Kind ist nicht schulfähig

ja oder nein? Erfahrungen und Ratschläge
Momo
Dauergast
Beiträge: 976
Registriert: Mo 13. Jan 2014, 22:49

Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von Momo »

Es scheint kein Einzelfall zu sein, dass Kinder in der Schule ihre Interessen und ihre Fähigkeiten verlieren, die vorher klar dagewesen sind. Fragt ihr euch, woran das liegt? Zu welchen Ergebnissen kommt ihr??? Was wäre die Konsequenz bzw. Alternative??

Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
charlotte12
Dauergast
Beiträge: 518
Registriert: Sa 21. Mai 2016, 18:28

Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von charlotte12 »

@ Momo: Du meinst sicher die Freie Schule. Die nächste Freie Schule ist bei uns über 20 km entfernt, verkehrstechnisch sehr ungünstig gelegen, nicht wirklich realistisch machbar. Außerdem hat meine Tochter in letzter Zeit (endlich) richtig guten Anschluss in der Klasse gefunden, da möchte ich sie ungern wieder herausreißen. Mir kam allerdings ganz neu der leise Verdacht, ob nicht genau dieser Anschluss Teil des Mathe-Problems ist, nachdem mir die Nebensitzerin ebenfalls mitteilte, dass sie Mathe hasst, und meine Tochter sich plötzlich für bisher von ihr gehassten rosa Kitsch interessiert...
Momo
Dauergast
Beiträge: 976
Registriert: Mo 13. Jan 2014, 22:49

Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von Momo »

Liebe charlotte12, ich meine nicht nur die freie schule. Ich beobachte. Ich sehe viele Kinder, die VOR der Schule viele Fähigkeiten hatten, die sie mit Freude aus sich selbst heraus entwickelt haben. Kinder, die sich sehr auf die Schule gefreut haben. Und dann beobachte ich schon im Laufe des ersten Schuljahres eine Veränderung. Die Kinder verlieren ihre Begeisterung, sich mit verschiedensten Themen zu beschäftigen und tragischer noch, sie trauen sich bestimmte Dinge, Themen etc. nicht mehr zu. Und ich frage mich wirklich- was denken die Eltern??? Ist dies nicht Grund genug, der Ursache auf den Grund zu gehen? Anzufangen, selbst zu denken, alte Denkmuster zu durchbrechen und zu handeln? Das muss keinen schulwechsel bedeuten, vielleicht reichen schon die neuen Gedanken und Impulse, daraus resultierende Gespräche mit anderen Eltern und Lehrern usw. um etwas zu verändern. Doch eins ist für mich sicher- wenn Kinder plötzlich Blockaden und Frust entwickeln, wenn sie ihre Fähigkeiten verlieren, dann dürfen wir nicht einfach zuschauen und irgendwelche Erklärungen suchen. Dann müssen wir aktiv werden, GENAU hinschauen, laut fragen stellen, selbst anfangen zu denken und zu handeln!!! Darauf zielten meine Fragen ab.

Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:Liebe charlotte12, ich meine nicht nur die freie schule. Ich beobachte. Ich sehe viele Kinder, die VOR der Schule viele Fähigkeiten hatten, die sie mit Freude aus sich selbst heraus entwickelt haben. Kinder, die sich sehr auf die Schule gefreut haben. Und dann beobachte ich schon im Laufe des ersten Schuljahres eine Veränderung. Die Kinder verlieren ihre Begeisterung, sich mit verschiedensten Themen zu beschäftigen und tragischer noch, sie trauen sich bestimmte Dinge, Themen etc. nicht mehr zu. Und ich frage mich wirklich- was denken die Eltern??? Ist dies nicht Grund genug, der Ursache auf den Grund zu gehen?
Liebe Momo, ich halte es nicht für so einfach der Ursache einer Veränderung bei einem Kind auf den Grund zu gehen. Es können so viele Ursachen sein wenn was nicht passt. Ich persönlich kenne keine Kinder, die im ersten Schuljahr tatsächlich die Begeisterung verloren haben und sich Dinge/Themen nicht mehr zutrauen, die sie sich vorher zugetraut haben. Statt dessen merke ich (sowohl bei meinem Sohn als auch bei anderen Kindern) dass sich die Phasen von Interesse und Desinteresse für Sache xxx und Sache yyy abwechseln. Einmal hat das Kind eine Phase, wo es alles mögliche ausrechnen will, dann wieder interessiert es sich gar nicht dafür sonden übt statt dessen mit Begeisterung "Gummihüpfen", einmal interessiert es sich total für den Weltraum, dann wieder für Anatomie und als nächstes dafür, wie man am besten einen Bach aufstaut. Das beobachte ich unabhängig von Alter und Intelligenz des Kindes und auch unabhängig davon, ob auf der Einrichtung "freier Kindergarten" oder "(konventionelle) Volksschule" draufsteht.

Grundsätzlich haben jene Personen, die beruflich mit Kindern arbeiten, eine riesengroße Verantwortung und können ganz viel falsch, aber auch ganz viel richtig machen. Ich sehe das bei meinem Sohn. Da war kurz nach Schuleinstieg erst mal Ernüchterung. Wie viele andere Kinder auch hatte er eine falsche Vorstellung davon, wie es in der Schule abläuft - obwohl er eine sehr "freie" Schulform besucht. Dann, als er sich mal an den Ablauf gewöhnt hatte, und begann, in der Klassengemeinschaft "anzukommen" wurde es wieder besser. Mittlerweile geht er gerne in die Schule und auch die anfänglichen Probleme mit früh-aufstehen, Gejammer usw. gehören der Vergangenheit an. Dass es sich so entwickelt hat schreibe ich in erster Linie seinen zwei sehr engagierten Lehrerinnen zu.

Gegensatz dazu ist der Hort. Dort wird "funktionieren" nach genauem Zeitplan erwartet und die PädagogInnen sehen immer nur die Schwächen und nie die Stärken der Kinder. Bei meinem Sohn ist das konkret dass er oft nicht Hausübung machen will. Mit den Lehrerinnen ist abgesprochen dass er nur das machen braucht, was wir ohne viel Kampf schaffen und sie sind auch offen für andere Möglichkeiten, z.B. dass er selbst aussucht was seine Hausübung ist oder dass er sie in der Schule (z.B. in einer Freistunde) macht. Das habe ich auch mit den HortbetreuerInnen und der Hortleitung mehrmals besprochen, aber es ist einfach nicht angekommen. Immer noch beharren sie darauf, dass mein Sohn "täglich 2 Seiten" von der Hausübung macht. Mittlerweile entwickelt mein Sohn im Hort immer wieder psychosomatische Symptome wie Bauchweh oder Durchfall die wie durch ein Wunder dann aufhören, wenn er abgeholt ist :P .

Gerade die Betreuerin in Manuels Gruppe ist eine ziemlich verbissene, humorlose Person, die alles möglichst "korrekt" und "richtig" machen will (bei mir hat sie längst den Spitznamen "Fräulein Rottenmeier"). Einmal kam sie begeistert auf mich zu und meinte, mein Sohn habe heute "freiwillig" 5 Seiten Hausübung gemacht und das sei IHR größter Erfolg :gruebel: . Am nächsten Tag hat mein Sohn seine restliche Hausübung demonstrativ in den Mistkübel geworfen und dann meinte sie händeringend dass man mit "so einem Kind" keinen pädagogischen Auftrag ausführen könne... :roll:
Momo hat geschrieben: Anzufangen, selbst zu denken, alte Denkmuster zu durchbrechen und zu handeln? Das muss keinen schulwechsel bedeuten, vielleicht reichen schon die neuen Gedanken und Impulse, daraus resultierende Gespräche mit anderen Eltern und Lehrern usw. um etwas zu verändern. Doch eins ist für mich sicher- wenn Kinder plötzlich Blockaden und Frust entwickeln, wenn sie ihre Fähigkeiten verlieren, dann dürfen wir nicht einfach zuschauen und irgendwelche Erklärungen suchen. Dann müssen wir aktiv werden, GENAU hinschauen, laut fragen stellen, selbst anfangen zu denken und zu handeln!!! Darauf zielten meine Fragen ab.

Momo
Mein "handeln" schaut so aus, dass ich meine Arbeitszeit verändere, und meinen Sohn nächstes Schuljahr aus dem Hort rausnehme. Es gibt kaum einen Tag wo es keine Probleme mit dem Hort gibt und etliche Gespräche haben keine merkbare Besserung gebracht. Nur - ich habe die MÖGLICHKEIT das zu tun, weil mein Dienstgeber mitspielt und weil meine Eltern uns helfen, die finanziellen Einbußen (weil ich weniger Arbeitsstunden habe) abzudecken. Ich kennen auch Eltern, die dieses Möglichkeiten nicht haben.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
BiHa
Dauergast
Beiträge: 164
Registriert: Do 15. Dez 2011, 16:12

Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von BiHa »

Momo hat geschrieben:Liebe charlotte12, ich meine nicht nur die freie schule. Ich beobachte. Ich sehe viele Kinder, die VOR der Schule viele Fähigkeiten hatten, die sie mit Freude aus sich selbst heraus entwickelt haben. Kinder, die sich sehr auf die Schule gefreut haben. Und dann beobachte ich schon im Laufe des ersten Schuljahres eine Veränderung. Die Kinder verlieren ihre Begeisterung, sich mit verschiedensten Themen zu beschäftigen und tragischer noch, sie trauen sich bestimmte Dinge, Themen etc. nicht mehr zu. Und ich frage mich wirklich- was denken die Eltern??? Ist dies nicht Grund genug, der Ursache auf den Grund zu gehen?
Momo
Ich denke nicht, dass viele Kinder ihre Begeisterung verlieren und nichts mehr lernen wollen. Die Kinder, die ich kenne, die vor der Schule interessiert waren, sind es immer noch. Es kann sein, dass sich Fähigkeiten verschlechtern, weil sie sich anpassen. Sei es nun an die Lehrerin und den Unterrichtsstoff oder an die anderen Kinder. Wenn sie in der Schule lernen, beim Lernen der Addition Punkte auszumalen und abzuzählen, warum sollte es denn dann noch im Kopf rechnen? Und was nicht geübt wird, wird schwerer. Wie viele Erwachsene sind in Kopfrechnen mittlerweile schwach, weil sie es nicht mehr brauchen?
Auch werden im Unterricht neue Rechenwege aufgezeigt. Gerade Kinder, die vorher bereits ihre eigenen Wege hatten, müssen umdenken. Manchmal ist umdenken schwieriger als etwas ganz neu zu lernen. Auch da kann es vorübergehend zu Problemen kommen. Gerade der 10er-Übergang muss ja eine Zeit lang in Rechenschritten aufgezeigt werden. Das kann dann schon schwierig sein. Wenn aber dann wieder nur noch das Ergebnis gefragt ist, ist es doch egal, wie das Kind dahin kommt und dann sind meist auch die Schwierigkeiten verschwunden.
Ich denke jedenfalls nicht, dass Kinder aufgrund einer normalen Schule grundsätzlich die Lust am Lernen verlieren.
Willow77
Dauergast
Beiträge: 154
Registriert: Fr 29. Jan 2016, 15:28

Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von Willow77 »

Nein, ich denke auch nicht, dass Schule allein schuld ist, wenn Kinder keine Lust (mehr) haben, zu lernen. We schon irgendwo geschrieben, mein Großer hasst Schule, mag sich nicht anstrengen, verabscheut Hausaufgaben, und für Tests üben noch viel mehr, er konnte schon den Kindergarten nicht wirklich leiden... die kleine Schwester hingegen liebt den Kindergarten. Und sie weiss jetzt schon, dass sie auch die Schule nächstes Jahr lieben wird. Obwohl auch sie, dem Lernstoff der ersten Klasse jetzt schon ohne groß üben um mindestens 1 Trimester voraus ist... Ich selbst habe Schule auch geliebt, bin ja auch Lehrerin geworden.
Vielleicht liegt es ja auch einfach zu einem großen Teil an der Persönlichkeit, dem Charakter, der Vorlieben des Kindes...

LG,
Willow77
charlotte12
Dauergast
Beiträge: 518
Registriert: Sa 21. Mai 2016, 18:28

Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von charlotte12 »

Wenn sie in der Schule lernen, beim Lernen der Addition Punkte auszumalen und abzuzählen, warum sollte es denn dann noch im Kopf rechnen? Und was nicht geübt wird, wird schwerer.
Den Effekt haben wir hier auch - meine Tochter hat in der Schule das Abzählen mit den Fingern gelernt bei Aufgaben, die sie früher viel eleganter auf ihre eigene Weise rechnete.
Doch eins ist für mich sicher- wenn Kinder plötzlich Blockaden und Frust entwickeln, wenn sie ihre Fähigkeiten verlieren, dann dürfen wir nicht einfach zuschauen und irgendwelche Erklärungen suchen. Dann müssen wir aktiv werden, GENAU hinschauen, laut fragen stellen, selbst anfangen zu denken und zu handeln!!!
Genau das finde ich so schwierig - meiner Tochter steht leider nicht auf der Stirn geschrieben, warum sie in Mathe z.Zt. so blockt und genauso wenig, warum sie in letzter Zeit so überempfindlich/zickig ist. Vermutlich weiß sie es selbst nicht. Was ist der Unterschied zwischen dem Suchen von Erklärungen und dem genauen Hinschauen? V.a. in Deutsch ist meine Tochter völlig unterfordert, vermutlich würde sie sogar in Klasse 3 problemlos mitkommen (bis auf die Schreibgeschwindigkeit). Aber sie sagt, Deutsch ist ihr Lieblingsfach. Ist die Unterforderung jetzt trotzdem ein Grund? Oder zickt sie so rum, weil sie selbständig und groß sein will und das teilweise noch nicht so recht klappt - hätte dann mit der Schule gar nichts zu tun. Oder passt sie sich an ihre Freundinnen an? Oder irgendwie alles?

Wie auch immer, insgesamt halte ich nach den Schilderungen hier im Forum mittlerweile deutlich mehr vom österreichischen Schulsystem als vom deutschen...
arminoir
Beiträge: 3
Registriert: Fr 16. Jun 2017, 09:25

Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von arminoir »

mhh,

warum genau denkst du dass sie den Einschlungs Test nicht besteht ? Und wie wird der Test ungefähr aussehen ?
Meine Kids werden bad auch eingeschult.

Ich habe auch mal von Freilernern gehört, da gehen die Kids nicht in den Kindergarten wenn sie nicht wollen, die Kids sind aber trotdzem sozialisiert.

:idea:
charlotte12
Dauergast
Beiträge: 518
Registriert: Sa 21. Mai 2016, 18:28

Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von charlotte12 »

Kleines Update: Meine Tochter - mittlerweile in Klasse 4 - hat bzw. hatte bis vor ein paar Tagen den leidigen Zehnerübergang immer noch nicht drauf. Sie behalf sich mit Tricks, plus und minus wurde schriftlich gerechnet, kam damit bisher durch. Nach einem Lehrerwechsel mit zum Einstand verhauener Arbeit samt größerem Krach meinerseits einigten wir uns auf fünf Kopfrechenaufgaben üben pro Tag, wirklich KOPF und nicht schriftlich. Am ersten Tag war sie nach den fünf Aufgaben in einer halben Stunde oder so fix und fertig, die Hälfte war falsch. An Tag zwei kam es nicht zu den fünf Aufgaben, da schon bei Aufgabe 1 vom Typ 267 + 5 falsch geratene Ergebnisse samt Riesenkrach. An Tag drei rechnete sie mit dem Mathelern-Programm Erstklässleraufgaben zum Zehnerübergang, dann floh ich aus dem Zimmer. Sie vertiefte sich danach jedoch bestimmt zwei Stunden in dieses Programm, bis tief in die Nacht. Ich ließ sie machen. Am nächsten Tag dasselbe, wieder zwei Stunden Rechnen auf eigene Faust am späten Abend. Heute zeigte sie mir das Programm nicht, behauptete, sie habe Stufe 5 (die schwierigste Stufe) richtig. Ich glaubte ihr nicht :oops: Sie zeigte es mir - und sie kann es. Sie rechnet schlagartig in einem Tempo im Kopf, dass ich Schwierigkeiten habe mitzukommen. Den verhauenen Test wollte sie mit abgedeckten Lösungen kopiert haben und rechnete alles komplett richtig - in der Hälfte der Zeit, die sie gehabt hatten. Der Hass auf Mathe ist komplett weg (hoffentlich anhaltend...) Geht das? Kann ein Kind in vier Stunden das Kopfrechnen lernen, nachdem es sich jahrelang geweigert hat?
sinus
Dauergast
Beiträge: 1318
Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: Kind ist nicht schulfähig

Beitrag von sinus »

Keine Ahnung aber herzlichen Glückwunsch.
Nur mal aus Neugier: Konnte sie "früher" solche Aufgaben denn schonmal? Im Kigaalter bspw?
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Antworten