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ja oder nein? Erfahrungen und Ratschläge
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Winnie
Dauergast
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Registriert: So 10. Jan 2010, 03:31

Insider-Informationen

Beitrag von Winnie »

Ich war gestern auf einer Sitzung von einem Arbeitskreis Hochbegabung, der sich aus Eltern, Lehrern und Kindergartenleitern zusammensetzt. Ziel dieses Arbeitskreis ist es, ein Programm zur Förderung von Begabungen zu entwickeln. Die Erzieher und Lehrer werden fortgebildetet, wie man überhaupt Begabungen erkennt und begabte Kinder speziell fördern kann, damit sie im Unterricht bzw. im Kindergarten nicht abschalten oder durchs Raster fallen. Da A. auf unserer Schule das einzige vorzeitig eingeschulte Kind ist, hat die Schule mich als Elternteil sozusagen als Bindeglied zwischen Kindergarten- und Schulerfahrung eingeladen.
Die Schulpsychologin, die uns zur vorzeitigen Einschulung geraten hat, war (diesmal) auch dabei, mit ihr habe ich mich dann auch noch unterhalten, wie es jetzt so läuft in der Schule.

Jedenfalls wollte ich euch als Essenz miteilen, dass die Vertreter der Schule und die Schulpsychologin nochmal eindeutig darauf hingewiesen haben, dass ein IQ-Test im Vorschulalter "das Papier nicht wert ist, auf dem es steht". Zumindest hier in Niedersachsen ist man sich einig, dass die pädagogische Einschätzung und die Meinung des schulmedizinischen Dienstes ausschlaggebend ist. Man hat sich ziemlich verärgert darüber geäußert, dass private Institute die IQ-Tests zum Selbstkostenpreis anbieten, da im Zweifelsfall eine Testung per Überweisung vom Kinderarzt empfohlen wird. Nur dann ist ein Test wirklich angezeigt, weil er zur Absicherung der Empfehlung dient. Sie sollte dann auch in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Einschulung stehen und nicht ein Jahr vorher gemacht werden. Für Kinder, bei denen eine hohe Begabung schon in den einzelen Untersuchungen sichtbar wird, braucht man keinen Test zu machen. Es werden auch weit entwickelte Kinder mit beispielsweise einem IQ von 120 früher eingeschult, wenn abzusehen ist, dass das Kind vom VERHALTEN her den Anforderungen gewachsen ist. Ein große Rolle spielt daher die emotionale Belastbarkeit.

Um nochmal zu beschreiben, wie der Verdacht einer Hochbegabung zu erkennen ist, wurde darauf hingewiesen, dass frühes Lesen und Schreiben nur eine untergeordnete Rollen spielen. Hauptsächlich erkennt man den Unterschied zu sehr intelligenten Kindern daran, dass hochbegabte Kinder eine außergewöhnlich hohe Auffassungsgabe, ein hohes und altersuntypisches Abstraktionsvermögen und ein sehr hohes und differenziertes Ausdrucksvermögen haben. Das kann man vor allem dann erkennen, wenn die Kinder sich ihnen unbekannten Lerninhalten nähern. Außerdem wurde auch beobachtet, dass hochgegabte Kinder dazu neigen, sich Dinge autodidaktisch anzueignen. Wenn sie irgendwas nicht wissen, besorgen sie sich ihre Informationen selbst. Dabei muss die Leistung auch nicht konstant hoch sein, aber in bestimmten Situationen "blitzt es einfach durch".

Ich fand es dann auch ganz toll, dass die Psychologin dann noch öffentlich gesagt hat, dass sie keine IQ-Zahl braucht, um zu wissen, dass meine Tochter in die Schule gehört. :D Es hat ja niemand gesagt, dass sie jetzt eine Überfliegerin werden muss, aber es war richtig, die Kindergartenzeit zu beenden.

Ich hatte auch nochmal mit der Klassenlehrerin gesprochen und die meinte, dass sie überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, dass A. jünger ist als die anderen Kinder. Sie meinte, dass man davon im Alltag gar nichts merken würde. Zum Glück ist sie auch mit 1,20 m nicht die Kleinste.

Als letzte Information wollte ich noch hinzufügen, dass auch noch betont wurde, dass die Akzeleration auch nicht für alle hochbegabten Kinder förderlich ist. Manchmal muss man im Einzelfall vom vorzeitigen Einschulen oder Überspringen abraten. Im Zweifelsfall wäre es manchmal sogar wichtiger, die Psyche des Kindes zu untersuchen, bevor man sich an eine Testung der kognitiven Fähigkeiten macht. Es muss dann u. U. auch abgewägt werden, ob das Herausspringen aus dem gewohnten sozialen Umfeld nicht eher noch schwerwiegendere Folgen hätte, als die Belastung durch die Unterforderung.

So, das wars im Groben. Ich fand es einfach wichtig, das nochmal deutlich zu machen, weil sich auch hier im Forum immer noch hartnäckig das Vorurteil hält, dass man die Kinder unbedingt früher einschulen MUSS und dass ein IQ-Test absolut notwendig ist nebst der Aussage, dass man dann Sicherheit hat. Viele der als hochbegabt vorzeitig eingeschulten Kinder mussten trotzdem im Laufe ihrer Schulzeit ein Klasse wiederholen, weil sie dann doch irgendwann überfordert, statt unterfordert waren. Das ist von sehr vielen Faktoren abhängig und lässt sich nicht mit der Höhe der Intelligenz voraussagen.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)
PippiL.
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Re: Insider-Informationen

Beitrag von PippiL. »

Hallo Winnie,

erstmal freue ich mich, dass es bei Euch so gut läuft. Und das es so einen Austausch überhaupt gibt!

Für uns war dieser Test wichtig und gut. Ob unsere Schule ihn nun unbedingt gebraucht hätte ist mir persönlich auch egal. Jeder sollte sich selbst dazu Gedanken machen und sich dann für einen Weg entscheiden.

Weiterhin alles Gute!
mussmal
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Re: Insider-Informationen

Beitrag von mussmal »

Ich habe, glaube ich, auch schon mehrfach erwähnt, dass bei uns ein Test auch keine Rolle spielte :)

Die Schulpsychologin sagte wörtlich "Man sieht, dass seine Probleme aus der Unterforderung resultieren, da ist der genaue IQ-Wert erstmal egal. Wenn Sie Interesse daran haben, schicken Sie ihn mal zu mir und wir testen ihn, aber es wird auf unsere Strategie wohl keinen Einfluss nehmen."
mussmal
Dauergast
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Re: Insider-Informationen

Beitrag von mussmal »

und die Akzeleration wurde aus der Not heraus geboren, würde ich mal sagen.
Wenn man nämlich gescheite Lehrer hat die ordentlich differenzieren können, dann muss man sein Kind auch nicht springen lassen.
alibaba

Re: Insider-Informationen

Beitrag von alibaba »

Hallo Winnie,

eins vergesst ihr "Experten"...nämlich, das viele Begabungen gar nicht deuten können, weil sie nicht wissen, was das ist und wie es sich äußert. Welche Kigadame hat den darüber schon Informationsveranstaltungen besucht....welcher Lehrer sich fortgebildet...zu mir wurde mal von unserer Schulleiterin meines Sohnes gesagt, sie habe sich bei ihrem Neffen erkundigt, der sei hb und Hochbegabte verhalten sich so nicht. Immerhin hat sie sich mal erkundigt, nur ob man A mit B so einfach vergleichen kann?

Auch missfällt mir etwas diese stereotype Haltung, wie sich denn nun kluge Kinder erkennen ließen, rechnen und schreiben gehören für mich dazu, sie sind ein Bestandteil, auch wenn sie kein alleiniges Merkmal sind. Das kluge Kinder alles sich selber beibringen....wenn vor einem ein doofer Lehrer steht, bringen die sich gar nichts von selber bei...mein Sohn macht genau das, was gefordert wird, nicht mehr und nicht weniger. Er meldet sich nicht mal um sein Wissen anzubringen, weil er dann angeraunzt wird...das haben wir erst später.

Das IQ-Tests im jungen Alter nichts ausagen, das halte ich auch für gewagt. Fakt ist, sie sagen nur einen Teil und den auch nicht genau, aber Richtungen zeigen sie auf jeden Fall an. Ein hb getestetes Kind mit 4 ist mit 8 nicht unter 100, vielleicht nicht mehr hb, aber immerhin noch weit überdurchschnittlich.

Richtig ist, man muss nicht frühzeitig einschulen, zwingend notwendig ist das nicht, aber sehr oft notwendig. Ich bin immer dafür als Kann-Kind eine Situation zu überprüfen und als Kann-Kind zählt man hier in BW immer bis zum 30.06. eines jeden Jahres. Springen muss ein Kidn auch nicht, nur oft fragt sich halt, welcher Lehrer so differenezieren kann, das man springen vermeidet? Ich behaupte mal, das dass die wenigsten sind.

Schön finde ich für euch, das sich die Schule Gedanken macht...allerdings bedarf es da sicherlich noch viel Aufklärung.

LG
shariB
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Registriert: Di 25. Mai 2010, 21:42

Re: Insider-Informationen

Beitrag von shariB »

alibaba hat es m.E. genau richtig formuliert.

Was nützen einem Erfahrungen und Offensichtliches, wenn für die Amtsärztin das Ganze erfunden ist und sie gar nicht Willens ist, das Kind so genau kennenzulernen? In der Theorie klingt immer alles so einfach. Aber es ist leider oft genug so, dass bestimmte Nicht-Experten die Theorie aushebeln, man könnte alles am Verhalten des Kindes ablesen.

LG

ShariB
shariB
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Registriert: Di 25. Mai 2010, 21:42

Re: Insider-Informationen

Beitrag von shariB »

Bei uns ist diese "Begutachtung" (und genauso läuft das auch ab) leider vorgeschrieben und ein MUSS für eine Einschulung (egal ob vorzeitig oder regulär). Die Frage ist immer nur, wieviel Gewicht so eine Bewertung erhält. Auf jeden Fall geht die Theorie von Winnie bei uns nicht auf. Ohne den IQ-Test würde mein Kleiner jetzt noch nicht in der Vorschulgruppe sein dürfen. Da war das Papier wichtiger als alle Erfahrungen mit ihm. (und jeder der ihn kennt, sagt das gleiche - außer der Amtsärztin)

LG ShariB
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