Kindergarten - eine Zumutung?

Probleme und Lösungen für den Kindergartenalltag
Rabaukenmama
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Kindergarten - eine Zumutung?

Beitrag von Rabaukenmama »

Fange mal ein Thema an welches mich schon länger beschäftigt. Wenn ich so Aussagen wie "Ich erspare meinem Kind den Kindergarten..." lese dann drängt sich mir natürlich die Frage auf, wieso ICH meinem Kind den Kindergarten "zumute". Denn wenn Kindergarten grundsätzlich etwas negatives ist, was man dem eigenen Kind möglichst ersparen sollte, dann ist es im Umkehrschluss ein Kindergartenbesuch anscheinend eine Zumutung für das Kind. Da ich das aber nicht so empfinde will ich solche erspar-Aussagen auch nicht so stehen lassen. (Was anderes wäre für mich die nicht-wertende Formulierung "Ich habe mich bei meinem Kind gegen einen Kindergartenbesuch entschieden")

Im Moment geht Sohnemann gerne in den Kindergarten. Dabei sind seine Aussagen manchmal im Widerspruch zu meinen Beobachtungen. So meint er z.B. "Ich habe im Kindergarten keine Freunde", ich sehe aber täglich wie er von einigen anderen Kindern sichtlich erfreut begrüsst wird. Auch eine Betreuerin hat mir bestätigt, dass er gerne mit anderen Kindern spielt und auch zwei Lieblings-Spielgefährten hat. Komischerweise waren genau DIESE zwei Kinder NICHT auf der Gäste-Wunschliste für seine Geburtstagsfeier. Da kenne sich mal wer aus...

Ich bin - ehrlich gesagt - sehr froh über den Kindergartenplatz meines Sohnes. Was mir gefällt ist vor allem das altersgemischte Konzept mit Kindern von 1-6 Jahre, der grosse Garten und ein engagiertes Betreuerteam. Da ich durch die Behinderung meines kleinen Sohnes (er ist gehörlos geboren) sehr viel unterwegs bin, könnte ich meinem Grossen nicht annähernd das an Spiel und Abwechslung bieten, was er im Kindergarten bekommt. Da ich nicht das Glück habe, Grosseltern oder andere Verwandte für spontane Betreuungssituationen greifbar in der Nähe zu haben, bliebe mir nichts anderes übrig, als meinen Grossen zu allen Terminen mitzunehmen. In der Praxis wäre das aber nicht nur für ihn fad, sondern vor allem für mich mit grossen Schwierigkeiten verbunden. Es reicht schon, mit Kleinsohn 2 Stunden im überfüllten Wartebereich des Krankenhauses zu verbringen und ihn daran zu hindern, die schimmligen Leca-Steinchen aus den Pflanztrögen zu essen. Ich hätte auch keine Ahnung wie ich Grosssohn für den Zeitraum eines Audiogramms (beim Kleinen) zum still-sein motivieren könnte. Auch die Anstrengung einer 2 x 2stündigen Zugfahrt zum Hörgeräte-Akkustiker und zurück ist mit einem Kind ungleich einfacher als mit 2 Kindern. Und last but not least geniesse ich es sehr, mich manchmal mittags mit dem Kleinen hinzulegen. Da mein Tag normalerweise gegen 6h morgens beginnt (da wird der Kleine wach) und gegen 21h30 endet (da geht der Grosse schlafen) erhöht sich mit jeder freien Minute danach (für lesen oder Internet) mein Schlafdefizit. So gesehen sind etliche Beweggründe für den Kindergartenbesuch des Grossen durchwegs eigennützig.

Beim Kleinen (Wunschkind auf eigenen Wunsch - durch die Spirale geschlüpft) wäre ich gerne länger zu Hause geblieben, aber mein Dienstgeber besteht auf einem Wiedereinstieg spätestens am 2. Geburtstag. Mit Hilfe meiner Frühförderin habe ich aber rechtzeitig für den Kleinen einen Platz im einem bilingualen Kindergarten bekommen. Die Überlegung, länger zu Hause zu bleiben und meinen Arbeitsplatz zu verlieren, stellt sich nicht ernsthaft. In meiner jetztigen Firma bekomme ich für 22h Arbeitszeit mehr Gehalt als anderswo für einen Vollzeitjob. Und ob sich im Berufsleben wer darum reisst, einer 42jähren Mutter von zwei kleinen Kindern, von denen eines behindert ist, einen Arbeitsplatz zu verschaffen, wage ich auch zu bezweifeln. Ohne eigenes Einkommen wäre es aber unmöglich, unser Leben zu finanzieren. Mein Mann hat noch einen 15jährigen Sohn aus erster Ehe, für den er alimentationspflichtig ist. Das, was danach von seinem Gehalt noch übrig bleibt, reicht nicht einmal für die Fixkosten von Wohnung, Heizung, Auto, Kleidung, Lebensmittel usw.

Es mag Menschen geben, die in der glücklichen Lage sind, über genügend Geld zu verfügen, bis zum Schuleintritt beim Kind zu Hause zu bleiben. Auch bei einigen selbstständigen Tätigkeiten ist es möglich, nebenbei ein Kind zu betreuen. Oft sind auch Grosseltern oder andere Verwandte bereit, bei zwei berufstätigen Elternteilen zeitweise die Betreuerrolle zu übernehmen. Aber es gibt durchaus auch einige Eltern, die was Finanzen und Betreuung betrifft, in einer ähnlichen Situation sind, wie ich es bin. Bei mir hat sich die Frage "WILL ich bei meinen Kindern zu Hause bleiben statt sie in den Kindergarten zu geben?" nie gestellt. Die Situation hat den Kindergartenbesuch erforderlich gemacht und ich habe bei meinem Grossen absolut nicht dass Gefühl, dass er permanent unter dem Kindergarten leidet. Natürlich gibt´s vereinzelt Tage, wo es ihm mal nicht so gut gefällt, aber die gibt es zu Hause genauso.

Ich gestehe jedem, der die Möglichkeit hat, tatsächlich zu WÄHLEN, ob er/sie das Kind in den Kindergarten gibt, seine Entscheidung (und die Beweggründe dafür) zu. Aber wenn unterschwellig so getan wird, als wäre ein Kindergartenbesuch generell eine Zumutung für´s Kind, dann muss ich einfach klar widersprechen!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sogesehen
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Re: Kindergarten - eine Zumutung?

Beitrag von sogesehen »

Hallo Rabaukenmama.
Erst eine Frage: ist Dir das in diesem Forum begegnet, dass der Kindergartenbesuch eine Zumutung für das Kind ist? Ist mir bisher nicht begegnet. Wo denn?

Um zu entscheiden, ob der Kindergarten für das eigene Kind eine Zumutung ist oder nicht, kann meiner Meinung nach nur nach Kind und verfügbarem Kindergarten entschieden werden. Wie wichtig das für die Eltern ist spielt meines Erachtens erst dann eine Rolle, ob es dem Kind aus triftigen Gründen eben trotzdem zugemutet wird, auch wenn die Konstellation Kind - Kindergarten nicht passt. Genauso kann es für Eltern oder auch für das Kind eine Zumutung sein, bis zur Schule zu Hause bleiben zu müssen, je nach Kind und Elternhaus.
Es kommt gravierend auf die Qualität und Ausrichtung des Kindergartens an, ob er eine Zumutung für das Kind darstellt. Solche Aussagen, dass Kindergärten für Kinder generell eine Zumutung für Kinder sind, stammt sicher von Leuten, die leider noch keine guten Kindergärten kennen gelernt haben. Das ist eher eine Kritik an Kindergärten, als an Dir oder jedem anderen Elternteil, das sich dafür entscheidet, das Kind in den Kindergarten zu geben.
Liebe Grüße
Linasina
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Re: Kindergarten - eine Zumutung?

Beitrag von Linasina »

Gelöscht
Zuletzt geändert von Linasina am Mi 25. Jun 2014, 10:20, insgesamt 1-mal geändert.
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Kindergarten - eine Zumutung?

Beitrag von Rabaukenmama »

sogesehen hat geschrieben:Hallo Rabaukenmama.
Erst eine Frage: ist Dir das in diesem Forum begegnet, dass der Kindergartenbesuch eine Zumutung für das Kind ist? Ist mir bisher nicht begegnet. Wo denn?
Das Wort "Zumutung" ist hier nicht gefallen, aber es kamen schon Aussagen wie " nicht in den Kindergarten zu stecken". Vielleicht bin ich aber auch zu sensibel was Forumlierungen betrifft und es war ganz anders gemeint. Auf alle Fälle finde ich das Thema wert, diskutiert zu werden. Nicht, weil ich so eine Kindergarten-Verfechterin wäre, sondern weil ich die Dinge ähnlich sehe, wie Du und manche Aussagen nahelegen, dass Kindergarten AN SICH etwas negatives, wenig förderliches ist, was Kindern - wenn möglich - "erspart" werden sollte.
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alibaba

Re: Kindergarten - eine Zumutung?

Beitrag von alibaba »

Nun, das Schöne an einem Kiga ist doch noch, das ich freie Wahl habe. Ich bin also hingegangen und haben mir Kigas angesehen. Meine Tochter habe ich 3 Wochen lang begleitet. Insgesant durfte ich persönlich eine Reihe von Kigas kennen lernen, keiner davon war eine Zumutung. Zumutungen sind öffentliche Toiletten. ;)

Alle Kigas die ich kennen lernen konnte, haben sich immer um ein liebevolles miteinander bemüht. Das klappte in der Regel. In den Kindergarten in den meine Kinder gingen blicken wir mit Entspannung zurück. Je nach dem, wie man einen Kiga sieht und was man denkt, was er tun müsse, kann man hier Förderung finden oder eben auch nicht.

Ich kenne also nur gute Kindergärten, in denen sich die Kinder auch wohlgefühlt haben.

Mit Schule änderte sich das bei meinen Kindern schlagartig. Auffällig wurde mein Sohn nie im Kindergarten, jedoch sehr wohl in Schule.

VG
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Kindergarten - eine Zumutung?

Beitrag von Rabaukenmama »

Als mir mein Dienstgeber mitgeteilt hat, dass von mir erwartet wird, spätestens am 2. Geburtstag meines Sohnes wieder einzusteigen (da war mein Grosser ca. 3 Monate alt) habe ich begonnen, nach einem Kindergartenplatz für meinen Sohn zu suchen. Sprich: ich bin von Kindergarten zu Kindergarten gegangen, habe mir angesehen, wie die Einstellung dort war und wie die Betreuung gehandhabt wurde, und habe mich - sofern möglich - auf Wartelisten setzen lassen, sofern mir der Kindergarten zugesagt hat. Kriterien waren für mich damals in erster Linie eine wertschätzende Grundhaltung den Kinder gegenüber und ausserdem wollte ich einen Kindergarten mit Garten finden (also nicht nur ein paar Spielgeräte auf einem zubetonierten Platz).

Trotzdem fand ich erst mal keinen Platz und die Zusage vom städtischen Kindergarten, meinen Sohn mit September 2012 aufzunehmen, wurde mit meiner neuen Schwangerschaft (die ich zwischen Ansuchen und Zusage bemerkt hatte) hinfällig. Doch ich hatte grosses Glück und erfuhr zufällig, dass der allererste Kindergarten, bei dem ich seinerzeit angefragt hatte (mit einer üblichen Warteliste von 2-3 Jahren) ausnahmsweise 2 Plätze frei hatte, weil zwei Kinder unerwartet in eine Vorschule gewechselt hatten. Ich fuhr also sofort hin und wir bekamen den Platz.

Mein Sohn war überglücklich, schliesslich wollte er schon so lange in den Kindergarten! Tränen gab es keine, nur an dem Tag, wo ich ihn probehalber nur zwei Stunden dort gelassen hatte weinte er sehr, weil ich ihn "so früh" wieder abgeholt hatte. Söhnchen fühlte sich vom ersten Tag an wohl im Kindergarten und ging gerne hin.

Trotzdem bin ich nicht der Ansicht, dass ein Kind einen Kindergarten für seine intellektuelle oder soziale Entwicklung "braucht". Es kommt sehr darauf an, wie die persönliche Situation und das Betreuungsangebot ausschaut. Unter anderen Umständen hätte ich mir durchaus vorstellen können, bis zum Schulbeginn bei den Kindern zu Hause zu sein. Dafür hat aber in erster Linie das Geld gefehlt und in zweiter Linie gab´s auch einige andere Kriterien. So wohnen wir in einem Industriegebiet, wo in unmittelbarer Nähe keinerlei Spielplätze oder Parks zu finden sind. Der nächstgelegene Spielplatz ist 2km entfernt und liegt leider in der prallen Sonne. Der nächstgelegene SCHÖNE Spielplatz mit Schatten spendenden Bäumen liegt 3,8km entfernt. Mit EINEM Kind ist das ja noch per Rad schön erreichbar, aber hochschwanger bzw. mit Kleinkind und Neugeborenem artet ein einfacher Spielplatzbesuch zur Expedition aus. Ebenfalls wichtig empfinde ich regelmässigen Kontakt zu anderen Menschen und zwar sowohl Kindern als auch Erwachsenen verschiedenen Alters. Das können mMn aber Eltern-Kind-Spielgruppen oder einfach Freunde, die man immer wieder trifft, recht gut erfüllen.

Ein weiteres Kriterium ist die Möglichkeit, das Kind mal für ein paar Stunden wo unterzubringen, um was zu erledigen. In unserem Fall hatten wir beim Kleinen die Diagnose "gehörlos" im Alter von 3 Monaten. Von da an waren wir viel unterwegs - Audiogramm, Hörtests, Hörgeräteakkustiker, Frühförderung und jede Menge Voruntersuchungen ob eine Versorgung mit CIs (=Hörinplantaten) überhaupt organisch möglich ist. Da war ich, ehrlich gesagt, sehr, sehr froh, den Grossen gut betreut im Kindergarten zu wissen! Ohne Kindergarten wäre mir nur die Möglichkeit geblieben, den Grossen überall hin mitzunehmen ODER einen professionellen Babysitter zu bezahlen. Meine Eltern wohnen 140km entfernt sie und für einen 2stündigen Arzttermin herzubestellen wäre sowohl aus Kosten- als auch aus Zeitgründen eher eine Zumutung.

Aber generell denke ich schon, dass es mit einigen Voraussetzungen möglich ist, ein Kind auch ohne Kindergartenbesuch fit für´s Leben zu machen. Damit meine ich: Möglichkeit zur Bewegung im Freien, verschiedene Freunde und Bekannte (auch Kinder), Förderung den Interessen entsprechen z.B. durch Sportvereine, Musikunterricht, basteln, kreative Dinge usw. Wobei ICH PERSÖNLICH merke, dass mir nach vier Jahren Mama-sein (mit kurzen Unterbrechungen, wo ich arbeiten gegangen bin und mein Mann zu Hause war) schon andere Herausforderungen FEHLEN. Im Moment bin ich von 6h30 morgens bis ca. 21h30 abends permanent für meine Kinder da. Entlastungen gibt´s maximal wenn der Kleine Mittagsschlaf hält oder wenn am Wochenende oder abends mal mein Mann "übernimmt".

Dabei habe ich aber das grosse Glück, dass meine Söhne keine Mama-Kinder sind und beide bisher keine Probleme mit Fremdbetreuung (egal ob im Kindergarten oder durch Babysitter) hatten. Mir würde es aber sicher sehr, sehr schwer fallen, ein weinendes Kind im Kindergarten zurücklassen zu müssen, weil es eben keine andere Möglichkeit gibt. Da bin ich wirklich froh, dass mir das bisher erspart geblieben ist.
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alibaba

Re: Kindergarten - eine Zumutung?

Beitrag von alibaba »

Rabaukenmama hat geschrieben:Trotzdem bin ich nicht der Ansicht, dass ein Kind einen Kindergarten für seine intellektuelle oder soziale Entwicklung "braucht".
Nein, es braucht keinen Kiga, wenn man diese Bedingungen erfüllen kann.
Rabaukenmama hat geschrieben: Damit meine ich: Möglichkeit zur Bewegung im Freien, verschiedene Freunde und Bekannte (auch Kinder), Förderung den Interessen entsprechen z.B. durch Sportvereine, Musikunterricht, basteln, kreative Dinge usw.
Da ich keinen dieser Versorgungsdienste leisten kann und will, habe ich einen guten Kindergarten gesucht, den wir auch gefunden haben. Das was dieser Kiga hatte, konnte ich nicht im entferntesten geben. Alleine die ganzen Materialien anzuschaffen, alleine das würde mich vor unlösbare Dinge stellen. :mrgreen:

Für mich war immer klar, der Kontakt zu anderen Kindern wird benötigt. Mein Sohn ging mit 1 1/2 Jahren zur Tagesmutter. Noch heute wird er dort unterrichtet und unsere familiäre Beziehung in diese ehemalige, fremde Familie ist durchaus intensiv. Neulich lud die Oma alle ihre Enkel zum backen ein, einschließlich meines Sohnes. 8-)

VG
Momo
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Re: Kindergarten - eine Zumutung?

Beitrag von Momo »

Beim Thema Kindergarten gibt es hier in meinem Umfeld die weit verbreitete Meinung " je früher je besser". Dass meine Tochter mit nun bereits 3,5 Jahren immer noch keinen Kindergarten besucht, ist für viele Eltern unvorstellbar. Ich denke, wenn es irgendwie möglich ist, ist es durchaus förderlich für das Kind, wenn es lange zu Hause bei den engsten Bezugspersonen bleiben kann. Meine Tochter hätte z.B. mit 2,5 Jahren einen Platz in einem Traumkindergarten bekommen können, sie hat sich aber selbst ganz klar dagegen entschieden mit den Worten: "Gerne wenn ich größer bin". Nun, ein Jahr später, sieht die Situation ganz anders aus. Nun möchte sie gerne von sich aus gehen und sucht sehr aktiv auf Spielplätzen Kontakt zu anderen Kindern. Nun hat sie die Sicherheit und auch die Orientierung nach außen von ganz alleine erhalten und musste sich an keine Situation anpassen. Mir ist klar, dass dies in den meisten Familien kaum möglich ist, doch ich halte es andersherum nicht für erstrebenswert, ein Kind so früh wie möglich abzugeben. Diese erste wertvolle Zeit kommt nicht zurück und mit spätestens vier Jahren lösen sich die Kinder von ganz allein von einem. Ich glaube, meine Tochter hätte sich anders entwickelt, wenn ich sie früh abgegeben hätte, sie war allerdings auch seeeehr mama-fixiert.

Dann ist natürlich auch die Wahl des Kindergartens von großer Bedeutung. Wir haben uns viele angesehen und riesige Unterschiede bemerkt. Meiner Meinung nach brauchen viele Kinder in diesem Alter auch noch verlässliche Strukturen, deshalb kann ich zum Beispiel ein total offenes Konzept mit unterschiedlichen offenen Gruppen und vielen vielen Angeboten mir kaum für ein dreijähriges Kind vorstellen. Braucht es nicht erstmal weiterhin klare Bezugspersonen und Strukturen, an denen es sich orientieren kann? Ist es nicht überfordert durch zu viele Angebote und ständig wechselnde Gruppenzusammensetzungen?

Somit entscheidet für mich ganz klar der Zeitpunkt des Kindergartenstarts und das Konzept, das Team sowie die Atmosphäre des Kindergartens, ob dieser eine Zumutung oder eine Bereicherung für das Kind ist. Die Frage, ob ein Kind den Kindergarten für seine Entwicklung braucht, stelle ich mir selbst gerade. Ich stoße mit meiner Meinung, dass ich mir auch vorstellen könnte meine Tochter bis zur Schule hier zu Hause zu behalten (sollte sie im Kindergarten unglücklich sein) auf großes Unverständnis.

Ich bin gespannt, wie es meiner Tochter nun im Sommer im Kindergarten gehen wird. Sie hat wieder einen tollen Platz in einem privaten Kindergarten mit großem Garten bekommen, was in unserer Großstadt selten der Fall ist. Ich werde berichten ;)
LG Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
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Re: Kindergarten - eine Zumutung?

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben: Mir ist klar, dass dies in den meisten Familien kaum möglich ist, doch ich halte es andersherum nicht für erstrebenswert, ein Kind so früh wie möglich abzugeben. Diese erste wertvolle Zeit kommt nicht zurück und mit spätestens vier Jahren lösen sich die Kinder von ganz allein von einem. Ich glaube, meine Tochter hätte sich anders entwickelt, wenn ich sie früh abgegeben hätte, sie war allerdings auch seeeehr mama-fixiert.
Wie Du korrekt schreibst - es ist in vielen Familien nicht anders MÖGLICH als das Kind früh in den Kindergarten zu geben - was ERSTREBENSWERT ist fällt da unter "Theorie". Ich gehöre GsD nicht zu den Müttern, die täglich ein weinendes Kind im Kindergarten lassen MÜSSEN, aber so oder so helfen Theorien über "nicht erstrebenswert" von Menschen, die das Glück der WAHL haben, keinem weiter, der diese Wahl nicht hat.

Ich widerspreche auch was das Alter betrifft, in dem sich Kinder "spätestens" von allein lösen - denn ich kenne einige wesentlich ältere Kinder, die damit - aus welchen Gründen auch immer - gewaltige Probleme haben.
Momo hat geschrieben:
Dann ist natürlich auch die Wahl des Kindergartens von großer Bedeutung. Wir haben uns viele angesehen und riesige Unterschiede bemerkt. Meiner Meinung nach brauchen viele Kinder in diesem Alter auch noch verlässliche Strukturen, deshalb kann ich zum Beispiel ein total offenes Konzept mit unterschiedlichen offenen Gruppen und vielen vielen Angeboten mir kaum für ein dreijähriges Kind vorstellen. Braucht es nicht erstmal weiterhin klare Bezugspersonen und Strukturen, an denen es sich orientieren kann? Ist es nicht überfordert durch zu viele Angebote und ständig wechselnde Gruppenzusammensetzungen?
Warum sollten alle dreijährigen Kinder das Gleiche "brauchen". Viele hier haben begabte oder hochbegabte Kinder, die intellektuell andere Herausforderungen brauchen als Gleichaltrige und das wird als gegeben hingenommen. Genauso "brauchen" nicht alle Kinder auf Grund ihres Alters fixe Bezugspersonen. Mein Sohn war gerade 3 geworden als ich mit ihm in einem Hotel mit Kinderbetreuung Urlaub gemacht habe. Da ist er schnurstracks zur Betreuerin gegangen, hat ihr die Hand gegeben und sich mit "Guten Tag, ich bin der M.... K....! Ich mache jetzt hier Urlaub und bin in die Kinderbetreuung gekommen. Wer bist DU und was kann man hier spielen?". Die Betreuerin war total erstaunt über das selbstverständliche und selbstsichere Auftreten meines Kindes und meinte, das habe sie bisher auch bei älteren Kindern kaum erlebt.

Ebenso war es mit dem Kindergarten. Mein Sohn jammerte dass es in den Kindergarten will, seitdem er sprechen konnte. Mit 2 Jahren und 4 Monaten durfte er ENDLICH hin. Er kam in eine altersgemischte Gruppe mit 28 Kindern von 1,5 bis 6 Jahren und 5 Betreuern die allesamt für ALLE Kinder zuständig waren. Die ersten Wochen im Kindergarten hat mein Sohn absichtlich auf den Mittagsschlaf verzichtet um nur ja nichts zu versäumen.

Ich bestreite nicht, dass es Kinder gibt, für die verlässliche Strukturen und klare Bezugspersonen sehr wichtig sind. Aber das an einem Alter festzumachen finde ich genauso komisch wie wenn mir jemand sagen würde "dein Kind KANN ja noch nicht lesen können, es ist ja erst 4 Jahre alt!"
Momo hat geschrieben:
Somit entscheidet für mich ganz klar der Zeitpunkt des Kindergartenstarts und das Konzept, das Team sowie die Atmosphäre des Kindergartens, ob dieser eine Zumutung oder eine Bereicherung für das Kind ist. Die Frage, ob ein Kind den Kindergarten für seine Entwicklung braucht, stelle ich mir selbst gerade. Ich stoße mit meiner Meinung, dass ich mir auch vorstellen könnte meine Tochter bis zur Schule hier zu Hause zu behalten (sollte sie im Kindergarten unglücklich sein) auf großes Unverständnis.
Für den Vorstellung (oder auch den Wunsch) das Kind bis zum Schuleintritt zu Hause zu betreuen, habe ich durchaus Verständnis. Es gibt sicher sogar etliche Kinder, die sich zu Hause wohler fühlen als in einer Gruppe Gleichaltriger und wenn die Möglichkeit besteht, das Kind zu Hause zu lassen, spricht mMn absolut nichts dagegen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Momo
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Re: Kindergarten - eine Zumutung?

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Wie Du korrekt schreibst - es ist in vielen Familien nicht anders MÖGLICH als das Kind früh in den Kindergarten zu geben - was ERSTREBENSWERT ist fällt da unter "Theorie". Ich gehöre GsD nicht zu den Müttern, die täglich ein weinendes Kind im Kindergarten lassen MÜSSEN, aber so oder so helfen Theorien über "nicht erstrebenswert" von Menschen, die das Glück der WAHL haben, keinem weiter, der diese Wahl nicht hat.
Klar, da hat Du recht. Dennoch stelle ich einen Trend fest, dass es viele Eltern als erstrebenswert und förderlich darstellen, dass Kind so früh wie möglich in eine Betreuung zu geben, da dadurch z.B. die soziale Kompetenz so gefördert werden würde. Ich stelle jedoch bei diesen Kindern erstmal eine plötzliche Tendenz zum Hauen, Schubsen, Wegnehmen von Dingen etc. fest.
Bitte nicht missverstehen- ich möchte keinen verurteilen, wenn es die Situation nicht anders zulässt oder der Wunsch des Kindes wirklich vom Kind aus vorhanden ist. Ich beziehe mittlerweile nur klar Stellung wenn ich höre, dass es für die Entwicklung soooo gut ist, wenn Kinder so früh wie möglich in Fremdbetreuung gegeben werde. Dem möchte ich klar widersprechen und die Gegenfrage stellen, von wem uns dies denn eigentlich suggeriert wird? Ist es nicht eigentlich ein politisches und wirtschaftliches Problem? Und von dieser Seite wird das öffentlich Meinungsbild natürlich geprägt.

LG Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
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