Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Probleme und Lösungen für den Kindergartenalltag
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:Liebe Rabaukenmama,
das kann natürlich auch ein Grund sein, oder eine Kombination von Ursachen. Dass die Ursache jedoch an einem bestimmten Punkt liegt, die Wirkung jedoch überall zu sehen ist, verwundert doch nicht, oder? Wenn also die Ursache zum Beispiel in der Schule liegt, ist Dein Sohn auch zu Hause oder außerhalb der Schule aus dem Gleichgewicht, warum sollte sich dies nur in der Schule zeigen? Ich würde es nicht räumlich begrenzen sondern zeitlich, also wann hat sich sein Verhalten verändert bzw. verstärkt? Was hatte sich zu diesem Zeitpunkt für ihn verändert?
Ich kann leider nicht klar ausmachen wann sich das Verhalten verändert oder verstärkt. Sonst wäre es einfacher. Es gibt 3 große Bereiche im Leben meines Sohnes, einer ist die Schule, einer der Hort und einer zu Hause. Die Hauptursache für sein momentanes Verhalten kann überall liegen. Da fällt mir der Spruch ein "Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat sieht in jedem Problem einen Nagel". Wenn also das Hauptproblem zu Hause liegt dann hilft auch nichts, wenn ich meinen Sohn aus Schule und Hort rausnehme.

Ich kann nicht mehr klar sagen ob zu Hause irgend was spezielles war wenn das Verhalten schlimmer bzw. besser wurde. Es war schon einiges seit mein Sohn in die Schule gekommen ist. Alle außer er (also ich, mein Mann und sein Bruder) hatten z.B. schwere Bindehautentzündung, was im Fall des Bruders 2 Wochen Exklusiv-Zeit mit mir "gebracht" hat. Der Bruder bekam seine Autismus-Diagnose und aktuelle geht es wieder um den Bruder, der kurzsichtig ist und Hornhautverkrümmung hat und wo wir vor einigen Tagen Brille anpassen waren.

Was speziell in der Schule oder im Hort gewesen sein könnte, weiß ich natürlich nicht.
Momo hat geschrieben:Wie geht es ihm zum Beispiel in den Ferien? Was sagt er selbst zu seinem Verhalten? Kann er Gründe nennen? Was sagt er selbst, wie es ihm geht?

Momo
In den Ferien ist es dasselbe. Gute und schlechte Phasen. In den guten Phasen ist er "nur" ein etwas lebhaftes Kind, welches manchmal ein bißchen "übertreibt" wenn es was macht. In den schlechten Phasen ist er unmöglich.

Gründe kennt er selbst keine. Auslöser ist - laut seiner Aussage - immer wieder, dass er sich ausgespottet fühlt, nicht ernst genommen, dass er glaubt, jemand will ihm schaden oder was wegnehmen, dass er bei jedem Lacher glaubt, er würde ausgelacht...

...dann kommen ungefragt Versprechen, in Zukunft "immer" brav zu sein, was wir natürlich nie verlangen würden. "Ich mache es NIE wieder" kommt auch immer ungefragt. Er versteht nicht, dass es nicht darum geht etwas nie wieder in seinem Leben zu machen. Ich versuche immer, ihm zu erklären, dass es okay ist, wütend zu sein, dass er aber andere Wege finden muss, mit seiner Wut umzugehen. Ich versuche, das Gespräch dahin zu lenken dass er selbst nachdenkt, was ihm helfen könnte. Er sieht ja in sich selbst nicht so das Problem. So nach dem Motto "Wenn mich nie jemand auslacht und alle lieb zu mir sind dann bin ich ja auch liebt. Also müssen die anderen sich anders verhalten damit ich mich auch anders verhalten kann." Stimmt natürlich so nicht, weil es wirklich banale Kleinigkeiten sind, die ihn furchtbar aufregen und agressives oder destruktives Verhalten auslösen. Aber das sieht er selbst ganz anders. Ich will´s auch nicht runtermachen, denn es muß schlimm sein, sich ausgespottet zu fühlen, auch wenn es (großteils) eingebildet ist.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Maca
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Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von Maca »

Gab es denn mal eine umfangreiche Diagnostik in einer Kinder-und Jugendpsychiatrischen Praxis?

Ich weiß ja, dass du keine Schubladen willst aber vieles klingt einfach nach Asperger.

Er mißdeutet permanent die Signale aus seiner Umwelt, bezieht alles auf sich und kann seine Wut nicht kontrollieren.
Außerdem verfügt er über ein exzellentes Sprachniveau und erstaunliches Detaillwissen, was auch gerne kontextunabhängig vorgetragen wird und für zusätzliche Verwirrung seitens seiner Altersgenossen sorgt.

Du schriebst auch mal, dass er früher einfach stürmisch Kinder geherzt hätte.

Grenzen der Intimsphäre werden intuitiv erfasst , Asperger verfügen über dieses intuitive Vermögen nicht, sie kompensieren das später über ihren Intelkekt.

Je intelligenter ein Kind, desto schwieriger die Asperger Diagnose, da sie hervorragend kompensieren und das sozial gewünschte Verhalten in Teilen äußerst schnell kopieren können.

Diese ständige Anpassung bedeutet aber auch Dauetstress, der andere Baustellen dann umso stärker zutage treten lässt.

Es gibt hier ja einen alten Thread, wo du dich darüber ärgerst, dass ein bestimmtes Verhalten, Außenstehende dazu veranlasst, ungefragt Laiendiagnosen zu erstellen.

Das kann ich zwar nachvollziehen, andererseits ist es eine große Erleichterung, wenn man versteht, woher Probleme rühren.

Und irgendwas, ich erinnere mich ach an das Verschmieren von Kot, in deinem Sohn ist total aus dem Lot, darunter leidet er genauso wie alle anderen.
Zuletzt geändert von Maca am Sa 11. Mär 2017, 12:59, insgesamt 2-mal geändert.
Rabaukenmama
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Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von Rabaukenmama »

Maca hat geschrieben:Gab es denn mal eine umfangreiche Diagnostik in einer Kinder-und Jugendpsichriatischen Paxis?
Mit 4 Jahren hatte er eine Entwicklungsdiagnostik, da wurde Autismus und ADHS ausgeschlossen. Aber rückblickend war die Psychologin mMn absolut nicht kompetent. Die nächste Diagnostik haben wir schon vor zwei Monaten vereinbart - die Termine sind dann im Juli.
Maca hat geschrieben:Ich weiß ja, dass du keine Schubladen willst aber vieles klingt einfach nach Asperger.

Er mißdeutet permanent die Signale aus seiner Umwelt, bezieht alles auf sich und kann seine Wut nicht kontrollieren.
Außerdem verfügt er über ein exzellentes Sprachniveau und erstaunliches Detaillwissen, was auch gerne kontextunabhängig vorgetragen wird und für zusätzliche Verwirrung seitens seiner Altersgenossen sorgt.

Du schriebst auch mal, dass er früher einfach stürmisch Kinder geherzt hätte.

Grenzen der Intimsphäre werden intuitiv erfasst , Asperger verfügen über dieses intuitive Vermögen nicht, sie kompensieren das später über ihren Intelkekt.
Die Hortspsychologin hat auch in Richtung Asperger vermutet. Ich versuche gerade, mich mit der Möglichkeit anzufreunden. Denn mein jüngerer Sohn ist ja diagnostizierter Asperger-Autist und der ist von der ganzen Wesensart her so gänzlich anders als sein Bruder. Das da dieselbe Persönlichkeitsstörung dahinter stecken soll will noch nicht in meinen Kopf.

Jedenfalls hat die Hortpsychologin schon vor ca. 3 Monaten eine Testung auf Asperger angeregt und was von Euro 100,- bis 120,- Selbstbehalt gesagt. Als ich den KJP, den sie mir dafür empfohlen hat (sie selbst macht keine Testungen) dann kontaktiert habe, war plötzlich von Euro 350,- bis 500,- die Rede, wovon ich maximal 1/3 von der KK zurück bekomme. Da das momentan einfach zu viel ist und ich außerdem nicht einsehe, warum ich genau bei DIESEM Psychologen die Diagnostik machen lassen soll, habe ich mir selbst jemanden gesucht, der direkt mit der KK verrechnet. Nachteil ist halt die lange Wartezeit. Fast überall bekam ich die Auskunft, dass nur dann bei einem KJP mit Kassenvertrag diagnostiziert werden kann, wenn das Kind eine Selbst- oder Allgemeingefährdung darstellt. Ich bin ja durchaus auch bereit, was dafür zu bezahlen, aber ehrlich gesagt hat mich die ursprünglich falsche Auskunft (über die Kosten) von der Hortpsychologin ziemlich verärgert. Und ich finde einfach nur schade dass man entweder ganz viel Geld für eine Diagnostik ausgeben muss, oder, wenn man das nicht will oder kann, warten muss, bis es dem Kind so schlecht geht, dass es zur Selbst- oder Allgemeingefährdung geworden ist :cry: .

Aber durch die aktuellen Vorfälle in der Schule wird er jetzt ohnehin mal schulpsychologisch getestet. Da warte ich mal ab, was rauskommt. Paralell versuchen wir, mehr Exklusiv-Zeit mit meinem älteren Sohn zu verbringen. Denn - wie beschrieben - ist auch die Situation mit dem behinderten Bruder sicher nicht einfach für ihn.

Maca hat geschrieben:Je intelligenter ein Kind, desto schwieriger die Asperger Diagnose, da sie hervorragend kompensieren und das sozial gewünschte Verhalten in Teilen äußerst schnell kopieren können.

Diese ständige Anpassung bedeutet aber auch Dauetstress, der andere Baustellen dann umso stärker zutage treten lässt.

Es gibt hier ja einen alten Thread, wo du dich darüber ärgerst, dass ein bestimmtes Verhalten, Außenstehende dazu veranlasst, ungefragt Laiendiagnosen zu erstellen.

Das kann ich zwar nachvollziehen, andererseits ist es eine große Erleichterung, wenn man versteht, woher Probleme rühren.

Und irgendwas, ich erinnere mich ach an das Verschmieren von Kot, in deinem Sohn ist total aus dem Lot, darunter leidet er genauso wie alle anderen.
Maca, das was du schreibst, sind wohlüberlegte Erfahrungswerte. Das ist für mich keine Laiendiagnose! Ich sehe das als ehrlichen Hinweis und nichts anderes ;) °! Abgesehen davon "kennst" du meinen Sohn allein von meinen Erzählungen hier vermutlich viel besser als andere, die ihn eben ab und zu mal sehen.

Laiendiagnose ist für mich, wenn jemand Fremder mein Kind 10 Minuten erlebt und dann irgendwas von "ADHS" zu erzählen beginnt, und nach etwas zuhören bekommt man mit, dass es eine Lehrerin ist, die gerade ein Wochenende davor in einem Seminar über die Krankheit was gehört hat :roll: . Oder wenn eine andere Mutter am Spielplatz, dessen Kind wie eine Schlaftablette zwei Stunden auf derselben Stelle der Sandkiste hockt, bei meinem Sohn was von "krankhaft hyperaktiv" schwafelt :twisted: .

Ich würde NIE auf die Idee kommen, bei einem Kind, welches ich gerade mal ein paar Minuten beobachte, eine Störung zu diagnostizieren! Das kann ich mir DENKEN, aber bevor ich es so mir-nichts-dir-nichts in den Raum werfe, sollte ich mich lieber mal fragen, wie es bei den betreffenden Eltern ankommt: hilfreich oder nur verwirrend?
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Momo
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Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Gründe kennt er selbst keine. Auslöser ist - laut seiner Aussage - immer wieder, dass er sich ausgespottet fühlt, nicht ernst genommen, dass er glaubt, jemand will ihm schaden oder was wegnehmen, dass er bei jedem Lacher glaubt, er würde ausgelacht...
Ich finde diese Aussage Deines Sohnes sehr deutlich und würde es auf jeden Fall sehr ernst nehmen. Die Frage ist- warum hat er das Gefühl, ausgespottet zu werden oder nicht ernst genommen zu werden? Mit welchen Situationen, die er erlebt hat, oder erlebt, könnte es zusammenhängen? Wie könntet Ihr ihn unterstützen, eine stabile Selbstsicherheit und ein gesundes Selbstgefühl zu entwickeln?
...dann kommen ungefragt Versprechen, in Zukunft "immer" brav zu sein, was wir natürlich nie verlangen würden. "Ich mache es NIE wieder" kommt auch immer ungefragt.
Er möchte sich so gerne "gut benehmen", "brav sein", weil er Euch natürlich gefallen möchte. Doch er ist in einem großen Dilemma, weil er selbst nicht im Gleichgewicht ist und sich selbst im Wege steht. Deshalb kann er es in dieser Situation (ohne Hilfe) gar nicht schaffen. Das frustriert ihn sicherlich sehr.

Rabaukenmama hat geschrieben:
In den Ferien ist es dasselbe. Gute und schlechte Phasen. In den guten Phasen ist er "nur" ein etwas lebhaftes Kind, welches manchmal ein bißchen "übertreibt" wenn es was macht. In den schlechten Phasen ist er unmöglich.
Ich weiß, wie Du es meinst- doch ich wäre mit diesen Aussagen sehr vorsichtig wie "er ist unmöglich". Sein Verhalten ist schwierig, doch er hat keine Schuld und erst recht ist er als Mensch nicht unmöglich. Die Ursache muss herausgefunden werden und ihm muss geholfen werden. Wenn sich Dein Sohn schuldig fühlt, verstärkt es sein Verhalten natürlich und es entwickelt sich eine Endlosspirale, die sich verstärkt.
Ich wünsche Euch sehr, dass Ihr schnell kompetente Hilfe findet!

Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
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Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben: Ich weiß, wie Du es meinst- doch ich wäre mit diesen Aussagen sehr vorsichtig wie "er ist unmöglich". Sein Verhalten ist schwierig, doch er hat keine Schuld und erst recht ist er als Mensch nicht unmöglich. Die Ursache muss herausgefunden werden und ihm muss geholfen werden. Wenn sich Dein Sohn schuldig fühlt, verstärkt es sein Verhalten natürlich und es entwickelt sich eine Endlosspirale, die sich verstärkt.
Ich wünsche Euch sehr, dass Ihr schnell kompetente Hilfe findet!

Momo
Natürlich habe ich es so gemeint, dass er sich unmöglich benimmt. Die Ursache kann überall liegen, im Moment vermute ich (wieder einmal) Geschwistereifersucht, wobei ich ein Wahrnehmungsstörung wie ADHS oder atypischen Autismus mittlerweile auch nicht mehr ausschließe.

Am Sonntag war ich mit ihm allein bei Oma und Opa und wir haben einen Ostermarkt besucht. Dort gab es viele Aktivitäten für Kinder und mein Sohn hat mit großem Eifer eine Spielfigur gedrechselt. Wir haben dann noch ein Oster-Mosaik gekauft, welches er zu Hause mit sehr viel Geduld (und noch mehr Leim) fertig gemacht hat. In 1:1 Situationen ist er meistens fröhlich, friedlich und kooperativ. Schwierig wird es, wenn andere Kinder dabei sind. Dabei kommt er zu Hause auch mit seinem Bruder meistens gut aus. Aber ich vermute, dass es ihm nicht einfällt, wenn ihm etwas zu viel wird, einfach "STOPP" zu sagen und sich eine Auszeit zu nehmen. Es gibt ja viele Erwachsene, die das auch nicht erkennen bzw. schaffen.

Wir haben halt zu Hause auch immer wieder die Trotzanfälle vom kleinen Bruder, die alle lähmen. Und selbst wenn wir halbwegs ruhig 45min Dauer-Kreischen überstanden haben hat niemand mehr wirklich die Kraft, zu sagen "Komm, spielen wir gemeinsam ein Spiel" oder "Gibt es was, was du mir erzählen willst?". :(
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von alibaba »

g
Zuletzt geändert von alibaba am Do 2. Mai 2019, 11:43, insgesamt 1-mal geändert.
Rabaukenmama
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Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben: Ich muss dir widersprechen. :fahne:

Grundsätzlich gleich vorweg, Diagnosen sollte man dem Fachmann überlassen. Aber ich denke, das man unterscheiden muss. Ich habe mittlerweile so viel zum Thema Begabung gelesen, auch zum Thema Asperger, das ich, zumindest von mir behaupte, gewisse Dinge recht schnell erkennen zu können. Jedoch nur, wenn ich das Kind sehe, idealerweise mehr als 10 Minuten uns man es in der Interaktion erlebt.
Ich glaube Dir, dass man auch als Laie mit einer gewissen Erfahrung durchaus sehen kann, wenn eine Wahrnehmungsstörung vorliegt. Die große Gefahr liegt mMn darin, dass auch "das Kind sehen und in Interaktion erleben" immer nur eine Momentaufnahme ist.

Bei meinem Großen kann vorkommen, dass er in einen Raum mit Kindern kommt und 30 Sekunden später ist die Hölle los weil er irgend jemanden "was getan" hat und er verteidigt sich, doch in Wirklichkeit das Opfer gewesen zu sein. In genau derselben Situation kann auch sein, dass er andere Kinder finden, mit den er (auch stundenlang) im besten Einvernehmen spielt.

Es kann sein, dass er Kreisch-, Schrei- und Weinanfälle gepaart mit Schimpfkanonaden bekommt, wenn ein Legostein nicht dort halten will, wo er ihn gerne hätte. Und ein paar Tage später baut er mit Eselsgeduld ein Auto aus einem geschenkten Billigsdorfer-Metallbausatz, wo sowohl mein Mann und ich längst aufgegeben haben, etwas zu bauen, weil die Teile so schlecht gemacht sind, dass sie einfach nicht zusammen halten.
alibaba hat geschrieben: ich bin kein Fachmann und davor möchte ich mich auch verwahren, aber ich lag bisher immer richtig mit meinen Vermutungen, zu ADHS/ADS und zu Begabung bzw. Asperger. Erst neulich hatte ich wieder ein Gespräch, ich konnte nicht mehr den Mund halten und meine Vermutung traf den Nagel ins schwarze, da es bereits bestätigt war. Dumm daran ist leider nur, das man ja nie weiß, was eine Person, mit der man sich austauscht, weiß. :mrgreen: Ich würde mich ja nie hinstellen und sagen, ich beschäftige mich schon seit 10 Jahren intensiv damit, ich weiß es. Ich bin ja oft nur stiller Beobachter und erst im Vertrauensverhältnis öffne ich mich vorsichtig.

Aber das nur mal so. War jetzt weg vom Thema.

VG
Es ist leichter, zu vermuten, dass ein Kind auf Grund des aktuell gezeigten Verhalten diese oder jede Störung "hat", als (als Laie) die Diagnose "Das Kind ist völlig normal (neurotypisch)!" zu stellen. Auch wenn ich das Verhalten eines Kindes sehe kann ich nicht sagen, ob das Kind alltäglich so agiert oder ausnahmsweise. Auch einem geduldigen Menschen kann mal der Geduldsfaden reißen (bei einem Arbeitskollegen, den jeder nur nett und zuvorkommend gekannt hat, habe ich das mal erlebt) und das, was ein unbedarfter Beobachter dann zu sehen bekommt, hat mit dem, wie die Person im "Normalzustand" agiert, genau NICHTS zu tun.

Gerade mit ADHS habe ich mich vor einigen Jahren intensiv auseinander gesetzt, weil das ja die Diagnose des damals 9jährigen Sohnes meines Mannes war. Ich hatte vom ersten Tag an massive Zweifel daran, während ich im Laufe meine Recherchen dahinter kam, dass so ziemlich alle ADHS-Kriterien auf mich selbst als Kind zutrafen und großteils immer noch zutreffen.

Ich habe dann den Sohn meines Mannes dabei beobachtet, wie er in 4 1/2 Stunden voll konzentriert ein riesiges Lego-Raumschiff (Weihnachtsgeschenk) zusammengebaut hat. Auch, wenn ich vorher hie und das selbst gedacht hatte, dass sich "das Kind einfach nicht konzentrieren kann" hat mir diese Beobachtung klar gemacht, dass eben alles nur Momentaufnahme ist. Jahre später und nach langem, stationären KH-Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie hat sich bestätigt, dass es eine Fehldiagnose war.

Ich habe übrigens nie behauptet dass mein älterer Sohn NICHT ADHS oder Asperger haben kann. Mittlerweile bin ich ziemlich sicher dass ich selbst unbehandelte ADHSlerin bin und er ist mir ja in vielen Belangen sehr ähnlich.

Trotzdem bin ich der Meinung, dass man (als Laie) ein fremdes Kind nur dann diagnostizieren sollte,

...wenn man das Kind besser kennt, also schon öfter als ein- oder zweimal beobachtet hat

oder
...wenn man Zusatzinformationen, wie das Kind sonst agiert, hat (z.B. von den Eltern),

oder
...wenn man nach der eigenen Einschätzung gefragt wird

Was die Leute hier im Forum betrifft, so können die meine Kinder allein durch das, was ich hier schreibe, sicher besser einschätzen, als wenn wer eines meiner Kinder 15 Minuten beobachtet. Daher betrachte ich weder Macas noch Momos noch deine Einschätzung als "Laiendiagnose" :fahne: !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Raslamared
Beiträge: 17
Registriert: Mi 28. Jun 2017, 09:20

Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von Raslamared »

Das finde ich auch so
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