Für mich ist das Nachdenken, ob das einfache, wahrheitsgemäße Ausfüllen des Fragebogens zu einer (wahren oder falschen) Diagnose führen könnte, die schlichtweg falsche Herangehensweise. Abgesehen davon ist bei so Fragebögen oft auch gar nicht so offensichtlich, WELCHE Antworten zu einer Diagnose führen.Laelia hat geschrieben:Okay, sehr interessant eure Erfahrungen.
Ich habe gerade so einen Fragebogen zum Thema "ADHS" da und soll ixh eben ankreuzen, was auf den jeweiligen Sohn zutrifft uns was nicht.
Beim ausfüllen habe ich mich bisher nicht so wohl gefühlt, weil ich auch fand, dass man einige Sachen so oder so interpretieren kann, bzw. kann es diese oder jene Ursache haben.
Würde jetzt die Diagnose ADHS kommen, fände ich es auch schwierig, weil ich nicht wüsste ob ich mich jetzt zu 100% darauf verlassen kann. Vor allem ist diese aktive Art meiner beiden auch überhaupt kein Problem für mich.Ja, manchmal nervt mich das rumgehüpfe. Andererseits tun das doch die meisten Kinder. Ich habe mich immer gefreut,dass sie so sind wie sie sind und habe kein bedürfnis da was zu behandeln. Mir kommt es so vor, als würde deise Art und Weise, nicht zu hören, sich nicht an Regeln zu halten (manchmal, nicht immer), daraus entstehet, dass beide meinen, sie wüssten es in dem Moment einfach besser. Sie handeln auch sehr geziehlt. Solche Situationen entstehen nicht aus Übermut und wenn man ihnen gewisse Regeln sehr gut erklärt klappt es auch besser. Bei anderen Dingen muss man dann wieder sehr streng sein, aber sie sind nicht unkontrollierbar. Wie es in der Schule wäre,kann ich natürlich nicht voraussehn.
Hab für meine Jungs (beide mittlerweile diagnostizierte Autisten) mal einen Autismus-Vortest aus dem Internet (von der Autistenhilfe) gemacht, und in vielen Punkten total konträre (wahrheitsgemäße) Antworten gegeben. Rausgekommen ist bei beiden eine "hohe Wahrscheinlichkeit für eine Autismus-Spektrums-Störung" - beim jüngeren Sohn mit 99 von 150 möglichen Punkten und beim älteren immer noch mit 83. Aber allein wegen eines Fragebogens wird natürlich keine Diagnose gestellt. Die Diagnostik bestand jeweils aus mehreren Terminen mit unterschiedliche Testungen in Kombi mit Eltern- und Lehrer-Fragebögen und raus kam bei beiden, dass sie deutlich im Spektrum sind. Beim älteren Sohn kam danach (mit 9 Jahren) noch die ADHS-Diagnose dazu.
Falschdiagnosen kann es ohnehin in beide Richtungen geben: so kann eine Störung herauskommen, wo gar keine ist, es kann aber auch ein "alles in Ordnung" rauskommen, wo sehr wohl eine Störung dahintersteckt.
Als mein älterer Sohn 4 Jahre alt war hat eine KJP in einem SPZ bei meinem Sohn sowohl ADHS als auch Autismus schon nach 5 Minuten kategorisch ausgeschlossen. Statt dessen hat sie bei ihm eine "Sozialphobie" (extreme Ängstlichkeit im Kontakt mit Fremden und in sozialen Situationen) diagnostiziert. Und das bei meinem Sohn, der wildfremden Leuten treuherzig alles Mögliche erzählt hat, und mit ihr (einer ihm fremden Frau) 90 Minuten allein in eunem Raum Fragen beantwortet und Spiele gespielt hat !
Obwohl mir schon damals klar war, dass diese KJP schlichtweg unfähig ist, habe ich ihr dennoch in Bezug auf den Ausschluß von Autismus und ADHS geglaubt. Warum? Weil ich es glauben WOLLTE! Und rückblickend war mein Sohn mit 4 Jahren auch viel weniger auffällig (und wenn, dann durch seine kognitive Fitness) als später. Sowohl die Merkmale vom Autismus als auch die der ADHS haben sich mit zunehmenden Alter deutlich verstärkt.
Daher auch der Rat von Katze und Meine3, ADHS zwar als Möglichkeit "auf dem Schirm" zu haben, aber (noch) nicht aktiv eine Diagnostik anzuleiern. Das kannst du immer noch, wenn deine Jungs wo anhaltende Schwierigkeiten bekommen sollten - und wenn nicht, dann eben nicht .
Ich vermute ja seit Jahren , dass ich selbst nicht diagnistizierte ADHS habe. Um Klarheit zu bekommen bin ich gerade (mit 49 Jahren) in einer Diagnostik für Erwachsene. Vorgestern hatte ich meinen ersten Termin. Die Psychiatorin meinte, bei mir würde - nach ihren ersten Eindruck - auch Hypomanie in Betracht kommen. Hab das dann gegoogelt, aber es erscheint mir nicht stimmig, weil ich keine regelmäßigen, längeren depressiven Phasen dazwischen habe, aber vor allem, weil Hypomanie (wenn ich das richtig verstanden habe) nur phasenweise auftritt. Demnach wechseln sich bei dieser Störung sehr aktive, manische Phasen, mit entweder depressiven oder zumindest weit weniger aktiven Phasen ab. Bei mir ist das aber nicht so, ich habe ständig Feuerwerk im Kopf und auch von frühester Kindheit an Konzentrationsprobleme. Diese merken Außenstehende aber nicht, weil ist sie mit meiner Hochbegabung sehr gut kompensieren kann.
Was deine Jungs und die ADHS-Fragebögen betrifft: Verlangt wer von dir, dass du die ausfüllst? Sind sie für irgendwas (z.B. die Entscheidung wegen vorzeitiger Einschulung) von Bedeutung? Würdest du was anders machen, wenn es auf eine Diagnostik rauslaufen würde, wo ADHS rauskommt? Wenn du dies Fragen alle mit NEIN beantworten kannst, dann würde ich die Fragebögen gar nicht erst ausfüllen .