Kognitiv weit entwickelt und Krippe

Probleme und Lösungen für den Kindergartenalltag
lulila
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Kognitiv weit entwickelt und Krippe

Beitrag von lulila »

Hallo ihr Lieben,

da mich das Thema momentan sehr beschäftigt, habe ich mich hier angemeldet und hoffe auf Antworten, Meinungen, Infos, Tipps..

Gerade habe ich mich im Forum vorgestellt. Hier nochmal die Kurzfassung:

Meine zweieinhalb jährige Tochter ist meiner Ansicht nach kognitiv sehr weit. Sowohl sprachlich, also auch mathematisch als auch im Bereich Gedächtnis / Auffassungsgabe / Kreativität.

Soweit so gut. Sie ist in der Krippe, Altersgruppe 1-3.

Bisher geht es noch und sie scheint auch gerne dort zu sein. Allerdings mache ich mir so langsam Gedanken wie es weitergehen soll. Problem: Alle Kinder, mit denen sie bisher gerne gespielt hat und die so etwa auf ihrem Entwicklungsstand waren, sind jetzt 3 oder werden gerade 3 und wechseln in den Kindergarten.

Sie selbst, da Geburtstag erst im Frühling, darf aber nicht mit 3 wechseln, sondern erst nach den Sommerferien. So ist das System hier.

Das heißt: Erst in 10 Monaten! Bis dahin soll sie, umgeben von 1-2-Jährigen in der Krippe verharren.

Was meint ihr? Egal, solange es ihr Spaß macht? Wie sieht es aus mit der "dem Entwicklungsstand angemessenen" Förderung?

In der Krippe gibt es fast nichts womit sie, zu ihrem Entwicklungsstand passend, spielen kann: Keine Puzzle für Kinder ab 4 (die sie gerne mag), keine Buchstabenspiele etc.

Die Erzieherinnen sind nett und kompetent, aber eben auch ausgelastet mit den betreuungsintensiven kleinen Einjährigen.

Nur, was ist die Alternative? Gibt es eine? Hach, ich bin gerade so genervt von diesem starren System.

Danke fürs Lesen.
Meersalz
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Re: Kognitiv weit entwickelt und Krippe

Beitrag von Meersalz »

Es gibt mittlerweile auch Integrationsplaetze fuer Kinder mit HB-Verdacht im Kindergartenalter.

In dem Alter reicht ein entsprechender Entwicklungsvorsprung, den muss der Kinderarzt schriftlich festhalten, einen Integrationsantrag vom Amt ausfuellen und eine Ueberweisung an einen Psychologen machen. Wenn dann auch der Psychologe eine entsprechende Integrationsmassnahme unterstuetzt, alles ans Amt schicken und man hat Anrecht auf einen Integrationskindergartenplatz.

Kindergaerten bekommen fuer jedes Integrationskind einen ordentlichen Zuschuss und zusaetzlich glaube ich 1-2 h pro Woche einen Fachpsychologen gestellt, zur 1/1 Betreuung der I-Kinder in dieser Zeit. Selbst wenn Eure Kita kein Integrationsprogramm hat, koenntet ihr ja darueber reden, die strikte Altersgrenze zu umgehen, wenn ihr was schriftliches habt...
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Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Kognitiv weit entwickelt und Krippe

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich würde das Kind in der Krippe lassen, solange es sich dort wohlfühlt. Vielleicht können sie die Betreuerinnen ja als "Helferin" einsetzen, das ist dann für alle ein WIN-WIN Situation. Kluge Kinder brauchen nicht ständig permanent Förderung, es ist nur sehr wichtig, dass sie nicht "ausgebremst" werden.

An seinem letzten Kindergartentag konnte mein älterer Sohn schon über 2 Jahre sinnerfassend lesen, hatte mehrere hundert Bücher selbst gelesen und ein immenses Allgemeinwissen. Trotzdem war er bis zum letzten Tag gern im Kindergarten. Auf eine vorzeitige Einschulung haben wir trotz extremen kognitiven Vorsprungs verzichtet, weil mein Sohn sozial-emotional eher "hintennach" war. Rückblickend war es für uns der richtige Weg.

Einen Wechsel in eine Gruppe mit älteren Kindern würde ich bei deiner Tochter nur dann anstreben, wenn über längere Zeit (also mehrere Wochen) Leidensdruck BEI IHR erkennbar ist.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
lulila
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Re: Kognitiv weit entwickelt und Krippe

Beitrag von lulila »

Danke für eure Antworten.

Ich habe vorne auf der Vorstellungsseite gerade geantwortet und meinte auch deinen Beitrag, liebe Meersalz, den du hier gepostet hast: Danke für die Info mit der ärztlichen Bescheinigung. Ich möchte eigentlich kein großes Fass aufmachen, schon gar keine Sonderbetreuung oder Wechsel in einen speziellen integrativen Kindergarten. Aber vielleicht hilft eine Bescheinigung ja trotzdem irgendwie weiter, in unserer Kita.

Ich möchte nämlich gar nicht, dass meine Tochter vorzeitig die Krippe verlässt. Mit 3 wäre schon ok. Aber eben nicht mit 3 ½. Und so lange müsste sie eigentlich noch warten, da Kinder, die erst ab Januar geboren sind bis nach den Sommerferien warten müssen. Und das ist einfach zu spät.

Mir geht es auch nicht um besondere Förderung seitens der Erzieher. Zumindest nicht in erster Linie. Mir geht es um den fehlenden Kontakt zu Kindern mit denen sie normal spielen kann. Sie wird ab Dezember die Älteste in der Gruppe sein, umgeben von Kleinen, die gerade erste Sprechversuche machen. Mit wem soll sie sich unterhalten, Rollenspiele spielen? Und alleine beschäftigen geht ja auch nur äußerst begrenzt. Wegen Verschluckungsgefahr ist so viel Spielzeug im Krippenraum untersagt.

Im Moment geht es noch. Auch noch ein paar Monate. Aber bis August 2018?

Ich bin ansonsten voll und ganz deiner Meinung, Rabaukenmama. Ich denke auch, dass Kinder nicht permanent Förderung brauchen. Sie fördern sich schon selbst und suchen sich Spiele, die zu ihnen und ihren Interessen passen. Ich bin auch prinzipiell kein Freund von vorzeitigem Einschulen, sondern möchte meinen Kindern gerne ihre Kinderzeit lassen. Wobei es in einzelnen Fällen vielleicht besser ist, das möchte ich nicht in Abrede stellen.
alibaba

Re: Kognitiv weit entwickelt und Krippe

Beitrag von alibaba »

g
Zuletzt geändert von alibaba am Do 2. Mai 2019, 11:44, insgesamt 1-mal geändert.
lulila
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Re: Kognitiv weit entwickelt und Krippe

Beitrag von lulila »

alibaba hat geschrieben:Eigentlich, liebe lulila hilft da nur das Gespräch im Kiga. Wenn Du das Kind nicht wechseln lassen möchtest, kannst du ja nur anfragen ob ein zeitigerer Wechsel möglich ist, oder alles so lassen wie es ist. Spätestens wenn das Kind in die Schule muss, hast du ja wieder das Problem des Stichtages. Das begleitet einen. ;)
Da hast du natürlich Recht und das werde ich auch zeitnah führen. Ich wollte mich hier einfach mal umhören wie andere in vielleicht ähnlichen Situation gehandelt haben / handeln würden und wie eure Erfahrungen so sind.

Bei Einschulung haben wir kein Problem mit dem Stichtag, da meine Tochter dann 6 1/2 sein wird, altersmäßig also in der Mitte. Klar, wenn sie so weitermacht wie bisher wird sie mit 6 Jahren schon viel wissen und können. Aber ein Kind mit 5 1/2 einschulen, das kann ich mir gar nicht vorstellen.
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Kognitiv weit entwickelt und Krippe

Beitrag von Rabaukenmama »

lulila hat geschrieben: Bei Einschulung haben wir kein Problem mit dem Stichtag, da meine Tochter dann 6 1/2 sein wird, altersmäßig also in der Mitte. Klar, wenn sie so weitermacht wie bisher wird sie mit 6 Jahren schon viel wissen und können. Aber ein Kind mit 5 1/2 einschulen, das kann ich mir gar nicht vorstellen.
Hier gibt es auch zum Thema vorzeitige Einschulung geballte Erfahrung - falls du es dann doch anders sehen solltest. Bei Kindern, wo die Entwicklung nicht laut Lehrbuch verläuft, sollte man so schnell wie möglich alle festgefahrenen Vorstellungen ablegen (nicht bös gemeint) ;) !
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lulila
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Re: Kognitiv weit entwickelt und Krippe

Beitrag von lulila »

Rabaukenmama hat geschrieben:
lulila hat geschrieben: Bei Einschulung haben wir kein Problem mit dem Stichtag, da meine Tochter dann 6 1/2 sein wird, altersmäßig also in der Mitte. Klar, wenn sie so weitermacht wie bisher wird sie mit 6 Jahren schon viel wissen und können. Aber ein Kind mit 5 1/2 einschulen, das kann ich mir gar nicht vorstellen.
Hier gibt es auch zum Thema vorzeitige Einschulung geballte Erfahrung - falls du es dann doch anders sehen solltest. Bei Kindern, wo die Entwicklung nicht laut Lehrbuch verläuft, sollte man so schnell wie möglich alle festgefahrenen Vorstellungen ablegen (nicht bös gemeint) ;) !
In manchen Fällen mag eine vorzeitige Einschulung Sinn machen. Aber ich halte mein Mädchen zwar für überdurchschnittlich begabt, aber doch nicht so extrem wie bei manch anderen Kindern, deren Eltern sich vermutlich hier im Forum tummeln. Mein Kind hat eine rasche Auffassungsgabe, ein gutes Gedächtnis und mag Zahlen und Buchstaben. Aber es fällt nicht durch ein Extrem auf. Kleine "Mini-Einsteins", die tatsächlich außergewöhnliche Begabungen und Talente haben und völlig anders sind als "Durchschnittskinder" haben hier sicher andere Bedürfnisse. Also selbst wenn im Falle meiner Tochter "Hochbegabung" zutreffen würden, was ja gar nicht sicher ist, gibt es da ja auch nochmal eine enorme Bandbreite.
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Kognitiv weit entwickelt und Krippe

Beitrag von Rabaukenmama »

lulila hat geschrieben: In manchen Fällen mag eine vorzeitige Einschulung Sinn machen. Aber ich halte mein Mädchen zwar für überdurchschnittlich begabt, aber doch nicht so extrem wie bei manch anderen Kindern, deren Eltern sich vermutlich hier im Forum tummeln. Mein Kind hat eine rasche Auffassungsgabe, ein gutes Gedächtnis und mag Zahlen und Buchstaben. Aber es fällt nicht durch ein Extrem auf. Kleine "Mini-Einsteins", die tatsächlich außergewöhnliche Begabungen und Talente haben und völlig anders sind als "Durchschnittskinder" haben hier sicher andere Bedürfnisse. Also selbst wenn im Falle meiner Tochter "Hochbegabung" zutreffen würden, was ja gar nicht sicher ist, gibt es da ja auch nochmal eine enorme Bandbreite.
Bei vorzeitiger Einschulung geht es längst nicht so sehr um die kognitiven Fähigkeiten wie um das Sozialverhalten und die emotionale Stabilität. Der IQ spielt dabei eine untergeordnete Rolle. So gesehen halte ich vorzeitige Einschulung für ein sozial-emotional gefestigtes Kind mit IQ 110 sinnvoller als für für ein sozial-emotional "schwieriges" Kind mit IQ 140.

Die Gründe für vorzeitige Einschulung sind vielfältig. Gerade kluge Mädchen entwickeln oft schon im Kindergarten feste Freundschaften zu älteren Kindern. Wenn die dann eingeschult werden und das kognitiv und sozial genauso fitte Kind wegen des Alters noch im Kindergarten bleiben muss, wird das oft als ungerecht empfunden.

Ebenso ist es, wenn kluge Kinder im Kindergarten "ausgebremst" werden ("dafür bist du noch zu klein","das braucht dich noch gar nicht zu interessieren", "das kannst du sowieso nicht"...). Unabhängig davon, ob die Reaktion emotionaler Rückzug oder offene Rebellion ist sollte man in dem Fall entweder einen Wechsel der Einrichtung oder eine vorzeitige Einschulung durchaus in Betracht ziehen.

Rein kognitiv wäre mein Sohn, der mit 6,6 Jahren regulär eingeschult wurde, schon 2 Jahre vorher schulreif gewesen. Er konnte mit 4,6 Jahren schon sinnerfassend lesen (hatte er sich selbst beigebracht), bis 200 zählen und sicher im Zahlenraum bis 10 addieren und subtrahieren. Außerdem hatte er damals schon ein immenses Allgemeinwissen.

Jetzt ist mein Sohn 7 1/2 Jahre alt, besucht die 2. Schulstufe einer Mehrstufenklasse, wo er auf seinem Niveau lernen kann, und es klappt ganz gut. Rein wissensmäßig könnte er sogar innerhalb des Klassenverbandes "springen", hätte also nach der 1. Klasse gleich in die 3. aufsteigen können. Aber das haben wir bewusst nicht angestrebt. Die 2-3 Jahre, die er kognitiv voraus ist, hinkt er sozial-emotional hinterher. Mit 9 auf einem Gymnasium kann ich ihn mir - so wie er sich jetzt in Sachen Verhalten und Arbeitshaltung zeigt - beim besten Willen nicht vorstellen.

Hier sind übrigens auch Eltern, deren "ganz normale" kluge Kinder vorzeitig eingeschult wurden bzw. "gesprungen" sind. Dazu muss man kein kleiner Einstein sein ;) .

Schule bedeutet nicht nur "Wissen aneignen" sondern die soziale Komponente ist auch sehr groß. Die meisten Kinder, die gerne in die Schule gehen, tun das, weil sie dort ihre Freunde treffen und weil es ihnen (meistens) Spaß macht, im Klassenverband zu sein und soziale Kontakte zu pflegen. Das lernen passiert "nebenbei". Schule beideutet aber auch manchmal "mit Menschen oder Situationen zurecht kommen, die einem gerade nicht passen" oder "was machen müssen, wozu man keine Lust hast".
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lulila
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Re: Kognitiv weit entwickelt und Krippe

Beitrag von lulila »

Na ja, das Thema Einschulung hat bei uns ja noch Zeit, keine Ahnung wie ich in ein paar Jahren darüber denken werde.

Gerade wegen der emotionalen Entwicklung, die der kognitiven ja oft hinterherhinkt, stelle ich es mir für ein Kind - noch mehr für einen Teenager - schwierig vor, erheblich jünger zu sein als der Klassendurchschnitt.

Selbst wenn ein Kind im Bereich Sprache/Rechnen/Auffassungsgabe etc. mit erheblich älteren mithalten kann frage ich mich: Wie sieht das aus bei anderen Interessen, auch später? Erster Freund? Abends ausgehen etc. Eine 12-Jährige tickt im Schnitt anders als eine 14-Jährige. Und gerade da Schule mehr ist als nur "Lernen" bin ich persönlich eher skeptisch, wenn es ums Überspringen von Klassen oder vorzeitiges Einschulen geht.
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