heinerprahm hat geschrieben:auch wenn es richtig ist, dass z.B. meine physische Existenz sich ebenfalls auf diesem Planeten abspielt, so kann ich doch (um das Bild aufzugreifen) zumindest für mich behaupten, das meine geistige Existenz so gut wie nichts mit diesem Planeten gemein hat
Hallo Heiner,
mir dünkt, dass du noch zu jener Fraktion gehörst, die unseren "Sitz der Vernunft" als "intelligentes Wunderwerk" ansieht. Im Grunde genommen ist dieses Konstrukt aber ein schlecht zusammengezimmertes Provisorium aus dem Schrott vergangener Zeitalter. Das Wunder daran ist, dass es uns trotzdem solche Leistungen gestattet, wie das gegenseitige Posten digitaler Nachrichen...
Der IQ misst vor allem die Intensität sowie die Geschwindigkeit der Informationsaufnahme und -verarbeitung. Die seelische Zufriedenheit misst er nicht, obwohl diese viel mehr als Parameter der Lebensqualität angestrebt wird als ein ausgefeilter Intellekt. Doch der Intellekt und die Emotionen sind alles andere unabhängig, sondern miteinander verwoben: jede Informationsaufnahme ist für uns immer auch emotional; ohne Emotionen bleibt Informationsaufnahme hingegen ziemlich schwierig. Insbesondere bei kleinen Kindern ist der Konsum von neuen Informationen eine rundum positive Erfahrung. Positive Erfahrungen der Informationaufnahme führen zum Willen der weiteren Informationsaufnahme... Langeweile ohne neue Informationen ist daher deprimierend. Diese deprimierende Langeweile ergibt sich, wenn nicht individuell auf den Denk-Bedarf der Kinder eingegangen wird.
Das Gros der "Denkprozesse" involviert also ungewollt die Gefühle aus dem Kellergewölbe dieser wundersam zusammengeschusterten Architektur aus Bruchstücken. Deine "Logik" ist daher auch das Abbild deiner Ängste. Es ist aber nicht logisch, dass das Beschneiden des Umgangs mit 98% der Kinder mehr Chancen auf positive Erfahrungen bieten sollte. Die Passung von Emotionen entspricht nun aber nicht linear dem IQ. Wenn nur jedes zehnte "normale" Kind eine positive Erfahrung beisteuern könnte, so wäre für deine Tochter ein 5x höherer Level an Zufriedenheit möglich im Vergleich zu einer Gruppe aus den 2% HBs, wenn primär nicht der IQ, sondern die Emotionen die Zufriedenheit definierten.
Genauso unlogisch wäre es, positive Erfahrungen durch Beschneiden des Konsums neuer Informationen herbeiführen zu wollen. Ein Kindergarten, der Kindern den Zugang zu Informationen beschneidet, beschneidet natürlich deren seelische Zufriedenheit (so wie bei unserer Tochter leider geschehen). Diese Unzufriedenheit hat zunächst aber nicht unmittelbar mit dem IQ zu tun, sondern mit dem Erlebnischarakter der emotionalen Kulisse, von der du nicht vorab wissen kannst, wie sie wirkt. Es ist dennoch logisch, den von dir erstrebten Umgang mit anderen interessierten Gernedenkern zu realisieren, obwohl du dabei ebenfalls nicht vorab wissen kannst, wie diese Versammlung kleiner Leute die emotionale Kulisse bewerten sollte. An deiner Stelle würde ich daher das junge Leben deiner Tochter weder um die eine, noch um die andere Erfahrung beschneiden wollen, da sich auf diese Weise eine qualitative Vergleichbarkeit beider emotionaler Kulissen einstellen kann. Das völlige Beschneiden von negativen Erfahrungen führt hingegen nicht zu mehr Zufriedenheit, da dieses chaotische Konstrukt aus stammesgeschichtlichen Altlasten nun mal nicht logisch, sondern vergleichend emotional denkt... Die emotionale Kompetenz eines Wandelns im chaotischen Wirrwarr dieser Welt wird offenbar ganz gut durch dieses chaotische Wirrwarr im Kopf abgebildet...
Viele Grüße von Neckri