vorzeitige Einschulung im letzten Jahr gescheitert - jetzt kommt der Frust

ja oder nein? Erfahrungen und Ratschläge
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Gast_Gast

vorzeitige Einschulung im letzten Jahr gescheitert - jetzt kommt der Frust

Beitrag von Gast_Gast »

Liebe Runde!

Erstmal eine kurze Vorstellung von mir, ich habe die klugen Kinder schon vor einiger Zeit entdeckt und lese immer mal wieder zu, bislang habe ich mich aber noch nicht zu Wort gemeldet - zumal meine Tochter bislang offiziell (Kaufmann ABC mit knapp 5 Jahren) "nur" 'sehr weit überdurchschnittlich begabt' ist, lediglich der sprachliche Bereich war "eindeutig".
Sie ist inzwischen knapp 6, ich selber bin 33, Freiberuflerin und von Anfang an alleinerziehend.
Die testende Psychologin hat damals dringend zur vorzeitigen Einschulung geraten, nur leider hat die Schule von vornherein dicht gemacht. Mittlerweile weiß ich auch warum: Im Kiga meiner Tochter sind allein jetzt im Januar drei Kinder sieben geworden und werden dementsprechend spät eingeschult. Welche Gründe da ausschlaggebend waren, weiß ich nicht, aber offenbar macht 'man' es hier auf dem Land so?!
Ich hatte bislang das Gefühl, dass meine Tochter sich mit der Situation abgefunden hat, zumal sie umzugsbedingt auch noch den Kindergarten wechseln musste und ich dachte schließlich auch irgendwann, dass es ja vielleicht auch sein Gutes hat, wenn sie sich erstmal in der neuen Umgebung in aller Ruhe einrichten kann, ohne den zusätzlichen Stressfaktor Einschulung.

Seit einiger Zeit kristallisiert sich aber zunehmend eine totale "Leistungsverweigerung" und Versagensangst bei ihr heraus:

Konnte sie im letzten Sommer bereits alle Großbuchstaben lesen und zu Wörtern zusammen ziehen, blockiert sie inzwischen völlig, wenn es auch nur um Wörter wie "Esel" o.ä. geht und behauptet, sie könne es nicht. genauso das Rechnen: das ganze letzte Jahr hindurch hat sie mich nach Rechenaufgaben gelöchert, nichts großartig Aufregendes, aber eben doch Plus und Minus im Zwanzigerbereich. Im Moment scheitert sie an 6 + 1 im früher so heißgeliebten Vorschulblock. Sie will nicht mehr in die Schule, vor lauter Angst, sie könnte es nicht schaffen, sie möchte nun doch keinen Geigenunterricht mehr, von dem sie fast zwei Jahre lang geträumt hat und der jetzt in greifbare Nähe gerückt ist. Sie will keine Schleifen binden, kein Fahrradfahren, kein gar nichts. Denn es könnte ja möglicherweise nicht auf Anhieb klappen oder ganz einfach nicht auf Anhieb perfekt sein.
Sie fängt an im Kindergarten die wildesten Lügengeschichten aufzutischen (vom Kaliber 'ich habe ein echtes Pferd'), um sich irgendwie zu profilieren, sie findet sich hässlich und hat Angst, dumm zu sein.

Ich könnte heulen, denn im letzten Jahr hatte ich ein aufgewecktes, fröhliches Mädchen zu Hause, das viel Input gefordert hat und Spaß an Neuem hatte und sich wie wahnsinnig auf die Schule freute - und jetzt ist ihr alles zu anstrengend, zu schwierig und zu doof... Und ich weiß nicht mehr weiter und könnte der Grundschulrektorin nachträglich noch an die Gurgel springen, dass sie meine Tochter so kategorisch ausgebremst hat, ohne sich das Kind auch nur ein einziges Mal anzusehen.

Ich weiß gar nicht, was ich mir jetzt von Euch erhoffe - bin mir ja nichtmal sicher, im richtigen Forum gelandet zu sein, aber vielleicht kennt Ihr das Problem? Oder habt Tipps, wie ich sie wieder aufbauen und neu motivieren kann? Sie hat eben kaum mehr Erfolgserlebnisse, denn sie verweigert ja _alles_!

Ratlose Grüße
Friederike
Neckri
Moderator
Beiträge: 463
Registriert: Di 14. Feb 2006, 11:51

Re: vorzeitige Einschulung im letzten Jahr gescheitert - jetzt kommt der Frust

Beitrag von Neckri »

Hallo Friederike,

willkommen in der Runde! - Klar, du bist hier im richtigen Forum.

Ich würde an deiner Stelle nicht weiter mit der zurückliegenden Begebenheit in der Schule hadern. Es bringt dir nichts außer Frust. Schau lieber nach vorne.

Ich kenne diese seltsamen Pendelbewegungen in der Entwicklung von unserem Kind auch. Mach dir nur mal nicht all zuviele Sorgen. Das ist wohl normal. Im Augenblick grübelt deine Tochter vielleicht mehr über sich selbst und ihre Welt nach. Das unbefangene Wesen eines Kleinkindes verändert sich gerade, weil sie sich ihr Selbstverständnis gerade ändert. Dränge sie nicht. Aber fördere sie mit Geduld entsprechend ihrer Laune. Sage dabei aber nie: "Das wusstest du aber schon mal besser!" Das nagt nur an ihrem neuen Selbstbild.

Wenn neue Herausforderungen winken, wird eh alles wieder besser.

Viele Grüße,

Neckri
Gast_Friederike

Re: vorzeitige Einschulung im letzten Jahr gescheitert - jetzt kommt der Frust

Beitrag von Gast_Friederike »

Hallo Neckri,

vielen Dank für Deine aufbauende Antwort! Ich hoffe _so_ sehr, dass Du Recht hast und sich spätestens mit der EInschulung alles in Wohlgefallen auflöst.
Sie langweilt sich leider im Kindergarten unendlich, passt sich aber Chamäleon-artig jeder Situation und Umgebung an. D.h. sie adaptiert alles bis hin zu den Grammatikfehlern der anderen Kinder. Und zuhause macht sie dann ihrem Unmut Luft, was dem Familienfrieden zurzeit gar nicht gut tut...

Ihr Selbstbewusstsein leidet, sie findet sich selber einfach nur doof und ich habe keine Ahnung, wie ich ihr helfen soll.

Liebe Grüße

Friederike
Neckri
Moderator
Beiträge: 463
Registriert: Di 14. Feb 2006, 11:51

Re: vorzeitige Einschulung im letzten Jahr gescheitert - jetzt kommt der Frust

Beitrag von Neckri »

Hallo Friederike,

ja, sie macht sich *klein*, um dazu zu gehören. Niemand wird dir sagen können, wie es in der Schule laufen wird. Aber mal ganz ehrlich: die geistigen Anforderungen in der ersten Klasse sind minimal. Es sind die anderen Rahmenbedingungen, die deine Tochter werden aufblühen lassen. Ich wage aber mal zu prognostizieren, dass ihr helles Köpfchen weiterhin auf zusätzlichen Input wird angewiesen sein.

Dein Problem ist halt, dass du das nicht alleine wirst leisten können. Gibt es nicht gleichgesinnte Kiddies, mit deren Eltern du dich irgendwie arrangieren kannst? - Ich denke da an solche Dinge wie Kinder-Uni, ausgiebige Bücherei-Besuche, Spiele-Tage der örtlichen DGHK usw. Irgend jemand muss ja dann jeweils das Mama-Taxi fahren und dabei könnte man sich ja die Lasten teilen. Das sind dann zwar jeweils nur einzelne Tropfen auf einen glühend heißen Wissensdurst, aber die Kiddies zehren erfahrungsgemäß länger daran. Wenn deine Tochter andere Kinder kennen würde, die genau so gestrickt sind wie sie selber, ergeben sich auch möglicherweise Brieffreundschaften, bei denen außer hübsche Bilder auch die Buchstaben und Worte plötzlich wieder hoch im Kurs stehen.

Viele Grüße,

Neckri
Gast_Friederike

Re: vorzeitige Einschulung im letzten Jahr gescheitert - jetzt kommt der Frust

Beitrag von Gast_Friederike »

Hallo Neckri,

nochmals lieben Dank für Deine Antworten - es ist alleine schon tröstlich, dass auch andere diese Schwankungen kennen.

Ich habe inzwischen Kontakt zur DGhK aufgenommen und schon eine Verabredung getroffen. Alleine das Telefonat hat gutgetan!

Liebe Grüße
Friederike
LeeAnn
Beiträge: 39
Registriert: So 1. Jun 2003, 00:00

Re: vorzeitige Einschulung im letzten Jahr gescheitert - jetzt kommt der Frust

Beitrag von LeeAnn »

Hallo Friederike,

die tochter meiner Freundin entwickelte sich so weit zurück, dass sie bei schulbeginn nur noch in Babysprache redete.
Du bist also nicht allein !
Und genau richtig hier.
Allerdings weiß ich auch keinen rat. Jetzt noch in Klasse eins springen lassen ?Oder normal einschulen ?Oder gleich in Klasse 2 einschulen ? Das wäre fast alles, was mir einfällt.
Allerdings halte ich es für sehr wichtig, dass ihr eine Schule /Lehrer bekommt, das Ahnung von der thematik hat.
Viel Glück !
VG
LeeAnn
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