Wie wichtig ist der Kiga bzw. die Wahl des Kigas?

Probleme und Lösungen für den Kindergartenalltag
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reilo
Dauergast
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Registriert: Di 25. Okt 2005, 20:17

Wie wichtig ist der Kiga bzw. die Wahl des Kigas?

Beitrag von reilo »

hallo,
mein Sohn ist jetzt 2,5 Jahre alt und so langsam stellt sich die Frage nach dem Kindergarten. Wir haben hier im Ort einen mit insgesamt ca. 40 Kindern, gemischte Altersgruppe, und bisher dachte ich, das ist in Ordnung. Ich bin da hin und her gerissen. Zum einen will ich dem Kiga nicht zu viel Wert beimessen. Er soll dort das "normale" Leben mit "normalen" Kinder kennenlernen. Vor allem das Leben in einer Gruppe (vor allem ohne Mama :-)
Er spielt nicht mit gleichaltrigen Kindern, da die ihm sprachlich nicht gewachsen sind und ganz anders spielen. Er kapiert nicht, wenn die nicht so können wie er. Es klappt mit 1-2 Jahre älteren Kindern. Aber ich finde, er sollte auch lernen, sich mit gleichaltrigen auseinanderzusetzen. Denn durchsetzen kann er sich nicht. Er ist total fassungslos, wenn ihm jemand was tut oder wegnimmt. Dann ist er völlig von der Rolle. Krach und laute kreischende Kinder kann er auch nicht ab. Gleiche Reaktion: Nein, Du darfst nicht schreien. Das ist zu laut. Hör auf! und er weint, wenn die nicht aufhören. Ich glaube, das war hier an anderer Stelle schon mal Thema: Geräuschempfindlichkeit und Ängste.

Auf der anderen Seite - um wieder zum Thema zurückzukommen - wüsste ich ihn schon gerne gut aufgehoben. Also dass man ihn und seine Fähigkeiten respektiert und akzeptiert. Am Anfang hat er ja noch die 4-6 jährigen Kinder, mit denen er spielen kann. Was aber ist in einem Jahr? Ich habe einfach kein gutes Gefühl hier im Kiga, oder sollen wir es einfach versuchen? Denn eigentlich erwarte ich vom Kiga eher, dass er dort im sozialen Bereich lernt. Den intelektuellen Input können wir bieten oder externe Kurse. Da er aber nicht drum rum kommt in seinem Leben, durch die Mühlen des Kiga, Schule, Ausbildung/Studium gehen zu müssen, will ich ihn nicht zum Außenseiter machen. Versteht Ihr, was ich meine?

Hoffe sehr, ein paar Anregungen zur Entscheidungsfindung zu bekommen.

Danke und lg Bettina
reilo
Dauergast
Beiträge: 63
Registriert: Di 25. Okt 2005, 20:17

Re: Wie wichtig ist der Kiga bzw. die Wahl des Kigas?

Beitrag von reilo »

Aktualisierung:

habe mir mit ihm zusammen den anderen kindergarten angesehen und das war ein unterschied wie tag und nacht. dort habe ich kein schlechtes gefühl und ich glaube, er wäre glatt gleich dort geblieben.
insgesamt hatte ich den eindruck, dass die erzieherinnen dort viel kompetenter sind und eventuell dann doch entsprechend reagieren können.
noch ist aber nichts entschieden und für ein paar antworten wäre ich wirklich dankbar!! :-)

lg bettina
Neckri
Moderator
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Registriert: Di 14. Feb 2006, 11:51

Re: Wie wichtig ist der Kiga bzw. die Wahl des Kigas?

Beitrag von Neckri »

Hallo Bettina,

meiner Meinung nach ist die Wahl des Kigas eine unglaublich wichtige Entscheidung. Wir hatten damals den Kiga nach der örtlichen Nähe ausgesucht. Das war ein Fehler. Es gab auch ein wenig weiter viel bessere Kigas.

Die Frage ist natürlich, was "besser" im Zusammenhang mit unseren Sensibelchen ist. Na ja, der Kiga, den wir damals ausgesucht hatten, bot altersgemische Gruppen an, in denen es immer laut und trubelig zuging. Die Betreuerin hatte alle Hände von zu tun, bei den Kleinen die Windeln zu wechseln und die tobende Bande in Schach zu halten. Ruhige Kinder in der Ecke waren einfach nur pflegeleicht. Um die musste man sich ja nicht kümmern. Leider war unser Töchterlein dabei - und hatte den inneren Rückzug angetreten, weil sie mit dem Lärm und der Unordnung gar nichts anfangen konnte. Leider wollte nachher Töchterlein auch nicht mehr einen anderen Kiga ausprobieren. Schließlich ging gar nichts mehr und sie war nur unglücklich, unbeachtet und unterfordert. Ich finde, dass so ein Kiga NICHT gut ist.

Möglicherweise ist ein Kiga mit Themenbereichen, mit Räumen zum Turnen und Toben, mit ruhigen Räumen zum Malen und Basteln und Spielecken zum Entdecken und Nachdenken die bessere Variante. Und vor allem sollte die personelle Betreuung so ausgestattet sein, dass auch ruhige Kinder Beachtung sowie der individuellen Entwicklung angepasste Angebote erhalten. Der Kiga sollte kein Aufbewahrungsort, sondern eine Frühförderung bedeuten.

Viele Grüße,

Neckri
LeeLa
Dauergast
Beiträge: 55
Registriert: Do 1. Mai 2003, 00:00

Re: Wie wichtig ist der Kiga bzw. die Wahl des Kigas?

Beitrag von LeeLa »

Hallo Bettina,

die Wahl des KIGAS ist SEHR wichtig. Geht keine Kompromisse ein- ich könnte Seiten füllen mit unseren KIGA-Erfahrungen. Wenn du auch nur die geringsten Bedenken bei einer Einrichtung hast, such eine andere. Ein Wechsel im Nachhinein ist immer ungünstig, weil einfach schon Freundschaften bestehen.

Nach deiner Schilderung würde ich eindeutig zum 2. KIGA tendieren. Dein Sohn ist sensibel, erinnert mich stark an meinen ältesten Sohn. Ich enthalte dir seinen Verlauf der KIGA-Karriere besser vor :o(

Ich habe ihm nachhinein bereut meinen Sohn vor seinem 3. Geburtstag in den KIGA gegeben zu haben. Ingesamt war es ein viel zu langer Zeitraum bis heute und angesichts der wirklichen schwachen Angebote und schlechten Förderung hat man meinen Sohn in seiner Entwicklung zurückgeworfen.

Der Wahl des KIGAs ist verdammt wichtig, aber erfahrungsgemäß kann ich auch sagen: Jeder rückt sich ins beste Licht. Wie der Hase tatsächlich läuft stellt sich meist doch erst heraus wenn die Kinder definitiv dort hingehen.

Macht es euch schwer, wägt alles ab. Geht keinen Kompromiss ein!

LG LeeLa
Zwirbel
Beiträge: 19
Registriert: So 4. Jun 2006, 20:34

Re: Wie wichtig ist der Kiga bzw. die Wahl des Kigas?

Beitrag von Zwirbel »

Hallo,

unser Sohn ist mit 3 Jahren und 2 Monaten in den Kiga gekommen. Damals habe ich geeahnt das HB ist aber sicher wusste ich es natürlich nicht. Die EZ dachten am Anfang er wäre einfach ein typische Einzelkind und sehr sensibel. Da er die ersten 1-2 Monate nur beobachtet hat und nicht mit den anderen spielte machten sie sich Sorgen. Ich wusste, dass er lange braucht um zu sehen wir der Kiga funktionier, Wer ist wann wo wie da, wie heissen die Kinder, die Eltern der Kinder etc. Als er das System verstanden hatte habe ich ihm zu Hause einen Kalender gebastelt. Da konnt er genau sehen wann ist Kochtag, Spielzeugtag Geburtstagsbuffet etc. Das hat ihm sehr gehplfen sich auf den jeweiligen Tag vorzubereiten. Ich habe ihm gesagt, dass ich erwarte, dass er jeden Tag 1 neue Sache macht, z.B. mit einem Kind spielen, in den Garten gehen, ein Puzzle machen etc. dafür hat er sich dann immer einen Sticker in den Kalender kleben dürfen. Nach 1/2 Jahr war der Kalender überflüssig.

Mit 4 hat ersuperKontakte geknüpft und auch Freunde besucht. Jetzt ist er 5 und kommt im Sept. in die Schule. Die Erzieherinnen wissen erst seit Mai, das er HB ist und dachten vorher, er ist eben sehr schlau, aber da der Kiga sehr auf Kinder eingeht und sehr individuell fördert hat es auch ohne das Wissen über die HB super geklappt. Für unseren Sohn war es besser, dass die Eltern erst jetzt merken, dass er mehr als nur ein bischen weit ist.

Viel Glück!

Silke
reilo
Dauergast
Beiträge: 63
Registriert: Di 25. Okt 2005, 20:17

Re: Re: Wie wichtig ist der Kiga bzw. die Wahl des Kigas?

Beitrag von reilo »

[quote=Neckri,17.07.2006 , 09:23]
Hallo Bettina,

meiner Meinung nach ist die Wahl des Kigas eine unglaublich wichtige Entscheidung. Wir hatten damals den Kiga nach der örtlichen Nähe ausgesucht. Das war ein Fehler. Es gab auch ein wenig weiter viel bessere Kigas.

Die Frage ist natürlich, was "besser" im Zusammenhang mit unseren Sensibelchen ist. Na ja, der Kiga, den wir damals ausgesucht hatten, bot altersgemische Gruppen an, in denen es immer laut und trubelig zuging. Die Betreuerin hatte alle Hände von zu tun, bei den Kleinen die Windeln zu wechseln und die tobende Bande in Schach zu halten. Ruhige Kinder in der Ecke waren einfach nur pflegeleicht. Um die musste man sich ja nicht kümmern. Leider war unser Töchterlein dabei - und hatte den inneren Rückzug angetreten, weil sie mit dem Lärm und der Unordnung gar nichts anfangen konnte. Leider wollte nachher Töchterlein auch nicht mehr einen anderen Kiga ausprobieren. Schließlich ging gar nichts mehr und sie war nur unglücklich, unbeachtet und unterfordert. Ich finde, dass so ein Kiga NICHT gut ist.

Möglicherweise ist ein Kiga mit Themenbereichen, mit Räumen zum Turnen und Toben, mit ruhigen Räumen zum Malen und Basteln und Spielecken zum Entdecken und Nachdenken die bessere Variante. Und vor allem sollte die personelle Betreuung so ausgestattet sein, dass auch ruhige Kinder Beachtung sowie der individuellen Entwicklung angepasste Angebote erhalten. Der Kiga sollte kein Aufbewahrungsort, sondern eine Frühförderung bedeuten.

Viele Grüße,

Neckri
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hi neckri,

genau das ist ja meine befürchtung, dass er eben ruhig und pflegeleicht in der ecke sitzt und "vorbildlich" alleine vor sich hin spielt. so macht er das nämlich meistens, wenn viele kinder da sind oder wir irgendwo sind, wo viele kinder sind. er schaut zu, wie die rennen, schreien und toben und spielt.
der etwas weiter weg hat insgesamt 4 gruppen bis 25 kinder, was ich schon sehr viel finde, auf zwei stockwerken. jew. 1 raum für jede gruppe mit einzelnen themenbereichen und ein zwischenzimmer, in dem sich die kinder mit kindern der anderen gruppe treffen können und zb. malen. es gibt auch ruhigere bereiche im gang, wenn sie sich zurückziehen wollen. also von der theorie her ganz in ordnung.
ich habe halt trotzdem angst, dass er untergeht. und wie du ganz richtig sagst, ich will keine aufbewahrungsstätte!!!!! am liebsen wäre mir ein montessori kindergarten, doch der ist gut 20-30min entfernt. hin und zurück jeden tag - puh. wenn ich arbeiten gehe ok, aber was, wenn wir vielleicht doch ein zweites bekommen? und was ist mit kindergartenfreunden? wenn er hier im ort in die schule kommt (was ja auch noch in den sternen steht) kennt er hier die kinder nicht und die freundschaften sind schon geknüpft.
wie alt ist deine tochter? und was habt ihr gemacht?
danke und lg
bettina
reilo
Dauergast
Beiträge: 63
Registriert: Di 25. Okt 2005, 20:17

Re: Re: Wie wichtig ist der Kiga bzw. die Wahl des Kigas?

Beitrag von reilo »

[quote=LeeLa,22.07.2006 , 09:26]
Hallo Bettina,

die Wahl des KIGAS ist SEHR wichtig. Geht keine Kompromisse ein- ich könnte Seiten füllen mit unseren KIGA-Erfahrungen. Wenn du auch nur die geringsten Bedenken bei einer Einrichtung hast, such eine andere. Ein Wechsel im Nachhinein ist immer ungünstig, weil einfach schon Freundschaften bestehen.

Nach deiner Schilderung würde ich eindeutig zum 2. KIGA tendieren. Dein Sohn ist sensibel, erinnert mich stark an meinen ältesten Sohn. Ich enthalte dir seinen Verlauf der KIGA-Karriere besser vor :o(

Ich habe ihm nachhinein bereut meinen Sohn vor seinem 3. Geburtstag in den KIGA gegeben zu haben. Ingesamt war es ein viel zu langer Zeitraum bis heute und angesichts der wirklichen schwachen Angebote und schlechten Förderung hat man meinen Sohn in seiner Entwicklung zurückgeworfen.

Der Wahl des KIGAs ist verdammt wichtig, aber erfahrungsgemäß kann ich auch sagen: Jeder rückt sich ins beste Licht. Wie der Hase tatsächlich läuft stellt sich meist doch erst heraus wenn die Kinder definitiv dort hingehen.

Macht es euch schwer, wägt alles ab. Geht keinen Kompromiss ein!

LG LeeLa


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hi leela

was würdest du denn im nachhinein anders machen? kleinere gruppen? kleiner kindergarten?
wegen der freundschaften wäre es vielleicht besser, in der nähe. montessori kindergarten ist ca. 20-30min entfernt, den schaue ich mir aber ende august trotzdem mal an.
wenn es dir nichts ausmacht, schildere doch bitte mal ein paar gegebenheiten bzw. was genau falsch gelaufen ist.
danke und glg bettina
Neckri
Moderator
Beiträge: 463
Registriert: Di 14. Feb 2006, 11:51

Re: Wie wichtig ist der Kiga bzw. die Wahl des Kigas?

Beitrag von Neckri »

Hallo Bettina,

nach einem Jahr Kiga und 300 Tage Tränen hatte Töchterlein die Flucht nach vorne angetreten und war früher in die Schule gegangen. In der Schule ist inzwischen alles prima gelaufen - kein Vergleich zum Kiga! - Wenn jedoch mal die Sprache auf die Kiga-Zeit kommt, hält sie sich die Ohren zu, um sich nicht mehr erinnern zu müssen.

Misch dich lieber ein. Prüfe notfalls die Kritikfähigkeit der Kiga-Leitung. Du solltest auch darauf achten, wie viel im Kiga "das Akademische" berücksichtigt wird. (Ich finde diesen Ausdruck im Zusammenhang mit Kleinkindern garadezu entzückend. - Danke Sylvia!) Und gerade hierbei scheinen sich bei den Kigas die Geister zu scheiden. Man kann eben nicht alle Kinder über einen Kamm scheren. Manche Kiddies haben einen gewaltigen Bewegungsdrang und brauchen mehr Laufspiele und Austoben. Andere fühlen sich dadurch eher in die Ecke gedrängt und brauchen eine Rückzugsmöglichkeit mit interessanten Angeboten fürs Köpfchen. Beides sollte im Kiga nebeneinander existieren können. Und beides sollte eben auch kompetent betreut werden. Gehe außerdem nicht davon aus, dass die Kiga-Betreuer etwas über HB und Geräuschempfindlichkeit gelesen haben.

Grüße,

Neckri
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