde ich schräg angeschaut. Ich habe dann nochmal meine Tochter gebeten, in Zukunft auch selbst zu fragen, ob sie was anderes zum spielen haben kann oder ob die Erzieher mit ihr lesen können oder so. Dann würde das eher passieren, als wenn
ich danach frage... Das Gespräch, dass ich seit 2 Wochen möchte, lässt auf sich warten. Alle sind beschäftigt (mit Portfolios und Entwicklungsberichten?

)...
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.