eingreifen oder laufen lassen?

Probleme und Lösungen für den Kindergartenalltag
Meine3
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Re: eingreifen oder laufen lassen?

Beitrag von Meine3 »

Koschka hat geschrieben:@Meine3

Ich schätze dass ist einer der wichtigen Gründe, warum die jungen Ärzte und junge Erzieher fehlen. Sie wissen ganz genau, wie viel Bürokratie diese Jobs beinhalten. Wie wenig Freiheit. Hier ist ein Artikel aus der Zeit über die Ärzte:

https://www.zeit.de/2017/44/buerokratie ... ereinigung

Ich schätze, dass der Job des Erziehers in die ähnliche Richtung entwickelt. Bei uns ist der Mangel sowohl an Ärzten als auch an Erziehern gravierend. Man wartet beim Augenarzt mindests eine Stude, wenn man einen Termin hat. Einen Termin bekommt man im Schnitt in drei Monaten. Hat ein Kind eine Brille zerdeppert, ist es dann 3 Monate ohne Brille? Ich habe das Problem über persönliche Kontakte gelöst, offiziell habe ich keinen Termin für die neue Messung bekommen. Mein Kind ist fast 13, aber dem Optiker ist es untesagt, ihm eine Brille zu verkaufen. Rezept wurde ausgestellt, Häckchen an der falschen Stelle. Ich musste die Praxis anrufen, es musste ein neues Rezept erstellt werden. Es wurde zugeschickt und kam nie an. Ich musste noch mal anrufen, und mein Kind schicken, persönlich das Rezept abzuholen. In der Zeit musste ich beim Optiker betteln, dass ich die Brille auch so bekommen und das Rezept später bringe. Das ist einfach Wahnsinn!


Sag sowas bitte nicht :geek: . Ich muss mit meinem Sohn jetzt zum Augenarzt. Er meinte gestern bei den Hausaufgaben, dass er nicht so lang auf das Blatt gucken kann, dass er das unheimlich anstrengend findet. Ich habe ihn dann ein wenig befragt (ob der Kopf angestrengt ist oder die Augen, ob er an der Tafel das selbe Gefühl hat, etc.) und es scheint als wäre er weitsichtig... :gruebel: Das würde dann auch erklären, warum er schreiben bislang so blöde findet... Und jetzt versuche ich den ganzen Morgen einen Termin zu bekommen und es ist ständig besetzt :evil:
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
charlotte12
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Re: eingreifen oder laufen lassen?

Beitrag von charlotte12 »

Ich glaube, dass das Eine nichts mit dem Anderen zu tun hat und die Gründe, warum man bei dem Arzt A eben eine Stunde sitzt und im Nachbarort beim Arzt B nur 10 Minuten, nicht an der Bürokratie liegen.
Ich sehe da da ganz massiv Parallelen. Vielleicht nicht bei der Wartezeit, aber bei der Qualität der Arbeit. Zwischen Kindergarten, Krankenhäuser, Arztpraxen, Pflegeheimen, überall wo mit und am Menschen gearbeitet wird. Der Teufelskreis ist derselbe. Es wird versucht, Fehlerquellen durch immer mehr Dokumentation auszuschalten und man übersieht dabei, dass das Problem die Dokumentation selbst ist. Weil man vor lauter Zettel-Ausfüllen nicht mehr konzentriert zum Arbeiten kommt. Für die anfallende "schöne" Arbeit am Menschen, für diejenigen Aufgaben, weswegen der Beruf gewählt wurde, bleibt immer weniger Zeit, weil für die ausufernde Dokumentation weder mehr Personal noch mehr Zeit einkalkuliert wird. Wenn es Schwierigkeiten gibt, dann ist entscheidend, was dokumentiert wurde, nicht was das Personal tatsächlich getan hat. Muss man ständig das "Betreuungsobjekt" abwürgen, weil keine Zeit für ein "unnötiges" Wort bleibt, dann macht die Arbeit keinen Spaß mehr, arbeitet man ständig am Limit, dann hält man das nicht lange durch. Folge: das Personal geht, es gibt kaum noch Nachwuchs, die Arbeit verdichtet sich noch mehr. Es passieren mehr Fehler, die dann paradoxerweise nicht durch Entlastung sondern durch noch mehr Dokumentation aufgefangen werden. Es wurde wegen Unterbesetzung xy vergessen? Kein Problem, noch mal ein neuer Zettel muss her, bei dem xy jedes Mal dokumentiert werden muss, dann kann das nicht mehr vergessen werden. Und so dreht sich die Spirale weiter. Wobei die langen Wartezeiten auch mit der Praxisorganisation zusammenhängen. Und mit der Fähigkeit des Arztes, "unnötige" Gespräche abzuwürgen. Also überspitzt gesagt den Hinweis des Patienten, dass er sein Leben beenden will, unkommentiert mit der Frage nach dem letzten Stuhlgang zu übergehen - damit Dokumentation und Zeiten passen.
Auguste
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Re: eingreifen oder laufen lassen?

Beitrag von Auguste »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Ich glaube eher, man ist bei euch obrigkeits-"höriger" und wenn die KIGA-Leitung sagt "So ist es!" dann ist es eben fǘr viele so. Die Angst vorm aufmucken und widersprechen oder sich auch mal offen aufzuregen dürfte immer noch groß sein und es dürfte auch noch viele Mitläufer geben, die grundsätzlich der Obrigkeit nach dem Mund reden, um sich beliebt zu machen und als "brave" Eltern zu gelten, nicht als renitente Querulanten :P .
.
Dem muss ich widersprechen. Mit Obrigkeits-Hörigkeit hat das in unserem Fall nix zu tun - sondern damit, dass meine Kinder in der Kita kein Problem damit hatten, sich mittags mit hinzulegen. Das ist einfach der Herde gefolgt und haben nie widersprochen, wenn es hieß "Mittagsruhe". Das Problem bestand ja nur Abends zu Hause, weil sie dann putzmunter waren. Bei uns ging es auch nur um ein Jahr. Die Vorschulkinder mussten bei uns ja nicht mehr schlafen.

Wir waren auch mit Sicherheit keine "braven" Eltern - nur weil wir bei diesem einen Thema kein Fass aufgemacht haben.

Im Gegensatz zur Situation von Sinus waren meine Kinder glücklich dort und sind gern hingegangen. Die Erzieher waren aufmerksam und die Kinder mochten sie. Wenn es Probleme gab, dann konnte man immer mit den Erziehern reden (außer über den Mittagsschlaf ;)). Wenn den Erziehern "entwicklungstechnisch" etwas aufgefallen ist, dann wurden die Eltern angesprochen - egal in welche Richtung die Auffälligkeit ging.

Bei uns waren es die Erzieher die anregten, dass die Tochter mit 2,5 Jahren in die Gruppe der 3-4-Jährigen wechselt, weil sie sich bei den Gleichaltrigen langweilt. Es waren auch die Erzieherinnen, die uns darin bestärkten, den Sohn mit 5 in die Schule zu schicken, weil er kognitiv weiter ist als andere. Genauso haben sie anderen Eltern ehrlich gesagt, wenn und warum sie ein Kind lieber zurückstellen würden. Und oft hatten sie Recht.

Ich weiß von zwei Kindern im ähnlichen alter meiner Kinder, bei denen die Erzieherinnen eine Rückstellung befürwortet haben. Die Eltern sahen das anders und haben trotzdem eingeschult. Ein Kind hat direkt die 1. Klasse wiederholt. Beim anderen Kind regte die Schule eine Wiederholung der 1. Klasse an, was auch von den Eltern abgelehnt wurde. Dieses Kind hat dann die 3. Klasse wiederholt. Es gibt zwar keine Garantie, dass das nicht auch mit Rückstellung passiert wäre - aber offensichtlich haben die Erzieherinnen gar nicht so falsch gelegen mit ihrer Einschätzung der Fähigkeiten der Kinder ;)

Wenn ich grundsätzlich kein Problem mit dem Kindergarten habe, die Kommunikation mit den Erziehern gut ist, mein Kind rundum glücklich ist und nicht leidet, dann mache ich gewiss kein Fass auf wegen einer Sache, deren Ende absehbar ist und die mich zwar stört, das Kind jedoch überhaupt nicht. Und was die "verlorene Zeit" zum "lernen" angeht - das haben wir ja abends zu Hause nachgeholt ;)
alibaba

Re: eingreifen oder laufen lassen?

Beitrag von alibaba »

Naja @charlotte ….. es gibt ja Einrichtungen (übernehme deine Definition, überall da wo mit Menschen gearbeitet wird), da klappt das ohne Probleme. Ärzte, Schulen, Kindergärten …. und es gibt eben welche, da klappt es nicht. Was nun konkret im Detail "falsch" läuft - keine Ahnung. Ich denke, dass wird sehr mannigfaltig sein.

In meinem Beruf muss ich auch alles dokumentieren (obwohl ich gesetzlich gar nicht dazu verpflichtet bin). Warum? Einfach zu meinem Schutz. Es wird nämlich immer viel behauptet - kennen wir ja nun schon, egal auf welchem Gebiet. Da ist es wunderbar, wenn ich einen detaillierten Nachweis habe.
Meine3
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Re: eingreifen oder laufen lassen?

Beitrag von Meine3 »

alibaba hat geschrieben:Naja @charlotte ….. es gibt ja Einrichtungen (übernehme deine Definition, überall da wo mit Menschen gearbeitet wird), da klappt das ohne Probleme. Ärzte, Schulen, Kindergärten …. und es gibt eben welche, da klappt es nicht. Was nun konkret im Detail "falsch" läuft - keine Ahnung. Ich denke, dass wird sehr mannigfaltig sein.

In meinem Beruf muss ich auch alles dokumentieren (obwohl ich gesetzlich gar nicht dazu verpflichtet bin). Warum? Einfach zu meinem Schutz. Es wird nämlich immer viel behauptet - kennen wir ja nun schon, egal auf welchem Gebiet. Da ist es wunderbar, wenn ich einen detaillierten Nachweis habe.

Na ja, ein Punkt, der bei sozialen Berufen (Ärzte mal ausgenommen) nicht stimmt, ist definitiv die Vergütung. Ob nun Krankenpfleger(in), Altenpfleger(in), Erzieher(in), Sozialarbeiter(in)...

Die Bezahlung ist daneben, wenn man berücksichtigt, was sie tagtäglich leisten und wie wichtig diese Jobs sind! Daraus ergibt sich ein chronischer Arbeitnehmermangel in dieser Sparte. Dazu kommt das von uns hier so heiß diskutierte Thema der immer umfangreicher werdenden Bürokratie. Alles muss dokumentiert werden, man muss sich absichern und bitte noch ein Formular für den Datenschutz!, auch ganz wichtig... :roll: Ja, das mag zum Teil (mittlerweile leider!)nötig sein, denn viele "Kunden" verlangen dies einfach heutzutage auch. Denn oft entsteht die Dokumentations"wut" ja aus Fehlern, die in der Vergangenheit gemacht wurden oder daraus, dass Menschen es ausgenutzt haben, dass schriftlich nichts vorliegt. Man möchte sich absichern. Und diese Fehler wurden wahrscheinlich gemacht, weil die Arbeitsbedingungen (zu viel Arbeit, zu wenig Personal, zu wenig Geld, dadurch resultierende Motivation und Frustration) nicht gut waren (von Einzelfällen mal abgesehen). Ich denke hier tatsächlich grade an die Bereiche Erzieher und Pflege... Das ist ein Teufelskreis.

Ich persönlich brauche keinen genauen Ablauf des Tages meines Kindes (das sind schonmal 15 Minuten, die ein Erzieher mehr Zeit hätte, was MIT den Kindern zu tun), sofern sie schon selbst sprechen können (!), ich brauche auch kein "Pups"protokoll, mir reicht es, wenn ich weiß, wenn das Kind Durchfall hat oder ob es nun mit dem trocken bleiben einigermaßen hingehauen hat oder nicht... Dokumentation ist gut und schön, aber wir sind an einem Punkt angelangt, wo die Dokumentation einer Tätigkeit wichtiger scheint als die Tätigkeit selbst. Absurd.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Rabaukenmama
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Re: eingreifen oder laufen lassen?

Beitrag von Rabaukenmama »

Auguste hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben:
Ich glaube eher, man ist bei euch obrigkeits-"höriger" und wenn die KIGA-Leitung sagt "So ist es!" dann ist es eben fǘr viele so. Die Angst vorm aufmucken und widersprechen oder sich auch mal offen aufzuregen dürfte immer noch groß sein und es dürfte auch noch viele Mitläufer geben, die grundsätzlich der Obrigkeit nach dem Mund reden, um sich beliebt zu machen und als "brave" Eltern zu gelten, nicht als renitente Querulanten :P .
.
Dem muss ich widersprechen. Mit Obrigkeits-Hörigkeit hat das in unserem Fall nix zu tun - sondern damit, dass meine Kinder in der Kita kein Problem damit hatten, sich mittags mit hinzulegen. Das ist einfach der Herde gefolgt und haben nie widersprochen, wenn es hieß "Mittagsruhe". Das Problem bestand ja nur Abends zu Hause, weil sie dann putzmunter waren. Bei uns ging es auch nur um ein Jahr. Die Vorschulkinder mussten bei uns ja nicht mehr schlafen.
Ich habe in meinem Beitrag auch Sinus angesprochen, wo die Schlafpflicht offensichtlich auch für Vorschulkinder gilt (wo laut der verlinkten Studie praktisch kein Kind mehr einen Tagschlaf benötigt).

Ich meinte auch nicht, dass JEDER Vorreiter sein soll, wenn es darum geht, gegen eine Schlafpflicht anzugehen. Aber dass sich GAR NIEMAND findet, der das tut, verstehe ich einfach nicht. Selbst wenn MEIN Kind einen Tagschlaf benötigen würde, würde ich sofort dafür unterschreiben, dass nicht ALLE Kinder eines Kindergartens (also bis fast 7 Jahre!) täglich 2 Stunden im dunkeln liegen müssen, nur weil die Erzieherinnen eine Auszeit brauchen :twisted: .

Wir Eltern müssen für unsere Kinder einstehen, die Kindergärtnerinnen für sich selbst (bzw. für mehr Personal und/oder mehr Gehalt).
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: eingreifen oder laufen lassen?

Beitrag von alibaba »

Meine3 hat geschrieben:Zum Thema der Begrifflichkeiten Portfolio:

Definition Portfolio:


Port·fo·lio
/Portfólio/
Substantiv, Neutrum [das]
1a.
VERLAGSWESEN
(mit Fotografien ausgestatteter) Bildband
1b.
KUNSTWISSENSCHAFT
Mappe mit einer Serie von Druckgrafiken oder Fotografien eines oder mehrerer Künstler



Hat also NICHTS mit einem Entwicklungsbericht zu tun...
Du musst mir nicht die Begrifflichkeit aus Wikipedia vom Portfolio zitieren …… ich habe den Begriff nicht erfunden - das heißt hier so, "Kindergarten Portfolio".

Grundsätzlich manifestiert sich hier mein Eindruck …… schlecht geführtes Portfolio - schlecht geführter Kindergarten, mit all den vielen Problemen, dass eben die Kinder nicht gerne dahin gehen. Hier gab es aufmerksame Erzieherinnen, NIE waren deren Informationen anders als das was ich feststellte, verschiedene Erzieherinnen sprachen mich an, meine Kinder gingen sehr gerne in den Kiga, es gab Differenzierung und jedes Kind wurde individuell wahrgenommen, es gab Zeit und Räume sich mit den Kindern zu beschäftigen UND eben ein tolles Portfolio. Ich behaupte ja jetzt mal ganz unverfroren - mit HB hat eine Passung Kindergarten - Kind überhaupt nichts zu tun, sondern mit der Führung eines solchen. Da ergibt nämlich das eine dem anderen. Gut beobachtet, gutes Portfolio, gutes Elterngespräch, gute Differenzierung und eingehen = ein Kind was sich wohl fühlt. Hochbegabung hin, Hochbegabung her.
alibaba

Re: eingreifen oder laufen lassen?

Beitrag von alibaba »

Meine3 hat geschrieben:
Ich persönlich brauche keinen genauen Ablauf des Tages meines Kindes (das sind schonmal 15 Minuten, die ein Erzieher mehr Zeit hätte, was MIT den Kindern zu tun), sofern sie schon selbst sprechen können (!), ich brauche auch kein "Pups"protokoll, mir reicht es, wenn ich weiß, wenn das Kind Durchfall hat oder ob es nun mit dem trocken bleiben einigermaßen hingehauen hat oder nicht... Dokumentation ist gut und schön, aber wir sind an einem Punkt angelangt, wo die Dokumentation einer Tätigkeit wichtiger scheint als die Tätigkeit selbst. Absurd.
Noch einmal … ist das so schwer … es geht NICHT um den genauen Ablauf eines Tages und auch nicht um ein "Pups"protokoll! Es ist so schade, dass Du hier total übertreibst. Gut - Du weißt es nicht besser - aber dann kommentiere es nicht.

Hier im Kindergarten schränkte die Dokumentation keinen ein. Es war trotzdem ein toller Kindergarten, der einfach das machte, was der Gesetzgeber verlangte, ohne jetzt großartig darüber zu jammern. Er versuchte zu schauen, wie bekomme ich die Tätigkeit am Kind denn zusammen gefasst mit der Protokollierung. Er hat das wunderbar geschafft. Mein Hausarzt schafft es auch, dass jeder Patient nur 5 Minuten im Wartezimmer sitzt, auch mein Frauenarzt, ebenso der Hausarzt. Der Augenarzt bekommt es eben nicht hin. Ich muss dafür den Augenarzt nicht verteidigen - irgend etwas läuft bei dem schief. Und das hat definitiv nichts mit schlechter Bezahlung zu tun, denn eine schlechte Grundvergütung bekommen hier die meisten Ärzte bei Kassenpatienten.
Rabaukenmama
Dauergast
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Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: eingreifen oder laufen lassen?

Beitrag von Rabaukenmama »

Bei uns gab es auch so ein Kindergarten-Portfolio - in beiden Kindergärten. Das ging - ähnlich wie bei Alibaba "nebenbei" und hat den Kindergarten-Betrieb und den persönlichen Bezug zu den Kindern nicht merkbar eingeschränkt.

Wobei der persönliche Kontakt für mich wesentlich wichtiger war, als der Pack Zetteln, den ich am Ende jedes Kindergartenjahres bekommen habe. Im Portfolie stand eigentlich nicht drin, was ich nicht schon aus persönlichen Gesprächen mit den Betreuerinnen gewusst hätte.

Ich denke dass gute Einrichtungen kein Problem damit haben, so ein Portfolio zu erstellen, aber dass es dort gar nicht notwendig ist. Und die weniger guten Einrichtungen füllen halt halbherzig das aus, was unbedingt ausgefüllt werden muss, ohne sich deshalb in irgendeiner Hinsicht mehr Mühe zu geben.

Es gibt da so einen Spruch, der lautet "Wenn man einem Menschen vertrauen kann, benötigt man keinen Vertrag. Wenn man einem Menschen nicht trauen kann, ist ein Vertrag nutzlos." So ähnlich sehe ich das mit den Portfolios (ohne sie verteufeln zu wollen): das, wozu sie eigentlich anregen sollen (die Entwicklung der Kinder genau zu beobachten) tun sie nicht. Entweder machen das die Betreuer ohnehin oder sie machen es trotz Portfolio-"Pflicht" nicht.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
Dauergast
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Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: eingreifen oder laufen lassen?

Beitrag von sinus »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Auguste hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben:
Ich glaube eher, man ist bei euch obrigkeits-"höriger" und wenn die KIGA-Leitung sagt "So ist es!" dann ist es eben fǘr viele so. Die Angst vorm aufmucken und widersprechen oder sich auch mal offen aufzuregen dürfte immer noch groß sein und es dürfte auch noch viele Mitläufer geben, die grundsätzlich der Obrigkeit nach dem Mund reden, um sich beliebt zu machen und als "brave" Eltern zu gelten, nicht als renitente Querulanten :P .
.
Dem muss ich widersprechen. Mit Obrigkeits-Hörigkeit hat das in unserem Fall nix zu tun - sondern damit, dass meine Kinder in der Kita kein Problem damit hatten, sich mittags mit hinzulegen. Das ist einfach der Herde gefolgt und haben nie widersprochen, wenn es hieß "Mittagsruhe". Das Problem bestand ja nur Abends zu Hause, weil sie dann putzmunter waren. Bei uns ging es auch nur um ein Jahr. Die Vorschulkinder mussten bei uns ja nicht mehr schlafen.
Ich habe in meinem Beitrag auch Sinus angesprochen, wo die Schlafpflicht offensichtlich auch für Vorschulkinder gilt (wo laut der verlinkten Studie praktisch kein Kind mehr einen Tagschlaf benötigt).

Ich meinte auch nicht, dass JEDER Vorreiter sein soll, wenn es darum geht, gegen eine Schlafpflicht anzugehen. Aber dass sich GAR NIEMAND findet, der das tut, verstehe ich einfach nicht. Selbst wenn MEIN Kind einen Tagschlaf benötigen würde, würde ich sofort dafür unterschreiben, dass nicht ALLE Kinder eines Kindergartens (also bis fast 7 Jahre!) täglich 2 Stunden im dunkeln liegen müssen, nur weil die Erzieherinnen eine Auszeit brauchen :twisted: .

Wir Eltern müssen für unsere Kinder einstehen, die Kindergärtnerinnen für sich selbst (bzw. für mehr Personal und/oder mehr Gehalt).
Es handelt sich nicht um zwei Stunden, sondern um 45-60 Minuten durchschnittlich. 'ne habe Stunde geht fürs Ausziehen und Vorbereiten drauf, dasselbe nochmal hinterher, ehe alle wieder aufgewacht und angezogen sind.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
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