Wir sind auf dem Weg...

ja oder nein? Erfahrungen und Ratschläge
Lythande
Dauergast
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Registriert: So 29. Feb 2004, 22:58

Re: Re: Wir sind auf dem Weg...

Beitrag von Lythande »

Bei der Durchsicht, was die aktuellen Pisa-Ergebnisse so aussagen, habe ich gesehen, es gibt ein Spiegel-Special zum Thema: "Was Kinder klug&glücklich macht".
(http://www.spiegel.de/spiegelspecial/0, ... 84,00.html)
Nach dem Inhaltsverzeichnis zu urteilen, wird da eine Menge angeschnitten, das auch hier thematisiert wird, ich werde mir das demnächst mal besorgen.

Sabine
Neckri
Moderator
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Re: Re: Wir sind auf dem Weg...

Beitrag von Neckri »

face-off hat geschrieben:So eine Lehrerin, die Neckris Tochter anfangs hatte,ist ein Traum. Jedes Kind da abzuholen,wo es grade steht,das wünschen sich wohl alle Eltern! Ich frage mich, ob die Lehrer so ausgebildet werden und es dann einfach aus Bequemlichkeit nicht umsetzen, oder ob sie nicht so ausgebildet werden und so ein Lehrer dann ein Glücksgriff ist.....
Hallo Claudia,

ohne eure zukünftige Schule zu kennen, würde ich schon mal sagen, dass es sehr positiv klingt, wie die Leute dort auf deine Anfrage reagiert haben. Ich hoffe, dass deine Maus auch so eine patente Lehrkraft erwischt.

Ich denke, es sind zwei Dinge, die beim Differenzieren eine Rolle spielen: Zum einen die Grenzen, die durch das Schulsystem gesteckt sind, und zum anderen die Freiräume, die jede Lehrkraft individuell gestalten kann.

Apropos Freiräume: Töchterleins Lehrerin hatte sich VOR der Einschulung die Mühe gemacht, jedes Elternhaus abzuklappern, um die Kinder kennenzulernen. Sie hat mit ihnen gespielt und gesprochen. Die Kinder zeigen in der Regel von sich aus ganz stolz, was sie ihr eigen nennen und was sie so alles schon können. Somit hatte die Lehrerin also schon ab der ersten Stunde so ungefähr gewusst, wie der Haufen Flöhe zusammengesetzt ist. Sie wusste dann auch so ungefähr, wie weit die Spanne auseinander ging.

Die Art der Bewertung der Schulleistung ist vorgegeben. In den ersten Schuljahren gibt es keine Noten, weil dort tatsächlich der Entwicklungsfortschritt (mündlich) bewertet wird. Allerdings ist die Bewertung so gehalten, dass sich die Kinder daran nicht wirklich orientieren können. Zuweilen gibt es dann die erste große Überraschung, wenn es zum ersten Mal Noten gibt... Das Bewertungssystem ist also irgendwie wischi-waschi...

Gerade in den ersten Klassen ist es im Moment - pauschal gesagt - gewünscht, dass eine Homogenisierung des Leistungsniveaus stattfindet. Das bedeutet aber selbstredend, dass leistungswillige Kinder eher nicht gefördert und gefordert werden, denn das wäre im Sinne der Homogenisierung ja kontraproduktiv.

So, und jetzt stell dir mal eine extrem junge, selbstbewusste Madame vor, die zu Hause dicke Romane liest, und die nun in einer Klasse zusammen mit Sechsjährigen sitzt, die mühsam die Buchstaben üben... Töchterleins Lehrerin hatte den Spagat hinbekommen, den anderen wertungsfrei zu erklären, wieso ein weitaus jüngeres Kind schon so viel kann, und gleichzeitig eine partielle Differenzierung eingeführt, die allen entgegenkam. Töchterlein durfte im Unterricht z.B. Was-ist-Was-Bücher lesen oder Rätsel lösen. Dies galt aber universell für alle Kinder, die lesen konnten. Der Ansporn zum Lesenlernen war dadurch immens in der Klasse. Wäre es nur darum gegangen, den aktuellen Lernstoff zu beherrschen, wäre die Motivation ungleich geringer gewesen. Diese Klasse hatte nachher (trotz des Lehrerwechsels) bis auf zwei Kinder die Gymnasialempfehlung erhalten. Das mittlere Notenniveau nach der vierten Klasse war 1,8!!!

Es ist also offenbar nicht so, dass die Differenzierung den leistungsschwächeren Kindern geschadet hätte oder eine Ungerechtigkeit entstanden wäre. Ich frage mich aber oft, was passiert wäre, wenn die Lehrerin nicht gewechselt hätte. Wäre uns all das, was nachher noch passiert war, erspart geblieben? - Oder sprengt ein gewisses Maß an Entwicklungsunterschieden dann doch den Rahmen eines Klassenverbands?

Claudia, vielleicht ist so eine Möglichkeit der Förderung über Klassenstufen hinweg letztlich wirklich das folgerichtige Vorgehen, wenn die klasseninterne Differenzierung im jetzigen Schulsystem an eine Grenze stößt. Das Ideal eines synchronen Lernfortschritts in einer Klasse auf möglichst homogenen Leistungsniveau - und die gerechte individuelle Förderung aller Kinder durch eine geeignete Differenzierung sind zwei Paradigmen, die im Moment diametral gegeneinander wirken, und daher so eine Art Eiertanz der Lehrkraft erfordern. Wie diese beiden entgegengesetzten Ansprüche an den Unterricht an der vordersten Front durch eine rege Fantasie der Lehrkräfte umgesetzt werden sollen, interessiert in den Amtsstuben der Kultusministerien wahrscheinlich nur am Rande...

Aber vielleicht ist es wirklich von großem Vorteil, wenn man vor dem Schuleintritt schon mal solche Knackpunkte anspricht. Ich hoffe, ich verunsichere dich dadurch jetzt nicht allzu sehr...

Viele Grüße von

Neckri
face-off
Dauergast
Beiträge: 141
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Re: Wir sind auf dem Weg...

Beitrag von face-off »

Hallo Neckri,

toll, wie eure Lehrerin den unterschiedlichen Entwicklungstand der Kinder in der Klasse abgefangen hat und jeder irgendwie zu seinem "Recht" gekommen ist. Sie war schon sehr sehr motiviert, sonst hätte sie wohl kaum im Vorfeld jedes einzelne Kind besucht!
Solche Lehrer braucht das Land ;-) !

Nein, du verunsicherst mich mit deinem Beitrag nicht, im Gegenteil, eure Schulerfahrungen öffnen den Horizont.
Allerdings wird die Erwartungshaltung auch größer dadurch, wenn ich lese, wie Schule laufen könnte......

Vielleicht muß man wirklich schon zufrieden sein, wenn einem begabteren Kind der Unterricht in einer höheren Klasse ermöglicht wird oder es vielleicht bei insgesamt sehr guten Leistungen springen kann.
Schade finde ich dabei nur, dass es aus seinem Klassenverband dann herausgerissen wird, bedeutet das doch, dass es sich parallel zur höheren Anforderung auch seinen Platz wieder neu erkämpfen muß.

Fazit ist, es steht oder fällt alles mit der Motivation und Begeisterungsfähigkeit eines Lehrers, der bereit ist, den Balanceakt zwischen synchronem Lernfortschritt und individueller Förderung zu wagen.

Wie gerne würde ich mal in eine Glaskugel schauen........;-)

Claudia
Luciema04
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Re: Re: Wir sind auf dem Weg...

Beitrag von Luciema04 »

[quote=face-off,19.11.2008 , 11:02]


Vielleicht muß man wirklich schon zufrieden sein, wenn einem begabteren Kind der Unterricht in einer höheren Klasse ermöglicht wird oder es vielleicht bei insgesamt sehr guten Leistungen springen kann.
Schade finde ich dabei nur, dass es aus seinem Klassenverband dann herausgerissen wird, bedeutet das doch, dass es sich parallel zur höheren Anforderung auch seinen Platz wieder neu erkämpfen muß.

Hallo Claudia,

hab mal wieder in Deinen Thread geschaut. Gestern bei unserem 1. Schulgespräch wurde mir auch gesagt, daß vorzeitige Einschulung meist die bessere Lösung sei. Besser, als springen, neuen Platz erkämpfen etc., wie Du ja oben geschrieben hast. Man habe an "unserer" Schule mal einen Fall gehabt, wo Eltern einen Rückzieher gemacht und sich nicht mehr getraut haben. Dann gab es ein Desaster mit dem unterforderten Kind im Kindergarten und es wurde beantragt, MITTEN IM SCHULJAHR aufzunehmen. Da entging dem Kind der große Tag der Einschulung und es kam natürlich viel schlechter in die Klassengemeinschaft rein.

Gruß Kerstin
face-off
Dauergast
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Re: Wir sind auf dem Weg...

Beitrag von face-off »

Hallo zusammen,

neeeee, ich hab euch nicht vergessen ;) und ich bin auch immer fleißiger Mitleser gewesen.
Wir sind nur mit unserer Schulentscheidung dermaßen beschäftigt gewesen, dass ich hier nicht mehr gepostet habe.
Nun möchte ich gerne mal eine kurze "Bestandsaufnahme " machen.

Wir hatten ja irgendwann die Entscheidung pro Schule gefällt und so kam es unvermeidlich, dass viele Eltern mitbekamen, dass Colleen in die Schule geht, obwohl sie erst im Januar 5 wird.
Die letzten Monate und Wochen wurden so zum reinsten Spießrutenlauf ("Wie können die nur, das arme Kind, ist ja noch so jung, kann die wirklich schon so viel,die ist doch noch so schüchtern.....blablabla......").

Auch die Erzieher ließen bei der entgültigen Entscheidung unsererseits durchblicken, dass sie sich ihrer Sache doch nicht mehr so sicher seien......sie ist ja noch so jung und hoffentlich geht sie nicht unter......
Wir haben in unsere Maus vertraut, die in den Wochen bis zum Kindergartenende Riesenmeilenstiefel anhatte und sich in allen Bereich rasend weiterentwickelt hat.
Nur der Kindergarten hatte nix davon mitbekommen. Waren die blind oder wollten die nicht sehen? Ich weiß es nicht.

Nun, der Tag der Einschulung am 18.8. kam und unser Krümel ging mit Freude auf dem Gesicht und sehr selbstbewußt zu ihrem ersten Unterrichtstag.
Und so ist es geblieben.

Wir hatten bereits ein Gespräch mit ihrer Klassenlehrerin Ende September, die uns sagte:
"Sie hätten mit der Einschulung auf gar keinen Fall noch ein Jahr warten dürfen! Leistungsmäßig ist Colleen sehr gut. Manchmal ist ihr etwas langweilig, aber dann bekommt sie Zusatzfutter."
Mit ihren Mitschülern hat sie keine Probleme. Nur einer hat mal gemeckert, dass sie ja erst 5 sei, aber das war das einzige Mal,wo sie verunsichert war.

Jetzt haben wir seit Montag die ersten Herbstferien.
Zuerst hat Krümel sich gefreut.
Gestern fragte sie zum ersten Mal: "Mama, wann fängt die Schule endlich wieder an?" :lol:

Ihren Kiga hat sie auch besucht am Mittwoch und war sich danach sehr sicher, dass sie den nicht mehr braucht :lol:

Wir sind froh, die Entscheidung pro Schule getroffen zu haben!

Danke für die Meinungen und Beiträge von euch allen, die uns in unserer Entscheidung auch ein Stück weitergebracht haben!

Liebe Grüße Claudia
Die Menschen,die den richtigen Weg gehen wollen,müssen auch von Irrwegen wissen (Aristoteles)
alibaba

Re: Wir sind auf dem Weg...

Beitrag von alibaba »

Hallo face_off,

Wow, das nenne ich mutig. Ein Kind mit 4 einschulen.

Euch alles Gute.

LG
face-off
Dauergast
Beiträge: 141
Registriert: Mi 29. Aug 2007, 11:02

Re: Wir sind auf dem Weg...

Beitrag von face-off »

Nee alibaba,
Colleen ist im Januar 5 geworden ;)

Vielen Dank für deine lieben Wünsche!
Claudia
Die Menschen,die den richtigen Weg gehen wollen,müssen auch von Irrwegen wissen (Aristoteles)
nicki
Dauergast
Beiträge: 56
Registriert: Di 1. Sep 2009, 23:52

Re: Wir sind auf dem Weg...

Beitrag von nicki »

Hallo Face off
wird deine Tochter im Januar 5 oder ist sie dieses Jahr im Januar 5 geworden????
:? :?

lg nicki
alibaba

Re: Wir sind auf dem Weg...

Beitrag von alibaba »

Hallo Claudia,

ach soooo, hat sich irgendwie anders gelesen.

Na dann finde ich persönlich doch alles im grünen Bereich. Sie wird bald 6, ist ein Mädchen, was solls. Neider wird man immer und überall haben, das begleitet einen ein ganzes Leben lang. Egal wie man es macht. Und besser wissen es die anderen eh immer, gell. :lol: Wäre unsere Konstellation auch so gewesen, hätten wir sicherlich den selben Weg gewählt. Euch nochmals, alles Gute.

LG
face-off
Dauergast
Beiträge: 141
Registriert: Mi 29. Aug 2007, 11:02

Re: Wir sind auf dem Weg...

Beitrag von face-off »

Wollte mal kurz ne Zwischenmeldung machen.

Wir hatten gestern unseren ersten Elternsprechtag.
Die Einschätzung der Klassenlehrerin hat uns zunächst aufgebaut. Sie sagte, fasse man die Einschätzung in Noten, wäre es für Arbeitsverhalten/Leistungsstand eine "1" und für Sozialverhalten "1-2".

Aber dann kams.....

Die Lehrerin bemerkt ein Nachlassen der Motivation innerhalb der letzten 1-2 Wochen und bekennende Langeweile unserer Tochter. Auf Nachfragen kam, dass Colleen Schule keinen Spass mehr mache, es sei alles so einfach.

Die weitere Einschätzung sah so aus:
Colleen sei leistungsstandmäßig sogar schon im 2. Schuljahr anzusiedeln und in ihrer Klasse sogar unterfordert.
Die Klassenlehrerin empfiehlt aber nicht zu springen, weil Colleen so jung ist.
Sie empfiehlt, Kontakt aufzunehmen mit einer Gruppe für Hochbegabung.
Und sie sagt, das Kind brauche unbedingt mehr Gehirnfutter.
Sie müsse gefordert werden, jedoch nicht überfordert.

Innerhalb des Klassenverbandes kann die Klassenlehrerin Colleen nicht noch mehr "füttern". Die Klasse hat 28 Kinder, davon 5 extreme Problemfälle-ihn negativer Hinicht-, die schon sehr viel Aufwand kosten.

Es drohe mangelnde Motivation, da Colleen verdeutlicht, dass ihr der Schulstoff zu einfach sei und sie keine große Lust mehr darauf hat, dass 17. "O" zu schreiben usw.
Auf der anderen Seite gibt es Kinder, die nicht mal unfallfrei das große "I" schreiben können....

Wir als Eltern seien gefragt.
Wenn wir feststellen, dass es ihr zu langweilig ist, die Buchstaben zu wiederholen oder rote und blaue Punkte beim Rechnen zu auszumalen, dann sollen wir sie was anderes machen lassen.
Kleine Geschichten schreiben lassen als selbstgestellte Hausaufgabe z.B. (Kann sie wirklich schon...)
Da sie auch schon seit einem Jahr liest, könne sie ja auch versuchen, Bücher wiederzugeben.

Und wir sollen uns irgendwas suchen, wo sie in ihrer Freizeit mit gefordert wird......

1.Problem:
Wir leben in einer 38.000 Einwohner - Stadt, da gibts keine Angebote im Umkreis für Kinder wie unsere....

2.Problem:
Colleen fordert mich eh schon den ganzen Tag durch ihre besondere Art und ich bin abends wirklich oft mit den Nerven am Ende, weil alles so anstrengend ist.
Und jetzt soll ich noch privater Förderer meiner Tochter werden?

Das bin ich doch eh schon seit Jahren....
Ich hab echt gedacht, mit der Einschulung seien unsere Probleme halbwegs gelöst....und jetzt scheint der Spass erst richtig loszugehen.....


Hat jemand damit Erfahrung und wie geht ihr damit um?
Ich bin dankbar für Ideen, die über Bücherei, Sportverein und Musikschule hinausgehen.....
Die Menschen,die den richtigen Weg gehen wollen,müssen auch von Irrwegen wissen (Aristoteles)
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