Nutzt eine Früheinschulung überhaupt irgend etwas?

ja oder nein? Erfahrungen und Ratschläge
enigma
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Nutzt eine Früheinschulung überhaupt irgend etwas?

Beitrag von enigma »

Guten Tag!

Nach längerer Abstinenz von hier möchte ich euch erneut um euren Rat bitten.

Mein Sohn, mittlerweile 4 Jahre 4 Monate alt, besucht nun wieder einen neuen Kindergarten, wo es einigermaßen klappt. Glücklicherweise muss ich sagen, denn er war auch eine zeitlang von mir zuhause betreut worden. Für ihn war es eine schöne Zeit, für mich die anstrengendste Zeit überhaupt. Da er ununterbrochen redet und kluge Fragen stellt, schwirrte mir mit der Zeit zunehmend der Kopf und ich konnte irgendwann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Auch mein zweites Kind fing mittlerweile an, wie ein Schnellfeuergewehr zu reden und im Stimmengewirr und Durcheinander dieser ganzen Ergüsse bin ich mehrmals täglich regelrecht untergegangen. Erschwerend dazu kam noch, dass meine beiden vom Charakter und von den Vorlieben her exakt gegensätzlich sind und es quasi ununterbrochen Streit gab, was nun unternommen oder gespielt werden sollte. Nachgeben tut grundsätzlich nur der, der in einem erbitterten, gern auch körperlich ausgetragenen Kampf nach langem zähen Ringen unterliegt, aber das kann dauern, denn beide sind ungefähr gleich stark, vorallem sehr willensstark. Aufgeben kommt für keinen auch nur eine Sekunde lang in Frage. :roll: Kurz gesagt, es war Chaos zuhause. Ich wollte schließlich Hilfe und meine Kinder besuchen nun beide halbtags verschiedene Kitas.

Wir hatten ja für Sohnemann den Rat bekommen, ihn einzuschulen so schnell es geht, haben jedoch mehr oder weniger freiwillig schließlich davon abgesehen.
Er ist jetzt in seiner Kita, vergöttert seine Erzieherinnen (2 ganz liebe mütterliche ältere Damen), kommt ganz gut zurecht, mit den anderen Kindern hakt es nach wie vor ein bisschen. Er textet sie zu, wie er es halt mit jedem macht, aber es kommt kein oder nur kurzes Interesse zurück. Die Kinder können ihm denke ich nicht lange folgen oder wollen sich vielleicht eher nicht mit allem in dem Ausmaß auseinandersetzen, wie er sich halt für gewöhnlich mit den Dingen befasst. Er kann besser mit sehr sehr viel älteren Kindern (meine Cousine und ihre Freundinnen zB sind 11, die spielen schön mit ihm) oder eben mit Erwachsenen.

Da er ja nun bereits seit einiger Zeit liest und rechnet stellt sich für uns natürlich weiterhin die Frage nach einer vorzeitigen Einschulung, diesmal eben nächstes Jahr dann mit 5,5 Jahren. Andererseits muss man auch sagen, hat er schon so seine Defizite. Er ist körperlich wirklich sehr zurück, sogar unter Gleichaltrigen. Er ist klein, schwächlich, ungelenk und tollpatschig. Desweiteren fängt er jetzt immer stärker an mit dem Stottern, er bringt teilweise kein Wort mehr heraus (kann das was mit seiner Hochbegabung zu tun haben? Es beginnt mir Sorgen zu machen). Ich weiß ehrlich nicht, was ich mit ihm machen soll. Er hat so einen außergewöhnlichen Verstand, lernt so leicht, so intuitiv. Man muss ihm garnichts beibringen, er macht alles so selbstverständlich nebenbei, beobachtet präzise und gründlich, zählt dann im Kopf eins und eins zusammen und zieht daraus seine Schlüsse.

Laut dem Psychologen, der uns betreut, wäre das beste für ihn eine Spezialschule. Die gibt es in der nahegelegenen Großstadt. Ich würde es trotzdem gerne auf unserer Dorfgrundschule versuchen, mit der Direktorin habe ich bereits gesprochen, es ist eine freundliche junge aufgeschlossene Frau. Ich habe das Gefühl das könnte klappen. Aber was ist mit seiner sehr asynchronen Entwicklung? Und bringt eine Früheinschulung überhaupt irgend welche Vorteile? Vom Kopf her wird er schließlich eh immer weiter sein und es wird an uns liegen, ihm da Futter zu organisieren. Schadet eine so frühe Einschulung dann nicht eher, wegen der fehlenden körperlichen Entwicklung?

Was würdet ihr machen? Wäre sehr dankbar für den ein oder anderen Denkanstoß.

Lg
enigma
Edainwen
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Re: Nutzt eine Früheinschulung überhaupt irgend etwas?

Beitrag von Edainwen »

Wir hatten unseren Sohn mit 5,3 Jahren früheingeschult. Er kommt jetzt in die 3. Klasse und bisher sind alle ehr glücklich mit der Entscheidung. Natürlich ist es ihm bisher trotzdem zu langsam gegangen, der Nachteil der Früheinschulung zeigt sich jetzt natürlich darin, dass wir ihn ungern nochmals springen lassen möchten - er ist jetzt schon 1,5 Jahre jünger als die anderen Jungs in seiner Klasse ;)

ABER: er war so stolz darauf, schon mit 5 zur Schule zu dürfen, dass er den ganzen langweiligen Kram wirklich ziemlich klaglos gemacht hat, auch zuhause seine Hausaufgaben z.B. wesentlich zügiger macht als seine normal eingeschulte Schwester. In Mathe und im Lesen macht er Drehtürmodell mit der jeweils höheren Klasse, nur im Schreiben und der Rechtschreibung ist er in seiner Klasse wohl genau richtig ;) Auch darauf ist er so stolz, dass er alles ziemlich klaglos erledigt ...

Ich denke mal, wäre er regulär eingeschult worden, hätte er wahrscheinlich relativ bald total verweigert vor Langeweile.

Andererseits ging er aber auch nicht gerne in den Kindergarten (zu laut, zu unstrukturiert), wenn er da gerne gegangen wäre, hätte die Entscheidung vielleicht anders ausgesehen ;)

Unser Sohn ist übrigens körperlich und motorisch recht fit, ist z.B. schon mit 2,3 Jahren Fahrrad ohne Stützräder gefahren, er ist auch durchschnittlich groß (allerdings weit unterdurchschnittlich schlank)und es gibt tatsächlich noch Kinder in seiner Klasse, denen er auch sportlich überlegen ist. Aber im allgemeinen weiß er schon, dass er im Sport keine Chancen hat im Vergleich zu den anderen und immer zu den langsamsten etc. gehört ;) Seine Erzieherin meinte übrigens, dass das ganz gut für ihn wäre, damit er sieht, dass er nicht überall immer nur der beste ist ;)

Aber ich würde Deinen Sohn einfach fragen: will er zur Schule oder weiterhin zum KiGa gehen? Sich gegen den Wunsch des Kindes zu stellen ist zumindest bei uns niemals von Erfolg gekrönt ;)
Meersalz
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Re: Nutzt eine Früheinschulung überhaupt irgend etwas?

Beitrag von Meersalz »

Hallo erstmal von uns :fahne:

Unsere Große hat letztes Schuljahr als Gastkind in die 1. Klasse reingeschnuppert. Sollten erstmal eigentlich nur 6 Wochen sein, hat Ihr aber sehr gut gefallen und auch gut funktioniert, so dass sie dann bleiben wollte und auch durfte. Auch Sie war sehr froh/stolz, dass sie schon ein Schulkind sein durfte, dass Sie eigentlich alles, inklusive Hausaufgaben und anfänglich ein paar Zusatzaufgaben (Schriftblild, Schriftgeschwindigkeit) schnell und "protestsfrei" erledigt hat.
EDITH führt noch hinzu, dass Sie jetzt in die 2. Klasse kommt, die älteren Kinder Ihrer Klasse sind über 2.5 Jahre älter als Sie.

Sie ist für Ihr Alter normal Groß aber sportlich sehr fit. Im Sport hält sie gerade so am unteren Ende der Leistungsgrenze mit. Es gibt fast überall ein anderes Kind was ähnlich zu kämpfen hat. Deshalb ist es für Sie auch nicht schlimm, Sie mag den Sport auch, es ist Ihr aber auch immer wichtig zu erwähnen wenn sie im Sport irgendwo besser als XY war.

Bei Ihr ist es ähnlich wie bei Edainwens Sohn, Sport ist ein gutes Gegengewicht für Ihren kognitiven Vorsprung.

In wie weit Sie Spass hätte, wenn sie im Sport mit Abstand am Schlechtesten wäre, weiss ich nicht, es wäre für Sie aber auf jeden Fall deutlich problematischer.

Ich würde auf jeden Fall das Thema Früheinschulung oder Kiga offen mit Deinem Sohn besprechen. Wenn er wirklich in die Schule will und sich auch der etwas problematischeren Punkte bewusst ist, dann kann es durchaus funktionieren.
Geniesse den Augenblick, denn der Augenblick ist Dein Leben!
Rabaukenmama
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Re: Nutzt eine Früheinschulung überhaupt irgend etwas?

Beitrag von Rabaukenmama »

enigma hat geschrieben: Da er ja nun bereits seit einiger Zeit liest und rechnet stellt sich für uns natürlich weiterhin die Frage nach einer vorzeitigen Einschulung, diesmal eben nächstes Jahr dann mit 5,5 Jahren. Andererseits muss man auch sagen, hat er schon so seine Defizite. Er ist körperlich wirklich sehr zurück, sogar unter Gleichaltrigen. Er ist klein, schwächlich, ungelenk und tollpatschig.
Hand aufs Herz: glaubst du, dass Dein Sohn den körperlichen Rückstand aufholen wird wenn er NICHT früher eingeschult wird? Wenn er unter Gleichaltrigen "wirklich sehr zurück" ist wird er das mMn sehr wahrscheinlich bleiben - "Förderung" in diese Richtung hin oder her.

Ich war selbst grobmotorisch immer sehr weit hinten. Meine Eltern gaben mich mit 5 Jahren zum "Kinderturnen" in der Hoffnung, ich könnte dort meine Defizite bis zur Einschulung (regulär, mit 6 Jahren und 2 Monaten) aufholen. Statt dessen habe ich die Turnstunden gehaßt und schließlich total verweigert. In allen sportlichen Belangen war ich meine ganze Schulzeit hindurch Klassenschlechteste. Wäre ich früher (oder auch später) eingeschult worden, es hätte keinen Unterschied gemacht.
enigma hat geschrieben: Desweiteren fängt er jetzt immer stärker an mit dem Stottern, er bringt teilweise kein Wort mehr heraus (kann das was mit seiner Hochbegabung zu tun haben? Es beginnt mir Sorgen zu machen). Ich weiß ehrlich nicht, was ich mit ihm machen soll. Er hat so einen außergewöhnlichen Verstand, lernt so leicht, so intuitiv. Man muss ihm garnichts beibringen, er macht alles so selbstverständlich nebenbei, beobachtet präzise und gründlich, zählt dann im Kopf eins und eins zusammen und zieht daraus seine Schlüsse.
Das stottern in diesem Alter ist sehr wahrscheinlich "Entwicklungsstottern" und es tritt vor allem bei Kindern auf, deren Kopf einfach schon viiiiiel weiter ist als der Mund ;) . Wenn man das Kind nicht korrigiert sollte es sich nach einigen Monaten deutlich bessern und dann von selbst aufhören. Mein älterer Sohn hatte das mit dem entwicklungsstottern auch, der hat oft 5x anfangen müssen um einen klaren Satz rauszubekommen. Dabei hat er trotzdem immer sehr umständlich formuliert, was es nicht gerade leichter gemacht hat. Mittlerweile ist er 6,4 Jahre alt und das stottern ist - bis auf ganz wenige Ausnahmen, wenn er sehr aufgeregt ist - weg :) .


enigma hat geschrieben: Laut dem Psychologen, der uns betreut, wäre das beste für ihn eine Spezialschule. Die gibt es in der nahegelegenen Großstadt. Ich würde es trotzdem gerne auf unserer Dorfgrundschule versuchen, mit der Direktorin habe ich bereits gesprochen, es ist eine freundliche junge aufgeschlossene Frau. Ich habe das Gefühl das könnte klappen. Aber was ist mit seiner sehr asynchronen Entwicklung? Und bringt eine Früheinschulung überhaupt irgend welche Vorteile? Vom Kopf her wird er schließlich eh immer weiter sein und es wird an uns liegen, ihm da Futter zu organisieren. Schadet eine so frühe Einschulung dann nicht eher, wegen der fehlenden körperlichen Entwicklung?

Was würdet ihr machen? Wäre sehr dankbar für den ein oder anderen Denkanstoß.

Lg
enigma
Früheinschulung kann durchaus Vorteile bringen, ist aber nicht (wie oft behauptet) automatisch immer die beste Variante für kluge Kinder. Bei meinem älteren Sohn habe ich mich aus verschiedenen Gründen für eine reguläre Einschulung mit 6,6 Jahren entschieden. die Entscheidung wegen Früheinschulung hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Erstens ist das natürlich der Entwicklungsstand des Kindes. Kaum ein Kind ist in allen Bereichen der "Überflieger" und in jeder Schulklasse gibt es ein Kind, welches am besten und eines, welches am schlechtesten liest, rechnet, zeichnet, turnt oder bei Teamarbeit mitmacht. Ihr als Eltern kennt euren Sohn am besten. In wie vielen Bereichen ist er Gleichaltrigen voraus, in wie vielen etwa Mittelmaß, in wie vielen hinkt er hinten nach. Wenn ein Kind "nur" grobmotorisch hinten ist spricht das mMn nicht gegen eine vorzeitige Einschulung (wie schon geschrieben ist das oft bei regulärer Einschulung auch nicht besser), wenn es zusätzlich noch feinmotorische Probleme hat oder eine kurze Konzentrationsspanne bzw. eine sehr geringe Frusttoleranz, ist das was anderes.

Es geht bei der Einschätzung der Entwicklung darum, immer das ganze Kind zu sehen, nicht nur seine Stärken und Defizite. Im Zweifelsfall kann eine Entwicklungsdiagnosik helfen, da wird ganz viel getestet (Grobmotorik, Feinmotorik, Visomotorik, Kognition, Hand-Auge-Koordination usw.). Es gibt aber auch Bereiche, die von der Entwicklungsdiagnostik nicht erfasst werden wie z.B. Sozialverhalten, Konzentrationsspanne, Motivation, Frusttoleranz, einfügen in Gruppen usw.

Der nächste Faktor zur Entscheidung wegen Früheinschulung ist die IST-Situation für das Kind. Wenn sich ein Kind im Kindergarten offensichtlich wohl fühlt (so, wie mein älterer Sohn) ist das eine ganz andere Voraussetzung als wenn ein Kind im Kindergarten dauer-unterfordert ist und darunter leidet. Dann ist da noch die Frage, ob es eine Schule gibt, welche vorzeitiger Einschulung gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt ist.

Auf andere Dinge, zum Beispiel die Lehrperson oder wie die Klassenkonstallation sein wird (wie viele Buben, wie viele Mädchen, welche Gesellschaftsschicht, welche "Problemkinder") hat man als Eltern nur wenig Einfluß. Daher sollten solche Überlegungen nur dann eine Rolle spielen, wenn sich wo offensichtlich schon von vorne herein Konfliktpotential zeigt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist mMn ob das Kind selbst schon in die Schule will oder nicht. Mein Sohn z.B. wollte nicht, weil er Bedenken hatte, nicht so lange still sitzen zu können :mrgreen: . Bitte nicht so mißverstehen dass das Kind die Entscheidung selbst treffen soll. Nur ist ein Kind, welches selbst schon gerne in die Schule will, viel eher bereit dafür auch einige unangenehme Nebenerscheinungen in Kauf zu nehmen als wenn das Kind nur weil es den Eltern von irgendwelchen "Experten" geraten wird, früh eingeschult wird.

Grundsätzlich finde ich, man sollte als Eltern die Entscheidung wegen Früheinschulung so spät wie möglich nach der IST-Situation treffen. Bei uns in Österreich ist der Anmeldezeitpunkt für das kommende Schuljahr immer im Jänner. Da hat es mMn noch wenig Sinn, sich schon im August Gedanken darüber zu machen. In einem halben Jahr kann entwicklungsmäßig extrem viel passieren. Bei meinem älteren Sohn haben sich in diesem Zeitraum z.B. Frusttoleranz und die Fähigkeit, auf etwas zu warten, extrem verbessert. Er ist immer noch eher ungeduldig und möchte alles "sofort" haben, aber längst nicht mehr so krass wie noch vor einem Jahr :) .

Ob eine vorzeitige Einschlung mehr nützt oder schadet kann man nicht vorhersehen. Man kann das nur nach dem eigenen Gefühl entscheiden und dann eben durch Versuch und Irrtum den bestmöglichen Weg für das eigene Kind suchen. Es gibt sowohl eine Möglichkeit, ein Kind zurückstellen zu lassen, wenn es doch noch nicht so weit ist, als auch die Möglichkeit eines Klassensprunges wenn es schon weiter ist. Wobei die Zurückstellung einfacher ist, denn für einen Klassensprung muss das Kind ´(zumindest in Ö) erst mal ein Jahr die erste Klasse besuchen und dann sind noch bürokratische Hürden da.

Vorteil einer vorzeitigen Einschulung kann mMn bei einem kognitiv sehr fittem Kind durchaus sein, dass es leichter ältere, sozial kompetente Kinder für Freundschaften findet. Auch die soziale Kompetenz von 6-7jährigen ist ja nicht homogen. Und es kann dem Selbstbewußtsein des Kindes gut tun, dieselben Dinge locker zu schaffen, wie ältere Kinder. Die Wahrscheinlichkeit, dass in der Klasse noch ein, zwei, drei "bessere" Kinder sind und das Kind sich selbst nicht für den Allerklügsten hält, ist auch größer als bei regulärer Einschulung.


Bei meinem Sohn, der jetzt im September regulär eingeschult wird, versuche ich es mit einer Schule mit Mehrstufenklassen, wo jeder auf seinem Niveau lernen kann. Ob es wirklich "unserer" Lösung sein wird, wird sich zeigen. Es war das, was bei uns bei den diversen Überlegungen rausgekommen ist. Mein Sohn ist ja so einer, der aus der Kindergarten-Erfahrung heraus glaubt, klüger zu sein als der Rest der Welt. In einer Mehrstufenklasse wird er das nicht so ausspielen können, dafür lernt er vielleicht durch Erfahrung dass andere auch was besser können als er.

Ihr werdet sicher auch für Euren Sohn einen passenden Weg finden. Alles Gute :) !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
enigma
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Re: Nutzt eine Früheinschulung überhaupt irgend etwas?

Beitrag von enigma »

Vielen Dank für eure Antworten.

@Meersalz und Edainwen: Eure Kinder sind ja motorisch sehr fit, aber eben genau das ist mein Sohn garnicht, deswegen ja meine Bedenken. Er ist so extrem asynchron entwickelt, ich weiß einfach nicht, wem ich mehr Gewichtung geben soll bei der Entscheidung, seinen Schwächen, oder seinen Stärken? Was zählt in der Schule mehr? Köpfchen? Verstand? Ich weiß nicht, oft kriegt man beim Lesen hier das Gefühl, das sind in der Schule eher unerwünschte Gaben. Es zählen wohl mehr andere Sachen, Anpassung (kann mein Sohn in fremder Umgebung, aber ich kriege Nachmittags seinen vollen Frust ab), fit und stark zu sein, usw.
Er würde ja so gern zur Schule und auch Hausaufgaben machen, klar, das sagt er jetzt, weil er denkt, da kann er alles lernen, was ihn interessiert. Aber wie wird er gucken, wenn er sieht, wie mühsam langsam das für ihn abläuft? Früheinschulung kann da ja eh nicht wirklich Abhilfe schaffen, er wird doch immer schneller begreifen als andere. Also wird er so oder so lernen müssen, sich zu langweilen, oder? Dann ist nichts gewonnen, aber seine Schwächen werden ihm noch mehr unter die Nase gerieben als so schon, oder? Er ist sehr betrübt, dass er zB noch nicht hüpfen kann, was ja seine kleine Schwester mittlerweile sogar schon kann :schwitz:

Eine Mehrstufenklasse 1-4 wäre bestimmt super, da würde vieles nicht so auffallen, meine ich, da ja viele Altersstufen zusammen sind und viele dann nicht alles können, was die einen vielleicht schon beherrschen. Leider gibt es das hier nicht, das wäre meine erste Wahl.

Mich würde auch interessieren, da ihr sagt, eure Kinder sind sehr stolz: Sagt ihr ihnen denn, dass sie schlauer sind als die anderen bzw schneller lernen? Werden sie dadurch nicht arrogant? Ich habe Angst, mein Sohn hält sich dann für etwas besseres, wenn ich ihm sage, dass er schneller lernt als andere und deshalb schon zur Schule darf. Ich möchte auf keinen Fall, dass er dann auf andere herabblickt und denkt, alle dumm nur er nicht!
Edainwen
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Re: Nutzt eine Früheinschulung überhaupt irgend etwas?

Beitrag von Edainwen »

enigma hat geschrieben: Mich würde auch interessieren, da ihr sagt, eure Kinder sind sehr stolz: Sagt ihr ihnen denn, dass sie schlauer sind als die anderen bzw schneller lernen? Werden sie dadurch nicht arrogant? Ich habe Angst, mein Sohn hält sich dann für etwas besseres, wenn ich ihm sage, dass er schneller lernt als andere und deshalb schon zur Schule darf. Ich möchte auf keinen Fall, dass er dann auf andere herabblickt und denkt, alle dumm nur er nicht!
Von den Erzieherinnen im KiGa wurde ihm eben vermittelt, dass er kognitiv schon sehr weit ist und deshalb ein Jahr früher in die Schule soll/darf, weil er sonst den anderen zu weit voraus wäre (was er im übrigen, wie Du schon geschrieben hast) ja trotzdem ist ;))

Arrogant ist er deswegen aber nicht, er freut sich halt. Er kann halt schnell denken, andere können schnell rennen. Und schnell rennen wird in Jungskreisen ohnehin höher angesehen als schnell denken ;) Wobei es in der Schule eben besser ist als im KiGa (zumindest bei uns), da er in der Schule durchaus und auch von seinen Mitschülern Anerkennung für das bekommt, was er besonders gut kann (denken), wogegen im KiGa tatsächlich nur das schnelle Rennen gezählt hat. Lesen, basteln, puzzeln, ... war da den Mädchen vorbehalten ;)
Momo
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Re: Nutzt eine Früheinschulung überhaupt irgend etwas?

Beitrag von Momo »

Hallo Enigma,
ähnliche Fragen wie Du sie Dir jetzt stellst, habe ich mir vor einiger Zeit auch gestellt, ich kann Deine Gedanken gut verstehen ;) Bei meiner Tochter hat mich vor allem ihre starke emotionale Anhänglichkeit (sehr mama- bezogen) beschäftigt und dies war letztendlich auch der Grund für unsere Entscheidung, unsere Tochter eher später als früher einzuschulen. Doch ich kann Dir sagen, die Entwicklung der Kinder kann so sprunghaft verlaufen, dass Du nur staunen kannst! Gerade meine schüchterne Tochter hat letztendlich einen totalen Kindergartenrappel bekommen und hat mich quasi für verrückt erklärt, sie noch ein weiteres Jahr dort hinschicken zu wollen. "Warum meinst Du, sollte dies gut für mich sein??" Mit diesen Fragen bombardierte sie mich, während sie noch 3 Monate vorher beim Bringen in den Kindergarten an meinem Rockzipfel gehangen hatte :schwitz: Letztendlich hatte sie dann selbst die Initiative ergriffen , in der Schule angerufen und sich einen Schulplatz organisiert- ich schrieb darüber an anderer Stelle im Forum...
Sie wird also doch in diesem Jahr im Sommer mit knapp 6 Jahren zur Schule gehen.
Ich möchte Dir damit sagen, warte es einfach ab und enspanne Dich :) Dein Sohn wird sich rasant weiter entwickeln und letztendlich selbst ein Gefühl dafür haben, ob er im nächsten Jahr zur Schule gehen WILL oder nicht. Beziehe ihn nächstes Jahr im späten Frühjahr mit in die Entscheidung ein und schaue parallel trotzdem frühzeitig nach einer guten Schule.

Alles Gute wünscht Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
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Re: Nutzt eine Früheinschulung überhaupt irgend etwas?

Beitrag von Rabaukenmama »

enigma hat geschrieben:Vielen Dank für eure Antworten.

@Meersalz und Edainwen: Eure Kinder sind ja motorisch sehr fit, aber eben genau das ist mein Sohn garnicht, deswegen ja meine Bedenken. Er ist so extrem asynchron entwickelt, ich weiß einfach nicht, wem ich mehr Gewichtung geben soll bei der Entscheidung, seinen Schwächen, oder seinen Stärken? Was zählt in der Schule mehr? Köpfchen? Verstand? Ich weiß nicht, oft kriegt man beim Lesen hier das Gefühl, das sind in der Schule eher unerwünschte Gaben. Es zählen wohl mehr andere Sachen, Anpassung (kann mein Sohn in fremder Umgebung, aber ich kriege Nachmittags seinen vollen Frust ab), fit und stark zu sein, usw.
Da gibt es keine generelle Antwort. Es kommt hauptsächlich darauf an, wie gut die Lehrperson differenzieren kann und das ist unabhängig vom Einschulungsalter. Wenn der Lehrer auf die jeweiligen Stärken und Schwächen eingeht ist Schule auch für kluge Kinder interessant, wenn nicht langweiligen sich die einen während die anderen überfordert sind.

Wie schon geschrieben war ich selbst (IQ 143) grobmotorisch immer weit hinten. Dass ich im turnen immer die Klassenschlechteste war (bis auf die 2 Jahre in der Hauptschule, wo es ein noch schlechteres Mädchen gab) hatte keinerlei Auswirkung auf meine schulischen Leistungen oder Sozialkontakte. Die Kinder, die nur sportliche Freunde wollten, hatten ohnehin null Interesse an mir und das wäre auch nicht anders gewesen wenn ich mehrere Jahre später eingeschult worden wäre.

enigma hat geschrieben: Er würde ja so gern zur Schule und auch Hausaufgaben machen, klar, das sagt er jetzt, weil er denkt, da kann er alles lernen, was ihn interessiert. Aber wie wird er gucken, wenn er sieht, wie mühsam langsam das für ihn abläuft?
Woher willst du das jetzt schon wissen? Das hängt vom Lehrer, nicht vom Einschulungsalter ab.
enigma hat geschrieben: Früheinschulung kann da ja eh nicht wirklich Abhilfe schaffen, er wird doch immer schneller begreifen als andere. Also wird er so oder so lernen müssen, sich zu langweilen, oder? Dann ist nichts gewonnen, aber seine Schwächen werden ihm noch mehr unter die Nase gerieben als so schon, oder? Er ist sehr betrübt, dass er zB noch nicht hüpfen kann, was ja seine kleine Schwester mittlerweile sogar schon kann :schwitz:
Was mir hier auffällt ist deine negative Einstellung. Du glaubst, dein Sohn wäre auf Grund seiner Klugheit von vorne herein zu Dauer-Langeweile in der Schule verurteilt. Andererseits fürchtest du, seine Schwächen würden ihm dort ständig unter die Nase gerieben. Etwas später schreibst du von deiner Befürchtung, dein Sohn könnte hochnäsig werden, wenn du ihm sagst dass er klüger ist als die meisten anderen Kinder. Ängste, Ängste und wieder Ängste gepaart mit dem Anspruch an dich selbst, alles "richtig" zu entscheiden!

Dass ich klüger bin als die meisten anderen Kinder habe ich schon nach 3 Monaten Kindergarten (mit 4 Jahren) gewusst. Das bräuchte mir niemand sagen, ich habe es selbst bemerkt. Genauso habe ich gemerkt dass es im Kindergarten zwei Machen gibt, die ähnlich klug sind wie ich. Und ich habe gemerkt dass ausnahmslos ALLE Kinder schneller rennen, besser klettern, besser balancieren und Ball werfen und fangen können.

Mein älterer Sohn weiß auch längst dass er klüger ist. Er konnte als einziges Kind im Kindergarten fließend und sinnerfassend lesen. Sein Allgemeinwissen und Verständnis von Alltagsdingen ist auch deutlich besser als bei Gleichaltrigen. Und im Gegensatz zu mir ist er auch grobmotorisch oberer Durchschnitt. Zeitweise passt er sich "nach unten" an, indem er z. B. nach seinem Alter gefragt die passende Zahl Finger in die Höhe streckt. Er blödelt auch sehr viel rum und liebt Fäkalausdrücke :schwitz: , die er immer wieder singt oder rumschreit. Dabei hört er solche Worte bei uns nie! Da heißt es für mich dann loslassen und mein Ego, welches schreit "Die Leute könnten denken das ist bei uns Umgangston!" beruhigen ;) .

Trotz aller Stärken hat mein älterer Sohn natürlich auch Defizite. Er näßt mehrmals in der Woche tagsüber ein. Das kann ihm in der Schule natürlich Spott bescheren und ihn zum Außenseiter machen. Trotzdem habe ich keine Idee was man da tun könnte (und wir haben wirklich viel ernsthaft versucht). Auch hier schreit mein Ego "Die Leutewerden Glauben dass er in seiner Familie schlecht behandelt wird, daher das psychosomatische einnässen! Denn ein Kind, wo in der Familie alles in Ordnung ist, näßt mit 6 Jahren nicht mehr ein!".

Sobald ich merke, dass es nicht dieSorge um mein Kind, sondern mein Ego ist, was mich beschäftigt, kann ich leichter loslassen.

Vielleicht hört das einnässen auf, sobald mein Sohn (in einem Monat) in die Schule kommt. Wenn nicht wird er lernen mü, mit den Reaktionen darauf umzugehen. Vielleicht werden ihn einige Kinder deshalb ablehnen oder sekkieren, vielleicht auch nicht. Ich lasse es auf uns zukommen.

Mein Vater und mein Onkel haben schon laut nachgedacht ob man meinen Sohn nicht ein Jahr später einschulen sollte um ihn vor dem Spott der Mitschüler zu schützen. Aber ich traue ihm zu, trotz dieser Schwierigkeiten seinen Weg zu gehen und Freundschaften zu finden. Sollten sich Probleme ergeben stelle ich mich ihnen dann, wenn sie auftreten.

Ich wünsche dir von Herzen dass du für deinen Sohn auch einen für ihn (und dich) passenden Weg findest.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
enigma
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Re: Nutzt eine Früheinschulung überhaupt irgend etwas?

Beitrag von enigma »

Danke für eure Ehrlichkeit. Ich weiß das zu schätzen.

Es stimmt, ich habe große Angst, die falsche Entscheidung zu treffen und meinem Sohn dadurch zu schaden. Aber ist diese Angst nicht auch begründet?
Ihr sagt es selbst, eigentlich hat man es gar nicht in der Hand, es hängt ja von so vielem ab, ob es klappt (Lehrer, Mitschüler, usw.). Ist es nicht besser, dann einfach gar nichts zu tun? Insbesondere, wenn Früheinschulung das eigentliche Problem ja sowieso nicht löst, bzw. nur ein bisschen hilft?
Ich bin kein Hellseher und weiß, ich kann nicht alles im Voraus planen, und muss es auch nicht, aber ich möchte natürlich eine gute Entscheidung für mein Kind treffen.
Das finde ich wirklich sehr schwierig. Vielleicht sehe ich es wirklich im Frühjahr noch klarer. Ich werde wohl abwarten müssen :gruebel:

Lg
enigma
Rabaukenmama
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Re: Nutzt eine Früheinschulung überhaupt irgend etwas?

Beitrag von Rabaukenmama »

enigma hat geschrieben:Danke für eure Ehrlichkeit. Ich weiß das zu schätzen.

Es stimmt, ich habe große Angst, die falsche Entscheidung zu treffen und meinem Sohn dadurch zu schaden. Aber ist diese Angst nicht auch begründet?
Ihr sagt es selbst, eigentlich hat man es gar nicht in der Hand, es hängt ja von so vielem ab, ob es klappt (Lehrer, Mitschüler, usw.). Ist es nicht besser, dann einfach gar nichts zu tun? Insbesondere, wenn Früheinschulung das eigentliche Problem ja sowieso nicht löst, bzw. nur ein bisschen hilft?
Ich bin kein Hellseher und weiß, ich kann nicht alles im Voraus planen, und muss es auch nicht, aber ich möchte natürlich eine gute Entscheidung für mein Kind treffen.
Das finde ich wirklich sehr schwierig. Vielleicht sehe ich es wirklich im Frühjahr noch klarer. Ich werde wohl abwarten müssen :gruebel:

Lg
enigma
Ich hatte bisher einige Entscheidungen bezüglich meiner Kinder zu treffen und dann, wenn ICH SELBST so weit war, könnte ich diese auch treffen. Ob alles richtig war weiß ich Bus jetzt noch nicht, aber offensichtlich war bisher noch nichts ganz falsch :) .

Dein Sohn ist jetzt 4 Jahre und 4 Monate alt. Ist es wirklich jetzt schon notwendig, sich Sorgen zu machen, wie sehr er sich in der Schule VIELLEICHT langweilen wird? Es geht ihm gut, er fühlt sich im Kindergarten wohl, ist klug und vielseitig interessiert. Sollte er in der Schule Probleme bekommen reicht es immer noch, in der Situation nach Lösungen zu suchen. Wie genau die Probleme aussehen und welche Möglichkeiten sich dann ergeben kann man ohnehin nicht vorhersehen. Warum also JETZT Zeit und Energie daruf verschwenden, alle Eventualitäten vorhersehen zu wollen?

Auch aus deiner Frage "Ist es nicht besser, einfach gar nichts zu tun?" spricht Angst. In einem halben Jahr stehst du vor der Entscheidung ob vorzeitige Einschulung oder nicht. Warum ist es schlimm, noch abwarten zu "müssen"? Im Moment weißt du ohnehin noch nicht was du tun willst, da tut ein Zeitpolster doch gut. Und dann, wenn es so weit ist entscheidest du nach der dann aktuellen Situation bewusst nach deinem Gefühl was du wirklich machst. Glaub mir, ich weiß aus Erfahrung dass es für alle Beteiligten besser ist, wenn Entscheidungen getroffen werden als wenn man die Dinge geschehen läßt weil manAngst vor Fehlentscheidungen hat.
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