Frühere Einschulung - Was ist in 10 Jahren???

ja oder nein? Erfahrungen und Ratschläge
reilo
Dauergast
Beiträge: 63
Registriert: Di 25. Okt 2005, 20:17

Frühere Einschulung - Was ist in 10 Jahren???

Beitrag von reilo »

Hallo,

ich hoffe, den Beitrag lesen auch ein paar "erfahrene" Eltern mit bereits älteren Schulkindern.

Mein Sohn wird - voraussichtlich - dieses Jahr mit 5 Jahren und 7 Monaten eingeschult werden.
Wir haben hier im Ort den Luxus, dass es einen sehr kleine Grundschule mit ca 10 Erstklässlern pro Jahr ist, und darüberhinaus die Lehrer auch einen guten Ruf haben (Empfehlung auch vom LVH Karlsruhe).
Momentan geht er 1x die Woche hier in den Kiga (er geht im Nachbarort), um das Vorschulprogramm mit zu machen. Das auch super ist. Die Kooperationslehrerin holt die Kinder einmal die Woche in die Schule und macht eine Stunde mit ihnen.
Beim ersten Mal war ich dabei - war echt witzig. Selbst da schon durften die Kinder, die mit ihrem Arbeitsblatt fertig waren, nach vorne kommen und sich Extraarbeit holen.
Wir hatten auch ein persönliches Gespräch mit ihr und sie sieht vom ersten Eindruck her und wie er sich in der "Klasse" verhalten hat gar keine Probleme.

ABER, meine Mutter und viele andere sind total gegen eine frühere Einschulung. Immer wieder werden die Kinder sogar zurückgestellt. Meine Mutter zum Beispiel hat die Erfahrungen mit meinem jüngeren Bruder im Kopf, der mit gerade 6 eingeschult wurde, weil es ihr von jeder Seite empfohlen wurde, der aber in der Entwicklung immer hinterher hinkte. Allerdings war er bis zum Alter von ca. 12 Jahren immer der Kleinste. Mein Sohn ist mit jetzt 1,20 m immer schon der größte im Altersdurchschnitt.
Dieses Argument höre ich aber IMMER! Und ich bin regelmäßig unsicher. Soll ich wirklich in Betracht ziehen, was VIELLEICHT in 10 Jahren ist? Auch bei Gleichaltrigen sind die einen früher, die anderen später in der Pupertät. Er war in seiner Entwicklung immer schon voraus, in vielen Bereichen, warum sollte sich das ändern? Der körperlich Kleinste wird er nie werden, sein Vater ist fast 2m groß.

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es JETZT das Beste ist, wenn er in die Schule geht. Er WILL in die Schule, liebt Arbeitsblätter und ist wild auf Aufgaben, die er gestellt bekommt. Er ist jetzt nicht so weit, dass er fließend lesen kann, aber er kann Worte lesen. In 1,5 Jahren von jetzt an, würde ich ihn nächstes Jahr einschulen, kann er sicher lesen, schreiben und rechnen. Und dann???

Vielen Dank für Eure Antworten

Tina
JOJO

Re: Frühere Einschulung - Was ist in 10 Jahren???

Beitrag von JOJO »

Hallo reilo,

auch bei uns wollen mehr Eltern zurückstellen, als vorzeitig Einschulen. Wenn ich aber sehe, was unser Sohn gerade in der 1. Klasse lernt....
In einer normalen Klasse sind auch normale Kinder aus mind. 2 Jahrgängen, beim Fußball oder bei anderen Sportarten sind sie in verschiedenen Trainingsklassen. Das ist auch bei normal Eingeschulten so. Der Eine darf nach 3 Wochen allein zur Schule gehen. Der Andere wird noch bis zur 5. Klasse vor die Türe gefahren.
Auch unsere Tochter wird nach unserem Willen (d. h. Bauchgefühl und gesunder Menschenverstand) hoffentlich mit etwa 5,4 Jahren in die Schule gehen.
Ihre persönlichkeit wird sie auch in 10 Kindergartenjahren nicht ändern. Aber sie kann jetzt schon Lesen uvm. Und sie will lernen.

JOJO
alibaba

Re: Frühere Einschulung - Was ist in 10 Jahren???

Beitrag von alibaba »

Hallo,

ich habe damit noch keine Erfahrung, habe aber in anderen Foren auch schon diese Frage gestellt, denn unsere Psychologin ist gegen die Einschulung mit 5 von unserem Großen. Sie dagte ausdrücklich das es nicht am kognitiven Wissen läge :lol: sondern Sie eher bei Buben! Probleme in der Pupertät sieht. Gerade wenn die Mädchen sehr früh dahin kommen, hängen die Bubne eh schon normal meistens hinterher. Wenn dann noch zusätzlich ein Jahr (weil ein Jahr frühzeitig eingeschult wird) dazu kommt, kann es Probleme geben, so nach dem Motto: Das Milchgesicht...

Wenn dann noch die kognitive Entwicklung sehr weit ist, kann das zur Ausgrenzung in der weiterführenden Schule kommen, so die Erfahrungen der Schulpsychologin. Und ich denke, sie hat nicht ganz Unrecht.

Nun ist das natürlich alles stupide Theroie mit dem Praxiswissen der Psychologin, was genau passieren wird, kann dir keiner vorhersagen. Aus anderen Foren kamen auch keine eindeutigen Infos, wo man vielleicht eine richtung erkennen kann. Es hängt ja auch vieles von den Lehrern, den Klassenverband, der Strucktur, etc... ab, pauschal da zu urteilen ist schier nicht möglich.

Zudem sollte man bedenken, das es immer einen geben wird, der ist der kleinste, der jüngste oder der Beste. Egal wan mein Kind eingeschult werden würde, also früh oder normal, dadurch er im August geboren ist, wird er immer einer der jüngsten sein und er ist auch eher zierlich und wird daher kein Riese werden. Und er ist ein fitter Kopf und wird daher auch, so hoffe ich, immer fit sein.

Ich finde es daher am wichtigsten, das wenn eine Entscheidung getroffen wurde, hinter seinem Kind zu stehen und es zu unterstützen, ohne wenn und aber und sich vielleicht mal im Vorfeld einen Plan B zu überlegen, wenn es zu Probleme auf der weiterführenden Schule kommen sollte. In der Grundschule gäbe es wohl eher weniger Integrations- und Mobbingprobleme, da sind die Kinder noch toleranter, so die Psychologin. ;)

Viel Erfolg.
Mira
Beiträge: 4
Registriert: Mi 25. Feb 2009, 19:26

Re: Frühere Einschulung - Was ist in 10 Jahren???

Beitrag von Mira »

Da ich einige Kinder kenne, die mit 5 eingeschult wurden und jetzt in den weiterführenden Schulen sind, muss ich der Psychologin meines Vorredners zustimmen.

Die Kinder werden oft in der Entwicklung abgehängt. Mein Mann, hochbegabt, hat eine Klasse wiederholt, weil er ein Spätentwickler war. Das ist leider kein Einzelfall und bei den neuen härteren Stundenplänen, sollte man froh sein, wenn sein Kind da mit wenig Aufwand durchkommt, was meistens erst gelingt, wenn die Kinder wirklich auch mit 6 in die Schule kommen. Dann sind sie einfach stressresistenter, organisierter und sozial besser entwickelt.

Unser Sohn ist ein Novemberkind und jetzt 6. Er kommt dieses Jahr in die Schule. Kognitiv wäre es ein leichtes für ihn gewesen, im letzten Jahr in die Schule zu gehen.
Wir haben aber das soziale Umfeld der Grundschule kritisch betrachtet (vierzügig, 400 Kinder...)und unser Kind angeschaut. Seine soziale Kompetenz war schon gut ausgebildet, aber Selbstbewußtsein und viele andere Kriterien gehören auch zur Schulfähigkeit.
Ob ein Kind schon lesen kann, heißt nicht das es die sozialen Vorgaben auch alle erfüllen kann. Wenn das Kind jetzt ein Überflieger ist und auch noch 4 Jahren später, dann kann man immer noch darüber nachdenken es überspringen zu lassen.

Ich persönlich finde, man nimmt seinen Kindern sehr viel "Kind sein", wenn sie schon so früh eingeschult werden. In der Freizeit kann man mit viel Sport, Musik o.ä., gemeinsamen Aktionen und z.B. mit Spielnachmittagen mit gleichaltrigen für viel Ausgeglichenheit bei schlauen Köpfchen sorgen.

Keine einfache Entscheidung, viel Erfolg!
alibaba

Re: Frühere Einschulung - Was ist in 10 Jahren???

Beitrag von alibaba »

Ich habe noch ein schönes Buch für Dich. Topfit für die Schule von Küstenmacher/Dernick. Lies das mal. Ist nett geschrieben mit vielen Infos was man in der Schule benötigt. Und damit ist nicht immer kognitives Wissen gemeint.

Es geht nicht immer darum ob mein Kind schon etwas kognitiv kann und deshalb in die Schule soll. Wenn es danach ginge, würden wohl hier viele Kinder schon mit 4 Jahren dafür reif sein. Schule ist mehr als nur rechnen und lesen, Schule ist eine komplexe Angelegenheit. Und die Entscheidung ist schwer, sehr schwer, finde ich zumindest.

Liebe Grüße
JOJO

Re: Frühere Einschulung - Was ist in 10 Jahren???

Beitrag von JOJO »

Hallo,

ich habe ein Mädchen (knapp 5), welches im Kiga zurückhaltend ist, wenn Erzieherinnen dabei sind. Unter den Freunden im Kiga sind bis auf ein Kind alles Schulkinder (vor allem "wilde" Jungs). Sie sucht mit absicht die "schlimmsten" und stärksten Jungen. Und die spielen mit Ihr und Akzeptieren sie. In der Sportgruppe ist ein Gleichaltiger, welcher auch eher Eingeschult werden soll. Auf den fährt sie voll ab. Die Beiden haben sich schon gefunden. Keine Ahnung warum.
Ich habe auch keine Ahnung, was im nächsten Jahr in der Schule ist. Aber noch ein Jahr Kiga mit dann vielen 3 jährigen, dann sind nur 1-4 Kinder im ges. KIGA zum Spielen. Die gleichatrigen Mädchen, die sind einfach "anders". Das paßt einfach nicht. Unser Maus kann Lesen, hat das 1 Geigenbuch nach knapp 8 mon. durch. Fährt wild Fahrrad, seit sie 2,5 Jahre alt ist. Schwimmt seit sie 3,8 ist. Also sie ist näher an den 5-7 jährigen, als an den 4 jährigen. Daher wird sie (hoffentlich) im Sommer mit 5,3 Jahren in die Schule gehen.
Ich weiß nicht, wie die Jungen dann noch mit Ihr umgehen oder wie es in 3, 5 oder 7 Jahren ist, aber sie kann jederzeit ein Jahr zurückgehen, alles andere ist meiner Meinung nach noch schwerer, als wenn man immer schon dazu gehört hat. Früher war ich aber skeptischer, bis ich jetzt hier einige Geschichten las, bzw. den Jungen beim Sport kennengelernt habe.

JOJO
reilo
Dauergast
Beiträge: 63
Registriert: Di 25. Okt 2005, 20:17

Re: Frühere Einschulung - Was ist in 10 Jahren???

Beitrag von reilo »

Hallo Heike,
vielen Dank.
Wenns nur nach dieser Checkliste ginge, wäre die Entscheidung einfach - ein eindeutiges "JA".

Danke erst mal!

Liebe Grüße

Tina
heikew hat geschrieben:so hier habe ich noch eine Checkliste gefunden zum Thema

http://arm.in/17a

so nochmal korrigiert, wenns nicht klappt auf Einschulung und dann Tipps für vorzeitige Einschulung.
JOJO

Re: Frühere Einschulung - Was ist in 10 Jahren???

Beitrag von JOJO »

Hallo heikew,

auch von mir eine Danke schön für die Checkliste. Dieses Kind gehört einfach in die Schule. Vielleicht begreifen das auch noch die Lehrer und der Direktor. Bei den Erzieherinnen sehe ich da eh keine Hoffnung für ein Umdenken.

JOJO
JOJO

Re: Frühere Einschulung - Was ist in 10 Jahren???

Beitrag von JOJO »

Hallo heikew,

welche Erzieherin gibt schon gerne ein liebes nettes Mädchen ab, welches noch hervorragend als Vorbild dient. Aufrücken würde ein knapp dreijähriges Kind, welches man noch nicht kennt. Genauso die Lehrer, warum ein knapp 5jähriges Mädchen aufnehmen, welches evtl. mal langsamer ist oder evtl. mal weint, wenn es doch ein Jahr später viel "fitter" ist.

Gruß JOJO

PS: Habe unserer Tochter schon gesagt, sie möge mal ein paar Stifte zerbrechen oder einige Bücher im KIGA zerreissen. Aber sie möchte leider nicht.
Neckri
Moderator
Beiträge: 463
Registriert: Di 14. Feb 2006, 11:51

Re: Frühere Einschulung - Was ist in 10 Jahren???

Beitrag von Neckri »

Hallo Tina,

aus meiner Sicht kann ich folgendes anmerken:

1. frühe Einschulung schützte nicht vorm Klassensprung.
2. sogar eine größere Altersdifferenz wurde aber besser ertragen als tägliche Unterforderung.
3. die Pubertät hat den Charakter deutscher Züge. Man kann nicht die Uhr danach stellen. Diese allgemeine zeitliche Unschärfe kaschiert die Altersdifferenz.
4. die biologische Entwicklung passt sich erstaunlicherweise mit der Zeit ein wenig dem Umfeld an.

Das Kind ist einfach insgesamt im Kopf so alt wie der Klassendurchschnitt. Irgendwie spiegelt sich das auch nach außen wieder. Nachdem das Längenwachstum im Umfeld zum Stillstand gekommen war, schmolzen auch die äußeren Merkmale des Altersunterschieds dahin. Eine fremde Person schätzt unsere Tochter stets ein paar Jahre älter.

5. das schulische Umfeld und die dortigen Anti-Mobbing-Strukturen sind ganz entscheidend.

Mobbing als Sport in der Klasse erfreut sich allgemein immer größerer Bliebtheit, weil die Hemmschwelle zu Gewalt immer kleiner wird. Dabei ist es letztlich egal, anhand welcher Merkmale das Mobbingopfer gewählt wird. Hauptsache dabei ist eben das Auskosten der Schadensfreude gegenüber des Leids, das einem schwächeren Kind zugefügt wird. Hier besteht aktuter Handlungsbedarf an klugen Erziehungsmaßnahmen, die offenbar von einigen Elternhäusern nicht mehr geleistet werden kann. Da sollte man ein Auge darauf haben, wie diese Strukturen an einer Schule aktiv umgesetzt werden. Und notfalls auch danach die Schule aussuchen, weil ein jüngeres Kind einigermaßen leicht auch zu dem schwächeren Mobbingopfer werden kann.

6. Unser Kind ist mit sich und seiner Welt außerordentlich zufrieden, obwohl es zwischenzeitlich etliche Jahre an Altersunterschied geworden sind.

Die Schule ist lustig. Das Lernen geht rasch. G8 ist ein Segen für ein HB-Kind (weil diese nervenaufreibende Springerei damit aufgehört hat *puuuhhh*). Die Hobbys sind vielfältig. Der Freundeskreis riesig (Gleichaltrige sind aber darunter immer noch nicht zu finden). Mit Mobbing hatte sie noch nie zu kämpfen. Das liegt wohl an den tollen Strukturen der Schulen (bislang alle "normal" und staatlich), die auch jeweils auf ihre besonderen Bedürfnisse an "Nachschlägen" der geistigen Kost eingegangen waren.

7. bei der Auswahl der Schulen sind die Eltern gefragt. Das kann das Kind nicht selber leisten. Eine gute Kooperation mit den Lehrkräften ist auch nicht schlecht.

8. das Lehrpersonal selbst ist wohl der ganz entscheidende Faktor an der ganzen Sache.

Es gibt immer noch Lehrer, die weder von Unterschieden ihrer Schäfchen, noch von geeigneten Motivations- und Erziehungsmethoden gehört haben. Das Wissen über Kinder und pädagogisch sinnvollen Unterricht gehört in die Schulen eigentlich genau so hinein wie fachliches Wissen. Leider kommt in der Lehrerausbildung ersteres immer noch zu kurz.

Viele Grüße von

Neckri
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