Wer hat Erfahrungen damit als Gastkind in die Schule?

Probleme und Lösungen für den Kindergartenalltag
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Kleineswunderwesen
Beiträge: 6
Registriert: Fr 5. Aug 2016, 23:37

Wer hat Erfahrungen damit als Gastkind in die Schule?

Beitrag von Kleineswunderwesen »

Hallo Zusammen,

vor einiger Zeit berichtete ich von meiner Tochter (inzwischen 4,5 Jahre) die als vermutet hochbegabt im Kindergarten erst wieder aufblühte nachdem sie in die Gruppe mit den Vorschulkindern kam. Sie war so fröhlich, selbstbewußt und ausgeglichen weil sie endlich die Möglichkeit bekam auch ihren Interessen und ihrem Wissensdurst nachzugehen.
Nun sind wir umgezogen und meine schlimmsten Befürchtungen sind leider eingetroffen. Nach anfänglicher totaler Begeisterung und zwei neuer Freunde (beide sind über fünf und kommen diesen Sommer zur Schule) über den neuen Kindergarten, igelt sich mein Kind zunehmend im Kindergarten wieder ein. Auf Nachfrage wie war der Kindergarten kommt jetzt wieder:" Geht so. Oder: Blöd und langweilig". Was ich auch zu 100% nachvollziehen kann wenn es dort nur z.B. gefühlt nur Spiele wie Memory, Mensch ärgere dich nicht mit Farbwürfel oder ein Schaukelpferd gibt. Jeden Tag kommt nun die Frage: Mama warum darf ich nicht auch bald in die Schule und bin ein Wackelzahnkind? Ich kann doch schon die Zahlen und Farben, ganz viele Buchstaben und schreiben? Neulich dann stand eine Fahrt an, die angehenden Schulkinder sollten jeweils ein jüngeres Kind an die Hand nehmen. Später meine Tochter ganz empört: "Mama warum haben die Erzieher gesagt ich gehöre auch zu den Kleinen? Ich bin doch genauso wie die Großen?

Solche und ähnliche Aussagen tun mir als Mama einfach nur weh. Sie weiß ganz genau das sie vom Kopf her weiter ist und braucht eher die Dinge die in der Schule passieren.
Hat Jemand hier Erfahrungen mit dem sogannenten "Gastkind-sein" in der Schule in Deutschland? Für meine Kleine wäre denke ich genau diese Mischung aus Zeitweise zur Schule und trotzdem noch Kindergarten genau richtig. Wie kriegt man sowas durch? An wen wendet man sich in NRW? Was muss nachgewiesen werden?

Dazu muss ich noch sagen das ich zumindest im Moment im neuen Kindergarten noch nicht über ihre besonderen Möglichkeiten sprechen will und kann da damit rechne dort auf taube Ohren zu stoßen. Es ist ein katholischer Kindergarten, viele der Erzieher arbeiten 30 Jahre und länger dort und die alten Methoden sind doch für Kinder total richtig und jedes Kind ist im Kindergarten glücklich. Wenn Ihr versteht wie ich das meine...

Ich hoffe einfach das es hier Jemanden gibt der sein Kind nach diesem Model schonmal in der Schule hat schnuppern lassen! Freue mich über jede Antwort!

LG
alibaba

Re: Wer hat Erfahrungen damit als Gastkind in die Schule?

Beitrag von alibaba »

Hallo,

ich weiß nie so richtig, was ich Eltern so junger Kinder raten soll. Ich sehe schon die Schere zw. dem kognitiven Vermögen und dem was Vorschulkinder auch "nur2 können und trotzdem wäre ich vorsichtig zu sagen, einschulen wäre DIE Lösung. Nein, meine Kinder sind nicht vorzeitig eingeschult, aber knappe Stichtagskinder, also immer die Jüngsten. Und das merkt man. Es liegen Unterschiede zw. zumindest meinen Kindern und teilweise um ein Jahr älteren Kindern.

Schule ist, wenn man es richtig nimmt, auch keine richtige kognitive Förderung und kluge Kinder fangen auch da an, sich sehr schnell zu langweilen. Sprünge sind begrenzt machbar und wenn die Kinder eh richtig jung sind, selten so durchführbar wie man sich das wünschen würde. Problematisch wird auch, das bei jungen Kindern Probleme erst einmal aufs Alter geschoben werden. Unabhängig davon, Schule ist so viel mehr als nur denken. Das weiß natürlich kein kleines Kind, aber als Eltern sollten wir das beachten. Das Schule magisch für Kindergartenkinder ist, ist klar. Die Wenigsten wollen da nicht hin.

Schade finde ich, das euer Kiga keine adäquate Auslastung anbietet. Auch wenn man nachmittäglich nicht alles ausgleichen kann, aber geht Ihr da bereits etwas an? Meine gingen immer nur bis Mittags in den Kiga, dann gab es Bibliotheksvorlesungen, Kurse in den Volkshochschulen, Musikschule, Malschule, Sport......... etwas was Freude bereitete und zum mitdenken anregte.

Vielleicht ist es ja für Euch auch eine Möglichkeit an der potentiell infrage kommenden Schule einfach mal anzufragen. Und, was ich vorher immer machen würde, das wäre ein IQ-Test und die adäquate Einschätzung eines Fachmannes. Ohne ein Ergebnis würde ich nicht frühzeitig einschulen.

VG
Kleineswunderwesen
Beiträge: 6
Registriert: Fr 5. Aug 2016, 23:37

Re: Wer hat Erfahrungen damit als Gastkind in die Schule?

Beitrag von Kleineswunderwesen »

Hallo,

danke erstmal für die ausführliche Antwort.

Vielleicht habe ich mich auch etwas missverständlich ausgedrückt. Es geht mir nicht primär darum sie jetzt unbedingt vorzeitig mit erst 5 einschulen zu lassen. Deswegen der Gedanke mit dem "Gastkind sein". Es gibt die Möglichkeit vorausgesetzt natürlich das Kind ist fit genug (sprich durch Schule, Psychologe, Test usw.) das es mit Freude gut in der Lage ist bis zu 2x die Woche 2-3 Schulstunden dem Unterricht zu folgen, gibt es die Möglichkeit das Sie als Gastkind in der 1. Klasse mit dabei ist. Heißt sie ist offiziell noch ein Kindergartenkind darf aber zeitweise dem Unterricht beiwohnen. In der 1. Zeit natürlich für alle Beteiligten zur Probe. Den Rest der Zeit ginge sie ganz normal in den Kindergarten. Wenn dann am Ende des 1. Schuljahres feststehen würde, dass sie in der Lage ist die 2. Klasse zu bewältigen würde sie quasi direkt in die 2. Klasse eingeschult. Wenn nicht ginge sie ganz normal ins 1. Schuljahr.

Es gab schon einen Test der ergab das sie vorallem im sprachlichen Bereich und in Sachen Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit und Merkfähigkeit überdurchschnittlich ist. Allerdings kam sie seinerzeit mit der Testperson (völlig fremd) gar nicht klar und es war trotzdem klar erkennnbar das sie hinter ihren Möglichkeiten blieb.

Jetzt merkt man aktuell einfach das das Umfeld und die Möglichkeiten einfach nicht mehr zu ihr passen. Kinder ihres Alters oder eben jüngere "sind Babys, verstehen nicht was ich spielen will". Sie kommt nach Hause und nimmt sich direkt ihre Knobelhefte oder ich soll ihr Wörter sagen die sie dann aufschreibt. Ihr wurde von Psychologen, Kinderarzt und Erziehern eine prima Entwicklung bescheinigt, auch sozial/emotional. Mittlerweile bricht sie nicht mehr gleich in Tränen aus, geht Kompromise ein und erledigt was Erzieher oder andere Erwachsene ihr auftragen. Freizeitmäßig geht sie 1x pro Woche zum Voltigieren und zum Turnen. Evtl. schauen wir uns noch die Musikschule an. Ich frage mich einfach ob dieser Kompromiss zwischen noch Kindergarten und spielen dürfen und trotzdem in der Schule tun dürfen was sie so liebt nicht eine gute Möglichkeit für sie wäre...

LG
Bliss
Dauergast
Beiträge: 661
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 23:43

Re: Wer hat Erfahrungen damit als Gastkind in die Schule?

Beitrag von Bliss »

Meine Befürchtung dabei wäre, dass sie dann in beiden Bereichen eine Sonderstellung hat und für die anderen Kinder nirgends richtig dazu gehört. Kommt sie im Kindergarten dann richtig in die Gruppe rein, wenn sie die Hälfte dessen, was die anderen Kinder erlebt haben? In dem Alter entstehen ja schon engere Freundschaften, da ist das nicht mehr so leicht reinzukommen, wenn man nicht immer da ist.

Und in der Schule fehlen ihr auch Erlebnisse, die die anderen gemeinsam haben. Wenn z.B größere Wochenprojekte anstehen, ist es für die anderen Kinder dann ja auch doof, wenn sie da alleine weiterarbeiten müssen.
HBMama
Beiträge: 16
Registriert: Mi 19. Okt 2016, 12:04

Re: Wer hat Erfahrungen damit als Gastkind in die Schule?

Beitrag von HBMama »

Hallo Kleineswunderwesen,

wir haben unglaubliches Glück, dass unser Kindergarten Teil eines Tandems mit der örtlichen Grundschule ist. Alle Kinder dürfen daher im letzten Kindergartenjahr einmal pro Woche für zwei Stunden in die Grundschule. Dort haben Sie nach einem rollierenden System Unterricht in Mathelino, Sprache, Musik und Kunst.

Mathelino wird von der PH Freiburg unterstützt:
http://mathelino.ph-freiburg.de/home.html
Hier arbeiten die Vorschüler in Kleingruppen mit den Erstklässlern an mathematischen Aufgaben.

Unserem Sohn macht das unheimlich viel Spaß. Und neben Erwerb von erstem (Mathe-)Wissen ist es vor allem eine gute Übung in anderen Fähigkeiten, die es für die Schule braucht:
* Durchhaltevermögen, sich eine dreiviertel Stunde auf ein Thema konzentrieren
* Gruppenarbeit
* Selbständigkeit (in der Schule hilft niemand beim Jacke ausziehen etc.)
* nur Reden, wenn man dran ist
* ...

Vielleicht schaust Du mal bei einer PH bei Euch in der Nähe, ob es vergleichbare Projekte gibt.
Kleineswunderwesen
Beiträge: 6
Registriert: Fr 5. Aug 2016, 23:37

Re: Wer hat Erfahrungen damit als Gastkind in die Schule?

Beitrag von Kleineswunderwesen »

Hallo

da habt ihr ja wirklich Glück mit diesem Modell und tollem Projekt. Genau soetwas würde meiner Tochter so unglaublich entgegenkommen. Ein Ort an dem sie zeigen kann und darf was sie kann und mag. Aber eben auch "lernen" in anderen Bereichen die auch wichtig sind wie du schon schriebest. Das wäre ein Traum...

Nur hier auf dem platten Land wird es wohl schwer. Trotzdem ein toller Denkanstoss. Dankeschön! Werde die Spur mal weiter verfolgen.

LG
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