@koschka: ja, deine Einschätzung meines Dilemmas passt ganz gut.
Die Kleine ist weder Typ 1, noch nicht dein "Typ 2". Sie ist eher ein "gleichmäßigerer" Typ, oft interessiert sie sich für was, verliert dann zwar scheinbar das Interesse, kommt dann aber nach einer Pause von Tagen oder Wochen wieder drauf zurück und hat es dann "heimlich still und leise" verstanden. (z.B. die Uhr, also so grob, volle und halbe Stunden zumindest hat sie verstanden, obwohl ich ihr das auf ihre Nachfrage hin nur mal so nebenbei erklärt hatte. Ich hab so biste was erklärt, aber dann wollte sie nichts mehr von wissen und ich dachte, sie ist noch nicht soweit weit. Wochen später überraschte sie mich, dass sie mir die Uhrzeit richtig sagte.)
Sie hat jetzt keinen unbändigen Wissensdurst, hatte die Große auch nie. Aber sie stellt oft in entsprechenden Situationen tiefergehende Fragen zum Thema, was eben grad diskutiert oder erlebt wird.
Sie findet es toll, was gut zu können und genießt das, freut sich aber eher für sich und zeigt es eher nicht so.
Sie würde z.B. im Kindergarten nicht vorlesen oder sagen, dass sie weiß, wie spät es ist.
Sie zeigt es nicht oder gibt gar damit an, es reicht ihr, es es zu können, beachtet werden muss es nicht.
(wie bei der Schleife, wo sie damals von sich aus kam, es unbedingt lernen wollte, weil eines (!) der Vorschulkinder es eben auch schon konnte. Sie hat es dann auch schnell gelernt. Rein für sich selbst, also nicht, um den anderen Kindern voraus zu sein oder so. Sie wollte e sdann dort auch gar nicht vormachen, als ich der Erzieherin am nächsten Tag schon ein bisschen stolz sagte, sie könne das jetzt. Das ist gut eineinhalb Jahre her. Kürzlich fragte ich, ob sie es eigentlich überhaupt noch kann - sie hat es ja nie wieder gemacht mangels Schuhen mit Schnürsenkeln. Konnte sie noch.)
Wie die Große steht die Kleine eher ungern im Mittelpunkt.
Ich schätze sie aber so ein, dass sie weniger als die Große leidet, wenn sie sich als "anders" erlebt, weil sie mehr in sich ruht und weiß, was sie kann.
Sie mag sich einfach selbst gut leiden.
(Sie antwortete ja mal auf meine Frage, wer ihre besten Freunde seien, nach kurzem Nachdenken: "Ich selbst!")
Aber sie hatte es auch immer leichter, sich "richtig" zu fühlen, da sie sich durch die große Schwester, ältere Nachbarskinder und Freunde sehr viel in Gruppen bewegt, die in denen sie sich passend erlebt. (Und wo mit ihr auch sozialkompetent umgegangen wird!)
Wie es im Kindergarten (also der Altersgruppe) ist, kann ich schlecht einschätzen, aber das Kind, was mir von dort beschrieben wird, ist mir zumindest ziemlich fremd. (zurückhaltend, sehr ruhig, spielt bevorzugt allein)
In dem beschriebenen Umfeld zu Hause/im Freundeskreis ist sie völlig anders. (sehr gesellig, immer aktiv dabei, bringt sich viel ein, setzt sich durch, sucht von sich aus Kontakt zu den anderen, macht Vorschläge und sucht selbst Lösungen für Konflikte)
Da habe ich schon Sorgen, was das weitere Kigajahr und dann die Schule betrifft, wenn sie dort so anders agiert.
Wobei sie im Hort zumindest ja dann wieder ältere Kinder um sich haben kann...
Wenn sie nächstes Jahr in der kleineren Schule eingeschult wird, kommt sie aber sehr wahrscheinlich mit einem Kind aus dem Kiga (ihrem Großcousin), mit dem sie ganz gut und ab und zu auch in der Freizeit spielt und dem einen Nachbarsjungen (ein halbes Jahr älter und auch sehr fit, die hatten auch über eine frühere Einschulung nachgedacht) in eine Klasse. Das wäre ja schonmal eine gute Vorraussetzung.
Die Große hat jetzt in Kasse 4 zwei richtig gute Freunde, einen Jungen und ein Mädchen. Beide sehr fit, das Mädchen insbesondere auch sehr weit und reif. Seitdem geht es ihr in der Klasse auch ein ganzes Stückle besser. (Sie hatte sich immer eine "richtige Freundin" gewünscht, kam aber mit den Mädchen und deren Themen gar nicht klar. Ist bis jetzt so, mit Ausnahme dieses Mädchens.)
Sie sagte mir übrigens neulich grad, dass die dritte Klasse die schlimmste gewesen sei.
(Das wird daran liegen, dass da viel aus Kasse 2 wiederholt und nur leicht vertieft wird, wie mir die Direktorin im Zusammenhang mit einem möglichen Klassensprung erklärte)
Klasse eins wäre die beste Zeit gewesen. Lesenlernen habe Spaß gemacht und es habe da immer für die, die schon besser lesen könnten, schwierigere Sätze im Buch gegeben, die sie sehr gern gelesen habe.
In Mathe habe sie sich öfter "veralbert" vorgekommen, weil ihr die Aufgaben viel zu leicht vorkamen. Oft habe sie auch gedacht, sie sei wohl zu blöd, weil sie offensichtlich nicht kapiert habe, wo die (vermutete versteckte) Schwierigkeit läge.
Inzwischen hat sie das "Um-die-Ecke-denken" in Mathe fast ein bisschen verlernt. Sprich: sie geht bei schulischen Aufgaben fast immer erstmal davon aus, dass es supersimpel zu lösen wäre. So hat sie schon einige Punkte bei Mathewettbewerben verschenkt, weil sie die kleine "Falle" darin schlicht übersehen hatte.
Bei richtiger Förderung des "aktiven Denkens" hätte sie gesichert da sehr viel besser abgeschnitten.
Beim Känguru bewegt sie sich immer so um den dritten Platz nahe der Punktzahl zum zweiten Platz herum. In ihrer Schule (pro Klassenstufe 50 Kinder) hat da letztes und dieses Jahr keiner einen besseren Platz als einen dritten belegt.
Aus der Grundschule mit Begabtenförderung hier gab es dieses Jahr mehrere (!) erste Plätze beim Känguru. Das kann eigentlich nicht nur daran liegen, dass es doppelt so viele Schüler dort gibt, denke ich.
Ich finde es verdammt schade, wenn den begabten Kindern das Denken im Schulalltag so "abgewöhnt" wird.