Einschulung in eine Förderschule

ja oder nein? Erfahrungen und Ratschläge
Katze_keine_Ahnung
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Re: Einschulung in eine Förderschule

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Mein Kleiner hat die ersten 4,5 Jahre seines Lebens auf Reisen verbracht, zuerst auf einem Boot und dann unterwegs quer durch Asien. Auf dem Boot spielte er hauptsächlich am Strand und im Wasser. Er besaß eine kleine graue Baumarktkiste an Spielsachen, mehr nicht, auch so gut wie keine Bücher. Kurz vor der Einschulung wusste er weder was eine Aufgabe noch was ein Heft für kleine Kinder ist. Seine Geschwister hat er natürlich beobachtet, wie die Schule gemacht haben. Also ganz wild war er nicht. :D Lesen und schreiben vor der Schule konnte er nicht.

Das erste Jahr an der Schule ist er kaum aufgefallen. Abgedüst wie eine Rakete ist er in der 2. Klasse. Da war es plötzlich klar, dass er kein Matheunterricht der 2. Klasse braucht. Ich habe ene Drehtür in die 3. durchgesetzt. Die Lehrer hatten keine Ahnung und zwangen ihn im vollem Maße an Matheunterricht der 3. teilzunehmen. Dann kam der Lockdown, in dem er in 3 Wochen das Heft der 3. Klasse mit minimaler Hilfe meinerseits ausgefüllt hat. Es lief etwa so. Ich wollte ihm schrifltiche Addition ohne Übergang zeigen. Er hat sich beim abschreiben der Aufgaben verguckt, falsche Zahl geschrieben, und kam so selber auf den Übergang. Am nächsten Tag hat er die Subtraktion angeschaut. Fetig. ... heute habe ich ihm negative Zahlen erklärt, und da musste er sich wirklich anstrengen um das Konzept der Abziehen der negativen Zahlen sich anzueignen.

Skepitsch über Förderung bin ich weil die Lehrer aus meiner Erfahrung im besten Fall nicht stören. Mein Kleiner hat aktuell Pech. Er hat eine Lehrerin, die die Begabung als soziale Ungerechtigkeit sieht und entsprechend den Kleinen behandelt. Meine Großen hatten in 1/2. Klasse eine tolle Lehrerin, aber sie hat selber ganz bescheiden zugegeben, dass sie in dem Landkreis die einzige ist und gerne gegangen wird, weil sie offen sagt, dass es gute und schlechte Schüler gibt, und dass man sie unterschiedlich unterrichten muss. Das war die einzige, die differenzieren konnte. Selbst meine Großen in der HB-Klasse bekommen keine Differenzierung. Der Sohn musste das 2. mal das erste Jahr im Französch mitlernen, dafür durfte er gleichzeitig ohne Hilfe in das 4. Jahr Latein einsteigen.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Einschulung in eine Förderschule

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

... was die Zweifel an Begabung angeht, deine Kinder sind auf jeden Fall hochbegabt. Ob sie die 145 Marke knacken, kann ich natürlich nicht sagen, aber ich sehe das Potenzial.
Rabaukenmama
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Re: Einschulung in eine Förderschule

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Laelia!

Auch ein Kind mit "nur" IQ 130 ist mit 5 Jahren auf dem Stand von durchschnittlichen 6 1/2 jährigen. Und dass der Kindergarten deine Jungs als schulreif sieht sagt auch noch einiges.

Ich verstehe, dass dir die Vorteile der Förderschule, die du gut kennst, gefallen. Mein jüngerer Sohn (gehörloser Autist) ist in einer solchen Förderklasse, wo er wirklich super individuell dort "abgeholt" wird, wo er gerade steht. In seiner gebärdenspachigen Mehrstufen-Autisten-Kleinklasse sind genau 4 Kinder und 2 Lehrer. Mein 8jähiger Sohn ist aktuell in der 3. Klasse, wo er in Deutsch noch mit der Grammatik der 1. Klasse kämpft, in Mathe aber schon die Aufgaben der 4. Klasse problemlos löst. Das Niveau seiner Klasse ist extrem heterogen, einer seiner Schulkameraden ist z.B. geistig behindert und kann weder lesen noch schreiben. Jedes Kind bekommt echt individuelle Aufgaben und Unterstützung und Erklärungen (in Gebärdensprache) nach echtem Bedarf. Ich bin von dem Konzept restlos begeistert.

Außerdem bin ich noch Mutter eines klugen 11jährigen Sohnes, der neben eine Höchstbegabung im sprachlichen Bereich auch noch Asperger Autist ist und ADHS hat. Auch dieser Sohn würde super von einem Betreuungsschlüssel und Strukturen profitieren, wie sie sein jüngerer Bruder hat. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus. Der Umstieg von der Grundschule aufs Gymnasium war extrem schwierig, weil mein Sohn schlichtweg vom Schulalltag und die sozial-emotionalen Anforderungen der neuen Schule komplett überfordert war, obwohl er sogar für den Großteil der Stunden eine Schulbegleitung hat. Kognitiv hatte und hat er keinerlei Probleme. Aber für einen Autisten ist es auch ohne Corona unheimlich schwer, sich auf komplett neue Räumlichkeiten, neue Mitschüler, neue Lehrer und neue Abläufe einzustellen. Jetzt, nach einem halben Jahr, wo wochenlang gar kein Präsenzunterricht stattgefunden hat, spielt es sich langsam ein.

Das Problem ist, dass es für NUR unterforderte bzw. "schwierige" Kinder - zumindest in Österreich - die Möglichkeit von kleineren Klassen mit besserem Betreuungsschlüssel und individueller Förderung nicht gibt. Einen Platz an einer Förderschule mit Kleinklassen und gutem Betreuungsschlüssel bekommen z.B. in Österreich nur Kinder mit einer geistigen Behinderung, Lernbehinderung oder Sinnesbehinderung (im Falle meines Kleinen die Gehörlosigkeit). ADHS und Autismus reichen dafür auch in Kombi nicht aus. Egal, auf welche andere Schule (Gymnasium, Realschule, neue Mittelschule) mein Sohn wechseln würde, er hätte überall in den verschiedenen Gegenständen verschiedene Lehrer und mindesten 20 Mitschüler, abgesagte oder von unbekannten Vertretungslehrern "übernommene" Stunden, und den für alle gleichen 08/15 Schulstoff im für alle gleichen Tempo.

Man könnte nur auf eine Privatschule ausweichen und abgesehen von den Kosten sind hier oft unverhältnismäßig mehr Schüler mit psychosozialen Schwierigkeiten, deren Eltern das nötige Kleingeld haben, und die an normalen Schulen schnell "aussortiert" werden würden. Da muss man dann eben länger suchen, bis man was wirklich Passendes für die eigenen Kinder findet (und Geld und Wege dürfen nicht viel Rolle spielen).

Gerade im Grundschulbereich ist das aber meistens gar nicht notwendig. Da steht und fällt sowieso alles mit der Lehrperson. Eine empathische, offene Lehrperson, die differenzieren kann, ist für jedes Schulkind ein Gewinn, egal, ob hochbegabt oder geistig behindert. Und an ein- und derselben Schule kann in der einen 1. Klasse genau so eine Lehrperson unterrichten und in der Paralellklasse eine andere, die den 08/15-Lehrplan ohne Rücksicht auf die individuellen Stärken und Schwächen der Kinder einfach runterspult.

Daher würde ich Dir, Laelia, auf jeden Fall raten, zu versuchen, jene Lehrpersonen an der Grundschule kennenzulernen, die beim geplanten Schulstart deiner Jungs eine erste Klasse übernehmen werden. Im besten Fall kannst du dir schon im Erstgespräch ein Bild machen, ob du der Lehrperson zutraust, deinen Jungs schulisch und menschlich das zu geben, was sie brauchen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Meine3
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Re: Einschulung in eine Förderschule

Beitrag von Meine3 »

Hallo,

ich schließe mich Katze_keine_Ahnung und Rabaukenmama an.

Eine FÖrderschule ist kein Ort wo ein fittes Kind gefORdert wird, sondern wo "gemütliche" eher langsame Kinder gefÖrdert werden. In diese Schule kommen Kinder, die trotz entsprechendem Alter und eventuell nochmal Rückstellung die 1. Klasse noch nicht packen würden.

Das kann unterschiedliche Gründe haben, u.a. auch Migrationshintergrund oder eine nicht entdeckte Wahrnehmungsstörung oder ähnliches.

Ich kenne eine Familie, da wachsen die Kinder 3-sprachig auf. Die Eltern haben unterschiedliche Nationalitäten und dann sprechen sie natürlich auch deutsch. Daher war es bei den beiden Zwillingen so, dass sie einfach sprachlich noch nciht so weit waren und eine Förderschule besucht haben. Für die war das genau richtig.

Für fitte Kinder ist das grade überhaupt nichts. Es wäre schön, wenn das so eine Art "Vorschule" wäre, wie es sie in Spanien oder anderen Ländern gibt, aber so ist es nicht. Es sind wirklich Förderschulen.

Meine Jüngste ist jetzt 4 Jahre und 2 Monate. Sie kennt einzelne englische, spanische und französische Wörter und im englischen auch kurze Sätze. Das mit dem Englisch hat angefangen als sie 2 war. Da waren wir im Urlaub in Schottland. Danach hat sie mich täglich ausgefragt, was dies oder jenes auf englisch heißt und so habe ich mitbekommen, dass sie ein Händchen für Sprachen hat. Mit 2 hat sie gesprochen wie andere Kinder mit 5. Jetzt hat sie eine bessere Grammatik als mancher 2. Klässler.

Sie erkennt einzelne Buchstaben seit sie 2 ist. Seit sie 3 ist schreibt sie ihren Namen und vereinzelt Buchstaben und erkennt Zahlen (wir haben nie überprüft wie viel sie genau kennt). Das wird jetzt immer mehr. Zahlen sieht sie derzeit überall, schreibt sie auch ständig auf. Sie rechnet im 5er Raum + und -, zählt bis 20 und hat auch eine Vorstellung von Mengen im 10er Raum. Das mit dem rechnen ist nicht spektakulär, aber man merkt eben, dass sie alles aufsaugt und aufschnappt und dann auch anwendet. Wir bringen ihr ja nichts bei. Sie puzzelt unheimlich gerne und ist einfach auch unheimlich "lebensschlau" für ihre 4 Jahre. Sie hat schon mit 1,5 Jahren oben an der Treppe gestanden und mir mitgeteilt, dass sie langsam machen muss, weil sie sonst runterfallen kann. Sie schaut ständig voraus, denkt über mögliche Konsequenzen oder Folgen nach und ist auch dementsprechend vorsichtig in vielen Bereichen.

Allerdings ist sie auch chronisch krank, noch SEHR klein, sehr zierlich und deswegen sind wir noch nicht sicher ob wir früher einschulen. Aber es spricht schon einiges dafür. Bedenken haben wir aber vor allem wegen des Vorschuljahres. Dann sind nämlich all ihre Spielkameraden weg und bis dahin kann sie sicher lesen :geek: und wenn sie dann in die Schule kommt, wird sie superhohe Erwartungen haben und die werden nicht erfüllt werden.

Wir würden sie gern mit 5;9 Jahren einschulen, da wir beim Großen ( 8, Jahre alt momenatan, ist ein Oktober-Kann-Kind und den haben wir erst mit fast 7 eingeschult, wegen seines "wilden" Charakters. Ein großer Fehler...) einfach gemerkt haben, wie blöd es für fitte Kinder ist, dann vor der Wahl zu stehen überspringen oder sich zu Tode langweilen zu müssen. Aber wir müssen eben auch das körperliche (ihre Krankheit) beachten.

Wir haben schon immer gemerkt, dass unsere Kinder flott sind, man hat ja auch den Vergleich mit anderen Gleichaltrigen. Unsere waren immer schneller oder früher dran, mit eigentlich allem. Dennoch habe ich immer wieder daran gezweifelt, ob meine Kinder, besonders der Große (der auch getestet wurde) "wirklich" so begabt sind. Ergeben hat, dass mein Sohn in einem Bereich (Sprachlich) höchstbegabt ist, in anderen überdurchschnittlich und in 2 Bereichen "nur" durchschnittlich begabt (Konzentration und Geschwindigkeit) ist und seit kurzem wissen wir, dass er ADHS hat (vermutet hab ich das seit er 4-5 Jahre alt ist). Letzendlich gibt so ein Test schon eine Tendenz ab in so jungem Alter, aber tatsächlich ist es eben recht schwer die Intelligenz wirklich realistisch abzubilden, insbesondere bei Kindern, die manchmal hochmotiviert und dann wieder komplett lustlos sind. Von daher denke ich mittlerweile, dass wenn man als Mutter immer wieder das Gefühl hat, das Kind sei außergewöhnlich weit oder schnell für sein Alter, das auch stimmt.

Eine frühe Einschulung ist wesentlich "schonender" als ein Jahr zu überspringen, so aus sozialer Sicht. Von daher, würde ich das jetzt einfach mal auf den Weg bringen, die Gespräche führen, vorfühlen. So wie du es eben machst. Du kannst immer noch "abspringen" und dich für eine normale Einschulung entscheiden, wenn du Bedenken bekommen solltest.


Wie sieht es denn mit deinen Kindern aus? Spielen sie lieber mit Älteren? Welche Art von "Problemen" haben sie denn im Kindergarten. Langeweile klar, aber wie gehen sie damit um, was beanstanden die Erzieher*innen? Hast du das Gefühl sie sind sozial reif und selbstständig genug? Manchmal muss man auch einfach das kleinere Übel nehmen. Manchmal gibt es keinen "perfekten" Weg, keine perfekte Lösung.


Grüße

Meine3
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Einschulung in eine Förderschule

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Ich möchte noch was zu der sozialen Situation ergängzen. Ich habe den Kleinen eingeschult, weil ich ihn im Kindergarten nicht vorstellen konnte. Er kann SEHR nerven, wenn er generell unzufrieden ist. Ich hatte da eine Vermutung, was auf uns zukommt, sollten wir ihn in den Kindergartenkorsett zwingen. Die ersten zwei Jahren in der Schule hatte er einen Musterverhalten gehabt. Die Zeugnisse sind tadellos, das Fenster: "das kannst du besser machen" ist leer.

Dann gab es in der 3. Klasse eine neue Klassenzusammesetzung und eine neue Lehrerin. Er kommt mit beiden nicht klar, ist in der Klasse nicht wirklich beliebt, hat dort keine Freunde und will überhaupt nicht zur Schule. An dem ganzen trägt zu 90% die Lehrerin Schuld, die restlichen 10% ist sein Alter. Er warten schon jetzt aufs Gymnasium und will nicht aus dem Lockdown raus.

Die zwei entscheidensten Faktoren bei der Einschulung sind die Lehrerperson und die Klassenzusammensetzung. Meistens kann man beides nicht planen.
Laelia
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Re: Einschulung in eine Förderschule

Beitrag von Laelia »

@Katze das klingt ja total schön mit deinem Kleinen. Über 4 Jahre auf Reisen. Toll echt :)
Hast du schon einen Plan wie ihr die 3. Klasse überbrücken könnt? Es ist sicher schwer für ihn dort keine Freunde zu haben.
Die Probleme, dass Lehrer evtl. nicht auf spezielle Kinder eingehen sehe ich auch. Ich denke nur, dass kann immer passieren, egal wann ich die beiden einschulen lasse
Mir macht aber auch das Thema "Alter" angst. Ich frage mich ob es einfacher ist sich auf gleichaltrige einzulassen, die evtl. nicht so weit sind oder den Großen hinterherzulaufen für die man dann zu klein ist.

@Rabaukenmama Ich hätte wirklich kein Problem meine beiden auf eine Förderschule zu geben. Ich sehe halt die Vorteile und denke, dass würde den meisten Kindern gut tun.
Wie gesagt betreue ich selbst Schulkinder und mir gefällt nicht, unter was für einem Druck die Kinder in der Regelschule stehn. Die Klugen machen ohne Ende Wiederholungen, die sie garnicht bräuchten und die Kinder mir Schwierigkeiten kommen nicht hinterher. Für die wenigsten passt das Tempo perfekt.
Allerdings hat mich da heute die Schulleitung angerufen und gesagt, dass so kluge Kinder da völlig falsch sind. Auch wenn sie erst 4 Jahre alt sind.
Daher fällt das jetzt sowieso flach.


@Meine3 Dann ist deine it 3 wohl schon fitter gewesen als meine. Von meinen Kann nur der eine seinen Namen schon schreiben ( seit kurzem erst) . Der andere hat kein Interesse das zu lernen.
Zu den Schwierigkeiten:
In dem Bericht steht, dass sie z.B. bei Gruppenspielen immer ihre eigenen Ideen haben und darauf bestehen diese durchzusetzen. Generell wollen sie wohl sehr oft ihren Willen durchsetzen und reagieren mit Aggressionen, wenn dies nicht klappt. Sie sind sehr ungeduldig, können nur schwer auf andere warten. Es ist nicht immer und druchgehen so. Aktuell klappt es gerade sehr gut im Kindergarten aber sowas kommt halt vor. Sie sollen auch auf ADHS oder ADS getestet werden.
Auch ein problem ist, dass sie mortoisch sehr weit Entwickelt sind. Dadurch sind sie sehr waghalsig. z.B kam es schon vor, dass beide einfach aufs Kindergartendach geklettert sind. Oder auch an Schränken hoch, sehr hohe Bäume usw.
Bei mir zu Hause kann ich sagen, dass sie kaum auf Belohnung ode Strafen reagieren. Es muss immer alles ausdiskutiert werden. Mittlerweile bin ich überwiegend Knallhart geworden, wenn es um Regeln geht. Anders kommt man einfach nicht durch.
Sie spielen mit gleichaltigen und mit Älteren. Am liebsten mit Älteren aber.
Meine3
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Re: Einschulung in eine Förderschule

Beitrag von Meine3 »

Laelia hat geschrieben:
@Meine3 Dann ist deine it 3 wohl schon fitter gewesen als meine. Von meinen Kann nur der eine seinen Namen schon schreiben ( seit kurzem erst) . Der andere hat kein Interesse das zu lernen.
Zu den Schwierigkeiten:
In dem Bericht steht, dass sie z.B. bei Gruppenspielen immer ihre eigenen Ideen haben und darauf bestehen diese durchzusetzen. Generell wollen sie wohl sehr oft ihren Willen durchsetzen und reagieren mit Aggressionen, wenn dies nicht klappt. Sie sind sehr ungeduldig, können nur schwer auf andere warten. Es ist nicht immer und druchgehen so. Aktuell klappt es gerade sehr gut im Kindergarten aber sowas kommt halt vor. Sie sollen auch auf ADHS oder ADS getestet werden.
Auch ein problem ist, dass sie mortoisch sehr weit Entwickelt sind. Dadurch sind sie sehr waghalsig. z.B kam es schon vor, dass beide einfach aufs Kindergartendach geklettert sind. Oder auch an Schränken hoch, sehr hohe Bäume usw.
Bei mir zu Hause kann ich sagen, dass sie kaum auf Belohnung ode Strafen reagieren. Es muss immer alles ausdiskutiert werden. Mittlerweile bin ich überwiegend Knallhart geworden, wenn es um Regeln geht. Anders kommt man einfach nicht durch.
Sie spielen mit gleichaltigen und mit Älteren. Am liebsten mit Älteren aber.
Hallo Laelia,

manche hochbegabte Kinder zeigen so gut wie garnicht, was sie alles schon können, andere präsentieren sich am laufenden Band. Daher ist es sehr schwer zu sagen, welches Kind "fitter" ist. Es gibt auch recht "unscheinbare" hochbegabte Kinder (oft Mädchen, da sie mehr dazu tendieren, sich der Mehrheit anzupassen als Jungs, die, wenn sie spüren dass sie anders sind, eher auf Konfrontation gehen), die lange unentdeckt bleiben und ganz ruhig "mitschwimmen". Von daher: dass muss nicht sein, dass meine fitter ist als deine Jungs.

Mein Sohn allerdings ist ähnlich wie deine Jungs, obwohl er es im Alter von 4 noch nicht war! Da war er noch überhaupt nicht aggressiv, das kam erst phasenweise, in Phasen von enormen Stress mit dem Vorschulalter (5-6 Jahre) nach einem Kindergartenwechsel und Umzug. Wenn deine Kinder so "rabauken", dann kann das zum Einen am Kindergarten und Misfit liegen (zu wenig Abwechslung, nicht ausreichend Bewegung, ungenügende kognitive Anforderungen an die Kinder, aber auch Unaufmerksamkeit des Erzieherpersonals, etcpp) oder eben an den Kindern (dass sie abgesehen von ihrer geistigen Fitness noch Baustellen haben) Ich wäre da weiterhin gut am beobachten.

Bei uns liegt definitiv LEIDER auch ADHS vor und mein Sohn war wie gesagt mit 4 im Verhalten noch nicht so auffällig wie deine Kinder. Dafür hat er sich in dem Alter noch so gut wie garnicht für Buchstaben interessiert, den Namen schrieb er aber schon (seine Begabungsspitze liegt im sprachlichen, als Kleinkind hat er auch sehr früh einen sehr guten Wortschatz gehabt, aber was Schulskills angeht, war er mit dem rechnen viel früher dran als mit lesen und schreiben).... Er war schon immer "wild", viel Energie, immer auf Achse, aber eben nicht aggressiv. Und in dem Alter hat er sich auch noch sehr an den Älteren orientiert. Das mit dem Ton angeben wollen kam deutlich im Vorschulalter und ist aber leider bis heute geblieben :roll:. Er hatte auch früher schon die Tendenz bestimmen zu wollen, aber eben nicht in einem ungewöhnlichen Ausmaß.

ADHS-Kinder sind oft sprachlich voraus und sind auch oft echt fit in der Birne. Also irgendwie hat es bei mir geklingelt und ich würde das im Hinterkopf behalten.

Was sie in der Schule vor allem bräuchten ist Sitzfleisch und auch soziale Kompetenzen, abgesehen von der kognitiven Reife. Aber man muss eben abwägen, manchmal scheinen die Kinder noch nicht schulreif in sozialer Hinsicht, aber der kognitive Leerlauf und der Unterschied zu den Gleichaltrigen im Kiga ist so groß, dass die Einschulung der bessere Weg ist. Aber es kann auch die schlechtere Entscheidung sein. Das kommt auf den Kindergarten an und wie gut sie dort eingebunden sind. Ich würde AUCH beachten, mit wem sie dann ggf. in die Schule kämen oder ob ihre "Hauptfreunde" noch weiterhin im Kindergarten wären.

Gruß Meine3
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Katze_keine_Ahnung
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Re: Einschulung in eine Förderschule

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Laelia

deine Jungs haben einen enormen Vorteil, dass sie zu zweit sind. Die Rolle eines kleinen Jungen ist nicht einfach. Die Jungs kämpfen immer ihre Rangliste aus. Nicht immer landet der jungste unten, aber er hat große Chancen dafür. Deine Jungs haben einen riesigen Vorteil: sie sind zu zweit. Ich würde sie in eine Klasse einschulen. So werden sie einander den Rücken decken. Was die Einschulung selbst betrifft: je weniger die Sonderrolle der Jungs hervorgehoben wird, desto besser. Am glücklichsten wäre, wenn den anderen Kindern und ihren Eltern (!) gegenüber das Alter überhaupt nicht erwähnt wird. Wir haben damals mit dem Rektor so eine Vereinbarung getroffen... und dann schrieb die Lehrerin in der ersten Wochen die Geburtsdaten jedes Kindes über den Garderobenhacken.

Ob man sich mit älteren oder den gleichaltrigen besser versteht, kann man nicht pauschal beantworten. Mein Kleiner spielt aktuell viel mit dem Nachbarskind, das erst im Frühling 6 wird. Sie hüpfen wild auf dem Trampolin, und bauen Gravitrax zusammen. Für meinen Jungen ist das attraktiv, weil er zuhause kein Gravitrax hat. Für den anderen Jungen ist es schön einen Spielpartner zu haben, von dem er viel lernen kann. Der Große (höchstbegabt) fand in der HB-Klasse sofort Anschluss. In der normalen Gymnasialklasse fand er während eines ganzen Jahren keinen einzigen Freund. Dafür ist er mit einem Jungen aus dem Dorf schon seit der 1. KLasse befreundet. Ich sehe keine Indizien, dass dieser Junge hochbegabt ist, aber sie verstehen sich gut und sebst fünf Jahre Pause dazwischen während wir auf Reisen waren, hat der Freundschaft nicht geschadet.

Du hast schon Recht, die soziale Stellung eines jungen Kindes, vor allem bei Jungen, ist ein großes Thema. Aber die bodenlose Langeweile ist in meinen Augen schlimmer und frustrierender für das Kind. Ich habe für meine Zwillinge mehr machen müssen als andere Eltern. Ich habe mit den Klassenkameraden meiner Kinder während der 1./2. Klasse ins Schwimmbad gefahren, Plätzchen gebacken, etc. pp. Ich half den anderen Kindern die Barriere zu überwinden und sich auf das jungere Kind einzulassen. Nachdem sie gesehen haben, dass meine Kinder eigentlich ganz normale Kinder sind, hatten sie keine Probleme mehr. Der Kleine dagegen kam ohne meine Hilfe zurecht und war in seiner Klasse beliebt.
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Re: Einschulung in eine Förderschule

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

Das Thema hyperaktivität bei zwei gleichaltrigen hochbegabten Buben, die ständig zusammen sind, ist noch schwieriger als das Thema junges Kind und ADHS im Allgemein. Ich würde keinesfalls jetzt testen. Frühestens ab dem Auftauchen der unlösbaren Schulprobleme.
Rabaukenmama
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Re: Einschulung in eine Förderschule

Beitrag von Rabaukenmama »

Laelia hat geschrieben: @Rabaukenmama Ich hätte wirklich kein Problem meine beiden auf eine Förderschule zu geben. Ich sehe halt die Vorteile und denke, dass würde den meisten Kindern gut tun.
Wie gesagt betreue ich selbst Schulkinder und mir gefällt nicht, unter was für einem Druck die Kinder in der Regelschule stehn. Die Klugen machen ohne Ende Wiederholungen, die sie garnicht bräuchten und die Kinder mir Schwierigkeiten kommen nicht hinterher. Für die wenigsten passt das Tempo perfekt.
Allerdings hat mich da heute die Schulleitung angerufen und gesagt, dass so kluge Kinder da völlig falsch sind. Auch wenn sie erst 4 Jahre alt sind.
Daher fällt das jetzt sowieso flach.
Ich verstehe was du meinst. Bin ja der Meinung, dass kleinere Klassen, mehr Lehrer/Betreuer und individuelle Förderung unabhängig vom IQ jedem Kind gut tun würde. Nur ist das eben eine Kostenfrage. Solange die politisch Verantwortlichen nicht bereit sind, DEUTLICH mehr Geld für Bildung und individuelle Förderung ALLER Kinder in die Hand zu nehmen, wird es eher so sein, dass manche Kinder, die so was dringend brauchen, weil sie sonst schulisch "untergehen" nicht die Möglichkeit dazu bekommen, als dass ohnehin kognitiv fitte und sozial kompetente Kinder das quasi "grundlos" ermöglicht bekommen. Ich hoffe du verstehst, was ich meine.

Die Schulleitung muss eine Auswahl treffen welche Kinder in Klassen mit "erhöhtem Förderbedarf" kommen und das auch vor den übergestellten Behörden (Stadt- oder Landesschulrat) verantworten und begründen. Denn die Plätze sind begrenzt.

Und auch, wenn ich deine Beweggründe, so einen Platz für deine Jungs bekommen zu wollen, verstehe, fände ich es (beim MOMENTANEN System :fahne: ) ungerecht gegenüber jenen Eltern, deren Kinder eine Lern- oder geistige Behinderung haben, und die dann euretwegen auf den dringend benötigten Platz verzichten müssten.

Ich sehe bei euch auch wirklich keinen Grund, deine Jungs NICHT vorzeitig in einer normale Grundschule einschulen zu lassen. Wenn es irgendwie die Möglichkeit gibt, die Lehrperson vorher kennen zu lernen, würde ich diese an deiner Stelle nutzen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass deinen Kindern ein zusätzlicher Schulwechsel ́erspart bleibt, wenn sie gleich in der Schule eingeschult werden, wo sie (wenn nichts anderes dazwischen kommt) ihre ganze Grundschulzeit verbringen werden.

Von deiner Beschreibung her vermute ich außerdem, dass deine Jungs (unabhängig von einer mögliche AD(H)S), autonome Kinder sind. Jesper Juul hat zu diesen Kindern, wo eben das Belohnungs- Bestrafungs- Prinzip so gar nicht funktioniert, einiges geschrieben. Wobei ich selbst ohnehin an einem Punkt angelangt bin, wo weder Belohnungen noch Bestrafungen als geeignete Erziehungsmethoden sehe - auch bei ganz "normalen", neurotypischen Kindern. Aber bei dem meisten Kindern (darunter auch mein älterer Sohn) "funktoniert" das Zuckerbrot- und Peitsche-Prinzip zumindest bis zum Beginn der Pupertät ganz gut. Mein jüngerer Sohn hingegen ist ein autonomes Kind, bei dem hat das schon mit 3 Jahren nicht geklappt. Ähnlich wie deine Jungs braucht auch er klare Regeln, die knallhart durchgezogen werden müssen. Beim älteren Sohn kann man schon mal da oder dort eine Ausnahme machen, beim jüngeren ist das ein NO-GO.
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