Wir hatten jetzt ein Vorgespräch mit der Schule, wo es erstmal darum ging, dass die Schule sich grundsätzlich einen Eindruck von A. machen wollte. Dort wird schon entschieden, ob es überhaupt Sinn macht, die Kinder durch die Einschulungsuntersuchung zu bringen, weil bei manchen Kindern schon recht früh absehbar ist, dass sie sich in dieser Testsituation nicht wohlfühlen werden.
Ich hatte A. bewusst nicht auf die Situation vorbereitet, obwohl ich wusste, dass dieses Treffen auch schon mit einem Sprachtest verbunden ist. Ich habe ihr einfach gesagt, dass die Schule sie einfach mal kennenlernen möchte. Dieses Gespräch fand dann im Lehrerzimmer statt. Ich bekam eine ganze Menge Formulare in die Hand gedrückt, die ich dann ausfüllen sollte und währenddessen hat sich die Lehrerin dann mit A. unterhalten. Nach ihrem Namen war erstmal Schluss, schon bei der zweiten Frage hat A. die Lippen aufeinandergekniffen und energisch mit dem Finger auf mich gezeigt.

Ich habe dann gleich gesagt:"Nee, die wollen DICH kennenlernen, nicht mich. Ich war schon in der Schule."
Und dann wurde es aber besser, erst sehr zögerlich, leise und einsilbig und dann immer mutiger, denn die Lehrerin hat ihr auch viele Brücken gebaut. Irgendwann hat es dann *klick* gemacht, man konnte das richtig hören und dann wurden Tonlage, Aussprache und die länger der Sätze annähernd so, wie ich es von zuhause kenne.
Dann hat die Lehrerin auch teilweise Wissen abgefragt, wo ich dann zwischendurch dachte, dass weiß die bestimmt nicht mehr. Und dann hat sie es rausgehauen, als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre. Erstmal hat sie ihre vollständig Adresse und ihre Telefonnummer sowie ihr Geburtsdatum korrekt angegeben.

(Bin natürlich nach dem Termin auf meinen Mann zugegangen und habe ihn gefragt, ob er das mít A. nochmal geübt hat, denn wir hatten uns geeinigt, dass wir sie eben nicht vorbereiten. Aber er hat mir geschworen, dass er damit nichts zu tun hat.) Vor allem hat mich überrascht, wie schnell und wie weit sie zählen konnte. Bei 30 hat die Lehrerin dann gesagt:"Danke, reicht schon!"
Dann hat sie der Lehrerin erzählt, dass sie aber gar nicht hier geboren wurde und dass ihr Vater früher immer mit dem Zug zur Arbeit gefahren ist und ganz spät nach Hause gekommen ist. Und dass wir hierhergezogen sind, damit er früher zuhause ist. Dann hat sie auch noch gleich ungefragt hinterhergeschoben, dass ihre Schwester auch in O. geboren wurde, aber nicht im Krankenhaus, sondern im Geburtshaus, aber dass die kleine Schwester sich bestimmt nicht mehr dran erinnern kann, weil sie da noch zu klein war, aber dass sie selbst sich eben noch ganz genau an unser altes Haus erinnern kann. Dann hat die Lehrerin einen Atlas hervorgeholt und A. gefragt, ob sie denn weiß, wo ihre Geburtsstadt liegt. Das wusste sie leider nicht so genau, aber sie wusste, wo unsere jetztige Heimatstadt liegt. Dann hat sie gefragt, wo denn die große Autobahn ist, über die man fahren muss, wenn man dort hinwill. Und dann hat sie gesagt: "Die Autobahn ist die einzige Straße, auf der man so schnell fahren kann, wie man will." Dann haben die sich noch ein bisschen die Deutschlandkarte angesehen und A. hat dazu Fragen gestellt und erzählt, dass sie schon mal in den Bergen war, aber auch am Meer usw. Man konnte hören, dass sie voll in ihrem Element war.
Dann hat sie umgeblättert und gefragt:"Gibt es hier eigentlich auch was über Vulkane und Erdbeben?" Da war dann leider nichts dazu zu finden, aber es gab ein Schema von einer Moräne und das hat A. sich dann erklären lassen und hat dann gefragt "Was ist das Blaue hier? Und was ist das Braune? Ist das Luft oder irgendeine Flüssigkeit? Ist es da drinnen heiß wie in einem Vulkan? Ist es da immer Winter, wo das Eis ist? Kann das Eis schmelzen oder bleibt das da für immer? Wo geht das Wasser denn dann hin?" Zwischendurch musste ich schmunzeln und die Lehrerin auch und ich habe ihr gesagt:"Zum Glück muss ich das nicht beantworten, denn ich dachte immer, eine Moräne ist ein Fisch."
Dann war das Gespräch zuende und nun müssen wir auf einen Termin für die Schuleingangsuntersuchung warten. Wir sind dann rüber ins Sekretariat, um uns die Kontaktdaten abzuholen und dann hat A. gefragt, wo es denn jetzt in den Klassenraum geht.

Sie hat wirklich gedacht, dass sie jetzt beim Unterricht mitmachen darf und die anderen Kinder kennenlernen wird. Und entsprechend enttäuscht war sie dann, dass wir dann wieder nach Hause gegangen sind. Da wir recht früh fertig waren, habe ich sie gefragt, ob sie denn jetzt noch in den Kindergarten gehen möchte. Aber da hat sie dann gesagt, dass ihr die Schule mehr Spaß macht und sie am liebsten gleich morgen zur Schule möchte.

Ich habe ihr noch gesagt, dass sie schon noch bis nach den Sommerferien warten muss. Da wurde sie etwas sauer und hat wieder ihre 5 Minuten gehabt:"Ich hasse den Kindergarten, ich gehe da nie wieder hin! usw." Sie hat dann im Auto die ganze Zeit von hinten gegen den Sitz getreten, das war dann nicht so nett.
Abends kam sie dann mit einem Zettel an auf dem Stand:
A
AM
AME
AMEL
AMELI
AMELIE
AMELI
AMEL
AME
AM
A
Sie sagte:"Hier guck, ich habe schon mal für die Schule geübt. Das zeige ich dann morgen der Frau S." Ich habe sie umarmt und ihr nochmals erklärt, dass sie morgen noch nicht zur Schule kommt. Den Rest könnt ihr euch denken...

"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)