Und plötzliche heißt es Förderschule...?!
Verfasst: So 14. Jan 2024, 18:52
Hallo ihr Lieben,
ich bin auf der Suche nach einem Rat und einer Einschätzung von euch, die Ihr wohl etwas mehr Erfahrung habt, als ich.
Es geht um meinen Sohn (5,5 Jahre). Momentan bricht hier das Chaos aus und auch wenn es sich für euch wahrscheinlich gar nicht so schlimm anhört, fühle ich mich gerade überfordert.
Erstmal kurz zur Grundsituation. Mein Mann und ich wohnen mit unseren beiden Söhnen (fast 3 und 5) mitten in der Pampa. Ich selbst wurde relativ spät als hochbegabt getestet (obwohl die Kindergärtnerinnen meiner Mutter schon ein "komisches Kind" attestierten). Meine jüngere Schwester ist im Spektrum.
Jetzt zu unserem Problem. Mein Sohn soll dieses Jahr eingeschult werden. Nun kam die Erzieherin auf mich zu und sagte mir, dass sie ihn nicht mit guten Gewissen gehen lassen kann. Na gut, dachte ich, dann bekommt er halt noch ein Jahr. Dann war aber die Sprache von Förderschule und da bin ich dann schon stutzig geworden. Er ist bereit für die Schule, aber macht null mit. (Deswegen Förderschule, weil er kognitiv eigentlich nicht mehr in den Kiga gehört.) Er hört nicht zu, bearbeitet selbstständig keine Arbeitsblätter (Nur, wenn sich jmd eins zu eins dazusetzt und das kann die Lehrerin nicht leisten. Verständlich.) Er stört mit seinem Verhalten die anderen Kinder beim Stuhlkreis. "Aber so wirklich nach AD(H)S sieht es auch nicht aus." (Aussage der Erzieherin.) Er kann nicht ausmalen und nicht ausschneiden und will es auch nicht üben....
Mein Problem hier zu Hause mit ihm ist ganz anders. Er geht nicht auf die Toilette, trägt noch eine Windel. Er verweigert vieles. Ich habe seit langem das Gefühl keinen richtigen Kontakt zu ihm aufbauen, bzw. sein Interesse mit nichts wecken zu können. Wenn ich ihn mal was frage, antwortet er oft in Babysprache. Sonst spricht er normal und eher eloquent. (Er hat, wie sein Bruder jetzt, noch vor dem dritten Geburststag in kompletten, grammatikalisch einwandfreien Sätzen gesprochen.)
Bei Fremden und draußen redet er auch in so einer Halb-Babysprache, jedenfalls nicht so, wie er es könnte.
Mein Mann und ich sprachen über die Jahre oft von Autismus, aber so wirklich passt das auch nicht. (Ich habe durch meine Schwester einige Menschen aus dem Sprktrum kennenlernen dürfen.) Er will einfach oft nur nicht und dann ist auch nichts zu machen, keine Chance!
Ihm fehlt allerdings dieser enorme Wissensdurst, den ich einem hochbegabten Kind zuschreiben würde. Deshalb kam mir das so nicht wirklich in den Sinn, bzw. dachte ich, dass es schon auffallen wird, wenn er es wäre.
Nun bin ich mir nicht mehr so sicher. Also er stellt schon Fragen, wie "Was kommt eigentlich hinter dem Universum?", "Wo kommen die toten Menschen hin?" und ähnliche Fragen und geht dann hin und wieder Stunden oder Tage später plötzlich noch mal drauf ein. Also scheinen ihn Dinge ja doch auch zu beschäftigen.
Aber im Allgemeinen hört er sich meine Antworten eigentlich nur selten an. Gleiches Problem, wie im Kindergarten. Ich beginne zu antworten und er redet plötzlich irgendwas ganz anderes oder dreht sich um und geht spielen. Er scheint eine extrem kurze Aufmerksamkeitsspanne zu haben, erzählt dann aber doch ab und zu die Geschichten ausm Stuhkreis daheim nach. Also scheint er es ja mitzubekommen.
Jetzt aber etwas, das mich doch verwundert hat. Vor zwei Wochen fragte er was Plus und Minus bedeutet. Kurze Antwort meinerseits, Reaktion wie immer. Ich erwähnte noch kurz was Malnehmen bedeutet, aber da hat er eh schon nimmer zugehört.
Gestern sagt er plötzlich "vier mal fünf ist zwanzig". Danach stellte ich ihm einige Aufgaben und er hat das System wirklich verstanden. ABER er kann noch nichtmal immer fehlerfrei bis zwanzig zählen, geschweige denn darüber hinaus.
Er versteckte sich unter einer Decke, zählte leise vor sich hin und sagte dann die Antwort. Als ich dann bei einer "schwereren" Aufgabe nach der richtigen Antwort überrascht die Decke hob und mit großen Augen "Respekt" sagte, sah er ganz traurig weg und meinte:"...aber du und der Lehrer, ihr werdet sagen, dass ichs falsch mache...". Daraufhin fragte ich verwundert, was er meine und er antwortete, dass er ja die Finger zur Hilfe nähme. Mit der Antwort, dass es doch richtig so ist anfangs und er die Finger irgendwann nicht mehr bruachen wird..., hab ich seit langem mal wieder ein Leuchten in seinen Augen gesehen. Heute jedoch wollte er nichts mehr vom Rechnen wissen.
Im Kindergarten habe ich am Freitag gesehen, dass sie Silben klatschen. Er macht nicht mit. Hier zu Hause hab ich es mal nebenbei versucht, während er geknetet hat. Er klatscht fehlerfrei. Sogar das Wort "Donaudampfschiffahrts...." ihr wisst schon. Das hab ich ihm aus Spaß gesagt, weil mir kein ganz langes mehr eingefallen ist. Er klatscht in einer Geschwindigkeit, die wirklich krass ist. Aber dazu sprechen geht nicht. Er klatscht die richtige Anzahl, sagt (bei Aufforderung) das Wort viel langsamer und kann aber zeitgleich mitzählen, sodass er danach die Anzahl der Silben korrekt benennen kann.
Jetzt bin ich völlig hin und hergerissen. Förderschule auf keinen Fall. Aber kann sein Verhalten, wie Nicht aufs Klo wollen (Hochsensibel?), Babysprache reden, für scheinbar nix Interesse zeigen, usw. trotzdem für Hochbegabung sprechen?
Ich hab gestern eine Psychologin (2,5 h weit weg, näher gibts nix) wegen einer Begabungsdiagnostik angerufen, aber der erste freie Termin ist in fast drei Monaten und das ist NACH dem Anmeldetermin für dieses Schuljahr.
Mich stresst diese Situation gerade. Ich will doch das beste für ihn und mache mir auch etwas Vorwürfe, dass ich der Problematik nicht früher gewahr wurde, obwohl ich sogar selbst betroffen bin und es eigentlich besser hätte wissen müssen.
Ich hatte gehofft, dass alles schon seinen Gang gehen wird. Jetzt ist die Sprache von Förderschule, SPZ, Psychotherapie (Windel-Thema), Frühförderung. Das alles kam innerhalb einer Woche zur Sprache und mir schwirrt echt der Kopf.
Der Text ist super lang geworden. Ich bitte um Entschuldigung.
Dabei ist das nur das, was mir am Wichtigsten erscheint und ich hoffe, das Bild ist nicht allzu verzerrt. Es gibt einige Verhaltensweisen mehr die dafür oder auch dagegen sprechen könnten. Aber das würde den Rahmen sprengen.
Er ist ein toller, lebhafter kleiner Junge. Und auch wenn der Alltag oft sehr turbulent mit den beiden Jungs ist, ist er nicht extrem und auch nicht permanent auffällig oder abwesend...
Danke, dass ihr alles gelesen habt.
Habt ihr ähnliches erlebt oder davon gehört? Wie würdet ihr an meiner Stelle weiter vorgehen?
Lilith
ich bin auf der Suche nach einem Rat und einer Einschätzung von euch, die Ihr wohl etwas mehr Erfahrung habt, als ich.
Es geht um meinen Sohn (5,5 Jahre). Momentan bricht hier das Chaos aus und auch wenn es sich für euch wahrscheinlich gar nicht so schlimm anhört, fühle ich mich gerade überfordert.
Erstmal kurz zur Grundsituation. Mein Mann und ich wohnen mit unseren beiden Söhnen (fast 3 und 5) mitten in der Pampa. Ich selbst wurde relativ spät als hochbegabt getestet (obwohl die Kindergärtnerinnen meiner Mutter schon ein "komisches Kind" attestierten). Meine jüngere Schwester ist im Spektrum.
Jetzt zu unserem Problem. Mein Sohn soll dieses Jahr eingeschult werden. Nun kam die Erzieherin auf mich zu und sagte mir, dass sie ihn nicht mit guten Gewissen gehen lassen kann. Na gut, dachte ich, dann bekommt er halt noch ein Jahr. Dann war aber die Sprache von Förderschule und da bin ich dann schon stutzig geworden. Er ist bereit für die Schule, aber macht null mit. (Deswegen Förderschule, weil er kognitiv eigentlich nicht mehr in den Kiga gehört.) Er hört nicht zu, bearbeitet selbstständig keine Arbeitsblätter (Nur, wenn sich jmd eins zu eins dazusetzt und das kann die Lehrerin nicht leisten. Verständlich.) Er stört mit seinem Verhalten die anderen Kinder beim Stuhlkreis. "Aber so wirklich nach AD(H)S sieht es auch nicht aus." (Aussage der Erzieherin.) Er kann nicht ausmalen und nicht ausschneiden und will es auch nicht üben....
Mein Problem hier zu Hause mit ihm ist ganz anders. Er geht nicht auf die Toilette, trägt noch eine Windel. Er verweigert vieles. Ich habe seit langem das Gefühl keinen richtigen Kontakt zu ihm aufbauen, bzw. sein Interesse mit nichts wecken zu können. Wenn ich ihn mal was frage, antwortet er oft in Babysprache. Sonst spricht er normal und eher eloquent. (Er hat, wie sein Bruder jetzt, noch vor dem dritten Geburststag in kompletten, grammatikalisch einwandfreien Sätzen gesprochen.)
Bei Fremden und draußen redet er auch in so einer Halb-Babysprache, jedenfalls nicht so, wie er es könnte.
Mein Mann und ich sprachen über die Jahre oft von Autismus, aber so wirklich passt das auch nicht. (Ich habe durch meine Schwester einige Menschen aus dem Sprktrum kennenlernen dürfen.) Er will einfach oft nur nicht und dann ist auch nichts zu machen, keine Chance!
Ihm fehlt allerdings dieser enorme Wissensdurst, den ich einem hochbegabten Kind zuschreiben würde. Deshalb kam mir das so nicht wirklich in den Sinn, bzw. dachte ich, dass es schon auffallen wird, wenn er es wäre.
Nun bin ich mir nicht mehr so sicher. Also er stellt schon Fragen, wie "Was kommt eigentlich hinter dem Universum?", "Wo kommen die toten Menschen hin?" und ähnliche Fragen und geht dann hin und wieder Stunden oder Tage später plötzlich noch mal drauf ein. Also scheinen ihn Dinge ja doch auch zu beschäftigen.
Aber im Allgemeinen hört er sich meine Antworten eigentlich nur selten an. Gleiches Problem, wie im Kindergarten. Ich beginne zu antworten und er redet plötzlich irgendwas ganz anderes oder dreht sich um und geht spielen. Er scheint eine extrem kurze Aufmerksamkeitsspanne zu haben, erzählt dann aber doch ab und zu die Geschichten ausm Stuhkreis daheim nach. Also scheint er es ja mitzubekommen.
Jetzt aber etwas, das mich doch verwundert hat. Vor zwei Wochen fragte er was Plus und Minus bedeutet. Kurze Antwort meinerseits, Reaktion wie immer. Ich erwähnte noch kurz was Malnehmen bedeutet, aber da hat er eh schon nimmer zugehört.
Gestern sagt er plötzlich "vier mal fünf ist zwanzig". Danach stellte ich ihm einige Aufgaben und er hat das System wirklich verstanden. ABER er kann noch nichtmal immer fehlerfrei bis zwanzig zählen, geschweige denn darüber hinaus.
Er versteckte sich unter einer Decke, zählte leise vor sich hin und sagte dann die Antwort. Als ich dann bei einer "schwereren" Aufgabe nach der richtigen Antwort überrascht die Decke hob und mit großen Augen "Respekt" sagte, sah er ganz traurig weg und meinte:"...aber du und der Lehrer, ihr werdet sagen, dass ichs falsch mache...". Daraufhin fragte ich verwundert, was er meine und er antwortete, dass er ja die Finger zur Hilfe nähme. Mit der Antwort, dass es doch richtig so ist anfangs und er die Finger irgendwann nicht mehr bruachen wird..., hab ich seit langem mal wieder ein Leuchten in seinen Augen gesehen. Heute jedoch wollte er nichts mehr vom Rechnen wissen.
Im Kindergarten habe ich am Freitag gesehen, dass sie Silben klatschen. Er macht nicht mit. Hier zu Hause hab ich es mal nebenbei versucht, während er geknetet hat. Er klatscht fehlerfrei. Sogar das Wort "Donaudampfschiffahrts...." ihr wisst schon. Das hab ich ihm aus Spaß gesagt, weil mir kein ganz langes mehr eingefallen ist. Er klatscht in einer Geschwindigkeit, die wirklich krass ist. Aber dazu sprechen geht nicht. Er klatscht die richtige Anzahl, sagt (bei Aufforderung) das Wort viel langsamer und kann aber zeitgleich mitzählen, sodass er danach die Anzahl der Silben korrekt benennen kann.
Jetzt bin ich völlig hin und hergerissen. Förderschule auf keinen Fall. Aber kann sein Verhalten, wie Nicht aufs Klo wollen (Hochsensibel?), Babysprache reden, für scheinbar nix Interesse zeigen, usw. trotzdem für Hochbegabung sprechen?
Ich hab gestern eine Psychologin (2,5 h weit weg, näher gibts nix) wegen einer Begabungsdiagnostik angerufen, aber der erste freie Termin ist in fast drei Monaten und das ist NACH dem Anmeldetermin für dieses Schuljahr.
Mich stresst diese Situation gerade. Ich will doch das beste für ihn und mache mir auch etwas Vorwürfe, dass ich der Problematik nicht früher gewahr wurde, obwohl ich sogar selbst betroffen bin und es eigentlich besser hätte wissen müssen.
Ich hatte gehofft, dass alles schon seinen Gang gehen wird. Jetzt ist die Sprache von Förderschule, SPZ, Psychotherapie (Windel-Thema), Frühförderung. Das alles kam innerhalb einer Woche zur Sprache und mir schwirrt echt der Kopf.
Der Text ist super lang geworden. Ich bitte um Entschuldigung.
Dabei ist das nur das, was mir am Wichtigsten erscheint und ich hoffe, das Bild ist nicht allzu verzerrt. Es gibt einige Verhaltensweisen mehr die dafür oder auch dagegen sprechen könnten. Aber das würde den Rahmen sprengen.
Er ist ein toller, lebhafter kleiner Junge. Und auch wenn der Alltag oft sehr turbulent mit den beiden Jungs ist, ist er nicht extrem und auch nicht permanent auffällig oder abwesend...
Danke, dass ihr alles gelesen habt.
Habt ihr ähnliches erlebt oder davon gehört? Wie würdet ihr an meiner Stelle weiter vorgehen?
Lilith