alibaba hat geschrieben:
Ich sehe hier, sehr wohl, sehr klar denkende Eltern. Die meisten Konflikte, mal unbenommen vom IQ, entstehen durch Schule. Und zumindest mal hier in Baden Württemberg in Deutschland ist Schule durchaus anspruchsvoll. Es wird, natürlich Lehrerabhängig, viel von den Kindern verlangt. DAS wollen Eltern, mit der zunehmenden Anzahl der schulpflichtigen Kinder, vermeiden und so weit wie möglich, erneut, nach hinten verschieben. Weil sie einfach sehen wie sich auch die Eltern-Kind-Beziehung mit Schule ändert.
Klar verändert sich die Eltern-Kind-Beziehung weil der Einfluß der Eltern sinkt und ihnen das natürlich nicht gefällt. Das Kind wird auch zunehmend selbstständiger, ist nicht mehr so beeinflußbar was die Wahl der Freunde oder die Nutzung der freien Zeit betrifft und ist natürlich auch anfällig für "schlechten Einfluß" (sowohl real als auch in der Vorstellung der Eltern).
Warum bist du der Meinung dass die meisten Konflikte in der Schule entstehen? Es mag bei deinen Kindern so gewesen sein (und ich bin die allerletzte, die glaubt, einen Schuldigen dafür zu wissen), aber ich habe hier durchaus auch von ernsthaften Konflikten im Kindergarten gelesen wo es um wesentlich mehr geht als nur darum ob das 3jährige Kind ein Puzzle für 6jährige machen darf.
Wenn ich mich selbst zurückerinnere so war meine Volksschulzeit die glücklichste Zeit. Konflikte gab es davor, im Kindergarten und sehr massiv danach in der Hauptschule. Ich halte mich aber nicht für das Maß aller Dinge, bei anderer Konstellation kann es genau umgekehrt sein - so wie eben bei Euch
!
alibaba hat geschrieben:Zu 90% drehen sich unsere Gespräche am Familientisch um Schule. Das ist doch krank. Und das sind nicht immer schöne Gespräche. Außderdem geht Schule ohne Elternhilfe nicht mehr. Selbst ich konnte, nach Klasse 2 meines Großen, das kleine 1x1 wieder Pistole.
Und damit fängt es ja erst an. Plakate, Präsentationen, vielleicht Nachhilfe, Essensbuchungen, Fahrkarten, Schulausfall, kannst Du mich mal abholen - habe den Bus verpasst......tausend Dinge, die man auch letzten Endes, siond wir doch mal so ehrlich, auch auf uns Eltern zurück fallen. Da war Kiga noch eine schöne entspannte Zeit. Alleine, wenn ich an das Herbarium meines 5.Klässlers zurück denke, wird mir schlecht.
Und die Kigazeit war entspannt. klar, will man mal nicht, aber man muss ja nicht - in Deutschland. Schule muss man, immer!
Ich empfehle daher immer, alle Seiten zu betrachten. Schule ist kein Ort der Glückseligkeit. VG
Ich habe nie behauptet, Schule sei ein Ort der Glücksseeligkeit. Von Dir stand die wörtliche Aussage "Kiga bedeutet eigentlich frei sein" im Raum. Und genau DEM widerspreche ich, vor allem WEIL ich alle Seiten betrachte. Weil es eben hier NICHT so ist dass man das Kind nach Lust und Laune mal in den Kindergarten geben kann und abgesehen davon kenne ich auch keinen Kindergarten, wo die Bringzeit (so wie du das beschreibst) generell egal ist. Und ob die Kindergartenzeit entspannt ist oder nicht hängt hauptsächlich davon ab, wie gut Kind und Einrichtung zusammenpassen. Wenn du in der Hinsicht gewaltige Unterschiede zur Schule findest - ich finde keine!
Tatsache ist: Kindergarten ist geschützer Rahmen, Schule nicht mehr. Mit dem Schulstart wird das Kind - Anforderungen hin oder her - ein Stück in die Erwachsenenwelt eintreten. Und genau DAMIT beobachte ich bei vielen Eltern ein Problem.
In den Kindergarten wurde das Kind hingebracht und am Ende abgeholt. Die Tendenz, das in der Volksschule fortzusetzen, ist steigend. Erst diesen Sonntag war in der Zeitung "der Standard" ein Artikel darüber dass Kinder heutzutage immer seltener selbst zur Schule gehen bzw. mit Öffis fahren sondern bis vors Schultor gefahren und von dort auch wieder abgeholt werden. Das wurde mit übertriebener Elternsorge begründetund es deckt sich mit meiner Beobachtung.
Bei der Schule, wo mein Sohn hinkommt, gibt es zwei Hort-Möglichkeiten, eine im selben Gebäude, eine andere 700m Fußweg entfernt. Die Erstklässler, die diesen Hort besuchen, gehen begleitet von einem Lehrer gemeinsam zum Hort wobei eine Straße auf dem Zebrastreifen überquert werden muss. Du glaubst nicht wie viele Eltern Bedenken haben dass ihre Schulanfänger das nicht schaffen! Ich habe selbst gehört wie debattiert wurde was man tun kann damit das eigene Kind möglichst in den Hort im selben Gebäude kommt damit es nicht diese 700m gehen muss. Jetzt erzähl mir bloß, das sei nicht angstgesteuert!
Dennoch ist der Schulstart auch meistens ein Schritt in die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung - und soll es auch sein. Und diese muss - wie alles im Leben - erst mal gelernt und geübt werden. Einige Kinder kommen damit gut zurecht, andere brauchen länger und müssen öfter auf die Nase fallen.
Klar steht man immer wieder vor Ausnahmesituationen, aber die haben zumindest wir jetzt auch schon immer wieder. Schulausfall kenne ich so nicht - bei uns stehen die Ferien und die autonomen Tage schon mit Schuljahresbeginn fest. Wenn eine Lehrperson krank ist kommt eben eine Aushilfe. Sondersituationen sind zwar möglich, aber eher unwahrscheinlich. Ich weiß von einem städtischen Kindergarten, der wegen Kopfläusen mal 2 ganze Wochen gesperrt war. Die Kinder mußten in der Zeit auf verschiedene andere städtische Kindergärten aufgeteilt werden. Ähnliches habe ich bisher noch von keiner Schule gehört.
Bus verpasst ist auch nicht immer gleich schlimm. Blöd natürlich, wenn nur ein Bus stündlich geht, aber im städtischen Bereicht ist spätestens 15 Minuten später der nächste Bus da. Und Sondersituationen wie abholen wegen Verletzung, Fieber, Bauchweh o.ä. gibt´s ja auch im Kindergarten.
Fahrkarten - der Aufwand, einmal im jahr eine Schülerjahreskarte für Öffis zu besorgen ist überschaubar. Nachhilfe kann durchaus nötig sein und stellt natürlich einen Mehraufwand dar, ebenso wie die ständige Kommunikation mit der Schule, Unterschriften im Mitteilungsheft, der Aufwand wegen Michgeld, Bastelbeitrag, Ausflugsbeitrag, dies-oder-jenes-besorgen usw. Aber ich gehe eher davon aus dass das es nicht der Hauptbeweggrund der Eltern für eine spätere Einschulung ist.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)