Langeweile

[Mimmi]

So, ich wollte ja die ganze Zeit schon mal über unsere Kindergarten-Problemchen berichten. Mein Töchterchen geht nun seit 2 Jahren in diese Kita, anfangs nur vormittags, seit nem guten Jahr über mittag bis 13:30 und teilweise bis 16:00 Uhr. Anfangs war das alles gar kein Problem. Ich hab sie abgegeben, sie sagte "Tschö" und gut war. Anfang Juni fing es dann an, dass sie nicht mehr gehen wollte. Jeden morgen Theater, Diskussionen, ab und an gabs auch Tränen. Manchmal sagte sie, dass ihr langweilig wäre, aber die Erzieherinnen und auch andere Mütter meinten, dass sie immer soooooo schön spielen würde. Sie spielt viel alleine, aber auch mit Kindern Rollenspiele (meist mit älteren). Nunja, ich dachte mir, nach den Ferien wirds sicher besser, das ist halt mal ne Phase... Aber Pustekuchen. Theater geht weiter und noch schlimmer... sie war mit einem älteren Jungen auf dem Flur und sie haben sich gegenseitig die Haare geschnitten. Das war vor ca. drei Wochen. Wir haben da drüber gesprochen und ich war mir sicher, dass das nicht mehr vorkommen wird. Und gestern ruft mich die Leitung an, ihr Kind hat sich wieder die Haare geschnitten. Diesmal selbst. Als ich sie darauf ansprach meinte sie, ihr war Langweilig... sie hätte unter dem Tisch gelegen und nachgedacht. Da wäre ihr eingefallen, dass sie sich ja mal die Haare schneiden könne...

So, und an diesem Punkt bin ich jetzt angelangt und weiß nicht recht weiter. Die Erzieherinnen belächeln das Thema Langeweile (und denken dabei, die Alte hat nen Knall!), wiel mein Kind ja soooooo schön spielt! Ich habe Angst, dass das Problem eskalieren könnte... Es waren ja "nur" ihre Haare (wobei mich das sehr getroffen hat, denn die waren ganz toll lang und schön und nu sieht se aus wie ein gerupftes Huhn), aber wer weiß, was ihr beim nächsten mal einfällt? Muss ich schon zum Kinderpsychologen? Bekomme ich das mit der Kita irgendwie auf die Reihe, dass sie mich ernst nehmen? Soll ich weiter abwarten? Ich bin gerade total unsicher. Könnt ihr mir helfen?

[Chiara]

Liebe Mimmi

Wenn Deine Tochter das Problem so klar beim Namen nennt, dann würde ich die Langeweile schon ernst nehmen. Ich kenne ein Kind, das einen Tic entwickelt hat, da es im Kiga unterfordert gewesen ist. Ich möchte damit nicht sagen, dass Euch das auch passieren wird!
Was das Haareschneiden angeht, musst Du auf Dein Bauchgefühl hören! Klar, fast jeder Mensch hat in seiner Kindheit sich die Haare geschnitten, doch nicht jeder tat dies aus Langeweile.
Ob Ihr psychologische Hilfe braucht, kann ich nicht beurteilen. Was kann man sonst noch tun? Wir haben einen super Kinderarzt, der jeder Zeit hinter uns steht. Das ist fast so, als würde man ein Testergebnis vorweisen. Er hat uns seine Hilfe angeboten, falls es mal Probleme geben sollte, da er weiss, dass unser Sohn ein kleveres Bürschchen ist!
Ist es nötig sie zu testen, damit Eure Kindergartenlehrerin Euch ernst nimmt? Ist ja eigentlich noch zu früh! Reicht es, wenn sie ausserhalb des Kindergartens zusätzlich gefördert wird, mit einem Instrument oder so? Du hast ja schon einmal geschrieben , dass sie sehr musikalisch ist. Da stellt sich dann die Frage, ob sie schon "reif" genug ist, regelmässig zu üben?
Was schlägt sie denn vor? Wahrscheinlich nicht mehr in den Kiga zu gehen!
Aber eigentlich haben die Erzieherinnen doch realisiert, dass sie einen Entwicklungsvorsprung hat! (Habe Deinen Vorstellungsbeitrag nochmals gelesen!)
Kann man nicht nochmals mit ihnen sprechen?
Mädchen sind oft so angepasst und sozial. Da merkt man nicht immer, wenn etwas im Busch ist!!
Ich wünsche Euch ganz viel Kraft und hoffe, dass Ihr bald eine Lösung finden werdet!

Liebe Grüsse, c

[Koschka]

Hallo,

ich habe mit meinem Sohn genau das gleiche Problem. Haare schneiden tut er nicht, aber vor Langeweile ruiniert er schnursenkel, schnürrchen unsw. Mein KG glaubt mir, dass er einen Vorsprung hat. In ihren Augen ist der Vorsprung relativ klein - ein halbes Jahr. Die Tatsache das sein jungste Freund aus dem gleichen KG fast 1,5 älter ist, sagt dem KG nichts. Ich habe meinen Sohn testen lassen. War eine nette Erfahrung, hat aber in Fragen - Waffe gegen den KG - nichts gebracht.

LG
Koschka

[alibaba]

Hallo,

also ob man eine Waffe gegen den Kiga braucht, Mhhh...was wählt ihr denn für Kigas aus.....

Langweilig ist es doch jedem Kind mal. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Der Tag war schlecht, weil was doof, die Freunde wollten nicht mit einem spielen, Mama hat was falsches zum essen eingepackt....tausend gute Gründe. Uns gefällt es doch auch nicht jeden Tag gleich...oder. Und dann kann es schon mal passieren, das man sich eben die Haare schneidet, das haben meine auch schon zu Hause so gemacht...ich würde das nicht überbewerten.

Es ist ja nicht so, das meine Kleine sich nicht auch langweilt. Es fehlen ihr einfach die adäquaten Ansprech/spielpartner, dann kommt noch hinzu, das sie kein Draufgänger ist und nicht alleine gerne ein Spiel macht. Aber man kann die Kinder nicht immer an die Hand nehmen und sie bespielen, so das ihnen eben nicht langweilig ist. Wenn man weiß, wo des Pudels Kern begarben ist, dann kan man z.B. das Kind einfach eher abholen, vorausgesetzt man kann es beruflich so vereinbaren. Man kann mal ein Gespräch mit den Erzieherinnen zum Thema Langeweile suchen und nach Lösungen suchen oder Ursachen fahnden...aber hier nun aufzuführen, das Kind sei schon so weit, daher fehlt es an Spielpartnern....das halte ich für keine Lösung. Es kann ja nicht an des Erziehers Hand den ganzen Tag mitlaufen.

Wenn der Kiga nicht gut ist, ist das wieder eine andere Sache. Keine gemischten Gruppen oder Spielverweigerung für ältere Spiele etc.......wenn man/Frau aber einen guten Eidnruck vom Kiga hat .......dann sollte man nicht wegen Langeweile gleich zur Waffe gereifen...mir persönlich fällt da auch gar keine ein.

Meine Tochter geht auch nicht geren in den Kiga, hat keine so rechten Spielpartner, ist aber sozial noch nicht so weit, eben den ersten Schritt zu gehen. Das muss sie lernen und bis dahin Langeweile aushalten. Oder schnell lernen sich etwas adäquates zu suchen. Es gibt bei uns so viele Möglichkeiten sich kreativ zu beschäftigen, Musik zu machen oder Buchstaben zu lernen, aber das muss man eben alleine machen. Betütelt wie zu Hause, wird im Kiga keiner. Vielleicht ist es ja auch das, was dem einen oder anderen Kind dann doch sehr schwer fällt, sich hier umzustellen, inklusive meinem Eigenen. Meine Tochter ist knapp 4,3 und ich glaube nicht, das intellektuell der Kiga sein Potenzial ihr gegenüber ausgeschöpft hat.

VLG

[Koschka]

Hallo alibaba,

von Waffe ist bei uns die Rede, weil die erste Frage seitens KG zum Thema Langeweile war "haben ist ein schriftliches Gutachten von euerem Psychologen, dass er schon so weit ist?". der erste Satz war auch - "von wegen Langeweile - er spielt wohl so schön".

LG

[alibaba]

.....- "von wegen Langeweile - er spielt wohl so schön".

Das geht uns hier nicht anders, Koschka. Auch Tochterkind sagt, es sei ihr langweilig, laut Erzieherinnen spielt sie aber dennoch sehr gut und kommt eigentlich auch gut klar. Gut, es fehlen ihr Spielpartner, das kann ich aber nicht lösen. Deswegen Kigahopping zu machen, das wäre wohl nicht die richtige Lösung. Ich bin mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob Kinder wenn sie Langweile als Grund nennen, das auch so meinen, wie wir Erwachsene das verstehen. Ich glaube, sie umreißen damit einfach ein Ganzes. Wenn ich nachhake, kommen manchmal Sätze wie, weil ich alles aufessen musste, oder weil xy nicht mit mir spielen wollte, oder weil ich ein Puzzel machen sollte.......das aber hat rein gar nichts mit DER Langeweile zu tun, die ich darunter verstehe.

Natürlich wird es problematisch, wenn ein Kind nur mit 3 jährigen spielen soll, oder nur 10er Puzzel machen darf oder nicht auf einen Baum klettern kann, weil es noch so klein ist.......aber wird denn überhaupt so heute noch eingeschränkt?

Ich frage meine Kinder mittlerweile anders. Also nicht, wie war dein Tag heute -langweilig , sondern was war gut und was war schlecht. Erst das schlechte, dann das Gute. Und siehe da, unsere Gespräch laufen plötzlich ganz anders.

Ich kann nicht von einem Kiga erwarten, das er mein Kind an die Hand nimmt und mit ihr liest. Das muss sie selber tun. Eine Leseecke dazu gibt es. Wenn ich es aber nicht mache, dann muss ich mich eben langweilen. Das versuche ich jeden Tag meinen Kindern zu vermitteln. Selbst ist die Frau/Mann. Nur dazu gehört Mut und dieser entwickelt sich eben erst im Laufe eines Lebens. Mein Großer war da etwas robuster (sagte was er wollte), die Kleine braucht hierzu länger, auf Grund ihrer ängstlichen Art.

VLG

[alibaba]

Hallo Urmelis,

vielleicht ist es ja auch nur Theater vom Kind, weil es weiß, Aha, Mama geht darauf ein? Intensiviert den Kontakt mit mir, ich habe Aufmerksamkeit, plötzlich ganz ungeteilte.

Wenn ein Kiga ein Kind nicht einschränkt (war das bei Euch nicht so), in dem was es dort machen darf und kann, bin ich mir sicher, das Kinder auf ihre relativ unverblümte Art und Weise mit mehr als "nur" dem Satz "mir war sooo langweilig" in dem jungen Alter reagieren. Wenn Kinder wirklich leiden, denke ich, sähe das anders aus. Gerade die sprachgewandten sind durchaus in der Lage das auch deutlich zu erklären. Ich bin mir nicht sicher, ob in dem jungen Alter Langweile auch Langweile ist, so wie ich sie verstehe. Ich bin mir nicht sicher, ob bei einem Kigawechsel plötzlich alles so toll wird, wie Kind es sich vorstellt, zumal wir keinen Kiga haben, der ein Kind ausbremst oder ihm etwas verbietet. Und ich warte immer noch darauf, das mir mein sehr sprachfittes Töchterlein noch eine Antwort auf Langweile gibt, die ich verstehen kann.

Meins Sohn sagte das im letzten Kigajahr mal so: Ich kann da schon alle Spiele, die habe ich alle schon gemacht. Eine Nachfrage ergab, das er tatsächlich schon alle gemacht hatte. Tochterkind sagt mir das auch, aber eine Nachfrage ergab, das sie die Spiele, die sie angibt gemacht zu haben, nicht mal angeschaut hätte. Beschäftigungsmaterial ist also durchaus vorhanden.

Schlauer bin ich heute gworden, weil wir festgestellt haben, das Tochterkind die Spielpartner fehlen, vor allem Mädchen. Nur, die kann ich nicht herbei zaubern und wer weiß, ob in einem anderen Kiga sie plötzlich alle so toll fände. Tochter fehlen Kinder, keine in ihrem Alter da, die Vorschulkinder zu denen findet sie, auf Grund ihrer etwas zurückhaltenden Art, nicht wirklich einen sehr guten Draht. Ich kann es also nicht wirklich ändern, aber mit einem schlechten Kiga hat das aber nun nichts zu tun.

Was also Langeweile ist, sollte man in jedem einzelnen Fall, sehr genau ermitteln.

LG

[Mimmi]

Wir waren heute mit Husten und Schnupfen bei der Kinderärztin. Da habe ich mir dann mal ans Herz gefasst und ihr die Lage kurz geschildert. Sie sagte dann, dass sie verstehen könne, dass ich mir Sorgen mache, sie allerdings meine Tochter und die Kita-Situation nicht gut genug kennt (wir haben erst vor einigen Monaten zu ihr gewechselt) um dementsprechend darüber zu urteilen. Sie gab mir aber eine Nummer vo einer Erziehungsberatung der Caritas. Sie hätte mit denen gute Erfahrungen gemacht, und da solle ich doch mal hin, da sitzen wohl einige Kinderpsychologen, die die Situation sicher besser einschätzen können.

Ich will das ganze Thema eigentlich nicht forcieren, merke aber, dass es meiner Tochter in de Kita momentan nicht gut geht. Und da ich momentan das Gefühl habe, bei den Erzieherinnen nicht weiter zu kommen, werde ich mir dort mal einen Rat holen.

@urmelis: meine Tochter war vor den ferien auch nachts trocken und jetzt ist gar nicht mehr dran zu denken.

@alibaba: noch früher in der Kita abholen geht nicht. Ich hole sie schon immer, so schnell ich kann, muss allerdings auch arbeiten. Und ob es "echte" Langeweile ist, oder irgendetwas anderes, weiß ich nicht.

[Mimmi]

So, es ist wieder etwas Zeit vergangen und die Langeweile nimmt enorm zu, und es ist definitiv Langeweile. Sie tritt vermehrt an den Tagen auf, wo es kein "Zusatz-Event" (Plätzchen backen, Adventsbastelnachmittag oder Weihnachtsbaumschmücken) gibt. Nach meinem letzten Gespräch mit der Leiterin wird sie auch immer mal aus der Gruppe rausgenommen... sie durfte dann mal mit kochen, Spiele mit einem Vertreter testen, oder ein großen Bilderrahmen für ein Gemeinschaftsprojekt grundieren...so ist sie glücklich. Nur sind diese Highlights natürlich nicht so sehr oft, und somit steigt ihr Frust von Tag zu Tag. Momentan retten wir uns damit, dass sie sich morgens eine CD oder ein Spiel aussuchen darf, was sie dann mit in die Kita nimmt. Ich bin heilfroh, wenn nächste Woche die Ferien anfangen...

Im Prinzip möchte ich nicht, dass meine Tochter ständig die "Extrawurst" ist. Ich möchte doch einfach nur, dass sie sich wohl fühlt und das tut sie definitiv nicht. In ihrer jetzigen Gruppe ist sie bei den Ältesten. Es sind 20 Kinder, davon 5 Zweijährige und viele Dreijährige. Die Gruppe wurde im Sommer für die Kleinen umgebaut, sodass es kein Podest mit bauecke mehr gibt, und auch keine Höhle mit Puppenecke drin. Ich denke, das spielt auch mit eine Rolle. Ein Gruppenwechsel in eine der anderen Gruppen ohne die ganzen Zweijährigen kommt für sie leider nicht in Frage, da sie (und auch ich) die Erzieherinnen aus den anderen Gruppen nicht mag (jeweils eine von ihnen ist immer im Frühdienst und sie sind sowas von herzlos und desinteressiert ihr gegenüber, was den Abgebe-Terror nur steigert). Und ich habe das Gefühl, dass die Kleine in dieser Kita keine 1,5 Jahre ohne "bleibenden Schaden" aushällt.

Gestern hatte ich dann ein Telefonat mit der Leitung der anderen Kita hier im Ort (da war sie schon im Feriennotdienst und total glücklich), da wäre ein Platz für sie nach den Sommerferien, momentan sind sie leider voll. Ich habe mich jetzt mal pro Forma auf die Liste schreiben lassen und wir einigten uns auf ein Informationsgespräch im Januar. Ich weiß nicht, ob in dieser Kita alles so ideal ist für mein Kind. Aber mir gefällt die Einstellung der Erzieherinnen. In der Woche, als sie dort im Notdienst war, ist mir aufgefallen, dass sie viel "präsenter" sind. Sie sind auf dem Ausengelände bei den Kindern, eine am Planschbecken zum Kinder abtrocknen, eine andere mit am Bachlauf zum Matschklumpen machen, die nächste hat gepflückte Blumen der Kinder eingesammelt und diese mit ihnen in dei Blumenpresse gepackt... Die Erzieherinnen in der jetzigen Kita sitzen alle nebeneineander auf ihrer Bank und schnacken... da bemerkt auch keiner, dass mein Kind unter der Matschhose keine andere Hose an hat.

Und vielleicht ist ein Wechsel gar nicht schlecht. Dann hat sie da nur noch ein Jahr... bis sich dort Langeweile entwickelt und alles "abgespielt" ist, ist das Jarh vielleicht rum...

Ich denke, ich werde im neuen Jahr mal bei der hier ortsansässigen Kinder-Psychologin (die sogar von HB-Stellen empfohlen wird) vorsprechen, und mit ihr die Problematik, evtl. Kitawechsel und vorzeitige Einschulung besprechen.

[alibaba]

Hallo Mimmi,

das Problem ist ja aber das, das überall mal eine tote Zeit herrscht, oder? Wer kann schon ständig Programm bieten, was nach Abwechslung riecht? Wenn wir schwimmen gehen, ist das auch ausbrachen aus dem Trott der uns umgibt, und dann keine 5 Moínuten zu Hause, Mama, mir ist soo langweilig. Keiner kann ständig Programm bieten. Vom Grundsatz her müssen Kinder lernen, damit klar zu kommen. Denn in der Schule wird es noch schwerer auszubrechen. Da heißt es geduldig warten bis ein Kind eben stockend vorgelesen hat. Und das zu amchen, was alle anderen machen. Wenn man das nicht kann, wie mein SOhn, dann wird es verdammt schwer.

Ein Kigawechsel kann helfen. Nur bedenke, eine Schule kann man nicht ständig wechseln. Vielleicht hilft es Lösungen im jetztigen Kiga zu finden.

LG