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Verweigerung beim Einschulungstest

Verfasst: Fr 10. Jun 2011, 13:29
von Winnie
Schade, es wäre auch zu schön gewesen, wenn es einfach alles glatt gegangen wäre. Der Einschulungstest war mit Verlaub gesagt eine Katastrophe. Objektiv betrachtet hat A. sich verhalten wie mit vier Jahren, mit allen Problemen, die sich beim interdisziplinären Team gezeigt haben. Sie hat nicht oder nur in Babysprache gesprochen, ansonsten nur Gesten benutzt. Es wurde aber wohl etwas besser, als sie dann ohne mich getestet wurde. Als ich dann dazu geholt wurde, sagte sie dann "A. Schuhe haben". Ich muss dazu sagen, dass ich ihr gesagt hatte, dass ich für den Test nur eine Bitte habe, nämlich dass sie nicht in Babysprache sprechen soll. Nur, als sie zum Wiegen ihre Hose ausziehen sollte, sagte sie klar und deutlich:"Nein, ich möchte meine Hose nicht ausziehen, ich möchte sie anbehalten." Bin hin- und hergerissen zwischen Genervtheit, weil sie mal wieder verweigert hat, aber auch, weil ich es auf der anderen Seite völlig verständlich finde, dass sie sich vor fremden Leuten nicht einfach so die Hose ausziehen möchte. :!:

Sie sollte dann noch einen Schlusssprung mit geschlossenen Füßen zur Seite machen, aber sie hat dann die Füße nicht geschlossen und ganz theatralisch das Gleichgewicht verloren und wird mit den Armen gerudert. Kann passieren, wäre an sich auch kein Weltuntergang. Aber sie ist seit drei Monaten beim Ballett und ich weiß, wie elegant sie mit geschlossenen Füßen hüpfen kann. Ich habe dann zu der Testerin gesagt:"Ich weiß, das sagen wahrscheinlich alle, aber sie kann das besser!" :roll: Und ich hatte recht - das sagen alle.

Sie hat mich dann gefragt, wie ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, sie vorzeitig einzuschulen. Ich kam mir vor wie beim Verhör. Zum Glück hatte ich dann einige Empfehlungen in der Hinterhand von Leuten, die sie nun über mehrere Monate beobachten konnten und ihre Einschätzung dazu etwas langfristiger bilden konnten. Es gibt ja nun auch verschiedene Gutachten, die dem Kinderarzt auch alle vorliegen und mit denen er wiederum seinen Eindruck untermauern konnte. Seine Meinung dazu war:"Wenn sie das will, kann sie das locker schaffen."

Die mündliche Einschätzung der Testerin war:"Nach dem, was ich gesehen habe, kann ich die vorzeitige Einschulung nicht unbedingt unterstützen." ich habe dann gesagt, dass ich das absolut verstehen kann, aber dass wir schon 1 1/2 Jahren damit zu kämpfen haben, dass sie nicht zeigt, was sie kann. Die Frage ist, ob sich das nach einem weiteren Jahr Kindergarten relativieren wird. Und dann sagte die gute Dame auch, dass ihr wohl bewusst ist, dass man ein Kind nicht in so kurzer Zeit richtig einschätzen kann.

Heute wollte sie ganz offensichtlich nicht, meine Große. Achso, sie hat auch noch eine Aufgabe zur kognitiven Entwicklung bekommen, da musste man irgendwelche Formen und Figuren und Muster zuordnen. Sie hats mir dann gezeigt und gesagt, dass A. diese Aufgabe auch nicht lösen konnte. Sie hat es wohl versucht und aufgegeben und gesagt, dass sie das nicht können würde, und sie wollte das auch nicht mehr probieren. (Überflüssig, noch zu erwähnen, dass sie diese Art von Aufgaben schon mit vier lösen konnte, das sagen wahrscheinlich auch alle.)

Ich habe dann gedacht, vielleicht sollte ich das einfach als Zeichen nehmen. Vielleicht könnte sie, aber sie hat einfach zu viel Angst. Als wir draußen waren, habe ich A. nochmal gefragt, was denn da los war. :gruebel: Und sie sagte dann einfach nur:"Ich mochte die Frau nicht, die sah so alt aus." :oops:

In dem Gutachten/der Empfehlung für die Schule steht nun: "Kind nur bedingt kooperativ, eine pädagogische Einschätzung der Schule ist notwendig." Achso, unter Verhalten steht noch "introvertiert". :lol: Wenn ich das im Kindergarten erzähle, lachen die sich kaputt. Wenn A. sich wohlfühlt, kann sie allerbestens den Alleinunterhalter geben. Es ist festzuhalten, dass sie auf den ersten Blick immer noch manchmal wirkt wie eine Autistin. Ich glaube, das ist einfach ihr Naturell. Früher hätte man einfach gesagt, sie ist am Anfang schüchtern.

Jetzt warten wir auf einen Termin zu Probeunterricht und dann schauen wir mal wie, wie es da so läuft.

Re: Verweigerung beim Einschulungstest

Verfasst: Fr 10. Jun 2011, 14:41
von mussmal
Hallo Winnie,

wenn es Probeuntericht gibt, ist der doch sicher ausschlaggebend, oder?

Bei uns ist die schulärztliche Untersuchung damals auch schief gelaufen. Wir kamen rein und die Ärztin sagte sofort "Aha, ein Kann-Kind, na, die habe ich ja nicht so gerne" - Äh, danke auch...
Die gleiche Ärztin hat jetzt mein nächstes Kind (Musskind) untersucht und war superfreundlich!

Aber hast Du Dich mal gefragt, was ist, wenn sie ihre Lehrerin auch nicht mag, weil sie zu alt ist?

vg
mussmal

Re: Verweigerung beim Einschulungstest

Verfasst: Sa 11. Jun 2011, 12:03
von Winnie
Also, mein Mann hat sich nochmal mit ihr unterhalten, denn er war ja bei der Untersuchung nicht dabei und wollte mal aus A.s Sicht hören, wie sie das so erlebt hat. Sie wollte eigentlich gar nicht so gerne mehr darüber sprechen. Dann hat mein Mann den magischen Satz gesagt:"Wir sind deine Eltern und wir wollen, dass es dir gut geht." Und dann erzählte sie in allerschönstem Hochdeutsch, dass sie die fremde Frau gar nicht kannte und sie deshalb auch nicht wissen konnte, ob die Frau lieb oder böse ist. Und sie fügte noch hinzu:"Früher habe ich mit A. (ihrer Erzieherin im Kindergarten) auch nur in Babysprache gesprochen. Aber jetzt habe ich sie ja kennengelernt und jetzt brauche ich das nicht mehr."

Es stimmt, das ist wirklich ein entscheidender Unterschied - in der Schule hat sie Zeit, die Lehrerin kennenzulernen. Alle Welt redet nur davon, dass sich die Gutachter in kurzer Zeit ein Bild von dem Kind machen sollen und selten wird offen ausgesprochen, dass gar nicht gesund ist, dass sich Kinder fremden Erwachsenen gegenüber allzu leichtfertig öffnen. Es gibt tausend Kinderbücher zum Thema "Ich gehe nicht mit Fremden mit". Aber Wenn bei der Schuluntersuchung eine wildfremde Frau ankommt und sagt: "Komm mal mit und zieh dir die Hose aus!", dann soll das Kind auf Knopfdruck gehorchen. :gruebel:

Ich bin da immer noch mit mir am Hadern, denn einerseits konnte ich eine Enttäuschung über diese Komplettverweigerung auch nicht verbergen. Aber andererseits kommt allmählich wieder das Vertrauen durch, dass ich in meine Tochter habe.

Mein Mann hat dann nochmal mit dem Leiter der Behörde gesprochen (wie das manchmal so ist, kannte eine Kollege meines Mannes den Leiter privat) und hat sich nochmal inoffiziell erkundigt, was davon zu halten ist. Also erstmal hatte es sich schon herumgesprochen, dass da ein Kind heftig Probleme gemacht hat. Und zweitens hat er auch nochmal auf drei Problematik en hingewiesen, über die man als Normalsterblicher kaum nachdenkt:
  • Erstens hatten wir einen der letzten Termine und die Testerin war müde und ungeduldig und hat es auch zum Schluss kaum noch geschafft, die Untersuchungen professionell über die Bühne zu bringen.
  • Viele Eltern versuchen, ihre Kinder vorzeitig einzuschulen, weil sie dann die Kindergartenbeiträge zurückerstattet bekommen. Das letzte Kindergartenjahr ist hier ja frei und wann das letzte Jahr ist, richtet sich nach dem Zeitpunkt der Einschulung.
  • Es werden immer weniger Kinder geboren und somit versuchen die Schulen, ihre Klassen mit Kann-Kindern und vorzeitigen Einschulungen zu füllen. Sie sind dann bei der Vergabe relativ großzügig. Das sei aber keine Garantie, dass das auch das Beste fürs Kind sei.
Als die Frau uns angeboten hat, A. in einem späteren Termin auch noch mit dem Kaufmann-ABC-Test auf Hochbegabung zu testen, da dachte ich dann wirklich: Hält die mich für blöd?? :x

Abgesehen davon hatte A. ja schon im Vorfeld vor ein paar Monaten in der Schule den Sprachtest und da kannt sie die Lehrerin auch nicht und hat sich aber nach einer gewissen Aufwärmphase dann doch ganz anders verhalten. Es muss also was mit der Testerin zu tun gehabt haben.

Man liest das ja auch so oft, gerade im Zusammenhang auch mit IQ-Tests, dass das Verhältnis Tester und Kind das Ergebnis maßgeblich beeinflussen können. Aber das nochmal live zu sehen, das ist schon nicht angenehm.

Re: Verweigerung beim Einschulungstest

Verfasst: So 12. Jun 2011, 20:31
von PippiL.
Hallo Winni,

unsere Untersuchung ist ja auch in die Hose gegangen. Aber bei uns hat die Hospitation und ein kurzes vorheriges Gespräch zwischen Kind und Leiterin alles rausgerissen. Wir dachten auch nach der Untersuchung - nun ist es vorbei!

Ein paar Schnuppertage sind wirklich gut! Deine Tochter kann sich nochmal überlegen, ob sie wirklich in die Schule möchte oder lieber noch ein Jahr in den Kiga. Die Lehrer können sie über einen längeren Zeitraum beobachten. Hält sie so einen Tag schon durch, wie verhält sie sich in Ausnahmesituationen, klappt es schon beim Sport - wie reagieren die Schüler auf sie und umgekehrt.

Unserer Maus geht es nun viel besser! Sie stellt wieder Fragen, ist neugierig, zufriedener usw. Auch ihre Hautprobleme sind weg (gut im Sommer sind sie immer besser, aber sie sind komplett verschwunden!!). Nach wie vor will sie nicht in den Kiga, aber wir alle wissen, es ist nicht mehr lang.

Nur Mut! Haltet durch bis zu den Schnuppertagen!

Alles Gute

Re: Verweigerung beim Einschulungstest

Verfasst: Mo 13. Jun 2011, 17:14
von alibaba
Hallo,

also bei uns geht nichts ohne Zustimmung der Amtsärztin. Mit denen steht und geht das, egal was man vorhat. Aber es ist ja schon immer das, was ich meine. Rein kognitiv mag das Kind schulreif sein, rein emotional/sozial nicht. Definitiv nicht. Dies immerfortwährenden Entschuldigungen für das Kind.durch die Eltern....ich versteh es nicht. Macht bloß keinen IQ-Test, der geht bestimmt glatt in die Hose. Ich würde ja noch ein Jhar lang am sozialen Verhalten üben....naja.....

Sorry, nichts für ungut. Rundet einfach nur ein Bild ab. LG

Re: Verweigerung beim Einschulungstest

Verfasst: Mo 13. Jun 2011, 19:40
von mussmal
Naja, Winnie, mein Sohn hat seine Klassenlehrerin, die Französischlehrerin, die Relilehrerin und eine Sportlehrerin.
Dann muss er noch mit dem Bibliothekar auskommen und dem Hausmeister und der Sekretärin.
Wie lange willst Du Deiner Tochter Zeit geben, die alle kennen zu lernen? Darf sie zwei Wochen Babysprache sprechen oder sieben? Die anderen Kinder werden sie schon nach dem ersten Tag foppen, glaube mir. Da sitzen sech-/siebenjährige Erstklässler die keinen Funken Verständnis für Deine Tochter haben werden.


Das muss ein Kind auch verkraften können. Und allein Du musst einschätzen, ob Deine Tochter das kann.
Sowas kann Dir keine Ärztin sagen und wir hier erst recht nicht.

Re: Verweigerung beim Einschulungstest

Verfasst: Di 14. Jun 2011, 12:04
von alibaba
Wem hat sich das Kind denn eigentlich schon mal so gezeigt, wie es ist, Winnie? Nur Dir?

Mhhh...wird schwierig werden wenn man einschulen will und Du dann immer erklären musst, eigentlich ist es doch ganz anders und kann schon so viel. Bisher ist as doch immer bei Euch in die Hose gegangen. Bei so etwas wichtigem wie Schule würde ich aber hier nicht mehr spaßen und argumentieren, da muss man eben den normalen Weg gehen. Das Risiko wäre mir persönlich zu hoch.

VG

Re: Verweigerung beim Einschulungstest

Verfasst: Di 14. Jun 2011, 12:25
von Dream332004
Hallo,
klar das soziale wird oft vorgeschoben, wenn es um einschulung geht. Aber ich finde auch, ein Kind muss in der Lage sein mit den verschiedenen Lehrern zurechtzukommen und nicht jedes Kind mag jeden Lehrer und auch damit muss ein Kind klar kommen. Es muss sich melden können um aktiv am Unterricht teil zu nehmen. Klar Idealschule wäre, super Lehrer, der der auf jedes Kind individuell Rücksicht nimmt. Aber so ist es in der Realität oft nicht. Kinder sind oft grausam. Und ich denke auch, dasss da ein , zwei Tage Babysprache reichen und es wird gemobbt. Aber versucht sie doch mal hospitiren zu lassen, dann sieht man wie es läuft, was sie tut und der Lehrer kann auch noch was dazu sagen. Und dann kann man entscheiden. Im Zweifel würde ich dann ehr dagegen entscheiden.
LG

Re: Verweigerung beim Einschulungstest

Verfasst: Di 14. Jun 2011, 12:53
von Dream332004
ja Koschka da stimme ich dir voll zu,
wir wollen unsere Tochter nach den Sommerferien mal hospitieren lassen. Mal schauen wie es läuft und dann liegt ja noch ein Jahr dazwischen. Wi r waren ja schon zur anmeldung in der Schule und da wurden sie auch aufgeteilt in kleine Gruppen und durften mal die Schule beschnuppern. Sie hat sich sofort da eingefügt ist ohne uns weg mit fremden Lehren und Kindern und hat wohl viel Spaß gehabt. Aber es sind eben noch anderthalb jahre bis zur einschulung. Zu diesem zeitpunkt war sie drei. Aber wnn es da schon so gut lief, denke ich dass es mit 5 1/2 auch gut läuft.
LG

Re: Verweigerung beim Einschulungstest

Verfasst: Mi 15. Jun 2011, 12:56
von mussmal
Und so jung ist Deine Tochter doch gar nicht?
Ich habe es gerade nicht im Kopf, aber sie ist doch ein "normales Kannkind"?

Mein Großer ist mit 5 eingeschult und wurde im November drauf 6.
Mein Mittlerer wird dieses Jahr eingeschult und wird im Juli 6.

Der eine ein Kannkind der andere ein Musskind.
Ich sehe keine Unterschiede in der vielbesungenen Reife.

Ich glaube nach wie vor, dass Du, Winnie, Dich nur manchmal etwas krass ausdrückst und Deine Tochter gar nicht so sein kann, wie es bei mir ankommt.
Ihr werdet das schon richtig entscheiden. :fahne: